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(I)
Ich werd ’n bisschen wichsen, dachte Junior. Sein Bruder Ricky war mit dem Truck unterwegs nach Crick City, um bei Wordon’s Hardware einzukaufen: Chlorwasserstoffsäure (was auch immer das sein sollte; irgendein Reinigungsmittel vermutlich), Azeton und eine spezielle Art Alkohol, die »vergällt« sein musste. Von Crystal Meth verstand Junior einen Scheiß, aber Trey hatte erklärt, dass die Rednecks mit diesen Zutaten das Zeug in ihren Trailern herstellten. Sie hatten schon eine Tüte Streichholzbriefchen und mehrere Flaschen Erkältungsmedizin besorgt – damit es auch ja echt aussah.
Gestern hatte Junior ihre Opfer aufgemischt, heute Abend war also fairerweise Ricky dran. Dieser Felps zahlte gut, und obendrein machte es Spaß – es brachte sie richtig auf Touren – und war definitiv besser als richtige Arbeit.
Yeah, dachte er wieder. Ich muss abspritzen, auf jeden Fall. Bin immer noch ganz geil von gestern. Ich mach schnell, bevor Ricky heimkommt. Er durchwühlte die Kiste mit ihren Pornovideos und suchte seinen Favoriten: Die Mädels vom Hühnerhof 4. Aber dann fiel ihm ein – Mist, da war ja was! –, dass das Band vor ein paar Wochen kaputtgegangen war und sie ein neues hatten bestellen müssen. Die beschissene Post is’ viel zu lahmarschig. Das müsst doch längst hier sein. Eine der vielen Enttäuschungen in Juniors Leben. Erneut kramte er in der Kiste mit den Bändern, aber dann dachte er: Mann, ich kann’s doch auch ohne. In der Tat machte ihn das Bild von Ethel Hild vor seinem geistigen Auge durchaus noch an. Die alte Schlampe hatte wirklich echt gut ausgesehen – zumindest für so eine alte Schlampe. Es war geil gewesen, es ihr zu besorgen. Und als er dann daran dachte, wie er sie mit der Axt in zwei Hälften gehackt hatte …
Er betastete seinen Schoß und nickte zufrieden. Wer braucht schon Pornos? Ich geh auch ohne voll ab. Ja, Ethel Hild … Die war schon etwas Besonderes gewesen. Dass er ihren Freak von Ehemann gezwungen hatte zuzusehen, als er die Axt geschwungen hatte, hatte ihn nur noch mehr angemacht. Wie ihre Titten gehüpft waren, als er zugeschlagen hatte, hatte ihm besonders gefallen. Und dann hatte sie auch noch wegzukriechen versucht …
Die Erinnerung erregte ihn immer mehr. Dann gesellten sich andere Bilder dazu. Judy, dachte er. Auch kein übler Anblick. Diese dicken Titten. Junior hätte kein Problem damit, bei ihr eine ähnliche Aktion durchzuziehen. Er wollte ihr die Kleider vom Leib reißen und sie zum Schreien bringen. Da drängte sich ihm ein neues Bild auf.
Patricia.
Die war so ziemlich das Beste, was Agan’s Point je hätte hervorbringen können: eine reinrassige Füchsin mit seidigen, strahlend roten Haaren und Titten … Herr im Himmel! Junior brach beim bloßen Gedanken an sie der Schweiß aus. ’n flotter Dreier mit ihr und Judy, das wär’s.
Und dann, wenn er mit ihnen fertig war, würde er sie in Hälften hacken.
All diese köstlichen Bilder waren eine echte Herausforderung für Juniors Entscheidungsfreude. An wen sollte er denn nun denken? Das konnte einen echt wahnsinnig machen …
Er setzte sich auf die Couch, öffnete seine Hose und wollte gerade loslegen, als es an der Tür klopfte.
Junior ärgerte sich. Mann, kann man hier nich’ ma ’ in Ruhe abspritzen?! Grunzend stand er wieder auf, richtete seine Hose und öffnete die Tür.
»Hey, Junior. Paket für dich.«
Es war der Postbote, Charlie Meitz, ein breiter Kerl mit rasiertem Schädel und einem Schnurrbart, der ihn wie Hitler aussehen ließ.
Junior runzelte die Stirn. »Warum hastes nich’ einfach innen Briefkasten gesteckt?«
»Zu groß. Außerdem wollt ich ma’ Hallo sagen.«
Scheiße. Charlie schüttelte den Karton und lächelte anzüglich. »Was is’n das? ’n Video?«
»Hör auf, meine Post zu schütteln«, beschwerte sich Junior. Er hasste solche Unterbrechungen.
Jetzt las der Postbote die Absenderadresse. »Hmm, T&T Video, Kalifornien. Klingt wie so ’ne Porno-Firma.«
»Gib schon her!«, rief Junior, schnappte sich den Karton und warf die Tür zu. Dämlicher, neugieriger Penner … Er spähte aus dem Fenster neben der Tür auf die Auffahrt des schäbigen kleinen Hauses, das er zusammen mit seinem Bruder bewohnte, und seufzte frustriert. »So ’n Dreck! Kann mir in meinem eignen Haus nich’ ma’ einen von der Palme wedeln!« Gerade als der Wagen des Postboten wegfuhr, bog Ricky in die Einfahrt.
Scheiße. Er musste also warten; immerhin würde Ricky am Abend lange weg sein und den Job erledigen, für den sie beide bezahlt wurden. Junior riss den Karton auf, den der Postbote gebracht hatte, und holte eine nagelneue Kopie von Die Mädels vom Hühnerhof 4 heraus.
Kann’s kaum erwarten, den ma ’ wieder zu sehen. Es war echt spektakulär, was ein paar von den Weibern machten.
Er latschte zum Küchentisch und legte das Video dort ab, um die restliche Post durchzusehen, die der nervige Briefträger ihm in die Hand gedrückt hatte. Nur Müll, dachte er. Ein Brief kam vom Wahlamt; die wollten ihn zwingen, wählen zu gehen. Na klar doch. Telefonrechnung, Stromrechnung, Wasser- und Abwasserrechnung. Zumindest ham wir das Geld, die alle zu bezahlen, dachte er. Felps war großzügig, und er und Ricky hofften sehr, dass der Mann noch mehr Arbeit für sie hatte.
Ein letzter Brief war noch übrig. Sieht nich’ wie ’ne Rechnung aus. Er war an Junior persönlich adressiert, in krakeliger Schreibschrift.
Und er war ohne Absender.