Hitler-Attentäter Claus Schenk Graf von Stauffenberg auf einer bundesdeutschen Briefmarke, 1964
Die Tiefe des Falles irgendeines Körpers ist immer das Maß der Entfernung seiner augenblicklichen Lage von der ursprünglich eingenommenen. Dasselbe gilt auch über den Sturz von Völkern und Staaten. Damit aber kommt der vorherigen Lage oder besser Höhe eine ausschlaggebende Bedeutung zu. Nur was sich über die allgemeine Grenze zu heben pflegt, kann auch ersichtlich tief fallen und stürzen. Das macht für jeden Denkenden und Fühlenden den Zusammenbruch des Reiches so schwer und entsetzlich, daß er den Sturz aus einer Höhe brachte, die heute, angesichts des Jammers der jetzigen Erniedrigung, kaum mehr vorstellbar ist.
Schon die Begründung des Reiches schien umgoldet vom Zauber eines die ganze Nation erhebenden Geschehens. Nach einem Siegeslauf ohnegleichen erwächst endlich als Lohn unsterblichen Heldentums den Söhnen und Enkeln ein Reich. Ob bewußt oder unbewußt, ganz einerlei, die Deutschen hatten alle das Gefühl, daß dieses Reich, das sein Dasein nicht dem Gemogel parlamentarischer Fraktionen verdankte, eben schon durch die erhabene Art der Gründung über das Maß sonstiger Staaten emporragte; denn nicht im Geschnatter einer parlamentarischen Redeschlacht, sondern im Donner und Dröhnen der Pariser Einschließungsfront vollzog sich der feierliche Akt einer Willensbekundung, daß die Deutschen, Fürsten und Volk, entschlossen seien, in Zukunft ein Reich zu bilden und aufs neue die Kaiserkrone zum Symbol zu erheben. Und nicht durch Meuchelmord war es geschehen, nicht Deserteure und Drückeberger waren die Begründer des Bismarckschen Staates, sondern die Regimenter der Front.
Diese einzige Geburt und feurige Taufe allein schon umwoben das Reich mit dem Schimmer eines historischen Ruhmes, wie er nur den ältesten Staaten - selten - zuteil zu werden vermochte.
Und welch ein Aufstieg setzte nun ein!
Die Freiheit nach Außen gab das tägliche Brot im Innern. Die Nation wurde reich an Zahl und irdischen Gütern. Die Ehre des Staates aber und mit ihr die des ganzen Volkes war gehütet und beschirmt durch ein Heer, das am sichtbarsten den Unterschied zum einstigen deutschen Bunde aufzuzeigen vermochte.
So tief ist der Sturz, der das Reich und das deutsche Volk trifft, daß alles, wie vom Schwindel erfaßt, zunächst Gefühl und Besinnung verloren zu haben scheint; man kann sich kaum mehr der früheren Höhe erinnern, so traumhaft unwirklich gegenüber dem heutigen Elend erscheint die damalige Größe und Herrlichkeit.
So ist es denn auch erklärlich, daß man nur zu sehr geblendet wird vom Erhabenen und dabei vergißt, nach den Vorzeichen des ungeheuren Zusammenbruchs zu suchen, die doch irgendwie schon vorhanden gewesen sein mußten.
Natürlich gilt das nur für die, denen Deutschland mehr war als ein reiner Aufenthaltsraum zum Geldverdienen und -verzehren, da ja nur sie den heutigen Zustand als Zusammenbruch zu empfinden vermögen, während er den anderen die längst ersehnte Erfüllung ihrer bisher ungestillten Wünsche ist.
Die Vorzeichen aber waren damals sichtbar vorhanden, wenn auch nur sehr wenige versuchten, aus ihnen eine gewisse Lehre zu ziehen.
Heute aber ist dies nötiger denn je.
So wie man zur Heilung einer Krankheit nur zu kommen vermag, wenn der Erreger derselben bekannt ist, so gilt das gleiche auch vom Heilen politischer Schäden. Freilich pflegt man die äußere Form einer Krankheit, ihre in das Auge stechende Erscheinung, leichter zu sehen und zu entdecken als die innere Ursache. Dies ist ja der Grund, warum so viele Menschen über die Erkenntnis äußerer
Wirkungen überhaupt nicht hinauskommen und sie sogar mit der Ursache verwechseln, ja das Vorhandensein einer solchen am liebsten ganz zu leugnen versuchen. So sehen auch jetzt die meisten unter uns den deutschen Zusammenbruch in erster Linie nur in der allgemeinen wirtschaftlichen Not und den daraus sich ergebenden Folgen. Diese hat fast jeder persönlich mit zu tragen - ein triftiger Grund also zum Verstehen der Katastrophe für jeden einzelnen. Viel weniger aber sieht die große Masse den Zusammenbruch in politischer, kultureller, sittlich-moralischer Hinsicht. Hier versagen bei vielen das Gefühl und auch der Verstand vollkommen.
Daß dies bei der großen Masse so ist, mag noch hingehen, daß aber auch in Kreisen der Intelligenz der deutsche Zusammenbruch in erster Linie als „wirtschaftliche Katastrophe“ angesehen und mithin die Heilung von der Wirtschaft erwartet wird, ist mit eine der Ursachen, warum es bisher gar nicht zu einer Genesung kommen konnte. Erst dann, wenn man begreift, daß auch hier der Wirtschaft nur die zweite oder gar dritte Rolle zufällt und politischen, sittlich-moralischen sowie blutsmäßigen Faktoren die erste, wird man zu einem Verstehen der Ursachen des heutigen Unglücks kommen und damit auch die Mittel und Wege zu einer Heilung zu finden vermögen.
Die Frage nach den Ursachen des deutschen Zusammenbruchs ist mithin von ausschlaggebender Bedeutung, vor allem für eine politische Bewegung, deren Ziel ja eben die Überwindung der Niederlage sein soll.
Aber auch bei einem solchen Forschen in der Vergangenheit muß man sich sehr hüten, die mehr in das Auge springenden Wirkungen mit den weniger sichtbaren Ursachen zu verwechseln.
Die leichteste und daher auch am meisten verbreitete Begründung des heutigen Unglücks ist die, daß es sich dabei um die Folgen des eben verlorenen Krieges handle, mithin dieser die Ursache des jetzigen Unheils sei.
Es mag viele geben, die diesem Unsinn ernstlich glauben werden, es gibt aber noch mehr, aus deren Munde eine solche Begründung nur Lüge und bewußte Unwahrheit sein kann. Dieses letztere gilt für alle heute an den Futterkrippen der Regierung Befindlichen. Denn haben nicht gerade die Verkünder der Revolution einst dem Volke immer wieder auf das angelegentlichste vorgehalten, daß es sich für die breite Masse ganz gleichbleibe, wie dieser Krieg ausgehe? Haben sie nicht im Gegenteil auf das ernsteste versichert, daß höchstens der „Großkapitalist“ ein Interesse an der siegreichen Beendigung des ungeheuren Völkerringens haben könne, niemals aber das deutsche Volk an sich oder gar der deutsche Arbeiter? Ja, erklärten denn diese Weltversöhnungsapostel nicht gerade im Gegenteil, daß durch die deutsche Niederlage nur der „Militarismus“ vernichtet, das deutsche Volk aber seine herrlichste Auferstehung feiern würde? Pries man denn nicht in diesen Kreisen die Güte der Entente und schob man dort nicht die Schuld des ganzen blutigen Ringens auf Deutschland? Hätte man es aber zu tun vermocht ohne die Erklärung, daß auch die militärische Niederlage für die Nation ohne besondere Folgen sein würde? War denn nicht die ganze Revolution mit der Phrase verbrämt, daß durch sie der Sieg der deutschen Fahne verhindert würde, dadurch aber das deutsche Volk seiner inneren und auch äußeren Freiheit erst recht entgegengehen werde?
War dies etwa nicht so, ihr elenden und verlogenen Burschen?
Es gehört schon eine wahrhaft jüdische Frechheit dazu, nun der militärischen Niederlage die Schuld am Zusammenbruch beizumessen, während das Zentralorgan aller Landesverräter, der Berliner „Vorwärts“, doch schrieb, daß das deutsche Volk dieses Mal seine Fahne nicht mehr siegreich nach Hause bringen dürfe!
Und jetzt soll es der Grund unseres Zusammenbruches sein?
Es wäre natürlich ganz wertlos, mit solchen vergeßlichen Lügnern streiten zu wollen, und ich würde deshalb auch gar keine Worte darüber verlieren, wenn nicht dieser Unsinn leider auch von so vielen völlig gedankenlosen Menschen nachgeplappert würde, ohne daß gerade Bosheit oder bewußte Unwahrhaftigkeit dazu die Veranlassung gäben. Weiter auch sollen diese Erörterungen für unsere Kämpfer der Aufklärung Hilfsmittel bieten, die ohnehin sehr nötig sind in einer Zeit, da einem das gesprochene Wort oft schon im Munde verdreht zu werden pflegt.
So ist zu der Behauptung, der verlorene Krieg trage die Schuld am deutschen Zusammenbruche, folgendes zu sagen:
Allerdings war der Verlust des Krieges von einer entsetzlichen Bedeutung für die Zukunft unseres Vaterlandes, allein sein Verlust ist nicht eine Ursache, sondern selber nur wieder eine Folge von Ursachen. Daß ein unglückliches Ende dieses Kampfes auf Leben und Tod zu sehr verheerenden Folgen führen mußte, war ja jedem Einsichtigen und nicht Böswilligen vollkommen klar. Leider aber gab es auch Menschen, denen diese Einsicht zur richtigen Zeit zu fehlen schien, oder die, entgegen ihrem besseren Wissen, dennoch diese Wahrheit erst abstritten und wegleugneten. Das waren zum größten Teil diejenigen, die nach der Erfüllung ihres geheimen Wunsches auf einmal die späte Einsicht in die Katastrophe, die durch sie mit angerichtet wurde, erhielten. Sie aber sind die Schuldigen am Zusammenbruch und nicht der verlorene Krieg, wie sie plötzlich zu sagen und zu wissen belieben. Denn der Verlust desselben war ja nur die Folge ihres Wirkens und nicht, wie sie jetzt behaupten wollen, das Ergebnis einer „schlechten“ Führung. Auch der Gegner bestand nicht aus Feiglingen, auch er wußte zu sterben, seine Zahl war vom ersten Tage an größer als die des deutschen Heeres, und seiner technischen Rüstung standen die Arsenale der ganzen Welt zur Verfügung; mithin kann die Tatsache, daß die deutschen Siege, die vier Jahre lang gegen eine ganze Welt erfochten wurden, bei allem Heldenmut und aller „Organisation“, nur der überlegenen Führung zu verdanken waren, nicht aus der Welt geleugnet werden. Die Organisation und Leitung des deutschen Heeres waren das Gewaltigste, was die Erde bisher je gesehen. Ihre Mängel lagen in der Grenze der allgemeinen menschlichen Zulänglichkeit überhaupt.
Daß dieses Heer zusammenbrach, war nicht die Ursache unseres heutigen Unglücks, sondern nur die Folge anderer Verbrechen, eine Folge, die allerdings selber wieder den Beginn eines weiteren und dieses Mal sichtbaren Zusammenbruchs einleitete.
Daß dem so ist, geht aus folgendem hervor:
Muß eine militärische Niederlage zu einem so restlosen Niederbruch einer Nation und eines Staates führen? Seit wann ist dies das Ergebnis eines unglücklichen Krieges? Gehen denn überhaupt Völker an verlorenen Kriegen an und für sich zugrunde?
Die Antwort darauf kann sehr kurz sein: Immer dann, wenn Völker in ihrer militärischen Niederlage die Quittung für ihre innere Fäulnis, Feigheit, Charakterlosigkeit, kurz Unwürdigkeit erhalten. Ist es nicht so, dann wird die militärische Niederlage eher zum Antrieb eines kommenden größeren Aufstieges als zum Leichenstein eines Völkerdaseins.
Die Geschichte bietet unendlich viele Beispiele für die Richtigkeit dieser Behauptung.
Leider ist die militärische Niederlage des deutschen Volkes nicht eine unverdiente Katastrophe, sondern eine verdiente Züchtigung der ewigen Vergeltung. Wir haben diese Niederlage mehr als verdient. Sie ist nur die größte äußere Verfallserscheinung unter einer Reihe von inneren, die vielleicht in ihrer Sichtbarkeit den Augen der meisten Menschen verborgen geblieben waren, oder die man nach der Vogel-Strauß-Manier nicht sehen wollte.
Man beachte doch einmal die Begleiterscheinungen, unter denen das deutsche Volk diese Niederlage entgegennahm. Hatte man nicht in vielen Kreisen in der schamlosesten Weise geradezu Freude über das Unglück des Vaterlandes geäußert? Wer aber tut dieses, wenn er nicht wirklich eine solche Strafe verdient? Ja, ging man nicht noch weiter und rühmte sich, die Front endlich zum Weichen gebracht zu haben? Und diese tat nicht etwa der Feind, nein, nein, solche Schande luden Deutsche auf ihr Haupt!
Traf sie etwa das Unglück zu Unrecht? Seit wann aber geht man dann noch her und mißt sich selbst auch noch die Schuld am Kriege zu? Und zwar wider bessere Erkenntnis und besseres Wissen!
Nein und nochmals nein: In der Art und Weise, in der das deutsche Volk seine Niederlage entgegennahm, vermag man am deutlichsten zu erkennen, daß die wahre Ursache unseres Zusammenbruches ganz woanders zu suchen ist als in dem rein militärischen Verlust einiger Stellungen oder dem Mißlingen einer Offensive; denn hätte wirklich die Front als solche versagt und wäre durch ihr Unglück das Verhängnis des Vaterlandes hervorgerufen worden, so würde das deutsche Volk die Niederlage ganz anders aufgenommen haben. Dann hätte man das nun folgende Unglück mit zusammengebissenen Zähnen ertragen oder von Schmerz überwältigt beklagt; dann würden Wut und Zorn die Herzen erfüllt haben gegen den durch die Tücke des Zufalls oder auch des Schicksals Willen zum Sieger gewordenen Feind; dann wäre die Nation ähnlich dem römischen Senat den geschlagenen Divisionen entgegengetreten mit dem Danke des Vaterlandes für die bisherigen Opfer und der Bitte, am Reiche nicht zu verzweifeln. Selbst die Kapitulation aber wäre nur mit dem Verstande unterzeichnet worden, während das Herz schon der kommenden Erhebung geschlagen hätte.
So würde eine Niederlage aufgenommen worden sein, die nur dem Verhängnis allein zu danken gewesen wäre. Dann hätte man nicht gelacht und getanzt, hätte sich nicht der Feigheit gerühmt und die Niederlage verherrlicht, hätte nicht die kämpfende Truppe verhöhnt und ihre Fahne und Kokarde in den Schmutz gezerrt, vor allem aber: dann wäre es nie zu jener entsetzlichen Erscheinung gekommen, die einen englischen Offizier, Oberst Repington, zu der verächtlichen Äußerung veranlaßte: „Von den Deutschen ist jeder dritte Mann ein Verräter.“ Nein, diese Pest hätte dann niemals zu jener erstickenden Flut anzusteigen vermocht, die nun seit fünf Jahren aber auch den letzten Rest von Achtung auf seiten der übrigen Welt für uns ertränkte.
Daran sieht man die Lüge der Behauptung, daß der verlorene Krieg die Ursache des deutschen Zusammenbruchs wäre, am allerbesten. Nein, dieser militärische Zusammenbruch war selber nur die Folge einer ganzen Reihe von Krankheitserscheinungen und ihrer Erreger, die schon in der Zeit des Friedens die deutsche Nation heimgesucht hatten. Es war dies die erste allen sichtbare katastrophale Folge einer sittlichen und moralischen Vergiftung, einer Minderung des Selbsterhaltungstriebes und der Voraussetzungen hierzu, die schon seit vielen Jahren die Fundamente des Volkes und Reiches zu unterhöhlen begonnen hatten.
Es gehörte aber die ganze bodenlose Verlogenheit des Judentums und seiner marxistischen Kampforganisation dazu, die Schuld am Zusammenbruche gerade dem Manne aufzubürden, der als einziger mit übermenschlicher Willens- und Tatkraft versuchte, die von ihm vorausgesehene Katastrophe zu verhüten und der Nation die Zeit der tiefsten Erniedrigung und Schmach zu ersparen. Indem man Ludendorff zum Schuldigen am Verluste des Weltkrieges stempelte, nahm man dem einzigen gefährlichen Ankläger, der gegen die Verräter des Vaterlandes aufzustehen vermochte, die Waffen des moralischen Rechtes aus der Hand. Man ging dabei von dem sehr richtigen Grundsatze aus, daß in der Größe der Lüge immer ein gewisser Faktor des Geglaubtwerdens liegt, da die breite Masse eines Volkes im tiefsten Grunde ihres Herzens leichter verdorben als bewußt und absichtlich schlecht sein wird, mithin bei der primitiven Einfalt ihres Gemütes einer großen Lüge leichter zum Opfer fällt als einer kleinen, da sie selber ja wohl manchmal im kleinen lügt, jedoch vor zu großen Lügen sich doch zu sehr schämen würde. Eine solche Unwahrheit wird ihr gar nicht in den Kopf kommen, und sie wird an die Möglichkeit einer so ungeheuren Frechheit der infamsten Verdrehung auch bei anderen nicht glauben können, ja selbst bei Aufklärung darüber noch lange zweifeln und schwanken und wenigstens irgendeine Ursache doch noch als wahr annehmen; daher denn auch von der frechsten
Lüge immer noch etwas übrig und hängen bleiben wird -eine Tatsache, die alle großen Lügenkünstler und Lügenvereine dieser Welt nur zu genau kennen und deshalb auch niederträchtig zur Anwendung bringen.
