Wenn Sie in der Öffentlichkeit sprechen sollen, dann kann es Ihre Aufgabe sein, einen anderen Redner einzuführen oder selbst eine längere Rede zu halten, die unterrichten, unterhalten, überzeugen oder andere zum Handeln auffordern soll. Vielleicht sind Sie im Vorstand eines Bürgervereins oder Mitglied eines Clubs und haben die Aufgabe, den Hauptredner oder die Hauptrednerin einer Veranstaltung einzuführen. Oder vielleicht wissen Sie schon, daß Sie demnächst bei einem Elternabend, vor Ihrer Verkaufsgruppe, bei einem Gewerkschaftstreffen oder anläßlich der Tagung einer politischen Organisation sprechen sollen. In Kapitel dreizehn werde ich Ihnen Hinweise geben, wie man sich auf eine längere Rede vorbereitet. Das vorliegende Kapitel wird Ihnen dabei helfen, einen anderen Redner einzuführen. Ich möchte Ihnen auch einige wertvolle Winke geben, wie man sich bei der Übergabe oder der Annahme eines Preises verhält. John Mason Brown, der Schriftsteller und Redner, dessen lebendige Ansprachen überall große Hörerscharen gewannen, besprach sich eines Abends mit dem Mann, der ihn dem Publikum vorzustellen hatte.
«Hören Sie auf, sich Sorgen zu machen, was Sie sagen sollen», sagte dieser Mann zu Brown. «Entspannen Sie sich. Ich glaube nicht an so etwas wie die Vorbereitung eines Vortrags. Das ist Kohl, vermiest den Charme der ganzen Sache, mordet die Fröhlichkeit. Ich warte einfach auf den Einfall, der mir kommt, wenn ich vorne stehe – und der hat mich noch nie im Stich gelassen.» Diese zuversichtlichen Worte ließen John Mason Brown eine gute Einführung erwarten. Als der Mann aber vorne stand, hörte man folgendes:
Meine Damen und Herren, darf ich um Ihre Aufmerksamkeit bitten? Heute habe ich betrübliche Nachrichten für Sie. Wir hatten Isaac F. Marcosson gebeten, zu uns zu sprechen, aber er war verhindert. Er ist krank. (Applaus). So baten wir Senator Bledridge, Ihnen einen Vortrag zu halten, aber er war unabkömmlich. (Applaus). Schließlich haben wir auch noch vergeblich versucht, Dr. Lloyd Grogan zu veranlassen herzukommen. (Applaus). Statt dessen ist hier nun – John Mason Brown. (Schweigen).
Bei der Erinnerung an diesen Reinfall sagte Brown nur: «Wenigstens hat mein Freund, den sein Einfall nie im Stich ließ, meinen Namen richtig ausgesprochen.»
Sie erkennen natürlich, daß dieser Mann, der sich so zuversichtlich auf seine Einfälle verließ, kaum etwas hätte schlechter machen können, selbst wenn er es versucht hätte. Seine Einführung verletzte alle Verpflichtungen, die er sowohl dem Redner als auch dessen Zuhörern gegenüber hatte. Es gibt nur ganz wenige Dinge, die man in solcher Situation beachten muß. Sie sind aber äußerst wichtig – und es ist erstaunlich, wie viele Veranstalter oder Verantwortliche bei dieser Aufgabe versagen.
Die einführende Rede dient dem gleichen Zweck wie eine gesellschaftliche Vorstellung. Sie führt den Redner und das Publikum zueinander, schafft eine freundliche Atmosphäre und läßt Anteilnahme auf beiden Seiten entstehen. Wer da sagt: «Du brauchst keine Rede zu halten, du sollst ja nur den Redner einführen», macht sich der Untertreibung schuldig. Keine Rede wird häufiger zu kläglicherem Flickwerk als die Einführungsrede. Vermutlich deshalb, weil so viele Vorsitzende, deren Pflicht es ist, sie vorzubereiten und zu halten, sie als unbedeutend ansehen.
