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D er Mann ließ das Parkticket zwischen den Fingern schnippen und las das Kleingedruckte, für das keine Zeit mehr geblieben war, als er seinen weißen SUV hastig beim Parkwärter abgegeben hatte. Zehn Dollar die halbe Stunde; für achtundzwanzig Dollar konnte man zwei bis vierundzwanzig Stunden parken.
Er fragte sich, ob jemals einer so blöd gewesen war und dreißig Mücken für eineinhalb Stunden abgedrückt hatte. Vermutlich. Wenn er etwas wusste, dann, wie leicht die Menschen zu täuschen waren. Es hatte mal eine Zeit gegeben, da hätten ihn die Parkgebühren in Manhattan ziemlich kaltgelassen, aber das war definitiv vorbei und damit auch alles andere.
Der Barkeeper kam endlich zu ihm – er saß nah am Eingang, aber nicht so nahe, dass Laurie Moran ihn entdecken könnte, falls sie nach jemandem Ausschau hielt, der sich noch zu ihrer Feier gesellen sollte.
»Was kann ich Ihnen bringen?« Der Barkeeper, ein Hipster mit Fusselbart, trug ein kariertes Hemd mit Hosenträgern. Wahrscheinlich ging sein gesamtes Gehalt für ein trendiges Apartment in Williamsburg drauf, dabei sah er aus wie einer, der in dieser alten Fernsehsendung Hee Haw auf dem Waschbrett herumschrammte. Die Menschen sind so dumm , dachte er.
Er bestellte einen Johnnie Walker Black. Er wusste, er sollte einen klaren Kopf behalten, aber es fehlte ihm die Willenskraft, ohne einen Drink in einer Bar zu sitzen. Darüber hatte sie sich immer beschwert, damals, als es noch eine Frau in seinem Leben gab. Du bist richtig fies, wenn du trinkst , hatte sie immer gesagt .
Aus einem Scotch wurden zwei und dann drei, während er die glückliche Laurie Moran im Kreis ihrer Freunde beobachtete. Zwei von ihnen – die jüngere Frau und der dürre Typ – hatten einen Song für sie geträllert, der davon handelte, dass sie in die Kirche geht und heiratet und bis ans Ende ihrer Tage liebt und geliebt wird und nie wieder einsam ist. Was für ein Schwachsinn.
Jetzt packte sie ihre Geschenke aus. Die ersten beiden mussten Gag-Geschenke sein, denn vom Tisch ertönte lautes Gelächter. Das dritte Geschenk war groß und in zerknittertes Papier gewickelt. Es war eine große Reisetasche aus Leder. Lauries Freundin – die Frau in ihrem Alter – sagte, wie er hörte, die sei für ihre Flitterwochen.
Dann reichten sie ihr eine flache, rechteckige, türkisblaue Schachtel, um die eine glänzende weiße Schleife gebunden war. Das Geschenk musste von Tiffany sein. Damals, als er noch Teil eines glücklichen Paars gewesen war, hatte sie sich immer sehr gefreut, wenn sie so ein türkisblaues Schächtelchen geschenkt bekommen hatte. Wie schön , hatte sie dann geflüstert und ihn meistens geküsst.
Von seinem Hocker aus konnte er das Glänzen des Kristallbilderrahmens erkennen, den Laurie aus der Verpackung zog. Nach ihrem Strahlen zu schließen musste in dem Rahmen ein Foto von ihr und ihrem Verlobten stecken.
Das glückliche Paar. Sie haben dieses Glück nicht verdient. Es ist nicht fair.
Die Freundin in Lauries Alter umarmte die zukünftige Braut und rief nach der Rechnung, und Laurie packte ihre Geschenke sowie ihre Aktentasche in ihre neue Reisetasche. Wie effizient. Und vernünftig. Eine Tasche, in der man alles mit nach Hause nehmen kann.
Sie würde den anderen fehlen, dessen war er sich sicher.