Die besten Kenner aber dieser Wahrheit über die Möglichkeiten der der Anwendung von Unwahrheit und Verleumdungen waren zu allen Zeiten die Juden; ist doch ihr ganzes Dasein schon auf einer einzigen großen Lüge aufgebaut, nämlich der, daß es sich bei ihnen um eine Religionsgenossenschaft handle, während es sich um eine Rasse - und zwar was für eine - dreht. Als solche aber hat sie einer der größten Geister der Menschheit für immer festgenagelt in einem ewig richtigen Satze von fundamentaler Wahrheit: er nannte sie „die großen Meister der Lüge“. Wer dieses nicht erkennt oder nicht glauben will, der wird nimmermehr auf dieser Welt der Wahrheit zum Siege zu verhelfen vermögen.
Für das deutsche Volk darf man es fast als ein großes Glück betrachten, daß die Zeit seiner schleichenden Erkrankung plötzlich in einer so furchtbaren Katastrophe abgekürzt wurde, denn im anderen Falle wäre die Nation wohl langsamer, aber um so sicherer zugrunde gegangen. Die Krankheit wäre zu einer chronischen geworden, während sie in der akuten Form des Zusammenbruches mindestens den Augen einer größeren Menge klar und deutlich erkennbar wurde. Der Mensch wurde nicht durch Zufall der Pest leichter Herr als der Tuberkulose. Die eine kommt in schrecklichen, die Menschheit aufrüttelnden Todeswellen, die andere im langsamem Schleichen; die eine führt zur entsetzlichen Furcht, die andere zur allmählichen Gleichgültigkeit. Die Folge aber ist, daß der Mensch der einen mit der ganzen Rücksichtslosigkeit seiner Energie entgegentrat, während er die Schwindsucht mit schwächlichen Mitteln einzudämmen versucht. So wurde er der Pest Herr, während die Tuberkulose ihn selber beherrscht.
Genau so verhält es sich auch mit Erkrankungen von Volkskörpern. Wenn sie nicht katastrophal auftreten, beginnt sich der Mensch langsam an sie zu gewöhnen und geht endlich an ihnen, wenn auch erst nach Zeiten, so doch um so gewisser, zugrunde. Es ist dann schon ein - freilich bitteres - Glück, wenn das Schicksal sich entschließt, in diesen langsamen Fäulnisprozeß einzugreifen und mit plötzlichem Schlage das Ende der Krankheit dem von ihr Erfaßten vor Augen führt. Denn darauf kommt eine solche Katastrophe öfter als einmal hinaus. Sie kann dann leicht zur Ursache einer nun mit äußerster Entschlossenheit einsetzenden Heilung werden.
Aber auch in einem solchen Falle ist die Voraussetzung doch wieder das Erkennen der inneren Gründe, die zu der in Frage stehenden Erkrankung die Veranlassung gaben.
Das Wichtigste bleibt auch hier die Unterscheidung der Erreger von den durch sie hervorgerufenen Zuständen. Diese wird um so schwerer werden, je länger die Krankheitsstoffe in dem Volkskörper sich befinden und je mehr sie diesem schon zu einer selbstverständlichen Zugehörigkeit geworden waren. Denn es kann sehr leicht vorkommen, daß man nach einer bestimmten Zeit unbedingt schädliche Gifte als Bestandteil des eigenen Volkstums ansieht oder doch höchstens als notwendiges Übel duldet, so daß ein Suchen nach dem fremden Erreger gar nicht mehr für notwendig erachtet wird.
So waren im langen Frieden der Vorkriegsjahre sehr wohl gewisse Schäden aufgetreten und als solche erkannt worden, obwohl man sich um den Erreger derselben so gut wie gar nicht kümmerte, von einigen Ausnahmen abgesehen. Diese Ausnahmen waren auch hier wieder in erster Linie die Erscheinungen des wirtschaftlichen Lebens, die dem einzelnen stärker zum Bewußtsein kamen als etwa die Schäden auf einer ganzen Reihe von anderen Gebieten.
Es gab viele Verfallszeichen, die zum ernsten Nachdenken hätten anregen müssen.
In wirtschaftlicher Hinsicht wäre hierzu folgendes zu sagen:
Durch die rasende Vermehrung der deutschen Volkszahl vor dem Kriege trat die Frage der Schaffung des nötigen täglichen Brotes in immer schärfer werdender Weise in den Vordergrund alles politischen und wirtschaftlichen Denkens und Handelns. Leider konnte man sich nicht entschließen, auf billigerem Wege das Ziel auch erreichen zu können. Der Verzicht auf die Gewinnung neuen Bodens und ihr Ersatz durch den Wahn einer weltwirtschaftlichen Eroberung mußte am Ende zu einer ebenso schrankenlosen wie schädlichen Industrialisierung führen.
Die erste Folge von schwerster Bedeutung war die dadurch hervorgerufene Schwächung des Bauernstandes. In dem gleichen Maße, in dem dieser zurückging, wuchs die Masse des großstädtischen Proletariats immer mehr an, bis endlich das Gleichgewicht vollständig verloren wurde.
Nun kam auch der schroffe Wechsel von arm und reich so beieinander, daß die Folgen davon sehr traurige sein konnten und mußten. Not und häufige Arbeitslosigkeit begannen ihr Spiel mit den Menschen und ließen als Erinnerung Unzufriedenheit und Erbitterung zurück. Die Folge davon schien die politische Klassenspaltung zu sein. Bei aller wirtschaftlichen Blüte wurde so der Unmut dennoch immer größer und tiefer, ja es kam so weit, daß die Überzeugung „es könne so nicht mehr lange weitergehen“, eine allgemeine wurde, ohne daß aber die Menschen sich eine bestimmte Vorstellung von dem, was hätte kommen sollen, machten oder gar nur machen konnten.
Es waren die typischen Zeichen einer tiefen Unzufriedenheit, die auf solche Weise sich zu äußern versuchten.
Schlimmer als diese aber waren andere Folgeerscheinungen, die die Verwirtschaftlichung der Nation mit sich brachte.
In eben dem Maße, in dem die Wirtschaft zur bestimmenden Herrin des Staates aufstieg, wurde das Geld der Gott, dem alles zu dienen und vor dem sich jeder zu beugen hatte. Immer mehr wurden die himmlischen Götter als veraltet und überlebt in die Ecke gestellt und statt ihnen der Weihrauch dem Götzen Mammon dargebracht. Eine wahrhaft schlimme Entartung setzte ein, schlimm besonders deshalb, weil sie zu einer Zeit eintrat, da die Nation höchste heldische Gesinnung nötiger denn je brauchen konnte. Deutschland mußte sich gefaßt machen, eines Tages mit dem Schwert für seinen Versuch, auf dem Wege einer „friedlichen, wirtschaftlichen Arbeit“ sich das tägliche Brot zu sichern, einzustehen.
Die Herrschaft des Geldes wurde leider auch von der Stelle aus sanktioniert, die sich am meisten dagegen hätte auflehnen müssen: Seine Majestät der Kaiser handelte unglücklich, als er besonders den Adel in den Bannkreis des neuen Finanzkapitals hineinzog. Freilich mußte man ihm zugute rechnen, daß leider selbst Bismarck in dieser Hinsicht die drohende Gefahr nicht erkannte. Damit aber waren die ideellen Tugenden praktisch hinter den Wert des Geldes getreten, denn es war klar, daß, auf solchem Wege erst begonnen, der Schwertadel in kurzer Zeit schon hinter dem Finanzadel zurücktreten mußte. Geldoperationen gelingen leichter als Schlachten. So war es auch nicht mehr einladend für den wirklichen Helden oder auch Staatsmann, in Beziehung zum nächstbesten Bankjuden gebracht zu werden; der wirklich verdienstvolle Mann konnte kein Interesse an der Verleihung billiger Dekorationen mehr besitzen, sondern lehnte dankend für sich ab. Aber auch rein blutsmäßig betrachtet war eine solche Entwicklung tief traurig: der Adel verlor immer mehr die rassische Voraussetzung zu seinem Dasein, und zu einem großen Teile wäre viel eher die Bezeichnung „Unadel“ für ihn am Platze gewesen.
Eine schwere wirtschaftliche Verfallserscheinung war das langsame Ausscheiden des persönlichen B e s i tzrechtes und allmähliche Übergehen der gesamten Wirtschaft in das Eigentum von Aktiengesellschaften.
Damit erst war die Arbeit so recht zum Spekulationsobjekt gewissenloser Schacherer herabgesunken; die Entfremdung des Besitzes gegenüber dem Arbeitnehmer aber wurde in das unendliche gesteigert. Die Börse begann zu triumphieren und schickte sich an, langsam, aber sicher das Leben der Nation in ihre Obhut und Kontrolle zu nehmen.
Die Internationalisierung der deutschen Wirtschaft war schon vor dem Kriege über dem Umwege der Aktie in die Wege geleitet worden. Freilich versuchte ein Teil der deutschen Industrie, sich noch mit Entschiedenheit vor diesem Schicksale zu bewahren. Sie fiel schließlich aber auch dem vereinigten Angriff des gierigen Finanzkapitals, das diesen Kampf besonders mit Hilfe seines treuesten Genossen, der marxistischen Bewegung, ausfocht, zum Opfer.
Der dauernde Krieg gegen die deutsche „Schwerindustrie“ war der sichtbare Beginn der durch den Marxismus erstrebten Internationalisierung der deutschen Wirtschaft, die allerdings erst durch den Sieg des Marxismus in der Revolution ganz zu Ende geführt werden konnte. Während ich dieses niederschreibe, ist ja endlich auch der Generalangriff gegen die deutsche Reichsbahn gelungen, die nun zu Händen des internationalen Finanzkapitals überwiesen wird. Die „internationale“ Sozialdemokratie hat damit wieder eines ihrer Hochziele erreicht.
Wie weit diese „Verwirtschaftung“ des deutschen Volkes gelungen war, geht wohl am ersichtlichsten daraus hervor, daß endlich nach dem Kriege einer der führenden Köpfe der deutschen Industrie und vor allem des Handels die Meinung zu äußern vermochte, daß die Wirtschaft als solche allein in der Lage wäre, Deutschland wieder aufzurichten. Dieser Unsinn wurde in dem Augenblick verzapft, da Frankreich den Unterricht seiner Lehranstalten in erster Linie wieder auf die humanistischen Grundlagen stellte, um so dem Irrtum vorzubeugen, als ob die Nation und der Staat ihr Fortbestehen etwa der Wirtschaft und nicht ewigen ideellen Werten verdanken. Die Äußerung, die damals ein Stinnes in die Welt setzte, richtete die unglaublichste Verwirrung an; wurde sie doch sofort aufgegriffen, um nun in staunenswerter Schnelligkeit zum Leitmotiv all der Kurpfuscher und Salbader zu werden, die das Schicksal seit der Revolution als „Staatsmänner“ über Deutschland losgelassen hatte.
Eine der bösesten Verfallserscheinungen war im Deutschland der Vorkriegszeit die allenthalben immer mehr um sich greifende Halbheit in allem und jedem. Sie ist immer eine Folge von eigener Unsicherheit über irgendeine Sache, sowie einer aus diesen und anderen Gründen resultierenden Feigheit. Gefördert wurde diese Krankheit noch durch die Erziehung.
Die deutsche Erziehung vor dem Kriege war mit außerordentlich vielen Schwächen behaftet. Sie war in sehr einseitiger Weise auf die Anzüchtung von reinem „Wissen“ zugeschnitten und weniger auf das „Können“ eingestellt. Noch weniger Wert wurde auf die Ausbildung des Charakters des einzelnen gelegt - soweit diese überhaupt möglich -, ganz wenig auf die Förderung der Verantwortungsfreudigkeit und gar nicht auf die Erziehung des Willens und der Entschlußkraft. Ihre Ergebnisse waren wirklich nicht die starken Menschen, sondern vielmehr die gefügigen „Vielwisser“, als die wir Deutsche vor dem Kriege ja allgemein galten und demgemäß auch eingeschätzt wurden. Man liebte den Deutschen, da er sehr gut zu verwenden war, allein man achtete ihn wenig, gerade infolge seiner willensmäßigen Schwäche. Nicht umsonst verlor gerade er am leichtesten unter fast allen Völkern Nationalität und Vaterland. Das schöne Sprichwort „Mit dem Hute in der Hand kommt man durch das ganze Land“ besagt alles.
Geradezu verhängnisvoll wurde diese Gesellschaft aber, als sie auch die Form bestimmte, unter der allein es gestattet war, dem Monarchen entgegenzutreten. Die Form verlangte demgemäß: Nie widersprechen, sondern alles und jedes gutheißen, was Seine Majestät zu geruhen beliebt. Gerade an dieser Stelle aber war freie Manneswürde am nötigsten, die monarchische Institution mußte sonst eines Tages an dieser Kriecherei zugrunde gehen; denn es war Kriecherei und sonst nichts weiter! Und nur elenden Kriechern und Schliefern, kurz, der ganzen Dekadenz, die sich an den allerhöchsten Thronen von jeher wohler gefühlt hatte als die redlichen und anständig ehrlichen Seelen, vermag dies als die allein gegebene Form des Verkehrs mit den Trägern einer Krone zu gelten! Diese „alleruntertänigsten“ Kreaturen haben allerdings, bei aller Demut vor ihrem Herrn und Brotgeber, schon von jeher die größte Unverfrorenheit der anderen Menschheit gegenüber bewiesen, am stärksten dann, wenn sie sich mit frecher Stirn als einzig „monarchisch“ den übrigen Sündern vorzustellen beliebten; eine wirkliche Unverschämtheit, wie sie nur so ein geadelter oder auch ungeadelter Spulwurm fertigbringt! Denn in Wahrheit sind diese Menschen noch immer die Totengräber der Monarchie und besonders des monarchischen Gedankens gewesen. Es ist dies auch gar nicht anders denkbar: ein Mann, der bereit ist, für eine Sache einzustehen, wird und kann niemals ein Schleicher und charakterloser Kriecher sein. Wem es wirklich ernst ist um die Erhaltung und Förderung einer Institution, der wird mit der letzten Faser seines Herzens an ihr hängen und es gar nicht zu verwinden vermögen, wenn sich in ihr irgendwelche Schäden zeigen. Der wird dann allerdings nicht in aller Öffentlichkeit herumschreien, wie dies in genau so verlogener Weise die demokratischen „Freunde“ der Monarchie taten, wohl aber Seine Majestät, den Träger der Krone selber, auf das ernstlichste warnen und zu bestimmen versuchen. Er wird sich dabei nicht auf den Standpunkt stellen und stellen dürfen, daß es Seiner Majestät dabei frei bleibe, doch noch nach seinem Willen zu handeln, auch wenn dies ersichtlich zu einem Unheil führen muß und wird, sondern er wird in einem solchen Falle die Monarchie vor dem Monarchen in Schutz zu nehmen haben, und zwar auf jede Gefahr hin. Wenn der Wert dieser Einrichtung in der jeweiligen Person des Monarchen läge, dann wäre dies die schlechteste Institution, die sich nur denken läßt;
denn die Monarchen sind nur in den seltensten Fällen Auslesen der Weisheit und Vernunft oder auch nur des Charakters, wie man dies gerne hinstellen möchte. Das glauben nur die berufsmäßigen Kriecher und Schleicher, aber alle geraden Menschen - und dies sind denn doch noch die wertvollsten des Staates - werden sich durch das Vertreten eines solchen Unsinns nur zurückgestoßen fühlen. Für sie ist eben Geschichte Geschichte und Wahrheit Wahrheit, auch wenn es sich dabei um Monarchen handelt. Nein, das Glück, einen großen Monarchen als großen Menschen zu besitzen, wird den Völkern so selten zuteil, daß sie schon zufrieden sein müssen, wenn die Bosheit des Schicksals wenigstens vom allerärgsten Mißgriff absieht.
Somit kann der Wert und die Bedeutung der monarchischen Idee nicht in der Person des Monarchen selber liegen, außer der Himmel entschließt sich, die Krone einem genialen Helden wie Friedrich dem Großen oder einem weisen Charakter wie Wilhelm I. auf die Schläfen zu drücken. Dies kommt in Jahrhunderten einmal vor und kaum öfters. Sonst aber tritt die Idee hier vor die Person, indem nun der Sinn dieser Einrichtung ausschließlich in der Institution an sich zu liegen hat. Damit aber fällt der Monarch selber in den Kreis des Dienens. Auch er ist nun nur mehr ein Rad in diesem Werke und ist als solches demselben verpflichtet. Auch er hat sich nun dem höheren Zweck zu fügen und „monarchisch“ ist dann nicht mehr, wer den Träger der Krone schweigend an derselben freveln läßt, sondern wer dies verhütet. Läge nicht der Sinn in der Idee, sondern in der „geheiligten“ Person um jeden Preis, dürfte ja nicht einmal die Absetzung eines ersichtlich geisteskranken Fürsten vorgenommen werden.
