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ie bekannten Ausfahrten auf dem FDR
Drive zogen an ihnen vorbei. Laurie und Leo folgten Brenner seit der Bowery, wo er sich ans Steuer eines schwarzen Dodge Charger gesetzt hatte. Jetzt hielten sie sich in sicherer Entfernung und wussten nicht, wohin es ging.
»Ich will immer noch nicht so recht glauben, dass dieses Ding elektrisch ist«, sagte Leo. »Es fährt sich wie ein Rennauto.«
»Fahr jedenfalls vorsichtig. Es ist Jerrys Baby. Wohin will Brenner? Hoffentlich nicht nach Albany. Jerry hat gesagt, die Reichweite des Wagens beträgt bloß zweihundertfünfzig Kilometer, dann muss er wieder aufgeladen werden.«
»Er blinkt. Es geht auf die Triborough Bridge. Vielleicht will er nach LaGuardia. Weil er fliehen möchte. Warte, noch mal der Blinker. Sieht so aus, als fährt er nach Randall’s Island.« Die Insel im East River zwischen East Harlem, South Bronx und Queens. Der größte Teil der Insel bestand aus Parkflächen und Sportplätzen.
»Halt Abstand, Dad. Auf der Insel ist oft nicht viel los. Es gibt kaum Autos, unter die du dich mischen kannst.«
»Weißt du, wie oft dein alter Herr anderen schon gefolgt ist? Keine Sorge, alles unter Kontrolle.«
Laurie richtete das Fernglas auf das Nummernschild des Charger. Sie griff sich einen Zettel aus dem Handschuhfach und notierte die Nummer. »Als kleine Rückversicherung, falls wir ihn verlieren.«
»Gute Idee, aber ich hab nicht vor, ihn zu verlieren«, sagte
Leo. Er zeigte auf den Wagen vor ihnen. »Er biegt auf einen Parkplatz bei den Baseballfeldern ab.«
»Fahr ihm nicht hinterher. Sonst entdeckt er uns.«
Laurie hatte Timmy zu einigen Geburtstagspartys hierhergebracht. Im Park gab es mehr als sechzig Sportplätze, von denen selbst an schönen Tagen nicht alle belegt waren.
»Vertrau mir«, sagte Leo, als er sich dem Parkplatz näherte, auf dem Brenner gerade gewendet hatte. Laurie rutschte auf ihrem Sitz nach unten, während Leo daran vorbeifuhr. »Hinter diesem Platz gibt es ein paar Bäume. Da sieht er vielleicht den Wagen, aber er wird uns auf keinen Fall erkennen.«
Kurz darauf hielt er an.
»Dad, vielleicht sollten wir Unterstützung anfordern.«
»Noch nicht. Mein Gefühl sagt mir, dass er gleich nach dem Gespräch mit dir jemanden angerufen und ein Treffen vereinbart hat. Und diese Person möchte ich nicht verschrecken.«
Brenner war mittlerweile ausgestiegen, lehnte an der Motorhaube und rauchte eine Zigarette. Er schaute auf seine Uhr, dann suchte er die Gegend ab. Sein Blick blieb an der kleinen Ansammlung von Bäumen hängen.
»Er sieht zu uns, Dad.«
»Keine Sorge. Er kann dich von seiner Stelle aus nicht sehen.«
Ein weiterer Wagen, ein Volvo, bog in den Parkplatz ein und hielt neben Brenners Wagen. Laurie justierte das Fernglas, dann konnte sie den Fahrer erkennen. »Es ist eine Frau«, sagte sie. »Sie kommt mir irgendwie bekannt vor.«
Und dann wollte sie ihren Augen nicht trauen. »Mein Gott, Dad. Das ist Leigh Ann Longfellow.«
Die Frau des Senators stieg aus, sah sich um und ging zu Brenner. Obwohl es bewölkt war, trug sie eine dunkle Sonnenbrille.
Weder Leo noch Laurie bemerkten den weißen SUV
, der auf den Sportplatz daneben einbog.