Einführung oder Introduktion – dieser Ausdruck ist aus zwei lateinischen Wörtern entstanden: intro – nach innen, hinein und ducere – führen. Also etwas, das uns so in das Innere des Themas hineinführt, daß wir gerne mehr darüber hören möchten. Sie sollte uns auch in Tatsachen bezüglich des Redners hineinführen, so daß wir wissen, warum gerade dieser Redner etwas zu dem vorliegenden Thema zu sagen hat. Mit anderen Worten: Eine Einführung soll das Thema und den Redner dem Publikum «verkaufen». Und das sollte in möglichst kurzer Zeit geschehen.
So sollte es sein! Aber ist es so? In neun von zehn Fällen nicht. Die meisten Einführungen sind jämmerliche, kümmerliche Unternehmungen; so ungenügend, daß sie nicht mehr zu entschuldigen sind. Das wäre aber nicht nötig. Wenn der Redner, der die Einführung übernommen hat, die Wichtigkeit seiner Aufgabe kennt und sie richtig anpackt, wird er sich bald einen ausgezeichneten Namen machen, und man wird bald wieder an ihn herantreten – vielleicht bei wichtigeren Anlässen als zuvor.
Es folgen nun einige Vorschläge, die Ihnen helfen können, eine gute und der Sache angemessene Einführungsrede zu halten.
Obgleich eine gewöhnliche Einführungsrede kurz ist, kaum länger als eine Minute, bedarf sie sorgfältiger Vorbereitung. Als erstes müssen Sie Tatsachen zusammentragen. Diese werden sich um drei Schwerpunkte gruppieren: das Thema der folgenden Rede, die Qualifikation des Redners für dieses Thema und sein Name. Oft wird noch ein vierter Punkt bedeutungsvoll: warum das vom Redner gewählte Thema für die Zuhörerschaft von besonderem Interesse ist.
Vergewissern Sie sich, daß Ihnen die Formulierung des Themas genau bekannt ist. Dazu sollten Sie etwas über die geplante Abhandlung des Themas wissen. Nichts ist unangenehmer für den Redner, als wenn er die Einführungsrede berichtigen muß. Das können Sie vermeiden, indem Sie sich zwar genau über das Thema informieren, aber in keiner Weise dem vorgreifen, was der Redner sagen will. Ihre Pflicht ist es ausschließlich, den Titel korrekt wiederzugeben und aufzuzeigen, warum das Thema für die Hörer von Interesse ist. Versuchen Sie, diese Angaben direkt vom Redner zu erhalten. Sind Sie aber auf Information von dritter Seite angewiesen, wie zum Beispiel vom Veranstalter, so bemühen Sie sich um schriftliche Angaben, und lassen Sie diese vom Redner unmittelbar vor der Veranstaltung überprüfen.
Vielleicht haben Sie aber bei Ihrer Vorbereitung vor allem Tatsachen über die Qualifikation des Redners einzuholen. In manchen Fällen wird es Ihnen möglich sein, eine brauchbare Zusammenstellung von Daten einem Nachschlagewerk zu entnehmen, falls Ihr Redner eine bekannte Persönlichkeit ist. Hat er örtliche Bedeutung, so könnten Sie sich an das Personalbüro seiner Firma wenden oder auch an einen nahen Freund oder einen Familienangehörigen des Redners. Vor allem geht es ja darum, daß Sie die biographischen Daten korrekt erhalten. Dem Redner nahestehende Personen werden Sie gerne mit Unterlagen versorgen.