Es ist notwendig, heute schon dies niederzulegen, tauchen doch in letzter Zeit immer mehr die Erscheinungen wieder aus dem Verborgenen hervor, deren jämmerlicher Haltung der Zusammenbruch der Monarchie nicht am wenigsten mit zuzuschreiben ist. Mit einer gewissen naiven Unverfrorenheit reden diese Leute jetzt wieder nur mehr von „ihrem“ König - den sie aber denn doch vor wenigen
Jahren erst in der kritischen Stunde auf das allerjämmerlichste im Stiche gelassen hatten - und beginnen, jeden Menschen, der es nicht fertigbringen will, in ihre verlogenen Tiraden mit einzustimmen, als schlechten Deutschen hinzustellen. Und in Wahrheit sind dies doch genau dieselben Hasenfüße, die im Jahre 1918 vor jeder roten Armbinde auseinander- und auf- und davonsausten, ihren König König sein ließen, die Hellebarde schleunigst mit einem Spazierstock vertauschten, neutrale Krawatten umbanden und als friedliche „Bürger“ aber auch schon spurlos verschwanden! Mit einem Schlage waren sie damals weg, diese königlichen Kämpen, und erst nachdem sich der revolutionäre Sturmwind, dank der Tätigkeit anderer, so weit wieder gelegt hatte, daß man sein „Heil dem König, Heil“ wieder in die Lüfte hinausschmettern konnte, begannen diese „Diener und Ratgeber“ der Krone wieder vorsichtig aufzutauchen. Nun aber sind sie alle da und äugen sehnsuchtsvoll nach den Fleischtöpfen Ägyptens zurück, können sich kaum mehr halten vor Königstreue und Tatendrang, bis wohl wieder die erste rote Binde eines Tages auftauchen wird und der ganze Interessentenspuk der alten Monarchie aufs neue, wie die Mäuse vor der Katze, ausreißt!
Wären die Monarchen nicht selber schuld an diesen Dingen, könnte man sie nur auf das herzlichste bedauern ob ihrer Verteidiger von heute. Sie dürfen aber jedenfalls überzeugt sein, daß man mit solchen Rittern wohl Throne verliert, aber keine Kronen erficht.
Diese Devotheit jedoch war ein Fehler unserer ganzen Erziehung, der sich nun an dieser Stelle in besonders entsetzlicher Weise rächte. Denn ihr zufolge konnten sich diese jammervollen Erscheinungen an allen Höfen halten und die Grundlagen der Monarchie allmählich aushöhlen. Als das Gebäude dann endlich ins Wanken kam, waren sie wie weggeblasen. Natürlich: Kriecher und Speichellecker lassen sich für ihren Herrn nicht totschlagen. Daß die Monarchen dies niemals wissen und fast grundsätzlich auch nicht lernen, ist von jeher zu ihrem Verderben geworden.
Eine Folgeerscheinung verkehrter Erziehung war Feigheit vor der Verantwortung und die daraus sich ergebende Schwäche in der Behandlung selbst lebenswichtiger Probleme.
Der Ausgangspunkt dieser Seuche liegt bei uns allerdings zu einem großen Teile in der parlamentarischen Institution, in der die Verantwortungslosigkeit geradezu in Reinkultur gezüchtet wird. Leider ging diese Erkrankung langsam aber auch auf das gesamte sonstige Leben über, am stärksten auf das staatliche. Man begann überall der Verantwortung auszuweichen und griff aus diesem Grunde am liebsten zu halben und ungenügenden Maßregeln; erscheint doch bei ihrer Anwendung das Maß der persönlich zu tragenden Verantwortung immer auf den kleinsten Umfang herabgedrückt.
Man betrachte nur die Haltung der einzelnen Regierungen gegenüber einer Reihe von wahrhaft schädlichen Erscheinungen unseres öffentlichen Lebens, und man wird die fürchterliche Bedeutung dieser allgemeinen Halbheit und Feigheit vor der Verantwortung leicht erkennen.
Ich nehme nur einige Fälle aus der Unmasse vorhandener Beispiele heraus:
Man pflegt gerade in Journalistenkreisen die Presse gerne als eine „Großmacht“ im Staate zu bezeichnen. Tatsächlich ist ihre Bedeutung denn auch eine wahrhaft ungeheuerliche. Sie kann überhaupt gar nicht überschätzt werden; bewirkt sie doch wirklich die Fortsetzung der Erziehung im späteren Alter.
Man kann dabei ihre Leser im großen und ganzen in drei Gruppen einteilen: erstens in die, die alles, was sie lesen, glauben; zweitens in solche, die gar nichts mehr glauben; drittens in die Köpfe, welche das Gelesene kritisch prüfen und danach beurteilen.
Die erste Gruppe ist ziffernmäßig die weitaus größte. Sie besteht aus der großen Masse des Volkes und stellt demgemäß den geistig einfachsten Teil der Nation vor.
Sie kann aber nicht etwa in Berufen benannt werden, sondern höchstens in allgemeinen Intelligenzgraden. Ihr gehören alle an, denen selbständiges Denken weder angeboren noch anerzogen ist, und die teils aus Unfähigkeit, teils aus Nichtkönnen alles glauben, was man ihnen schwarz auf weiß gedruckt vorsetzt. Auch jene Sorte von Faulpelzen gehört dazu, die wohl selber denken könnte, aber aus reiner Denkfaulheit heraus dankbar alles aufgreift, was ein anderer schon gedacht hat, in der bescheidenen Voraussetzung, daß dieser sich schon richtig angestrengt haben wird. Bei all diesen Menschen nun, die die große Masse vorstellen, wird der Einfluß der Presse ein ganz ungeheurer sein. Sie sind nicht in der Lage oder nicht willens, das ihnen Dargebotene selber zu prüfen, so daß ihre gesamte Einstellung zu allen Tagesproblemen nahezu ausschließlich auf die äußere Beeinflussung durch andere zurückzuführen ist. Dies kann von Vorteil sein dann, wenn ihre Aufklärung von ernster und wahrheitsliebender Seite vorgenommen wird, ist jedoch von Unheil, sowie dies Lumpen und Lügner besorgen.
Die zweite Gruppe ist in der Zahl schon wesentlich kleiner. Sie ist zum Teil aus Elementen zusammengesetzt, die erst zur ersten Gruppe gehörten, um nach langen bitteren Enttäuschungen nun in das Gegenteil umzuschlagen und überhaupt nichts mehr zu glauben, soferne es nur gedruckt vor ihr Auge kommt. Sie hassen jede Zeitung, lesen sie entweder überhaupt nicht oder ärgern sich ausnahmslos über den Inhalt, da er ihrer Meinung nach ja doch nur aus Lüge und Unwahrheit zusammengesetzt ist. Diese Menschen sind sehr schwer zu behandeln, da sie auch der Wahrheit immer mißtrauisch gegenüberstehen werden. Sie sind damit für jede positive Arbeit verloren.
Die dritte Gruppe endlich ist die weitaus kleinste; sie besteht aus den geistig wirklich feinen Köpfen, die natürliche Veranlagung und Erziehung selbständig denken gelehrt hat, die sich über alles ihr eigenes Urteil zu bilden versuchen und die alles Gelesene auf das gründlichste noch einmal einer eigenen Prüfung und Weiterentwicklung unterziehen. Sie werden keine Zeitung anschauen, ohne in ihrem Gehirn dauernd mitzuarbeiten, und der Verfasser hat dann keinen leichten Stand. Die Journalisten lieben solche Leser denn auch nur mit Zurückhaltung.
Für die Angehörigen dieser dritten Gruppe ist allerdings der Unsinn, den eine Zeitung zusammenschmieren mag, wenig gefährlich oder auch nur bedeutungsvoll. Sie haben sich ohnehin zumeist im Laufe eines Lebens angewöhnt, in jedem Journalisten grundsätzlich eine Spitzbuben zu sehen, der nur manches Mal die Wahrheit spricht. Leider aber liegt die Bedeutung dieser prachtvollen Menschen eben nur in ihrer Intelligenz und nicht in der Zahl - ein Unglück in einer Zeit, in der die Weisheit nichts und die Majorität alles ist! Heute, da der Stimmzettel der Masse entscheidet, liegt der ausschlaggebende Wert eben bei der zahlreichsten Gruppe, und diese ist die erste: der Haufe der Einfältigen oder Leichtgläubigen.
Es ist ein Staats- und Volksinteresse ersten Ranges, zu verhindern, daß diese Menschen in die Hände schlechter, unwissender oder gar übelwollender Erzieher geraten. Der Staat hat deshalb die Pflicht, ihre Erziehung zu überwachen und jeden Unfug zu verhindern. Er muß dabei besonders der Presse auf die Finger sehen; denn ihr Einfluß ist auf diese Menschen der weitaus stärkste und eindringlichste, da er nicht vorübergehend, sondern fortgesetzt zur Anwendung kommt. In der Gleichmäßigkeit und ewigen Wiederholung dieses Unterrichts liegt seine ganz unerhörte Bedeutung. Wenn also irgendwo, dann darf gerade hier der Staat nicht vergessen, daß alle Mittel einem Zwecke zu dienen haben; er darf sich nicht durch das Geflunker einer sogenannten „Pressefreiheit“ beirren und beschwätzen lassen, seine Pflicht zu versäumen und der Nation die Kost vorzuenthalten, die sie braucht und die ihr gut tut; er muß mit rücksichtsloser Entschlossenheit sich dieses Mittels der Volkserziehung versichern und es in den Dienst des Staates und der Nation stellen.
Welche Kost aber hat die deutsche Presse der Vorkriegszeit den Menschen vorgesetzt? War es nicht das ärgste
Gift, das man sich nur vorzustellen vermag? Wurde dem Herzen unseres Volkes nicht schlimmster Pazifismus zu einer Zeit eingeimpft, da die andere Welt sich schon anschickte, Deutschland langsam, aber sicher abzudrosseln? Hatte die Presse nicht schon im Frieden dem Gehirn des Volkes den Zweifel an das Recht des eigenen Staates eingeflößt, um es so in der Wahl der Mittel zu seiner Verteidigung von vornherein zu beschränken? War es nicht die deutsche Presse, die den Unsinn der „westlichen Demokratie“ unserem Volke schmackhaft zu machen verstand, bis dieses endlich, von all den begeisterten Tiraden gefangen, glaubte, seine Zukunft einem Völkerbunde anzuvertrauen zu können? Hat sie nicht mitgeholfen, unser Volk zu einer elenden Sittenlosigkeit zu erziehen? Wurden nicht Moral und Sitte von ihr lächerlich gemacht, als rückständig und spießig gedeutet, bis endlich auch unser Volk „modern“ wurde? Hat sie nicht in dauerndem Angriff die Grundfesten der Staatsautorität so lange unterhöhlt, bis ein einziger Stoß genügte, um dieses Gebäude zum Einsturz zu bringen? Hat sie nicht einst gegen jeden Willen, dem Staate zu geben, was des Staates ist, mit allen Mitteln angekämpft, nicht in dauernder Kritik das Heer herabgesetzt, die allgemeine Wehrpflicht sabotiert, zur Verweigerung der militärischen Kredite aufgefordert usw., bis der Erfolg nicht mehr ausbleiben konnte?
Die Tätigkeit der sogenannten liberalen Presse war Totengräberarbeit am deutschen Volk und Deutschen Reich. Von den marxistischen Lügenblättern kann man dabei überhaupt schweigen; ihnen ist das Lügen genau so Lebensnotwendigkeit wie der Katze das Mausen; ist doch ihre Aufgabe nur, dem Volke das völkische und nationale Rückgrat zu brechen, um es so reif zu machen für das Sklavenjoch des internationalen Kapitals und seiner Herren, der Juden.
Was aber hat der Staat gegen diese Massenvergiftung der Nation unternommen? Nichts, aber rein gar nichts! Ein paar lächerliche Erlasse, ein paar Strafen gegen allzu heftige Niederträchtigkeit, und damit war Schluß. Dafür aber hoffte man, sich diese Seuche wohlgeneigt zu machen durch Schmeicheleien, durch Anerkennung des „Wertes“ der Presse, ihre „Bedeutung“, ihrer „erzieherischen Mission“ und ähnlichen Blödsinns mehr - die Juden aber nahmen es schlau lächelnd entgegen und quittierten mit verschmitztem Dank.
Der Grund jedoch zu diesem schmählichen Versagen des Staates lag nicht so sehr im Nichterkennen der Gefahr, als vielmehr in einer zum Himmel schreienden Feigheit und der daraus geborenen Halbheit aller Entschlüsse und Maßnahmen. Es hatte niemand den Mut, durchgreifende Radikalmittel anzuwenden, sondern man pfuschte hier wie überall mit lauter halben Rezepten herum, und statt den Stoß ins Herz hinein zu führen, reizte man die Viper höchstens - mit dem Ergebnis, daß nicht nur alles beim alten blieb, sondern im Gegenteil die Macht der zu bekämpfenden Institutionen von Jahr zu Jahr zunahm.
Der Abwehrkampf der damaligen deutschen Regierung gegen die die Nation langsam verderbende Presse, hauptsächlich jüdischer Herkunft, war ohne jede gerade Linie, ohne Entschlossenheit, vor allem aber ohne jedes sichtbare Ziel. Hier versagte der geheimrätliche Verstand vollständig, sowohl in der Einschätzung der Bedeutung dieses Kampfes wie auch in der Wahl der Mittel und der Festlegung eines klaren Planes. Planlos dokterte man herum, sperrte manchmal, wenn man zu sehr gebissen wurde, eine solche journalistische Kreuzotter auf einige Wochen oder auch Monate ein, das Schlangennest als solches aber ließ man schön in Ruhe.
Freilich - zum Teil war dies auch die Folge der unendlich schlauen Taktik der Judenheit auf der einen und einer wirklich geheimrätlichen Dummheit oder Harmlosigkeit auf der anderen Seite. Der Jude war viel zu klug, als daß er seine gesamte Presse gleichmäßig hätte angreifen lassen. Nein, ein Teil derselben war da, um den anderen zu decken. Während die marxistischen Zeitungen in der gemeinsten Weise gegen alles, was Menschen heilig zu sein vermag, in das Feld zogen, Staat und Regierung in der infamsten
Weise angriffen und große Volksteile gegeneinander hetzten, verstanden es die bürgerlich-demokratischen Judenblätter, sich den Anschein der berühmten Objektivität zu geben, mieden peinlich alle Kraftworte, genau wissend, daß alle Hohlköpfe nur nach dem Äußeren zu urteilen vermögen und nie die Fähigkeit besitzen, in das Innere einzudringen, so daß für sie der Wert einer Sache nach diesem Äußeren bemessen wird statt nach dem Inhalt; eine menschliche Schwäche, der sie auch die eigene Beachtung verdanken.
Für diese Leute war und ist freilich die „Frankfurter Zeitung“ der Inbegriff aller Anständigkeit. Verwendet sie doch niemals rohe Ausdrücke, lehnt jede körperliche Brutalität ab und appelliert immer an den Kampf mit den „geistigen“ Waffen, der eigentümlicherweise gerade den geistlosesten Menschen am meisten am Herzen liegt. Das ist ein Ergebnis unserer Halbbildung, die die Menschen von dem Instinkt der Natur loslöst, ihnen ein gewisses Wissen einpumpt, ohne sie aber zur letzten Erkenntnis führen zu können, da hierzu Fleiß und guter Wille allein nichts zu nützen vermögen, sondern der nötige Verstand, und zwar als angeboren, da sein muß. Die letzte Erkenntnis aber ist immer das Verstehen der Instinktursachen - das heißt: der Mensch darf niemals in den Irrsinn verfallen, zu glauben, daß er wirklich zum Herrn und Meister der Natur aufgerückt sei - wie der Dünkel einer Halbbildung dies so leicht vermittelt -, sondern er muß die fundamentale Notwendigkeit des Waltens der Natur verstehen und begreifen, wie sehr auch sein Dasein diesen Gesetzen des ewigen Kampfes und Ringens nach oben unterworfen ist. Er wird dann fühlen, daß in einer Welt, in der Planeten und Sonnen kreisen, Monde um Planeten ziehen, in der immer nur die Kraft Herrin der Schwäche ist und sie zum gehorsamen Diener zwingt oder zerbricht, für den Menschen nicht Sondergesetze gelten können. Auch für ihn walten die ewigen Grundsätze dieser letzten Weisheit. Er kann sie zu erfassen versuchen, sich von ihnen zu lösen vermag er niemals.
Gerade für unsere geistige Halbwelt aber schreibt der
Jude seine sogenannte Intelligenzpresse. Für sie sind die „Frankfurter Zeitung“ und das „Berliner Tageblatt“ gemacht, für sie ist ihr Ton abgestimmt, und auf diese üben sie ihre Wirkung aus. Indem sie alle scheinbar äußerlich rohen Formen auf das sorgfältigste vermeiden, gießen sie das Gift aus anderen Gefäßen dennoch in die Herzen ihrer Leser. Unter einem Geseire von schönen Tönen und Redensarten lullen sie dieselben in den Glauben ein, als ob wirklich reine Wissenschaft oder gar Moral die Triebkräfte ihres Handelns seien, während es in Wahrheit nur die ebenso geniale wie gerissene Kunst ist, dem Gegner auf solche Weise die Waffe gegen die Presse überhaupt aus der Hand zu stehlen. Denn indem die einen vor Anstand triefen, glauben ihnen alle Schwachköpfe um so lieber, daß es sich bei den anderen nur um leichte Auswüchse handle, die aber niemals zu einer Verletzung der Pressefreiheit - wie man den Unfug dieser straflosen Volksbelügung und Volksvergiftung bezeichnet - führen dürften. So scheut man sich, gegen dieses Banditentum vorzugehen, fürchtet man doch, in einem solchen Falle auch sofort die „anständige“ Presse gegen sich zu haben; eine Furcht, die auch nur zu begründet ist. Denn sobald man versucht, gegen eine dieser Schand-zeitungen vorzugehen, werden sofort alle anderen deren Partei ergreifen, beileibe nicht etwa, um ihre Art des Kampfes gutzuheißen, Gott bewahre - nur um das Prinzip der Pressefreiheit und der Freiheit der öffentlichen Meinung dreht es sich; allein dieses soll verteidigt werden. Vor diesem Geschrei aber werden die stärksten Männer schwach, kommt es doch aus dem Munde von lauter „anständigen“ Blättern.
