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J oe Brenner ging die Bowery hinunter. Fünf Jahre lang waren die Treffen mit Kendra leicht verdientes Geld gewesen. Theoretisch hätte sie längst den Spieß umdrehen können, aber das hatte sie nie getan. Kein einziges Mal. Sie hatte zu viel Angst. Sie hatte das Geld, und sie würde zahlen, immer. Ganz einfach.

Heute aber hatte Kendra einige Überraschungen parat gehabt. Sie hatte falsches Spiel mit ihm getrieben, und jetzt hatte eine Fernsehsendung mit Millionen von Zuschauern ihn auf Film – wahrscheinlich wegen der Kamera, die allem Anschein nach auf diesem Transporter montiert gewesen war. Er rief sich noch mal das Gespräch ins Gedächtnis und wusste schon jetzt, dass es nicht gut gelaufen war.

Er hatte abgestritten, Martin Bell umgebracht zu haben – klar –, aber er hatte Kendra auch gesagt, dass sie den Mund halten soll, offensichtliches Anzeichen dafür, dass er etwas zu verbergen hatte. Und er hatte die nächste Zahlung angesprochen. Er wäre also wegen Erpressung dran. Er würde seine Lizenz verlieren und verurteilt werden.

Das durfte nicht geschehen.

Er brauchte jemanden mit entsprechendem Einfluss, der die ganze Sache beenden konnte. Also war klar, was er zu tun hatte. Er zog sein Wegwerfhandy aus der Tasche und wählte eine Nummer. Die Stimme, die sich meldete, klang nervös, wie immer, wenn er anrief.

»Ich bin’s«, sagte er. »Sie werden was für mich tun.«

»Wie viel diesmal? «

»Kein Geld«, sagte er. »Einen Gefallen. Und dann werden Sie nie mehr von mir hören.«

»Was für einen Gefallen?« Noch mehr Angst in der zitternden Stimme.

»Nicht am Telefon«, sagte er. Er war immer noch ganz paranoid nach diesem Täuschungsmanöver, das Kendra zusammen mit dieser Fernsehproduzentin gerade abgezogen hatte. Er brauchte einen klaren Kopf. Er brauchte eine freie Fläche, nicht hier in der City. »Wir treffen uns auf Randall’s Island, auf dem Parkplatz an Platz neun.« Manchmal fuhr Brenner nur dorthin, um im Grünen zu sein.

Es folgte eine lange Pause, dann kam von der Stimme am anderen Ende der Leitung: »Ich mach mich sofort auf den Weg.«