Selbstverständlich würden zu viele Einzelheiten langweilen, besonders wenn ein akademischer Grad des Redners andere, geringere Titel einschließt. Es ist also zum Beispiel unnötig, auf das abgeschlossene Studium hinzuweisen, wenn Redner oder Rednerin mit dem Doktor- oder dem Professorentitel vorgestellt wird. Ebenso ist es am sinnvollsten, die höchsten und letzten beruflichen Positionen zu nennen, statt einen ganzen Katalog von Stellungen anzuführen, die der Redner seit seiner Jugend bekleidete. Versäumen Sie vor allem nicht, auf das größte Werk seines Lebens hinzuweisen, statt auf irgendwelche weniger wichtige Dinge einzugehen.
So habe ich zum Beispiel erlebt, daß ein weithin bekannter Redner, ein Mann, der es eigentlich besser hätte wissen sollen, den irischen Dichter W. B. Yeats vorstellte. Yeats beabsichtigte, eigene Dichtungen vorzutragen. Drei Jahre zuvor war ihm der Nobelpreis für Literatur verliehen worden, die höchste Ehrung, die einem Schriftsteller zuteil werden kann. Ich bin sicher, daß keine zehn Prozent der damals Anwesenden etwas vom Nobelpreis und seiner Bedeutung wußten. Auf jeden Fall hätte hierüber etwas gesagt werden müssen. Diesen Preis hätte man nennen müssen, auch wenn sonst kein weiteres Wort gefallen wäre. Was aber tat der Veranstalter? Er überging diese Tatsache vollständig und verbreitete sich über Mythologie und griechische Poesie.
Vergewissern Sie sich über den Namen des Redners und die richtige Aussprache. In einem höchst amüsanten Essay erzählte der berühmte kanadische Humorist Stephen Leacock, wie er selbst einmal vorgestellt wurde:
Viele unter uns haben Mr. Learoyds Ankunft mit dem größten Vergnügen entgegengesehen. Durch seine Bücher scheint er uns bereits vertraut wie ein alter Freund. Ich glaube tatsächlich nicht zu übertreiben, wenn ich Mr. Learoyd versichere, daß sein Name stadtbekannt ist. Ich habe das ganz große Vergnügen Sie bekannt zu machen mit – Mr. Learoyd.
Ganz besonders wichtig ist es, daß Sie bei Ihrer Einführung bestimmte Aussagen machen. Nur dann wird die Einführung ihren Zweck erfüllen, die Aufmerksamkeit der Hörer zu erhöhen und sie erwartungsvoll zu stimmen. Ein dürftig vorbereiteter Veranstalter kommt gewöhnlich mit verschwommenen und einschläfernden Ausführungen:
Unser heutiger Redner ist überall als ein Fachmann auf dem Gebiet – dem Gebiet seines Themas bekannt. Wir sind begierig ihn zu hören, weil er aus – aus großer Entfernung zu uns gekommen ist. Es ist mir eine außerordentliche Freude, Sie bekannt zu machen mit – warten Sie – wo habe ich doch – ach ja, Mr. Meyer!
Nehmen wir uns nur ein wenig Zeit zur Vorbereitung, so können wir den jammervollen Eindruck vermeiden, den eine solche Einführung auf Redner und Zuhörer machen muß.
Bei den weitaus meisten Einführungen dient die T-I-R-Formel als praktisches Muster, um die bei der Vorbereitung zusammengestellten Fakten wirkungsvoll zu ordnen:
1. T bedeutet Thema. Beginnen Sie Ihre Einführung mit dem Nennen des genauen Redethemas.
2. I bedeutet Interesse. Auf dieser Stufe Ihrer Einführung schlagen Sie eine Brücke zwischen dem Thema und dem speziellen Interesse der Zuhörer.