So konnte dieses Gift ungehindert in den Blutlauf unseres Volkes eindringen und wirken, ohne daß der Staat die Kraft besaß, der Krankheit Herr zu werden. In den lächerlichen halben Mitteln, die er dagegen anwandte, zeigte sich der bereits drohende Verfall des Reiches. Denn eine Institution, die nicht mehr entschlossen ist, sich selbst mit allen Waffen zu schützen, gibt s i c h p r a k t i s c h a u f. Jede Halbheit ist das sichtbare
Zeichen des inneren Verfalls, dem der äußere Zusammenbruch früher oder später folgen muß und wird.
Ich glaube, daß die heutige Generation, richtig geleitet, dieser Gefahr leichter Herr werden wird. Sie hat verschiedene Dinge miterlebt, die die Nerven bei dem, der sie nicht überhaupt verlor, etwas zu stärken vermochten. Sicher wird auch in kommender Zeit der Jude in seinen Zeitungen ein gewaltiges Geschrei erheben, wenn sich erst einmal die Hand auf sein Lieblingsnest legt, dem Presseunfug ein Ende macht, auch dieses Erziehungsmittel in den Dienst des Staates stellt und nicht mehr in der Hand von Volksfremden und Volksfeinden beläßt. Allein ich glaube, daß dies uns Jüngere weniger belästigen wird als einstens unsere Väter. Eine Dreißig-Zentimeter-Granate zischte immer noch mehr als tausend jüdische Zeitungsvipern - also laßt sie denn nur zischen!
Ein weiteres Beispiel für Halbheit und Schwäche in den wichtigsten Lebensfragen der Nation bei der Leitung des Vorkriegsdeutschlands ist folgendes: Parallel der politischen, sittlichen und moralischen Verseuchung des Volkes lief schon seit vielen Jahren eine nicht minder entsetzliche gesundheitliche Vergiftung des Volkskörpers. Die Syphilis begann besonders in den Großstädten immer mehr zu grassieren, während die Tuberkulose gleichmäßig fast im ganzen Lande ihre Todesernte hielt.
Trotzdem in beiden Fällen die Folgen für die Nation entsetzliche waren, vermochte man sich nicht zu entscheidenden Maßnahmen dagegen aufzuraffen.
Besonders der Syphilis gegenüber kann man das Verhalten der Volks- und Staatsleitung nur mit vollkommener Kapitulation bezeichnen. Bei einer ernstgemeinten Bekämpfung mußte man schon etwas weiter ausgreifen, als dies in Wirklichkeit geschah. Die Erfindung eines Heilmittels fraglicher Art sowie dessen geschäftstüchtige Anwendung vermögen bei dieser Seuche nur wenig mehr zu helfen. Auch hier konnte nur der Kampf gegen die Ursachen in Frage kommen und nicht die Beseitigung der Erscheinungen. Die Ursache aber liegt in erster Linie in unserer Prostituierung der Liebe. Auch wenn ihr Ergebnis nicht diese natürliche Seuche wäre, wäre sie dennoch von tiefstem Schaden für das Volk, denn es genügen schon die moralischen Verheerungen, die diese Entartung mit sich bringt, um ein Volk langsam, aber sicher zugrunde zu richten. Diese Verjudung unseres Seelenlebens und Mammonisierung unseres Paarungstriebes werden früher oder später unseren gesamten Nachwuchs verderben, denn an Stelle kraftvoller Kinder eines natürlichen Gefühls werden nur mehr die Jammererscheinungen finanzieller Zweckmäßigkeit treten. Denn diese wird immer mehr die Grundlage und einzige Voraussetzung unserer Ehen. Die Liebe aber tobt sich wo anders aus.
Eine gewisse Zeit kann man natürlich auch hier die Natur verhöhnen, allein die Rache bleibt nicht aus, sie tritt hier nur später in Erscheinung, oder besser: sie wird von den Menschen oft zu spät erkannt.
Wie verheerend aber die Folgen einer dauernden Mißachtung der natürlichen Voraussetzungen für die Ehe sind, mag man an unserem Adel erkennen. Hier hat man die Ergebnisse einer Fortpflanzung vor sich, die zu einem Teile auf rein gesellschaftlichem Zwang, zum anderen auf finanziellen Gründen beruhte. Das eine führte zur Schwächung überhaupt, das andere zur Blutvergiftung, da jede Warenhausjüdin als geeignet gilt, die Nachkommenschaft Seiner Durchlaucht - die allerdings dann danach aussieht - zu ergänzen. In beiden Fällen ist vollkommene Degeneration die Folge.
Unser Bürgertum bemüht sich heute, den gleichen Weg zu gehen, und wird am gleichen Ziele enden.
Mit gleichgültiger Hast versucht man, an den unangenehmen Wahrheiten vorüberzugehen, als ob man durch ein solches Gehaben die Dinge selber ungeschehen machen könnte. Nein, die Tatsache, daß unsere großstädtische Bevölkerung immer mehr in ihrem Liebesleben prostituiert wird und gerade dadurch in immer weiterem Kreise der syphilistischen Seuche anheimfällt, kann nicht einfach weggeleugnet werden, sondern sie ist da. Die sichtbarsten Resultate dieser Massenverseuchung kann man auf der einen Seite in den Irrenanstalten finden, auf der anderen aber leider in unseren - Kindern. Besonders diese sind das traurige Elendserzeugnis der unaufhaltsam fortschreitenden Verpestung unseres Sexuallebens, in den Krankheiten der Kinder offenbaren sich die Laster der Eltern.
Es gibt verschiedene Wege, sich mit dieser unangeneh men, ja schrecklichen Tatsache abzufinden: Die einen sehen überhaupt nichts oder wollen, besser gesagt, nichts sehen; dieses ist natürlich die weitaus einfachste und billigste „Stellungnahme“. Die anderen hüllen sich in den Heiligenmantel einer ebenso lächerlichen wie noch dazu verlogenen Prüderie, reden von dem ganzen Gebiete überhaupt nur als von einer großen Sünde und äußern vor allem vor jedem ertappten Sünder ihre tiefinnerlichste Entrüstung, um dann vor dieser gottlosen Seuche die Augen in frommer Abscheu zu schließen und den lieben Gott zu bitten, er möchte doch - wenn möglich nach ihrem eigenen Tode -in dieses ganze Sodom und Gomorrha Schwefel und Pech hineinregnen lassen, um so wieder einmal an dieser schamlosen Menschheit ein erbauliches Exempel zu statuieren. Die dritten endlich sehen sehr wohl die entsetzlichen Folgen, die diese Seuche dereinst mit sich bringen muß und wird, allein sie zucken nur mit den Achseln, überzeugt, ohnehin nichts gegen die Gefahr unternehmen zu können, so daß man die Dinge laufen lassen müsse, wie sie eben laufen.
Dieses alles ist freilich bequem und einfach, nur darf nicht vergessen werden, daß einer solchen Bequemlichkeit eine Nation zum Opfer fallen wird. Die Ausrede, daß es den anderen Völkern ja auch nicht besser gehe, vermag natürlich auch an der Tatsache des eigenen Untergangs kaum etwas zu ändern, es wäre denn, daß das Gefühl, auch andere vom Unglück betroffen zu sehen, allein schon für viele eine Milderung der eigenen Schmerzen mit sich brächte. Aber die Frage ist dann ja eben erst recht die, welches Volk von sich aus als erstes und selbst einziges dieser Pest Herr zu werden vermag, und welche Nationen daran zugrunde gehen. Darauf aber kommt es am Schlusse hinaus. Auch dies ist nur ein Prüfstein des Rassenwertes - die Rasse, welche die Probe nicht besteht, wird eben sterben und gesünderen oder doch zäheren und widerstandsfähigeren den Platz räumen. Denn da diese Frage in erster Linie den Nachwuchs betrifft, gehört sie zu denen, von welchen es mit so furchtbarem Recht heißt, daß die Sünden der Väter sich rächen bis in das zehnte Glied -eine Wahrheit, die nur von Freveln am Blute und an der Rasse gilt.
Die Sünde wider Blut und Rasse ist die Erbsünde dieser Welt und das Ende einer sich ihr ergebenden Menschheit.
Wie wahrhaft jammervoll aber stand das Vorkriegsdeutschland gerade dieser einen Frage gegenüber. Was geschah, um der Verpestung unserer Jugend in den Großstädten Einhalt zu gebieten? Was, um der Verseuchung und Mammonisierung unseres Liebeslebens auf den Leib zu rücken? Was, um die daraus resultierende Versyphiliti-sierung des Volkskörpers zu bekämpfen?
Die Antwort ergibt sich am leichtesten durch die Feststellung dessen, was hätte geschehen müssen.
Man durfte diese Frage zunächst nicht auf die leichte Schulter nehmen, sondern mußte verstehen, daß von ihrer Lösung das Glück oder Unglück von Generationen abhängen würde, ja, daß sie bestimmend für die ganze Zukunft unseres Volkes sein konnte, wenn nicht sein mußte. Eine solche Erkenntnis aber verpflichtete zu rücksichtslosen Maßnahmen und Eingriffen. An die Spitze aller Erwägungen hatte die Überzeugung zu treten, daß zu allererst die Aufmerksamkeit der gesamten Nation auf die entsetzliche Gefahr zu konzentrieren war, so daß jeder einzelne sich der Bedeutung dieses Kampfes innerlich bewußt zu werden vermochte. Man kann wahrhaft einschneidende und manchmal schwer zu ertragende Verpflichtungen und Lasten nur dann zu einer allgemeinen Wirksamkeit bringen, wenn dem einzelnen außer dem Zwang auch noch die Erkenntnis der Notwendigkeit vermittelt wird. Dazu gehört aber eine ungeheure Aufklärung unter Ausschaltung aller sonst noch ablenkend wirkenden Tagesfragen.
Es muß in allen Fällen, in denen es sich um die Erfüllung scheinbar unmöglicher Forderungen oder Aufgaben handelt, die gesamte Aufmerksamkeit eines Volkes nur auf diese eine Frage geschlossen vereinigt werden, so, als ob von ihrer Lösung tatsächlich Sein oder Nichtsein abhänge. Nur so wird man ein Volk zu wahrhaft großen Leistungen und Anstrengungen willig und fähig machen.
Dieser Grundsatz gilt auch für den einzelnen Menschen, sofern er große Ziele erreichen will. Auch er wird dies nur in stufenförmigen Abschnitten zu tun vermögen, auch er wird dann immer seine gesamten Anstrengungen auf die Erreichung einer bestimmt begrenzten Aufgabe zu vereinigen haben, so lange, bis diese Erfüllung erscheint und die Absteckung eines neuen Abschnittes vorgenommen werden kann. Wer nicht diese Teilung des zu erobernden Weges in einzelne Etappen vornimmt und diese dann planmäßig unter schärfster Zusammenfassung aller Kräfte einzeln zu überwinden trachtet, wird niemals bis zum Schlußziel zu gelangen vermögen, sondern irgendwo auf dem Wege, vielleicht sogar abseits desselben, liegen bleiben. Dieses Heranarbeiten an das Ziel ist eine Kunst und erfordert jeweils den Einsatz aber auch der letzten Energie, um so Schritt für Schritt den Weg zu überwinden.
Die allererste Vorbedingung also, die zum Angriff auf eine so schwere Teilstrecke des menschlichen Weges not tut, ist die, daß es der Führung gelingt, der Masse des Volkes gerade das jetzt zu erreichende, besser zu erkämpfende Teilziel als das einzig und allein der menschlichen Aufmerksamkeit würdige, von dessen Eroberung alles abhänge, hinzustellen. Die große Menge des Volkes kann ohnehin nie den ganzen Weg vor sich sehen, ohne zu ermüden und an der Aufgabe zu verzweifeln. Sie wird in einem gewissen
Umfang das Ziel im Auge behalten, den Weg aber nur in kleinen Teilstrecken zu übersehen vermögen, ähnlich dem Wanderer, der ebenfalls wohl das Ende seiner Reise weiß und kennt, der aber die endlose Straße besser überwindet, wenn er sich dieselbe in Abschnitte zerlegt und auf jeden einzelnen losmarschiert, als ob er schon das ersehnte Ziel selber wäre. Nur so kommt er, ohne zu verzagen, dennoch vorwärts.
So hätte man unter Anwendung aller propagandistischen Hilfsmittel die Frage der Bekämpfung der Syphilis als d i e Aufgabe der Nation erscheinen lassen müssen, nicht als auch eine Aufgabe. Man hätte zu diesem Zwecke ihre Schäden als das entsetzlichste Unglück in vollem Umfange, und zwar unter Anwendung aller Hilfsmittel, den Menschen einhämmern müssen, bis die ganze Nation zur Überzeugung gekommen wäre, daß von der Lösung dieser Frage eben alles abhänge, Zukunft oder Untergang.
Erst nach einer solchen, wenn nötig, jahrelangen Vorbereitung wird die Aufmerksamkeit und damit aber auch Entschlossenheit eines ganzen Volkes so sehr geweckt sein, daß man nun auch zu sehr schweren und opfervollen Maßnahmen wird greifen können, ohne Gefahr laufen zu müssen, vielleicht nicht verstanden oder plötzlich vom Wollen der Masse im Stiche gelassen zu werden.
Denn um dieser Pest ernstlich an den Leib zu rücken, sind ungeheure Opfer und ebenso große Arbeiten nötig.
Der Kampf gegen die Syphilis erfordert einen Kampf gegen die Prostitution, gegen Vorurteile, alte Gewohnheiten, gegen bisherige Vorstellungen, allgemeine Ansichten, darunter nicht zum letzten gegen die verlogene Prüderie in gewissen Kreisen.
Die erste Voraussetzung zu einem, aber auch nur moralischen Rechte, gegen diese Dinge anzukämpfen, ist die Ermöglichung einer frühen Verehelichung der kommenden Generationen. Im späten Heiraten liegt allein schon der Zwang zur Beibehaltung einer Einrichtung, die, da kann man sich winden wie man will, eine Schande der Mensch-
heit ist und bleibt, eine Einrichtung, die verflucht schlecht einem Wesen ansteht, das sich in sonstiger Bescheidenheit gern als das „Ebenbild“ Gottes ansieht.
Die Prostitution ist eine Schmach der Menschheit, allein man kann sie nicht beseitigen durch moralische Vorlesungen, frommes Wollen usw., sondern ihre Einschränkung und ihr endlicher Abbau setzen eine Unzahl von Vorbedingungen voraus. Die erste aber ist und bleibt die Schaffung der Möglichkeit einer der menschlichen Natur entsprechenden frühzeitigen Heirat vor allem des Mannes, denn die Frau ist ja hier ohnehin nur der passive Teil.
Wie verirrt, ja unverständlich aber die Menschen heute zum Teil schon geworden sind, mag daraus hervorgehen, daß man nicht selten Mütter der sogenannten „besseren“ Gesellschaft reden hört, sie wären dankbar, für ihr Kind einen Mann zu finden, der sich die „Hörner bereits abgestoßen habe“ usw. Da daran meistens weniger Mangel ist als umgekehrt, so wird das arme Mädel schon glücklich einen solchen enthörnten Siegfried finden, und die Kinder werden das sichtbare Ergebnis dieser vernünftigen Ehe sein. Wenn man bedenkt, daß außerdem noch eine möglichst große Einschränkung der Zeugung an sich erfolgt, so daß der Natur jede Auslese unterbunden wird, da natürlich jedes auch noch so elende Wesen erhalten werden muß, so bleibt wirklich nur die Frage, warum eine solche Institution überhaupt noch besteht und welchen Zweck sie haben soll? Ist es dann nicht genau dasselbe wie die Prostitution an sich? Spielt die Pflicht der Nachwelt gegenüber überhaupt keine Rolle mehr? Oder weiß man nicht, welchen Fluch man sich bei Kind und Kindeskind aufladet durch eine derartige verbrecherisch leichtsinnige Weise in der Wahrung des letzten Naturrechtes, aber auch der letzten Naturverpflichtung?
So entarten die Kulturvölker und gehen allmählich unter.
Auch die Ehe kann nicht Selbstzweck sein, sondern muß dem einen größeren Ziele, der Vermehrung und Erhaltung der Art und Rasse, dienen. Nur das ist ihr Sinn und ihre Aufgabe.
Unter diesen Voraussetzungen aber kann ihre Richtigkeit nur an der Art gemessen werden, in der sie diese Aufgabe erfüllt. Daher schon ist die frühe Heirat richtig, gibt sie doch der jungen Ehe noch jene Kraft, aus der allein ein gesunder und widerstandsfähiger Nachwuchs zu kommen vermag. Freilich ist zu ihrer Ermöglichung eine ganze Reihe von sozialen Voraussetzungen nötig, ohne die an eine frühe Verehelichung gar nicht zu denken ist. Mithin kann eine Lösung dieser nur so kleinen Frage schon nicht stattfinden ohne einschneidende Maßnahmen in sozialer Hinsicht. Welche Bedeutung diesen zukommt, sollte man am meisten in einer Zeit begreifen, da die sogenannte „soziale“ Republik durch ihre Unfähigkeit in der Lösung der Wohnungsfrage allein zahlreiche Ehen einfach verhindert und der Prostitution auf solche Weise Vorschub leistet.
