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L
aurie sagte gerade etwas zu ihrem Vater, als sie Brenners Wagen aufröhren hörten. Der schwarze Pkw krachte über die Barriere und holperte über das Spielfeld.
»Ruf die Polizei«, rief Leo, beschleunigte und preschte ebenfalls aufs Spielfeld, während Brenners Wagen in Richtung des Netzes hinter der Homeplate raste.
Noch ist nichts verloren
, dachte Leigh Ann. Ihre Schultern schmerzten, sie hatte sich anstrengen müssen, um die Pistole aufzuheben, jetzt versuchte sie einen klaren Gedanken zu fassen. Ich hab meinen Wagen. Vielleicht komm ich noch weg, bevor jemand auftaucht. Niemand weiß, dass ich hier war. Und wenn man es doch herausfindet, wird mir jeder glauben, wenn ich behaupte, es ist aus Notwehr geschehen.
Brenner stöhnte, öffnete die Augen und versuchte sich aufzurichten. Leigh Ann drückte ihm die Waffe gegen das Herz. »Grüßen Sie Martin schön von mir.«
Sie wollte abdrücken, als sie hinter sich eine laute Stimme hörte: »NYPD
. Keine Bewegung. Lassen Sie die Waffe fallen. Ich will Ihre Hände sehen.«
Leigh Ann sah über ihre Schulter. Leo stand in Schussstellung hinter ihr, seine Waffe war auf ihren Kopf gerichtet.
»Ich bin Leigh Ann Longfellow …«, sagte sie und ließ die Pistole auf den Boden fallen.
»Es interessiert mich nicht, wer Sie sind«, blaffte Leo. »Lassen Sie die Hände dort, wo ich sie sehen kann.
«
Leo gab Laurie, die die Beifahrertür geöffnet hatte, ein Zeichen. Sie hob die Waffe auf.
Leo, der nach wie vor die Waffe auf Leigh Ann gerichtet hatte, sagte: »Steigen Sie aus und setzen Sie sich mit erhobenen Händen auf den Boden.«
Leigh Ann kam der Aufforderung nach. Leo sah abwechselnd zu ihr und Brenner, der allmählich wieder zu Bewusstsein kam.
»Ich bin nicht bewaffnet«, sagte Brenner schließlich.
»Lassen Sie die Hände da, wo ich sie sehen kann«, befahl Leo, während Laurie die Fahrertür öffnete. Brenner zog sich heraus, wankte zu Leo und setzte sich einige Meter von Leigh Ann entfernt auf den Rasen.
»Wer zum Teufel glauben Sie, dass Sie sind?«, schrie Leigh Ann nun Leo und Laurie an. »Wissen Sie, wer ich bin? Haben Sie irgendeine Ahnung, wer mein Mann ist? Senator Daniel Longfellow. Wenn mein Mann herausfindet, was Sie hier mit mir machen, sind Sie morgen Ihren Job los.«
Sie deutete auf Brenner. »Er wollte mich umbringen. Er hat mir die Pistole an den Kopf gehalten. Er hat Martin Bell umgebracht und mich erpresst. Und jetzt wollte er mich entführen. Stehen Sie nicht wie zwei Idioten rum, unternehmen Sie was.«
Brenners Hand ging zu seiner Jackentasche, sofort richtete Leo die Waffe auf ihn. »Ich sagte, lassen Sie die Hände oben. Was wollen Sie da?«
»Sehen Sie selbst. Nehmen Sie es heraus, wenn Sie mir nicht glauben.« Mit dem Zeigefinger der nach wie vor erhobenen Hand deutete er auf seine Jackentasche.
Laurie sah zu Leo, der nickte. Vorsichtig näherte sie sich Brenner und schob die Hand in die von ihm angezeigte Tasche. Sie zog das kleine Aufnahmegerät heraus, das er auch schon am Cooper Union bei sich gehabt hatte. Das rote Licht leuchtete.
»Ich hab die ganze Sache aufgezeichnet«, sagte Brenner mit
einem Grinsen. »Dem Staatsanwalt sollte das einiges wert sein, meinen Sie nicht auch?«
Brenner drehte sich zu Leigh Ann hin, die ihn nur finster anstarrte. »Wir sehen uns in dreißig Jahren wieder«, sagte er lächelnd. »Wenn Sie bis dahin schon draußen sind. Ach ja, und richten Sie dem Senator meine besten Grüße aus.«
Als die erste Sirene ertönte, ließ der Fahrer des weißen SUV
den Motor an und fuhr ein Stück weiter. Er wollte sich einen Platz in der Nähe des Parkausgangs suchen, abseits der Polizei, die nach den Schüssen auf Randall’s Island in nächster Zeit eintreffen würde.
Er nahm an, dass sie in dem kleinen BMW
die Insel auch wieder verlassen würde. Dabei musste sie unweigerlich an ihm vorbei.