3. R bedeutet Redner. Hier zählen Sie die hervorragenden Qualifikationen des Redners auf, besonders diejenigen, die sich unmittelbar auf sein Thema beziehen. Ganz zum Schluß nennen Sie seinen Namen, deutlich und klar. Innerhalb dieser Formel hat Ihre Phantasie ausreichenden Spielraum. Die Einführung muß ja nicht abgehackt und trocken wirken. Ich füge deshalb das Beispiel einer Einführungsrede an, die sich an die Regel hält, ohne im mindesten den Eindruck einer Formel zu erwecken. Diese Einführungsrede hielt der Verleger Homer Thorne, als er einer Gruppe von Journalisten George Wellbaum von der New York Telephone Company vorstellte:
Das Thema unseres Redners lautet Das Telefon dient dir. Mir scheint, eines der großen Geheimnisse der Welt – wie die Liebe oder die Beharrlichkeit eines Glücksspielers – ist das Mysterium: was geschieht, wenn Sie telefonieren? Warum bekommt man eine falsche Nummer? Weshalb geht es manchmal rascher, eine Verbindung von New York nach Chicago zu erhalten, als eine von Ihrer Heimatstadt zur Nachbarstadt gleich jenseits des Hügels? Unser Redner kann diese Fragen und alle anderen über das Telefon beantworten. Zwanzig Jahre lang ist es sein Beruf gewesen, alle nur denkbaren Einzelheiten über das Telefon und das Telefonieren zu verarbeiten und anderen Menschen zu erklären. Er ist leitender Angestellter einer Telefongesellschaft, in der er sich emporgearbeitet hat. Er will heute darüber sprechen, wie seine Gesellschaft uns dient. Wenn Sie mit dem heutigen Telefondienst zufrieden sind, sollten Sie zu dem Redner aufblicken wie zu einem Schutzheiligen. Sollten Sie in letzter Zeit Enttäuschungen mit Ihrem Telefon erlebt haben, so lassen Sie ihn eine Lanze zur Verteidigung brechen.
Meine Damen und Herren, es spricht zu Ihnen der Vizepräsident der New York Telephone Company, George Wellbaum.
Achten Sie darauf, wie vorzüglich der Einführungssprecher es verstand, die Gedanken der Zuhörer auf das Telefon zu lenken. Indem er Fragen stellte, erweckte er ihre Neugier. Dann wies er darauf hin, daß der Redner diese und andere Fragen beantworten würde.
Ich bezweifle, daß diese Einführung niedergeschrieben oder auswendig gelernt wurde. Aber selbst auf dem Papier macht sie noch den Eindruck natürlicher Unterhaltung. Nie sollte eine Einführung auswendig gelernt werden. Sie sollte ursprünglich sein, natürlich, aus der Gegebenheit erwachsen, nicht pedantisch und spröde. In der Einführung von George Wellbaum zum Beispiel gibt es keine Klischees, wie: «Ich habe das außerordentliche Vergnügen» und: «Es ist mir eine hohe Ehre, Ihnen vorzustellen.» Das beste Verfahren, einen Redner vorzustellen, ist, seinen Namen zu nennen oder zuerst zu sagen: «Ich stelle Ihnen vor ….» und dann den Namen zu nennen.
Manche Einführungsredner sprechen einfach zu lange und machen das Publikum dadurch ungeduldig. Andere ergehen sich in geschwollenen Sätzen, um den Redner und die Zuhörer mit der eigenen Bedeutung zu beeindrucken. Wieder andere halten es betrüblicherweise für angebracht, Witze von manchmal zweifelhaftem Geschmack einzuflechten; oder sie verwenden einen Humor, der den Beruf des Redners gönnerhaft oder abwertend behandelt. All diese Fehler sollte jeder vermeiden, der eine gute Einführungsrede halten will.
Hier finden Sie das Beispiel einer anderen Einführung, die sich eng an die T-I-R-Formel hält und dennoch eine unverwechselbare Eigenart hat. Beachten Sie vor allem, wie Edgar L. Schnadig die drei Stufen der Formel ineinanderfügte, als er den berühmten Wissenschaftler und Publizisten Gerald Wendt vorstellte:
Wissenschaft heute, das Thema unseres Redners, ist eine ernste Angelegenheit. Es erinnert mich an die Geschichte von dem geistesgestörten Patienten, der unter der Wahnvorstellung litt, er habe eine Katze in seinem Leib. Da es dem Arzt unmöglich war, den Patienten von dieser Halluzination zu befreien, nahm er eine Scheinoperation vor. Als der Mann wieder zu sich kam, wurde ihm eine schwarze Katze mit dem Hinweis gezeigt, seine Kümmernisse seien nun behoben. Er entgegnete: «Es tut mir leid, Herr Doktor, aber die Katze, die mich quält, ist grau.»