Der Unsinn unserer Art der Gehaltseinteilung, die viel zu wenig Rücksicht nimmt auf die Frage der Familie und ihre Ernährung, ist ebenfalls ein Grund, der so manche frühe Ehe unmöglich macht.
Es kann also an eine wirkliche Bekämpfung der Prostitution nur herangegangen werden, wenn durch eine grundsätzliche Änderung der sozialen Verhältnisse eine frühere Verheiratung, als sie jetzt im allgemeinen stattfinden kann, ermöglicht wird. Dies ist die allerbeste Voraussetzung zu einer Lösung dieser Frage.
In zweiter Linie aber hat Erziehung und Ausbildung eine ganze Reihe von Schäden auszumerzen, um die man sich heute überhaupt fast nicht kümmert. Vor allem muß in der bisherigen Erziehung ein Ausgleich zwischen geistigem Unterricht und körperlicher Ertüchtigung eintreten. Was heute Gymnasium heißt, ist ein Hohn auf das griechische Vorbild. Man hat bei unserer Erziehung vollkommen vergessen, daß auf die Dauer ein gesunder Geist auch nur in einem gesunden Körper zu wohnen vermag. Besonders wenn man, von einzelnen Ausnahmen abgesehen, die große
Masse eines Volkes ins Auge faßt, erhält dieser Satz unbedingte Gültigkeit.
Es gab im Vorkriegsdeutschland eine Zeit, in der man sich überhaupt um diese Wahrheit nicht mehr kümmerte. Man sündigte einfach auf den Körper los und vermeinte, in der einseitigen Ausbildung des „Geistes“ eine sichere Gewähr für die Größe der Nation zu besitzen. Ein Irrtum, der sich schneller zu rächen begann, als man dachte. Es ist kein Zufall, daß die bolschewistische Welle nirgends besser Boden fand als dort, wo eine durch Hunger und dauernde Unterernährung degenerierte Bevölkerung haust: in Mitteldeutschland, Sachsen und im Ruhrgebiet. In allen diesen Gebieten findet aber auch von der sogenannten Intelligenz ein ernstlicher Widerstand gegen diese Judenkrankheit kaum mehr statt, aus dem einfachen Grunde, weil ja auch die Intelligenz selber körperlich vollständig verkommen ist, wenn auch weniger durch Gründe der Not als durch Gründe der Erziehung. Die ausschließlich geistige Einstellung unserer Bildung in den oberen Schichten macht diese unfähig in Zeiten, in denen nicht der Geist, sondern die Faust entscheidet, sich auch nur zu halten, geschweige denn durchzusetzen. In körperlichen Gebrechen liegt nicht selten der erste Grund zur persönlichen Feigheit.
Die übermäßige Betonung des rein geistigen Unterrichtes und die Vernachlässigung der körperlichen Ausbildung fördern aber auch in viel zu früher Jugend die Entstehung sexueller Vorstellungen. Der Junge, der in Sport und Turnen zu einer eisernen Abhärtung gebracht wird, unterliegt dem Bedürfnis sinnlicher Befriedigungen weniger als der ausschließlich mit geistiger Kost gefütterte Stubenhocker. Eine vernünftige Erziehung aber hat dies zu berücksichtigen. Sie darf ferner nicht aus dem Auge verlieren, daß die Erwartungen des gesunden jungen Mannes von der Frau andere sein werden als die eines vorzeitig verdorbenen Schwächlings.
So muß die ganze Erziehung darauf eingestellt werden, die freie Zeit des Jungen zu einer nützlichen Ertüchtigung seines Körpers zu verwenden. Er hat kein Recht, in diesen.
Jahren müßig herumzulungern, Straßen und Kinos unsicher zu machen, sondern soll nach seinem sonstigen Tageswerk den jungen Leib stählen und hart machen, auf daß ihn dereinst auch das Leben nicht zu weich finden möge. Dies anzubahnen und auch durchzuführen, zu lenken und zu leiten ist die Aufgabe der Jugenderziehung, und nicht das ausschließliche Einpumpen sogenannter Weisheit. Sie hat auch mit der Vorstellung aufzuräumen, als ob die Behandlung seines Körpers jedes einzelnen Sache selber wäre. Es gibt keine Freiheit, auf Kosten der Nachwelt und damit der Rasse zu sündigen.
Gleichlaufend mit der Erziehung des Körpers hat der Kampf gegen die Vergiftung der Seele einzusetzen. Unser gesamtes öffentliches Leben gleicht heute einem Treibhaus sexueller Vorstellungen und Reize. Man betrachte doch den Speisezettel unserer Kinos, Varietés und Theater, und man kann wohl kaum leugnen, daß dies nicht die richtige Kost, vor allem für die Jugend, ist. In Auslagen und an Anschlagsäulen wird mit den niedrigsten Mitteln gearbeitet, um die Aufmerksamkeit der Menge auf sich zu ziehen. Daß dies für die Jugend zu außerordentlich schweren Schädigungen führen muß, ist wohl jedem, der nicht die Fähigkeit, sich in ihre Seele hineinzudenken, verloren hat, verständlich. Diese sinnlich schwüle Atmosphäre führt zu Vorstellungen und Erregungen in einer Zeit, da der Knabe für solche Dinge noch gar kein Verständnis haben dürfte. Das Ergebnis dieser Art von Erziehung kann man an der heutigen Jugend in nicht gerade erfreulicher Weise studieren. Sie ist frühreif und damit auch vorzeitig alt geworden. Aus den Gerichtssälen dringen manches Mal Vorgänge an die Öffentlichkeit, die grauenhafte Einblicke in das Seelenleben unserer 14- und 15jährigen gestatten. Wer will sich da wundern, daß schon in diesen Alterskreisen die Syphilis ihre Opfer zu suchen beginnt? Und ist es nicht ein Jammer, zu sehen, wie so mancher körperlich schwächliche, geistig aber verdorbene junge Mensch seine Einführung in die Ehe durch eine großstädtische Hure vermittelt erhält?
Nein, wer der Prostitution zu Leibe gehen will, muß in erster Linie die geistige Voraussetzung zu derselben beseitigen helfen. Er muß mit dem Unrat unserer sittlichen Verpestung der großstädtischen „Kultur“ aufräumen, und zwar rücksichtslos und ohne Schwanken vor allem Geschrei und Gezeter, das natürlich losgelassen werden wird. Wenn wir die Jugend nicht aus dem Morast ihrer heutigen Umgebung herausheben, wird sie in demselben untersinken. Wer diese Dinge nicht sehen will, unterstützt sie und macht sich dadurch zum Mitschuldigen an der langsamen Prostituierung unserer Zukunft, die nun einmal in der werdenden Generation liegt. Dieses Reinemachen unserer Kultur hat sich auf fast alle Gebiete zu erstrecken. Theater, Kunst, Literatur, Kino, Presse, Plakat und Auslagen sind von den Erscheinungen einer verfaulenden Welt zu säubern und in den Dienst einer sittlichen Staats- und Kulturidee zu stellen. Das öffentliche Leben muß von dem erstickenden Parfüm unserer modernen Erotik befreit werden, genau so wie von jeder unmännlichen prüden Unaufrichtigkeit. In allen diesen Dingen muß das Ziel und der Weg bestimmt werden von der Sorge für die Erhaltung der Gesundheit unseres Volkes an Leib und Seele. Das Recht der persönlichen Freiheit tritt zurück gegenüber der Pflicht der Erhaltung der Rasse.
Erst nach der Durchführung dieser Maßnahmen kann der medizinische Kampf gegen die Seuche selber mit einiger Aussicht auf Erfolg durchgeführt werden. Allein auch dabei kann es sich nicht um halbe Maßregeln handeln, sondern auch hier wird man zu den schwersten und einschneidendsten Entschlüssen kommen müssen. Es ist eine Halbheit, unheilbar kranken Menschen die dauernde Möglichkeit einer Verseuchung der übrigen gesunden zu gewähren. Es entspricht dies einer Humanität, die, um dem einen nicht wehe zu tun, hundert andere zugrunde gehen läßt. Die Forderung, daß defekten Menschen die Zeugung anderer ebenso defekter Nachkommen unmöglich gemacht wird, ist eine Forderung klarster Vernunft und bedeutet in ihrer planmäßigen Durchführung die humanste Tat der Menschheit. Sie wird Millionen von Unglücklichen unverdiente Leiden ersparen, in der Folge aber zu einer steigenden Gesundung überhaupt führen. Die Entschlossenheit, in dieser Richtung vorzugehen, wird auch der Weiterverbreitung der Geschlechtskrankheiten einen Damm entgegensetzen. Denn hier wird man, wenn nötig, zur unbarmherzigen Absonderung unheilbar Erkrankter schreiten müssen - eine barbarische Maßnahme für den unglücklich davon Betroffenen, aber ein Segen für die Mit- und Nachwelt. Der vorübergehende Schmerz eines Jahrhunderts kann und wird Jahrtausende vom Leid erlösen.
Der Kampf gegen die Syphilis und ihre Schrittmacherin, die Prostitution, ist eine der ungeheuersten Aufgaben der Menschheit, ungeheuer deshalb, weil es sich dabei nicht um die Lösung einer einzelnen Frage an sich handelt, sondern um die Beseitigung einer ganzen Reihe von Schäden, die eben als Folgeerscheinung zu dieser Seuche Veranlassung geben. Denn die Erkrankung des Leibes ist hier nur das Ergebnis einer Erkrankung der sittlichen, sozialen und rassischen Instinkte.
Wird dieser Kampf aber aus Bequemlichkeit oder auch Feigheit nicht ausgefochten, dann möge man sich in fünfhundert Jahren die Völker ansehen. Ebenbilder Gottes dürfte man nur mehr sehr wenige finden, ohne des Allerhöchsten freveln zu wollen.
Wie aber hatte man im alten Deutschland versucht, sich mit dieser Seuche auseinanderzusetzen? Bei ruhiger Prüfung ergibt sich darauf eine wirklich betrübliche Antwort. Sicher erkannte man in den Kreisen der Regierungen die entsetzlichen Schäden dieser Krankheit sehr wohl, wenn man sich auch vielleicht die Folgen nicht ganz zu überlegen vermochte; allein im Kampfe dagegen versagte man vollständig und griff statt zu durchgreifenden Reformen lieber zu jämmerlichen Maßnahmen. Man dokterte an der Krankheit herum und ließ die Ursachen Ursachen sein. Man unterzog die einzelne Prostituierte einer ärztlichen Untersuchung, beaufsichtigte sie, so gut es eben gehen mochte, und steckte sie im Falle einer festgestellten Krankheit in irgendein Lazarett, aus dem sie nach äußerlich erfolgter Heilung wieder auf die andere Menschheit losgelassen wurde.
Man hatte freilich einen „Schutzparagraphen“ eingeführt, nach dem der nicht ganz Gesunde oder Geheilte bei Strafe den sexuellen Verkehr zu meiden habe. Sicher ist diese Maßnahme an sich richtig, allein in der praktischen Durchführung versagte sie so gut wie vollständig. Erstens wird es die Frau im Falle eines sie dadurch treffenden Unglückes
- schon infolge unserer oder besser ihrer Erziehung - in den meisten Fällen wohl ablehnen, sich als Zeugin gegen den elenden Dieb ihrer Gesundheit - unter doch oft peinlichen Begleitumständen - auch noch in den Gerichtssaal hineinzerren zu lassen. Gerade ihr nützt dies sehr wenig, sie wird ohnehin in den meisten Fällen die darunter am meisten Leidende sein - trifft sie doch die Verachtung ihrer lieblosen Umgebung noch viel schwerer, als dies beim Manne der Fall wäre. Endlich stelle man sich ihre Lage vor, wenn der Überbringer der Krankheit der eigene Gatte ist! Soll sie nun klagen? Oder was soll sie dann tun?
Bei dem Manne aber kommt die Tatsache hinzu, daß er leider nur zu häufig gerade nach reichlichem Alkoholgenuß dieser Pest in den Weg läuft, da er in diesem Zustande am wenigsten in der Lage ist, die Qualitäten seiner „Schönen“ zu beurteilen, was der ohnehin kranken Prostituierten auch nur zu genau bekannt ist und sie deshalb immer veranlaßt, gerade nach Männern in diesem idealen Zustande zu angeln. Das Ende aber ist, daß der später unangenehm Überraschte auch bei eifrigstem Nachdenken sich seiner barmherzigen Beglückerin nicht mehr zu erinnern vermag, was einen in einer Stadt wie Berlin oder selbst München nicht wundernehmen darf. Dazu kommt noch, daß es sich oft um Besucher aus der Provinz handelt, die dem ganzen Großstadtzauber ohnehin vollkommen ratlos gegenüberstehen.
Endlich aber: Wer kann denn wissen, ob er nun krank oder gesund ist? Kommen nicht zahlreiche Fälle vor, in denen ein scheinbar Geheilter wieder rückfällig wird und nun entsetzliches Unheil anrichtet, ohne es zunächst auch nur selber zu ahnen?
So ist also die praktische Wirkung dieses Schutzes durch die gesetzliche Bestrafung einer schuldigen Ansteckung in
Wirklichkeit gleich Null. Ganz das gleiche gilt von der Beaufsichtigung der Prostituierten, und endlich ist auch die Heilung selber sogar heute noch unsicher und zweifelhaft. Sicher ist nur eines: die Seuche griff trotz aller Maßnahmen immer weiter um sich. Dadurch aber wird auf das schlagendste die Wirkungslosigkeit derselben bestärkt.
Denn alles, was sonst noch geschah, war ebenso ungenügend wie lächerlich. Die seelische Prostituierung des Volkes wurde nicht verhindert; man tat auch überhaupt nichts zur Verhinderung.
Wer aber geneigt ist, dies alles auf die leichte Schulter zu nehmen, der studiere nur einmal die statistischen Grundlagen über die Verbreitung dieser Pest, vergleiche ihr Wachstum seit den letzten hundert Jahren, denke sich dann in diese Weiterentwicklung hinein - und er müßte schon die Einfalt eines Esels besitzen, wenn ihm nicht ein unangenehmes Frösteln über den Rücken liefe!
Die Schwäche und Halbheit, mit der man schon im alten Deutschland zu einer so furchtbaren Erscheinung Stellung nahm, darf als sichtbares Verfallszeichen eines Volkes gewertet werden. Wenn die Kraft zum Kampfe um die eigene Gesundheit nicht mehr vorhanden ist, endet das Recht zum Leben in dieser Welt des Kampfes. Sie gehört nur dem kraftvollen „Ganzen“ und nicht dem schwachen „Halben“.
Eine der ersichtlichsten Verfallserscheinungen des alten Reiches war das langsame Herabsinken der allgemeinen Kulturhöhe, wobei ich unter Kultur nicht das meine, was man heute mit dem Worte Zivilisation bezeichnet. Diese scheint im Gegenteil eher eine Feindin wahrer Geistes- und Lebenshöhe zu sein.
Schon vor der Jahrhundertwende begann sich in unsere Kunst ein Element einzuschieben, das bis dorthin als vollkommen fremd und unbekannt gelten durfte. Wohl fanden auch in früheren Zeiten manchmal Verirrungen des Geschmackes statt, allein es handelte sich in solchen Fällen doch mehr um künstlerische Entgleisungen, denen die Nachwelt wenigstens einen gewissen historischen Wert zuzubilligen vermochte, als um Erzeugnisse einer überhaupt nicht mehr künstlerischen, sondern vielmehr geistigen Entartung bis zur Geistlosigkeit. In ihnen begann sich der später freilich besser sichtbar werdende politische Zusammenbruch schon kulturell anzuzeigen.
Der Bolschewismus der Kunst ist die einzig mögliche kulturelle Lebensform und geistige Äußerung des Bolschewismus überhaupt.
Wem dieses befremdlich vorkommt, der braucht nur die Kunst der glücklich bolschewisierten Staaten einer Betrachtung zu unterziehen, und er wird mit Schrecken die krankhaften Auswüchse irrsinniger und verkommener Menschen, die wir unter den Sammelbegriffen des Kubismus und Dadaismus seit der Jahrhundertwende kennenlernten, dort als die offiziell staatlich anerkannte Kunst bewundern können. Selbst in der kurzen Periode der bayerischen Räterepublik war diese Erscheinung schon zutage getreten. Schon hier konnte man sehen, wie die gesamten offiziellen Plakate, Propagandazeichnungen in den Zeitungen usw. den Stempel nicht nur des politischen Verfalls, sondern auch den des kulturellen an sich trugen.
So wenig etwa noch vor sechzig Jahren ein politischer Zusammenbruch von der jetzt erreichten Größe denkbar gewesen wäre, so wenig auch ein kultureller, wie er sich in futuristischen und kubistischen Darstellungen seit 1900 zu zeigen begann. Vor sechzig Jahren wäre eine Ausstellung von sogenannten dadaistischen „Erlebnissen“ als einfach unmöglich erschienen, und die Veranstalter würden in das Narrenhaus gekommen sein, während sie heute sogar in Kunstverbänden präsidieren. Diese Seuche konnte damals nicht auftauchen, weil weder die öffentliche Meinung dies geduldet, noch der Staat ruhig zugesehen hätte. Denn es ist Sache der Staatsleitung, zu verhindern, daß ein Volk dem geistigen Wahnsinn in die Arme getrieben wird. Bei diesem aber müßte eine derartige Entwicklung doch eines Tages enden. An dem Tage nämlich, an dem diese Art von Kunst wirklich der allgemeinen Auffassung entspräche, wäre eine der schwerwiegendsten Wandlungen der Menschheit eingetreten; die Rückentwicklung des menschlichen Gehirns hätte damit begonnen, das Ende aber vermöchte man sich kaum auszudenken.
Sobald man erst von diesem Gesichtspunkte aus die Entwicklung unseres Kulturlebens seit den letzten fünfundzwanzig Jahren vor dem Auge vorbeiziehen läßt, wird man mit Schrecken sehen, wie sehr wir bereits in dieser Rückbildung begriffen sind. Überall stoßen wir auf Keime, die den Beginn von Wucherungen verursachen, an denen unsere Kultur früher oder später zugrunde gehen muß. Auch in ihnen können wir die Verfallserscheinungen einer langsam abfaulenden Welt erkennen. Wehe den Völkern, die dieser Krankheit nicht mehr Herr zu werden vermögen!
Solche Erkrankungen konnte man in Deutschland fast auf allen Gebieten der Kunst und Kultur überhaupt feststellen. Alles schien hier den Höhepunkt schon überschritten zu haben und dem Abgrunde zuzueilen. Das Theater sank zusehends tiefer und wäre wohl schon damals restlos als Kulturfaktor ausgeschieden, hätten nicht wenigstens die Hoftheater sich noch gegen die Prostituierung der Kunst gewendet. Sieht man von ihnen und einigen weiteren rühmenswerten Ausnahmen ab, so waren die Darbietungen der Schaubühne derart, daß es für die Nation zweckmäßiger gewesen wäre, ihren Besuch ganz zu meiden. Es war ein trauriges Zeichen des inneren Verfalls, daß man die Jugend in die meisten dieser sogenannten „Kunststätten“ gar nicht mehr schicken durfte, was auch ganz schamlos offen zugegeben wurde mit der allgemeinen PanoptikumWarnung: „Jugendliche haben keinen Zutritt!“
Man bedenke, daß man solche Vorsichtsmaßnahmen an den Stätten üben mußte, die in erster Linie für die Bildung der Jugend da sein müßten und nicht zur Ergötzung alter, blasierter Lebensschichten dienen dürften. Was würden wohl die großen Dramatiker aller Zeiten zu einer derartigen Maßregel gesagt haben, und was vor allem zu den Umständen, die dazu die Veranlassung gaben? Wie wäre Schiller aufgeflammt, wie würde sich Goethe empört abgewendet haben!
Aber freilich, was sind denn Schiller, Goethe oder Shakespeare gegenüber den Heroen der neueren deutschen Dichtkunst! Alte, abgetragene und überlebte, nein, überwundene Erscheinungen. Denn das war das Charakteristische dieser Zeit: nicht daß sie selber nur mehr Schmutz produzierte, besudelte sie obendrein alles wirklich Große der Vergangenheit. Das ist allerdings eine Erscheinung, die man immer zu solchen Zeiten beobachten kann. Je niederträchtiger und elender die Erzeugnisse einer Zeit und ihrer Menschen sind, um so mehr haßt man die Zeugen einer einstigen größeren Höhe und Würde. Am liebsten möchte man in solchen Zeiten die Erinnerung an die Vergangenheit der Menschheit überhaupt tilgen, um durch die Ausschaltung jeder Vergleichsmöglichkeit den eigenen Kitsch immerhin noch als „Kunst“ vorzutäuschen. Daher wird jede neue Institution, je elender und miserabler sie ist, um so mehr die letzten Spuren der vergangenen Zeit zu löschen trachten, während jede wirklich wertvolle Erneuerung der Menschheit auch unbekümmert an die guten Errungenschaften vergangener Generationen anknüpfen kann, ja diese oft erst zur Geltung zu bringen versucht. Sie braucht nicht zu befürchten, etwa vor der Vergangenheit zu verblassen, sondern sie gibt von sich aus dem allgemeinen Schatz der menschlichen Kultur einen so wertvollen Beitrag, daß sie oft gerade zu dessen voller Würdigung die Erinnerung an die früheren Leistungen selber wachhalten möchte, um so der neuen Gabe erst recht das volle Verständnis der Gegenwart zu sichern. Nur wer der Welt von sich aus gar nichts Wertvolles zu schenken vermag, aber zu tun versucht, als ob er ihr weiß Gott was geben wollte, wird alles wirklich schon Gegebene hassen und am liebsten verneinen oder gar vernichten.
Dies gilt keineswegs bloß für Neuerscheinungen auf dem Gebiete der allgemeinen Kultur, sondern auch für solche der Politik. Revolutionäre neue Bewegungen werden die alten Formen um so mehr hassen, je minderwertiger sie selber sind. Auch hier kann man sehen, wie die Sorge, den eigenen Kitsch als etwas Beachtenswertes erscheinen zu lassen, zum blinden Haß gegen das überlegene Gute der Vergangenheit führt. Solange zum Beispiel die geschichtliche Erinnerung an Friedrich den Großen nicht erstorben ist, vermag Friedrich Ebert nur bedingtes Erstaunen hervorzurufen. Der Held von Sanssouci verhält sich zum ehemaligen Bremenser Kneipenwirt ungefähr wie die Sonne zum Mond; erst wenn die Strahlen der Sonne verlöschen, vermag der Mond zu glänzen. Es ist deshalb auch der Haß aller Neumonde der Menschheit gegen die Fixsterne nur zu begreiflich. Im politischen Leben pflegen solche Nullen, wenn ihnen das Schicksal die Herrschaft vorübergehend in den Schoß wirft, nicht nur mit unermüdlichem Eifer die Vergangenheit zu besudeln und zu beschmutzen, sondern sich selbst auch mit äußeren Mitteln der allgemeinen Kritik zu entziehen. Als Beispiel hierfür kann die Republik-Schutzgesetzgebung des neuen Deutschen Reiches gelten.
Wenn daher irgendeine neue Idee, eine Lehre, eine neue Weltanschauung oder auch politische sowie wirtschaftliche Bewegung die gesamte Vergangenheit zu leugnen versucht, sie schlecht und wertlos machen will, so muß man schon aus diesem Anlaß äußerst vorsichtig und mißtrauisch sein. Meistens ist der Grund zu solchem Haß entweder nur die eigene Minderwertigkeit oder gar eine schlechte Absicht an sich. Eine wirklich segensreiche Erneuerung der Menschheit wird immer und ewig dort weiter zu bauen haben, wo das letzte gute Fundament aufhört. Sie wird sich der Verwendung bereits bestehender Wahrheiten nicht zu schämen brauchen. Ist doch die gesamte menschliche Kultur sowie auch der Mensch selber nur das Ergebnis einer einzigen langen Entwicklung, in der jede Generation ihren Baustein zutrug und einfügte. Der Sinn und Zweck von Revolutionen ist dann nicht der, das ganze Gebäude einzureißen, sondern schlecht Gefügtes oder Unpassendes zu entfernen und an der dann wieder freigelegten gesunden Stelle weiter- und anzubauen.
So allein wird man von einem Fortschritt der Menschheit sprechen können und dürfen. Im anderen Falle würde die Welt vom Chaos nie erlöst, da ja das Recht zur Ablehnung der Vergangenheit jeder Generation zukäme und mithin jede als Voraussetzung der eigenen Arbeit die Werke der Vergangenheit zerstören dürfte.
So war das Traurigste am Zustand unserer Gesamtkultur der Vorkriegszeit nicht nur die vollkommene Impotenz der künstlerischen und allgemeine kulturellen Schöpferkraft, sondern der Haß, mit dem die Erinnerung der größeren Vergangenheit besudelt und ausgelöscht wurde. Fast auf allen Gebieten der Kunst, besonders in Theater und Literatur, begann man um die Jahrhundertwende weniger bedeutendes Neues zu produzieren, als vielmehr das beste Alte herunterzusetzen und als minderwertig und überwunden hinzustellen; als ob diese Zeit der beschämendsten Minderwertigkeit überhaupt etwas zu überwinden vermöchte. Aus diesem Streben aber, die Vergangenheit dem Auge der Gegenwart zu entziehen, ging die böse Absicht dieser Apostel der Zukunft klar und deutlich hervor. Daran hätte man erkennen sollen, daß es sich hier nicht um neue, wenn auch falsche kulturelle Auffassungen handelte, sondern um einen Prozeß der Zerstörung der Grundlagen der Kultur überhaupt, um eine dadurch möglich werdende Ver-narrung des gesunden Kunstempfindens - und um die geistige Vorbereitung des politischen Bolschewismus. Denn wenn das Perikleische Zeitalter durch den Parthenon verkörpert erscheint, dann die bolschewistische Gegenwart durch eine kubistische Fratze.
In diesem Zusammenhange muß auch auf die hierbei wieder sichtbare Feigheit bei dem Teil unseres Volkes hingewiesen werden, der auf Grund seiner Bildung und seiner Stellung verpflichtet gewesen wäre, gegen diese Kulturschande Front zu machen. Aus lauter Furcht vor dem Geschrei der bolschewistischen Kunstapostel, die jeden, der nicht in ihnen die Krone der Schöpfung erkennen wollte, auf das heftigste angriffen und als rückständigen Spießer festnagelten, verzichtete man auf allen ernstlichen Widerstand und fügte sich in das, wie es eben schien, ja doch Unvermeidliche. Man bekam förmlich Angst, von diesen Halbnarren oder Gaunern der Verständnislosigkeit geziehen zu werden; als ob es eine Schande wäre, die Produkte geistiger Degeneraten oder gerissener Betrüger nicht zu verstehen. Diese Kulturjünger besaßen freilich ein sehr einfaches Mittel, ihren Unsinn zu einer weiß Gott wie gewaltigen Sache zu stempeln; sie stellten jedes unverständliche und ersichtlich verrückte Zeug als sogenanntes inneres Erleben der staunenden Mitwelt vor, auf so billige Weise den meisten Menschen das Wort der Entgegnung von vornherein aus dem Munde nehmend. Denn daran, daß auch dies ein inneres Erleben sein könnte, war ja gar nicht zu zweifeln, wohl aber daran, ob es angängig ist, der gesunden Welt die Halluzinationen von Geisteskranken oder Verbrechern vorzusetzen. Die Werke eines Moritz von Schwind oder eines Böcklin waren auch inneres Erleben, nur eben von Künstlern gottbegnadeter Art und nicht von Hanswursten.
Da aber konnte man so recht die jammervolle Feigheit unserer sogenannten Intelligenz studieren, die sich um jeden ernstlichen Widerstand gegen diese Vergiftung des gesunden Instinktes unseres Volkes herumdrückte, und es dem Volke selber überließ, sich mit diesem frechen Unsinn abzufinden. Um nicht als kunstunverständig zu gelten, nahm man jede Kunstverhöhnung in Kauf, um endlich in der Beurteilung von gut und schlecht wirklich unsicher zu werden. Alles in allem genommen aber waren dies Zeichen einer böse werdenden Zeit.
Als bedenkliches Merkmal muß noch folgendes festgestellt werden:
Im neunzehnten Jahrhundert begannen unsere Städte immer mehr den Charakter von Kulturstätten zu verlieren und zu reinen Menschenansiedlungen herabzusinken. Die geringe Verbundenheit, die unser heutiges Großstadtproletariat mit seinem Wohnort besitzt, ist die Folge davon, daß es sich hier wirklich nur um den zufälligen örtlichen Aufenthaltsraum des einzelnen handelt und um weiter nichts. Zum Teil hängt dies mit dem durch die sozialen Verhältnisse bedingten häufigen Wechsel des Wohnortes zusammen, die dem Menschen nicht die Zeit zu einer engeren Verbindung mit seiner Stadt gibt, zum anderen aber ist die Ursache hierfür auch in der allgemeinen kulturellen Bedeutungslosigkeit und Ärmlichkeit unserer heutigen Städte an sich zu suchen.
Noch zur Zeit der Befreiungskriege waren die deutschen Städte nicht nur der Zahl nach gering, sondern auch der Größe nach bescheiden. Die wenigen wirklichen Großstädte waren zum größten Teil Residenzen und besaßen als solche fast immer einen bestimmten kulturellen Wert und meist auch ein bestimmtes künstlerisches Bild. Die paar Orte von mehr als fünfzigtausend Einwohnern waren gegen Städte mit gleicher Bevölkerung von heute reich an wissenschaftlichen und künstlerischen Schätzen. Als München sechzigtausend Seelen zählte, schickte es sich schon an, eine der ersten deutschen Kunsststätten zu werden; heute hat fast jeder Fabrikort diese Zahl erreicht, wenn nicht schon vielfach überschritten, ohne manchmal aber auch nur das geringste an wirklichen Werten sein eigen nennen zu können. Reine Ansammlungen von Wohn- und Mietskasernen, weiter nichts. Wie bei derartiger Bedeutungslosigkeit eine besondere Verbundenheit mit einem solchen Ort entstehen soll, muß ein Rätsel sein. Niemand wird an einer Stadt besonders hängen, die nichts weiter zu bieten hat als eben jede andere auch, der jede individuelle Note fehlt, und in der peinlich alles vermieden wurde, was nach Kunst oder ähnlichem auch nur aussehen könnte.
Aber nicht genug an dem, auch die wirklichen Großstädte werden mit der steigenden Zunahme der Volkszahl im Verhältnis immer ärmer an wirklichen Kunstwerken. Sie erscheinen immer abgeschliffener und ergeben ganz das gleiche Bild, wenn auch in größerem Umfange, wie die kleinen armseligen Fabrikorte. Was die neuere Zeit zu dem kulturellen Inhalt unserer Großstädte hinzugefügt hat, ist vollkommen unzulänglich. Alle unsere Städte zehren vom Ruhme und den Schätzen der Vergangenheit. Man nehme aus dem jetzigen München doch einmal alles weg, was unter Ludwig I. geschaffen wurde, und man wird mit
11 Hitler, Mein Kampf
Entsetzen sehen, wie armselig der Zuwachs seit dieser Zeit an bedeutenden künstlerischen Schöpfungen ist. Das gleiche gilt auch für Berlin und die meisten anderen Großstädte.
Das Wesentliche aber ist doch noch folgendes: Unsere heutigen Großstädte besitzen keine das ganze Stadtbild beherrschenden Denkmäler, die irgendwie als Wahrzeichen der ganzen Zeit angesprochen werden könnten. Dies aber war in den Städten des Altertums der Fall, da fast jede ein besonderes Monument ihres Stolzes besaß. Nicht in den Privatbauten lag das Charakteristische der antiken Stadt, sondern in den Denkmälern der Allgemeinheit, die nicht für den Augenblick, sondern für die Ewigkeit bestimmt schienen, weil sich in ihnen nicht der Reichtum eines einzelnen Besitzers, sondern die Größe und Bedeutung der Allgemeinheit widerspiegeln sollte. So entstanden Denkmäler, die sehr wohl geeignet waren, den einzelnen Bewohner in einer Weise mit seiner Stadt zu verbinden, die uns heute manchmal fast unverständlich vorkommt. Denn was dieser vor Augen hatte, waren weniger die ärmlichen Häuser privater Besitzer als die Prachtbauten der ganzen Gemeinschaft. Ihnen gegenüber sank das Wohnhaus wirklich zu einer unbedeutenden Nebensächlichkeit zusammen.
Wenn man die Größenverhältnisse der antiken Staatsbauten mit den gleichzeitigen Wohnhäusern vergleicht, so wird man erst die überragende Wucht und Gewalt dieser Betonung des Grundsatzes, den Werken der Öffentlichkeit in die erste Stellung zuzuweisen, verstehen. Was wir heute in den Trümmerhaufen und Ruinenfeldern der antiken Welt als wenige noch aufragende Kolosse bewundern, sind nicht einstige Geschäftspaläste, sondern Tempel und Staatsbauten; also Werke, deren Besitzer die Allgemeinheit war. Selbst im Prunke des Roms der Spätzeit nahmen den ersten Platz nicht die Villen und Paläste einzelner Bürger, sondern die Tempel und Thermen, die Stadien, Zirkusse, Aquädukte, Basiliken usw. des Staates, also des ganzen Volkes ein.
Sogar das germanische Mittelalter hielt den gleichen leitenden Grundsatz, wenn auch unter gänzlich anderen
Kunstauffassungen, aufrecht. Was im Altertum in der Akropolis oder dem Pantheon seinen Ausdruck fand, hüllte sich nun in die Formen des gotischen Domes. Wie Riesen ragten diese Monumentalbauten über das kleine Gewimmel von Fachwerk-, Holz- oder Ziegelbauten der mittelalterlichen Stadt empor und wurden zu Wahrzeichen, die selbst heute noch, da neben ihnen die Mietskasernen immer höher emporklettern, den Charakter und das Bild dieser Orte bestimmen. Münster, Rathäuser und Schrannenhallen sowie Wehrtürme sind das sichtbare Zeichen einer Auffassung, die im letzten Grunde wieder nur der der Antike entsprach.
Wie wahrhaft jammervoll aber ist das Verhältnis zwischen Staats- und Privatbau heute geworden! Würde das Schicksal Roms Berlin treffen, so könnten die Nachkommen als gewaltigste Werke unserer Zeit dereinst die Warenhäuser einiger Juden und die Hotels einiger Gesellschaften als charakteristischen Ausdruck der Kultur unserer Tage bewundern. Man vergleiche doch das böse Mißverhältnis, das in einer Stadt wie selbst Berlin zwischen den Bauten des Reiches und denen der Finanz und des Handels herrscht.