In der gleichen Lage befindet sich die Wissenschaft heutzutage. Man sucht nach einer Katze namens U-235 – und was kommt heraus? Ein ganzer Wurf kleiner Kätzchen namens Neptunium, Plutonium, Uranium 233 oder dergleichen. Die Elemente sind von einer Vehemenz wie der Winter in Chicago. Der Alchemist der grauen Vorzeit, den wir als ersten Nuklearwissenschaftler ansehen können, wünschte sich auf seinem Totenbett nur einen einzigen weiteren Lebenstag, um die Geheimnisse des Universums entdecken zu können. Heute produziert die Wissenschaft Geheimnisse, die sich das Universum nie hat träumen lassen. Unser Redner weiß etwas von der Wissenschaft, wie sie ist und wie sie einmal sein wird. Er ist Professor für Chemie an der Universität Chicago, Dekan am Pennsylvania State College und Direktor des Battelle Instituts für wissenschaftliche Forschungen in Columbus im Staate Ohio. Er hat als Wissenschaftler in Staatsdiensten und als Herausgeber und Autor gearbeitet. Geboren wurde er in Davenport im Staate Iowa und schloß sein Studium an der Harvard-Universität ab.
Unser Redner ist der Autor und Herausgeber zahlreicher Lehrbücher verschiedener Zweige der Wissenschaft. Sein berühmtestes Buch, Wissenschaft für die Welt von morgen, erschien, als er der wissenschaftliche Direktor der Weltausstellung in New York war. Als beratender Redakteur von Time, Life, Fortune und March of Time hat er mit seinen Erläuterungen über neue wissenschaftliche Erkenntnisse einen großen Leserkreis erreicht. Das Buch Atomzeitalter unseres Redners erschien 1945, zehn Tage nachdem die Bombe auf Hiroshima fiel. Sein Lieblingssatz lautet: «Das Beste haben wir noch vor uns», und so ist es auch. Ich bin stolz, Ihnen den Herausgeber von Science Illustrated vorstellen zu können: Dr. Gerald Wendt.
Es gab eine Zeit, da war es eine Art Modekrankheit, den Redner bei der Einführung mit einem Übermaß an Lob zu überschütten.
Tom Collins, der bekannte Humorist, sagte: «Für einen Redner, der eine humorvolle Rede halten will, ist es tödlich, wenn den Zuhörern angekündigt wird, sie würden sich vor Lachen biegen. Dann ist es besser, einzupacken und nach Hause zu gehen, denn man ist von vornherein ruiniert.» Aber man sollte auch nicht ins Gegenteil verfallen.
Stephen Leacock erinnerte sich, daß er nach einer Einführung zu sprechen hatte, die folgendermaßen schloß:
Heute beginnen wir mit dem ersten Vortrag der Vortragsreihe dieses Winters. Der Reihe des letzten Winters war, wie Sie alle wissen, kein Erfolg beschieden. Wir haben tatsächlich am Ende des Geschäftsjahres mit einem Defizit abgeschlossen. So folgen wir in diesem Jahr einer neuen Linie und versuchen es einmal mit billigeren Kräften. Darf ich Ihnen Stephen Leacock vorstellen?
Stephen Leacock kommentierte trocken: «Urteilen Sie selbst, wie man sich fühlt, wenn man sich, als ‹billige Kraft› etikettiert, vor ein Publikum schleppt.»