Schon der für die Staatsbauten aufgewendete Betrag ist meistens wahrhaft lächerlich und ungenügend. Es werden nicht Werke für die Ewigkeit geschaffen, sondern meistens nur für den augenblicklichen Bedarf. Irgendein höherer Gedanke herrscht dabei überhaupt nicht vor. Das Berliner Schloß war zur Zeit seiner Erbauung ein Werk von anderer Bedeutung als es etwa die neue Bibliothek im Rahmen der Gegenwart ist. Während ein einziges Schlachtschiff einen Wert von rund sechzig Millionen darstellte, wurde für den ersten Prachtbau des Reiches, der für die Ewigkeit bestimmt sein sollte, das Reichstagsgebäude, kaum die Hälfte bewilligt. Ja, als die Frage der inneren Ausstattung zur Entscheidung kam, stimmte das Hohe Haus gegen die Verwendung von Stein und befahl, die Wände mit Gips zu verkleiden; dieses Mal allerdings hatten die Parlamentarier ausnahmsweise wirklich recht gehandelt; Gipsköpfe gehören auch nicht zwischen Steinmauern.
So fehlt unseren Städten der Gegenwart das überragende Wahrzeichen der Volksgemeinschaft, und man darf sich deshalb auch nicht wundern, wenn diese in ihren Städten kein Wahrzeichen ihrer selbst sieht. Es muß zu einer Verödung kommen, die sich in der gänzlichen Teilnahmslosigkeit des heutigen Großstädters am Schicksal seiner Stadt praktisch auswirkt.
Auch dieses ist ein Zeichen unserer sinkenden Kultur und unseres allgemeinen Zusammenbruches. Die Zeit erstickt in kleinster Zweckmäßigkeit, besser gesagt, im Dienste des Geldes. Da aber darf man sich auch nicht wundern, wenn unter einer solchen Gottheit wenig Sinn für Heroismus übrigbleibt. Die heutige Gegenwart erntet nur, was die letzte Vergangenheit gesät hat.
Alle diese Verfallserscheinungen sind im letzten Grunde nur Folgen des Mangels einer bestimmten, gleichmäßig anerkannten Weltanschauung sowie der daraus sich ergebenden allgemeinen Unsicherheit in der Beurteilung und der Stellungnahme zu den einzelnen großen Fragen der Zeit. Daher ist auch, angefangen bei der Erziehung, alles halb und schwankend, scheut die Verantwortung und endet so in feiger Duldung selbst erkannter Schäden. Der Humanitätsdusel wird Mode, und indem man den Auswüchsen schwächlich nachgibt und einzelne schont, opfert man die Zukunft von Millionen.
Wie sehr die allgemeine Zerrissenheit um sich greift, zeigt eine Betrachtung der religiösen Zustände vor dem Kriege. Auch hier war eine einheitliche und wirksame weltanschauungsmäßige Überzeugung in großen Teilen der Nation längst verlorengegangen. Dabei spielen die sich offiziell von den Kirchen lösenden Anhänger eine kleinere Rolle als die überhaupt Gleichgültigen. Während die beiden Konfessionen in Asien und Afrika Missionen aufrechterhalten, um neue Anhänger ihrer Lehre zuzuführen - eine Tätigkeit, die gegenüber dem Vordringen besonders des mohammedanischen Glaubens nur sehr bescheidene Erfolge aufzuweisen hat -, verlieren sie in Europa selber Millionen und abermals Millionen von innerlichen Anhängern, die dem religiösen Leben entweder überhaupt fremd gegenüberstehen oder doch ihre eigenen Wege wandeln. Die Folgen sind besonders in sittlicher Hinsicht keine günstigen.
Bemerkenswert ist auch der immer heftiger einsetzende Kampf gegen die dogmatischen Grundlagen der einzelnen Kirchen, ohne die aber auf dieser Welt von Menschen der praktische Bestand eines religiösen Glaubens nicht denkbar ist. Die breite Masse eines Volkes besteht nicht aus Philosophen; gerade aber für die Masse ist der Glaube häufig die einzige Grundlage einer sittlichen Weltanschauung überhaupt. Die verschiedenen Ersatzmittel haben sich im Erfolg nicht so zweckmäßig erwiesen, als daß man in ihnen eine nützliche Ablösung der bisherigen religiösen Bekenntnisse zu erblicken vermöchte. Sollen aber die religiöse Lehre und der Glaube die breiten Schichten wirklich erfassen, dann ist die unbedingte Autorität des Inhalts dieses Glaubens das Fundament jeder Wirksamkeit. Was dann für das allgemeine Leben der jeweilige Lebensstil ist, ohne den sicherlich auch Hunderttausende von hochstehenden Menschen vernünftig und klug leben würden, Millionen andere aber eben nicht, das sind für den Staat die Staatsgrundgesetze und für die jeweilige Religion die Dogmen. Durch sie erst wird die schwankende und unendlich auslegbare, rein geistige Idee bestimmt abgesteckt und in eine Form gebracht, ohne die sie niemals Glauben werden könnte. Im anderen Falle würde die Idee über eine metaphysische Anschauung, ja, kurz gesagt, philosophische Meinung nie hinauswachsen. Der Angriff gegen die Dogmen an sich gleicht deshalb auch sehr stark dem Kampfe gegen die allgemeinen gesetzlichen Grundlagen des Staates, und so wie dieser sein Ende in einer vollständigen staatlichen Anarchie finden würde, so der andere in einem wertlosen religiösen Nihilismus.
Für den Politiker aber darf die Abschätzung des Wertes einer Religion weniger durch die ihr etwa anhaftenden Mängel bestimmt werden als vielmehr durch die Güte eines ersichtlich besseren Ersatzes. Solange aber ein solcher anscheinend fehlt, kann das Vorhandene nur von Narren oder Verbrechern demoliert werden.
Freilich haben nicht die kleinste Schuld an den nicht sehr erfreulichen religiösen Zuständen diejenigen, die die religiöse Vorstellung zu sehr mit rein irdischen Dingen belasten und so häufig in einen gänzlich unnötigen Konflikt mit der sogenannten exakten Wissenschaft bringen. Hier wird der Sieg, wenn auch nach schwerem Kampfe, der letzteren fast immer zufallen, die Religion aber in den Augen all derjenigen, die sich über ein rein äußerliches Wissen nicht zu erheben vermögen, schweren Schaden leiden.
Am ärgsten sind jedoch die Verwüstungen, die durch den Mißbrauch der religiösen Überzeugung zu politischen Zwek-ken hervorgerufen werden. Man kann wirklich gar nicht scharf genug gegen jene elenden Schieber auftreten, die in der Religion ein Mittel sehen wollen, das ihnen politische, besser geschäftliche Dienste zu leisten habe. Diese frechen Lügenmäuler schreien freilich mit Stentorstimme, damit es ja die anderen Sünder hören können, ihr Glaubensbekenntnis in alle Welt hinaus, allein nicht, um dafür, wenn nötig, auch zu sterben, sondern um besser leben zu können. Für eine einzige politische Schiebung von entsprechendem Werte ist ihnen der Sinn eines ganzen Glaubens feil; für zehn Parlamentsmandate verbinden sie sich mit den marxistischen Todfeinden jeder Religion - und für einen Ministerstuhl gingen sie wohl auch die Ehe mit dem Teufel ein, sofern diesen nicht noch ein Rest von Anstand verscheuchen würde.
Wenn in Deutschland vor dem Kriege das religiöse Leben für viele einen unangenehmen Beigeschmack erhielt, so war dies dem Mißbrauch zuzuschreiben, der von seiten einer sogenannten „christlichen“ Partei mit dem Christentum getrieben wurde, sowie der Unverschämtheit, mit der man den katholischen Glauben mit einer politischen Partei zu identifizieren versuchte.
Diese Unterschiebung war ein Verhängnis, das einer Reihe von Nichtsnutzen wohl Parlamentsmandate, der Kirche aber Schaden einbrachte.
Das Ergebnis jedoch hatte die gesamte Nation zu tragen, indem die Folgen der dadurch bedingten Lockerung des religiösen Lebens gerade in eine Zeit fielen, in der ohnehin alles zu weichen und zu wanken begann und die überlieferten Grundlagen von Sitte und Moral zusammenzubrechen drohten.
Auch dieses waren Risse und Sprünge in unserem Volkskörper, die so lange gefahrlos sein konnten, als keine besondere Belastung entstand, die aber zum Unheil werden mußten, wenn durch die Wucht großer Ereignisse die Frage der inneren Festigkeit der Nation eine ausschlaggebende Bedeutung erhielt.
Ebenso waren auf dem Gebiete der Politik für aufmerksame Augen Schäden vorhanden, die, wenn nicht in absehbarer Zeit eine Besserung oder Änderung vorgenommen wurde, als Zeichen eines kommenden Verfalls des Reiches gelten durften und mußten. Die Ziellosigkeit der deutschen Innen- und Außenpolitik war für jeden sichtbar, der nicht absichtlich blind sein wollte. Die Kompromißwirtschaft schien am meisten der Bismarckschen Auffassung zu entsprechen, daß „die Politik eine Kunst des Möglichen“ wäre. Nun war aber zwischen Bismarck und den späteren deutschen Kanzlern ein kleiner Unterschied vorhanden, der dem ersteren gestattete, eine solche Äußerung über das Wesen der Politik fallen zu lassen, während die gleiche Auffassung aus dem Munde seiner Nachfolger eine ganz andere Bedeutung erlangen mußte. Denn Bismarck wollte mit diesem Satze nur besagen, daß zur Erreichung eines bestimmten politischen Zieles alle Möglichkeiten zu verwenden bzw. nach allen Möglichkeiten zu verfahren wäre; seine Nachfolger aber sahen in dieser Äußerung die feierliche Entbindung von der Notwendigkeit, überhaupt politische Gedanken oder gar Ziele zu haben. Und politische Ziele waren für die Leitung des Reiches zu dieser Zeit wirklich nicht mehr vorhanden; fehlte hierzu doch die nötige Unterlage einer bestimmten Weltanschauung sowie die notwendige Klarheit über die inneren Entwicklungsgesetze des politischen Lebens überhaupt.
Es gab nicht wenige, die in dieser Richtung trübe sahen und die Plan- und Gedankenlosigkeit der Reichspolitik geißelten, ihre innere Schwäche und Hohlheit also sehr wohl erkannten, allein es waren dies nur die Außenseiter im politischen Leben; die offiziellen Stellen der Regierung gingen an den Erkenntnissen eines Houston Stewart Chamberlain genau so gleichgültig vorüber, wie es heute noch geschieht. Diese Leute sind zu dumm, selbst etwas zu denken, und zu eingebildet, von anderen das Nötige zu lernen - eine urewige Wahrheit, die Oxenstierna zu dem Ausruf veranlaßte: „Die Welt wird nur von einem Bruchteil der Weisheit regiert“, von welchem Bruchteil freilich fast jeder Ministerialrat nur ein Atom verkörpert. Seit Deutschland Republik geworden, trifft dies allerdings nicht mehr zu - es ist deshalb auch durch das Republik-Schutz-gesetz verboten worden, so etwas zu glauben oder gar auszusprechen. Für Oxenstierna aber war es ein Glück, schon damals und nicht in dieser gescheiten Republik von heute zu leben.
Als größtes Schwächemoment wurde schon in der Vorkriegszeit vielfach die Institution erkannt, in der sich die Stärke des Reiches verkörpern sollte: das Parlament, der Reichstag. Feigheit und Verantwortungslosigkeit gesellten sich hier in vollendeter Weise.
Es ist eine der Gedankenlosigkeiten, die man heute nicht selten zu hören bekommt, daß der Parlamentarismus in Deutschland „seit der Revolution“ versagt habe. Es wird dadurch nur zu leicht der Anschein erweckt, als ob es etwa vor der Revolution anders gewesen wäre. In Wirklichkeit kann diese Einrichtung gar nicht anders als vernichtend wirken - und sie tat dies auch schon zu jener Zeit, da die meisten, noch mit Scheuklappen behangen, nichts sahen oder sehen wollten. Denn daß Deutschland gestürzt wurde, ist nicht zum kleinsten Teile dieser Einrichtung zu verdanken; daß aber die Katastrophe nicht schon früher eintrat, kann nicht als Verdienst des Reichstages gelten, sondern ist dem
Widerstande zuzuschreiben, der sich der Tätigkeit dieses Totengräbers der deutschen Nation und des Deutschen Reiches in den Friedensjahren noch entgegenstemmte.
Aus der Unsumme der verheerenden Schäden, die dieser Institution direkt oder indirekt zu verdanken sind, will ich nur ein einziges Unheil herausgreifen, das am meisten dem inneren Wesen dieser verantwortungslosesten Einrichtung aller Zeit entspricht: die schauderhafte Halbheit und Schwäche der politischen Leitung des Reiches nach innen und außen, die, in erster Linie dem Wirken des Reichstages zuzuschreiben, zu einer Hauptursache des politischen Zusammenbruches wurde.
Halb war alles, was irgendwie dem Einfluß dieses Parlaments unterstand, man mag betrachten, was man nur will.
Halb und schwach war die Bündnispolitik des Reiches nach außen. Indem man den Frieden erhalten wollte, mußte man unweigerlich zum Kriege steuern.
Halb war die Polenpolitik. Man reizte, ohne jemals ernstlich durchzugreifen. Das Ergebnis war weder ein Sieg des Deutschtums noch eine Versöhnung der Polen, dafür aber Feindschaft mit Rußland.
Halb war die Lösung der elsaß-lothringischen Frage. Statt mit brutaler Faust einmal für immer der französischen Hydra den Kopf zu zermalmen, dem Elsässer aber dann gleiche Rechte zuzubilligen, tat man keines von beiden. Man konnte es auch gar nicht, saßen doch in den Reihen der größten Parteien auch die größten Landesverräter - im Zentrum z.B. Herr Wetterle.
Alles dies aber wäre noch zu ertragen gewesen, wenn der allgemeinen Halbheit nicht auch die Macht zum Opfer gefallen wäre, von deren Dasein am Ende der Bestand des Reiches abhing: das Heer.
Was der sogenannte „Deutsche Reichstag“ hier gesündigt hatte, genügt allein, um ihn für alle Zeiten mit dem Fluche der deutschen Nation zu beladen. Aus den erbärmlichsten Gründen haben diese parlamentarischen Parteilumpen der Nation die Waffe der Selbsterhaltung, den einzigen Schutz der Freiheit und Unabhängigkeit unseres Volkes, aus der
Hand gestohlen und geschlagen. Öffneten sich heute die Gräber der flandrischen Ebene, so würden sich aus ihnen die blutigen Ankläger erheben, Hunderttausende der besten jungen Deutschen, die durch die Gewissenlosigkeit dieser parlamentarischen Verbrecher schlecht und halb ausgebildet dem Tod in die Arme getrieben wurden; sie und Millionen von Männern, die zu den Toten hinsanken oder zu Krüppeln wurden, hat das Vaterland verloren, einzig und allein, um einigen hundert Volksbetrügern politische Schiebungen, Erpressungen oder selbst das Herunterleiern doktrinärer Theorien zu ermöglichen.
Während das Judentum durch seine marxistische und demokratische Presse die Lüge vom deutschen „Militarismus“ in die ganze Welt hinausrief und Deutschland so mit allen Mitteln zu belasten trachtete, verweigerten marxistische und demokratische Parteien jede umfassende Ausbildung der deutschen Volkskraft. Dabei mußte das ungeheure Verbrechen, das dadurch begangen wurde, jedem sofort klar werden, der nur bedachte, daß im Falle eines kommenden Krieges ja doch die gesamte Nation unter Waffen treten müsse, mithin also durch die Lumperei dieser sauberen Repräsentanten der eigenen sogenannten „Volksvertretung“ Millionen von Deutschen in schlechter, halber Ausbildung vor den Feind getrieben würden. Aber selbst wenn man die hierdurch sich ergebenden Folgen der brutalen und rohen Gewissenlosigkeit dieser parlamentarischen Zuhälter ganz außer Betracht ließ: dieser Mangel an ausgebildeten Soldaten zu Beginn des Krieges konnte nur zu leicht zum Verlust desselben führen, was dann auch im großen Weltkrieg in so furchtbarer Weise sich bestätigte.
Der Verlust des Kampfes um die Freiheit und Unabhängigkeit der deutschen Nation ist das Ergebnis der schon im Frieden betätigten Halbheit und Schwäche in der Heranziehung der gesamten Volkskraft zur Verteidigung des Vaterlandes.
Wenn im Lande zu wenig Rekruten ausgebildet wurden, so war zur See die gleiche Halbheit am Werke, die Waffe der nationalen Selbsterhaltung mehr oder weniger wertlos zu machen. Leider aber wurde die Leitung der Marine selber vom Geist der Halbheit angesteckt. Die Tendenz, alle auf Stapel gelegten Schiffe, immer etwas kleiner als die zur gleichen Zeit vom Stapel gelassenen englischen zu bauen, war wenig weitschauend und noch weniger genial. Gerade eine Flotte, die von Anfang an rein zahlenmäßig nicht auf gleiche Höhe mit ihrem voraussichtlichen Gegner gebracht werden kann, muß den Mangel der Zahl zu ersetzen trachten durch die überragende Kampfkraft der einzelnen Schiffe. Auf die überlegene Kampfkraft kommt es an und nicht auf eine sagenhafte Überlegenheit an „Güte“. Tatsächlich ist die moderne Technik so fortgeschritten und zu so großer Übereinstimmung in den einzelnen Kulturstaaten gekommen, daß es als unmöglich gelten muß, Schiffe der einen Macht einen wesentlich größeren Gefechtswert zu geben als den Schiffen gleichen Tonnengehalts eines anderen Staates. Noch viel weniger aber ist es denkbar, eine Überlegenheit bei kleinerem Deplacement gegenüber einem größeren zu erzielen.