Führen Sie einen Redner ein, dann ist das Wie Ihrer Ausführungen genauso wichtig wie das, was Sie sprechen. Sie sollten um Freundlichkeit bemüht sein. Anstatt zu sagen, wie beglückt Sie sind, sollten Sie bei Ihren Worten wirklich Freude ausstrahlen. Können Sie am Ende Ihrer Vorstellung, wenn Sie den Namen des Redners nennen, Ihre Worte zu einem Höhepunkt führen, so wächst die Spannung, und das Publikum wird den Redner mit stärkerem Applaus empfangen. Diese Verstärkung der positiven Erwartung der Zuhörer wird auf den Redner einwirken und ihm helfen, sein Bestes zu geben.
Am Ende der Einführung, wenn Sie den Namen des Redners nennen, sollten Sie an die Wörter Pause, Teilung, Nachdruck denken. Mit Pause ist gemeint, daß ein kurzer Augenblick völliger Stille vor der Nennung des Namens die Erwartung steigert. Mit Teilung ist gemeint, daß Vor- und Nachname durch ein kurzes Einhalten getrennt werden, so daß die Zuhörer den Namen wirklich klar verstehen können. Mit Nachdruck ist gemeint, daß der Name mit Schwung und Kraft ausgesprochen werden sollte.
Und noch etwas sollten Sie beachten. Ich bitte Sie ausdrücklich: Wenn Sie den Namen des Redners aussprechen, dann wenden Sie sich nicht ihm zu, sondern sehen Sie weiter die Zuhörer an, bis Sie die letzte Silbe des Namens ausgesprochen haben – dann erst wenden Sie sich dem Redner zu. Unendlich oft habe ich erlebt, daß Veranstalter ausgezeichnete Vorstellungsreden gehalten, sie aber am Ende verdorben haben, indem sie sich zum Schluß dem Redner zuwandten und seinen Namen nur zu ihm hin aussprachen; auf die Weise blieb er den Zuhörern völlig unverständlich.
Leisten Sie sich weder abwertende Bemerkungen noch Witze. Eine augenzwinkernde Art der Einführung wird von manchen Zuhörern leicht mißverstanden. Sprechen Sie warmherzig, aber dennoch aufrichtig, Sie befinden sich in einer gesellschaftlichen Situation, die höchstes Taktgefühl erfordert. Möglicherweise stehen Sie dem Redner freundschaftlich nahe – das ist für die Zuhörer aber nicht der Fall, und die eine oder andere Bemerkung, die Sie in aller Unschuld tun mögen, könnte möglicherweise falsch ausgelegt werden.
«Es ist bewiesen, daß das tiefste Sehnen des menschlichen Herzens auf Anerkennung und Ehre gerichtet ist.»
Als die Schriftstellerin Margery Wilson diese Worte schrieb, drückte sie ein allgemeingültiges Gefühl aus. Wir alle wünschen uns, im Leben voranzukommen. Wir möchten anerkannt werden. Das Lob eines anderen, und sei es nur ein Wort – ganz zu schweigen von der bei offiziellem Anlaß überreichten Ehrengabe –, hebt unsere Stimmung in wahrhaft wunderbarer Weise.
Der Tennisstar Althea Gibson hat dieses «heiße Verlangen des menschlichen Herzens» höchst zutreffend in dem Titel ihrer Autobiographie formuliert. Sie nannte ihr Buch Ich wollte jemand sein. Wenn wir einen Preis zu überreichen haben, bekräftigen wir, daß der Empfänger jemand ist. Er hat Erfolg mit einem bestimmten Bemühen gehabt. Er ist des Lobes würdig. Wir sind zusammengekommen, um ihm dieses Lob zu spenden. Was wir sagen, sollte kurz sein, aber wir müssen es sorgfältig überdacht haben. Es mag dem nicht viel bedeuten, der es gewöhnt ist, Ehrungen entgegenzunehmen; aber für weniger vom Glück Begünstigte kann es etwas sein, das ihr ganzes ferneres Leben überstrahlt. Darum sollten wir die Worte, die wir zu diesem Anlaß sprechen wollen, sehr sorgfältig wählen. Hier ist eine bewährte Formel:
1. Sagen Sie, warum diese Ehrung vorgenommen, dieser Preis verliehen wird; vielleicht als Belohnung für langjährige Dienste, für den Gewinn eines Wettkampfes, für eine einzige bemerkenswerte Leistung. Erklären Sie das kurz.
2. Sagen Sie etwas darüber, weshalb die Zuhörer am Leben und der Tätigkeit des Menschen, der hier geehrt wird, interessiert sind.
3. Sagen Sie, wie sehr die Ehrung verdient und wie herzlich die Mitfreude der Anwesenden ist.
4. Beglückwünschen Sie den Empfänger, und sprechen Sie im Namen aller die guten Wünsche für die Zukunft aus.
Nichts ist für diese kleine Rede so wichtig wie Aufrichtigkeit. Das ist jedermann klar, ohne daß darüber viele Worte gemacht werden müssen. Deshalb ist es für Sie, der eine Verleihungsrede zu halten hat, ebensosehr eine Ehre wie für den Empfänger. Die anderen Mitglieder der Gruppe wissen, daß man Ihnen eine Aufgabe zumuten kann, die sowohl Kopf als auch Herz erfordert. Das darf Sie nicht dazu verführen, in gewisse Fehler zu verfallen, die manche Redner machen. Diese Fehler haben mit Übertreibungen zu tun.
Ist ein Preis verdient, so müssen wir das sagen, doch sollten wir keine Worte übermäßigen Lobpreises hinzufügen. Übertriebene Lobesworte sind peinlich für den Empfänger und überzeugen die Anwesenden, die den Fall durchschauen, durchaus nicht.
Genauso sollten wir die Bedeutung der Ehrengabe selbst nicht übertreiben. Statt ihren eigentlichen Wert hervorzuheben, sollten wir lieber Gewicht auf die freundliche Haltung derjenigen legen, die diesen Preis verleihen.
Diese Rede sollte sogar noch kürzer als eine Einführung sein. Ganz gewiß sollte man sie nicht auswendig lernen, doch wird es von Vorteil sein, wenn man darauf vorbereitet ist. Wissen wir im voraus, daß uns ein Preis oder eine Gabe überreicht werden soll, so sollten wir nicht um Worte des Dankes verlegen sein.
Nur «vielen Dank» zu murmeln und «unvergeßlichster Tag meines Lebens», «noch nie etwas so Wunderbares erlebt» ist banal. Von Herzen kommende Dankbarkeit läßt sich in bescheideneren Worten sehr viel besser ausdrücken. Hier folgt ein Vorschlag, wie man danken kann:
1. Sagen Sie der Gruppe ein herzliches «Danke schön!»
2. Weisen Sie auf diejenigen hin, die Ihnen geholfen haben – Ihre Mitarbeiter, Angestellten, Freunde oder Familienangehörigen.
3. Sagen Sie, was der Preis Ihnen bedeutet. Ist eine Gabe eingepackt, so packen Sie sie aus und zeigen Sie sie. Sagen Sie den Anwesenden, wie nützlich oder hübsch sie ist und wie Sie sie verwenden wollen.
4. Schließen Sie mit einem nochmaligen aufrichtigen Ausdruck Ihres Dankes.
In diesem Kapitel haben wir drei spezielle Arten von Reden untersucht. Innerhalb Ihrer Arbeit oder in Zusammenhang mit Tätigkeiten in Organisationen oder Verbänden und Vereinen werden Sie möglicherweise in die Lage kommen, derartige Reden halten zu müssen.
Ich empfehle Ihnen dringend, diese Ratschläge zu befolgen. Dann werden Sie die Befriedigung erleben, zur rechten Zeit die rechten Worte gefunden zu haben.