Tatsächlich konnte der kleine Tonnengehalt der deutschen Schiffe nur auf Kosten der Schnelligkeit und Armierung erfolgen. Die Phrase, mit der man diese Tatsache zu rechtfertigen versuchte, zeigte allerdings schon einen sehr bösen Mangel an Logik bei der hierfür im Frieden maßgebenden Stelle. Man erklärte nämlich, daß das deutsche Geschützmaterial dem britischen so ernstlich überlegen sei, daß das deutsche 28-Zentimeter-Rohr dem britischen 30,5-Zentimeter-Rohr an Schußleistung gar nicht nachstehe!!
Gerade deshalb aber wäre es Pflicht gewesen, nun ebenfalls zum 30,5-Zentimeter-Geschütz überzugehen, da das Ziel nicht die Erreichung gleicher, sondern überlegener Kampfkraft hätte sein müssen. Sonst wäre ja auch die Beistellung des 42-Zentimeter-Mörsers beim Heer überflüssig gewesen, da der deutsche 21-Zentimeter-Mörser jedem damals vorhandenen französischen Steilfeuergeschütz an und für sich schon weit überlegen war, die Festungen aber wohl auch dem 30,5-Zentimeter-Mörser ebenfalls zum Opfer gefallen wären. Allein die Leitung der Landarmee dachte richtig und die der Marine leider nicht.
Der Verzicht auf überragende Artilleriewirkung sowie auf überlegene Schnelligkeit lag aber ganz im grundfalschen sogenannten „Risikogedanken“ begründet. Man verzichtete in der Marineleitung schon durch die Form des Ausbaues der Flotte auf den Angriff und verlegte sich so von Anfang an zwangsläufig auf die Defensive. Damit aber verzichtete man auch auf den letzten Erfolg, der doch ewig nur im Angriff liegt und liegen kann.
Ein Schiff mit kleinerer Schnelligkeit und schwächerer Armierung wird vom schnelleren und stärker bestückten Gegner meist in der für diesen günstigen Schußentfernung in den Grund geschossen werden. Das mußte eine ganze Anzahl unserer Kreuzer in der bittersten Weise fühlen. Wie grundfalsch die Friedensansicht der Marineleitung war, zeigte der Krieg, der, wo es nur anging, zur Umarmierung alter und Besserarmierung der neuen Schiffe zwang. Würden aber in der Seeschlacht am Skagerrak die deutschen Schiffe gleichen Tonnengehalt, gleiche Armierung und gleiche Schnelligkeit wie die englischen besessen haben, dann wäre unter dem Orkan der treffsicheren und wirkungsvolleren deutschen 38-Zentimeter-Granaten die britische Flotte ins nasse Grab gesunken.
Japan hat einst eine andere Flottenpolitik getrieben. Dort wurde grundsätzlich aller Wert darauf gelegt, in jedem einzelnen neuen Schiff eine überlegene Kampfkraft gegenüber dem voraussichtlichen Gegner zu gewinnen. Dem entsprach dann aber auch die dadurch ermöglichte offensive Einsetzung der Flotte.
Während sich das Landheer in seiner Leitung von so prinzipiell falschen Gedankengängen noch frei hielt, unterlag die Marine, die „parlamentarisch“ leider schon besser vertreten war, dem Geiste des Parlaments. Sie war von halben Gesichtspunkten aus organisiert und wurde später nach ähnlichen eingesetzt. Was die Marine dann dennoch an unsterblichem Ruhm sich erwarb, war nur mehr dem Konto der guten deutschen Wehrmannsarbeit sowie der Fähigkeit und dem unvergleichlichen Heldentum der einzelnen Offiziere und Mannschaften gutzuschreiben. Hätte die frühere Oberste Leitung der Marine dem an Genialität entsprochen, so wären die Opfer nicht vergeblich gewesen.
So wurde vielleicht gerade die überlegene parlamentarische Geschicklichkeit des führenden Kopfes der Marine im Frieden zum Unheil derselben, indem leider auch in ihrem Aufbau statt rein militärischer parlamentarische Gesichtspunkte die maßgebende Rolle zu spielen begannen. Die Halbheit und Schwäche sowie die geringe Logik im Denken, die der parlamentarischen Institution zu eigen ist, färbten auf die Leitung der Flotte ab.
Das Landheer hielt sich, wie schon betont, von solchen grundsätzlich falschen Gedankengängen noch zurück. Besonders der damalige Oberst im Großen Generalstab, Ludendorff, führte einen verzweifelten Kampf gegen die verbrecherische Halbheit und Schwäche, mit der der Reichstag den Lebensfragen der Nation gegenübertrat und sie meistens verneinte. Wenn der Kampf, den dieser Offizier damals ausfocht, dennoch vergeblich war, so trug die Schuld zur einen Hälfte eben das Parlament, zur anderen aber die wenn möglich noch elendere Haltung und Schwäche des Reichskanzlers Bethmann Hollweg. Dieses hindert die Schuldigen am deutschen Zusammenbruch jedoch nicht im geringsten, heute gerade dem die Schuld zuschieben zu wollen, der als einziger sich gegen diese Verwahrlosung der nationalen Interessen wandte - auf einen Betrug mehr oder weniger kommt es diesen geborenen Schiebern niemals an.
Wer all die Opfer überdenkt, die durch den sträflichen Leichtsinn dieser Verantwortungslosesten der Nation aufgebürdet wurden, all die zwecklos geopferten Millionen von gesunden Männern sich vor Augen führt sowie die grenzenlose Schmach und Schande, das unermeßliche Elend, das uns jetzt getroffen hat, und weiß, daß dieses alles nur kam, um einem Haufen gewissenloser Streber und Stellenjäger die Bahn zu Ministerstühlen freizumachen, der wird verstehen, daß man diese Kreaturen wirklich nur mit Worten wie
Schuft, Schurke, Lump und Verbrecher bezeichnen kann, sonst wären der Sinn und Zweck des Vorhandenseins dieser Ausdrücke im Sprachgebrauch ja unverständlich. Denn diesen Verrätern an der Nation gegenüber ist jeder Zuhälter noch ein Ehrenmann.
Alle wirklichen Schattenseiten des alten Deutschlands fielen aber eigentümlicherweise nur dann ins Auge, wenn dadurch die innere Festigkeit der Nation Schaden erleiden mußte. Ja, in solchen Fällen wurden die unangenehmen Wahrheiten geradezu in die breite Masse hinausgeschrien, während man sonst viele Dinge lieber schamhaft verschwieg, ja zum Teil einfach ableugnete. Dies war der Fall, wenn es durch die offene Behandlung einer Frage vielleicht zu einer Besserung hätte kommen können. Dabei verstanden die maßgebenden Stellen der Regierung soviel wie nichts vom Werte und vom Wesen der Propaganda. Daß durch kluge und dauernde Anwendung von Propaganda einem Volke selbst der Himmel als Hölle vorgemacht werden kann und umgekehrt das elendeste Leben als Paradies, wußte nur der Jude, der auch dementsprechend handelte; der Deutsche, besser seine Regierung, besaß davon keine blasse Ahnung.
Am schwersten sollte sich dies während des Krieges rächen.
Allen hier angedeuteten und zahllosen weiteren Schäden im deutschen Leben vor dem Kriege standen auch wieder viele Vorzüge gegenüber. Bei einer gerechten Prüfung muß man sogar erkennen, daß die meisten unserer Gebrechen zum größten Teile auch die anderen Länder und Völker ihr eigen nannten, ja in manchen uns noch weitaus in den Schatten stellten, während sie viele unserer tatsächlichen Vorzüge nicht besaßen.
An die Spitze dieser Vorzüge kann man unter anderem die Tatsache stellen, daß das deutsche Volk unter fast allen europäischen Völkern sich immer noch am meisten den nationalen Charakter seiner Wirtschaft zu bewahren versuchte und trotz mancher bösen Vorzeichen noch am wenigsten der internationalen Finanzkontrolle unterstand. Allerdings ein gefährlicher Vorzug, der später zum größten Erreger des Weltkrieges wurde.
Sieht man von dem und vielem anderen aber ab, so müssen drei Einrichtungen aus der Unzahl von gesunden Kraftquellen der Nation herausgenommen werden, die in ihrer Art als mustergültig, ja zum Teil unerreicht dastanden.
Als erstes die Staatsform an sich und die Ausprägung, die sie im Deutschland der neuen Zeit gefunden hatte.
Man darf hier wirklich von einzelnen Monarchen absehen, die als Menschen allen Schwächen unterworfen waren, die diese Erde und ihre Kinder heimzusuchen pflegen
- wäre man hier nicht nachsichtig, müßte man sonst an der Gegenwart überhaupt verzweifeln: sind doch die Repräsentanten des jetzigen Regiments, gerade als Persönlichkeit betrachtet, wohl das geistig und moralisch Bescheidenste, das man sich selbst bei langem Nachdenken auch nur vorzustellen vermag. Wer den „Wert“ der deutschen Revolution an dem Werte und der Größe der Personen mißt, die sie dem deutschen Volke seit dem November 1918 geschenkt hat, der wird sein Haupt verhüllen aus Scham vor dem Urteil der Nachwelt, der man nicht mehr das Maul wird verbinden können durch Schutzgesetze usw., und die deshalb das sagen wird, was wir ja doch alle schon heute erkennen, nämlich, daß Gehirn und Tugend bei unseren neudeutschen Führern im umgekehrten Verhältnis stehen zu ihren Mäulern und Lastern.
Gewiß war die Monarchie vielen, dem breiten Volke vor allem, entfremdet. Das war die Folge der Tatsache, daß die Monarchen nicht immer von den - sagen wir - hellsten und besonders nicht von den aufrichtigsten Köpfen umgeben waren. Sie liebten leider zum Teil die Schmeichler mehr als die geraden Naturen, und so wurden sie auch von diesen „unterrichtet“. Ein sehr schwerer Schaden in einer Zeit, in der die Welt einen großen Wandel in vielen alten Anschauungen durchgemacht hatte, der natürlich auch nicht vor der Beurteilung mancher althergebrachten Überlieferungen der Höfe haltmachte.
So konnte um die Jahrhundertwende der gewöhnliche Mann und Mensch keine besondere Bewunderung mehr finden für die an der Front in Uniform entlang reitende Prinzessin. Über die Wirkung einer solchen Parade in den Augen des Volkes konnte man sich anscheinend gar keine richtige Vorstellung machen, denn sonst wäre es zu so unglücklichen Auftritten wohl nie gekommen. Auch die nicht immer ganz echte Humanitätsduselei dieser Kreise wirkte eher abstoßend als anziehend. Wenn zum Beispiel die Prinzessin X. geruhte, die Kostprobe in einer Volksküche mit dem bekannten Resultat vorzunehmen, so konnte das früher vielleicht ganz gut aussehen, damals aber war der Erfolg ein gegenteiliger. Es kann dabei ohne weiteres angenommen werden, daß die Hoheit wirklich keine Ahnung davon besaß, daß das Essen am Tage ihrer Prüfung eben ein klein wenig anders war, als es sonst zu sein pflegte; allein es genügte vollkommen, daß die Leute dies wußten.
So wurde die möglicherweise beste Absicht lächerlich, wenn nicht gerade aufreizend.
Schilderungen über die immer sprichwörtliche Genügsamkeit des Monarchen, sein viel zu frühes Aufstehen sowie sein förmliches Schuften bis in die späte Nacht hinein, noch dazu bei der dauernden Gefahr seiner drohenden Unterernährung, riefen doch sehr bedenkliche Äußerungen hervor. Man verlangte ja gar nicht zu wissen, was und wieviel der Monarch zu sich zu nehmen geruhte; man gönnte ihm schon eine „auskömmliche“ Mahlzeit; man war auch nicht darauf aus, ihm etwa den nötigen Schlaf verweigern zu wollen; man war zufrieden, wenn er nur sonst als Mensch und Charakter dem Namen seines Geschlechtes und der Nation Ehre bereitete und als Regent seine Pflichten erfüllte. Das Märchenerzählen nützte nur wenig, schadete aber dafür um so mehr.
Dieses und vieles Ähnliche waren aber doch nur Kleinigkeiten. Schlimmer wirkte sich in leider sehr großen Teilen der Nation immer mehr die Überzeugung aus, daß man ohnehin von oben regiert werde und der einzelne sich mithin auch um nichts weiter zu kümmern habe. Solange die Regierung wirklich gut war oder doch wenigstens das Beste wollte, ging die Sache noch an. Aber wehe, wenn einmal an Stelle der an sich Gutes wollenden alten Regierung eine neue, weniger ordentliche, treten sollte; dann waren die willenlose Fügsamkeit und der kindliche Glaube das schwerste Unheil, das man sich nur auszudenken vermochte.
Allen diesen und vielen anderen Schwächen aber standen unbestreitbare Werte gegenüber.
Einmal die durch die monarchische Staatsform bedingte Stabilität der gesamten Staatsleitung sowie das Herausziehen der letzten Staatsstellen aus dem Trubel der Spekulation ehrgeiziger Politiker. Weiter die Ehrwürdigkeit der Institution an sich sowie die schon dadurch begründete Autorität derselben, ebenso das Emporheben des Beamtenkörpers und besonders des Heeres über das Niveau parteipolitischer Verpflichtungen. Dazu kam noch der Vorzug der persönlichen Verkörperung der Staatsspitze durch den Monarchen als Person und das Vorbild einer Verantwortung, die der Monarch stärker zu tragen hat als der Zufallshaufe einer parlamentarischen Majorität - die sprichwörtliche Sauberkeit der deutschen Verwaltung war in erster Linie dem zuzuschreiben. Endlich aber war der kulturelle Wert der Monarchie für das deutsche Volk ein hoher und vermochte sehr wohl andere Nachteile auszugleichen. Die deutschen Residenzen waren noch immer der Hort einer Kunstgesinnung, die in unserer vermaterialisierten Zeit ohnehin immer mehr auszusterben droht. Was die deutschen Fürsten für Kunst und Wissenschaft gerade im neunzehnten Jahrhundert taten, war vorbildlich. Die heutige Zeit darf jedenfalls damit nicht verglichen werden.
Als größten Wertfaktor in dieser Zeit der beginnenden und sich langsam weiterverbreitenden Zersetzung unseres
Volkskörpers haben wir jedoch das Heer zu buchen. Es war die gewaltigste Schule der deutschen Nation, und nicht umsonst richtete sich der Haß aller Feinde gerade gegen diesen Schirm der nationalen Selbstverwaltung und Freiheit. Kein herrlicheres Denkmal kann dieser einzigen Einrichtung geschenkt werden als die Feststellung der Wahrheit, daß sie von allen Minderwertigen verleumdet, gehaßt, bekämpft, aber auch gefürchtet wurde. Daß sich die Wut der internationalen Volksausbeuter zu Versailles in erster Linie gegen das alte deutsche Heer richtete, läßt dieses erst recht als Hort der Freiheit unseres Volkes vor der Macht der Börse erkennen. Ohne diese warnende Macht wäre der Sinn von Versailles an unserem Volk schon längst vollzogen worden. Was das deutsche Volk dem Heere verdankt, läßt sich kurz zusammenfassen in ein einziges Wort, nämlich: Alles.
Das Heer erzog zur unbedingten Verantwortlichkeit in einer Zeit, da diese Eigenschaft schon sehr selten geworden war und das Drücken von derselben immer mehr an die Tagesordnung kam, ausgehend von dem Mustervorbild aller Verantwortungslosigkeit, dem Parlament; es erzog weiter zum persönlichen Mut in einem Zeitalter, da die Feigheit zu einer grassierenden Krankheit zu werden drohte und die Opferwilligkeit, sich für das allgemeine Wohl einzusetzen, schon fast als Dummheit angesehen wurde, und klug nur mehr derjenige zu sein schien, der das eigene „Ich“ am besten zu schonen und zu fördern verstand; es war die Schule, die den einzelnen Deutschen noch lehrte, das Heil der Nation nicht in den verlogenen Phrasen einer internationalen Verbrüderung zwischen Negern, Deutschen, Chinesen, Franzosen, Engländern usw. zu suchen, sondern in der Kraft und Geschlossenheit des eigenen Volkstums.
Das Heer erzog zur Entschlußkraft, während im sonstigen Leben schon Entschlußlosigkeit und Zweifel die Handlungen der Menschen zu bestimmen begannen. Es wollte etwas heißen, in einem Zeitalter, da die Neunmalklugen überall den Ton angaben, den Grundsatz hochzuhalten, daß ein Befehl immer besser ist als keiner. In diesem einzigen
Grundsatze steckte eine noch unverdorbene, robuste Gesundheit, die unserem sonstigen Leben schon längst abhanden gekommen wäre, wenn nicht das Heer und seine Erziehung für die immerwährende Erneuerung dieser Urkraft gesorgt hätten. Man braucht ja nur die entsetzliche Entschlußlosig-keit unserer jetzigen Reichsführung zu sehen, die sich zu keiner Tat aufzuraffen vermag, außer es handelt sich um die erzwungene Unterschreibung eines neuen Ausplünderungsdiktates; in diesem Falle lehnt sie dann freilich jede Verantwortung ab und unterschreibt mit der Fixigkeit eines Kammerstenographen alles, was man ihr auch nur vorzulegen für gut befindet, denn in diesem Falle ist der Entschluß leicht zu fassen: er wird ihr ja diktiert.
Das Heer erzog zum Idealismus und zur Hingabe an das Vaterland und seine Größe, während im sonstigen Leben Habsucht und Materialismus um sich gegriffen hatten. Es erzog ein einiges Volk gegenüber der Trennung in Klassen und hatte hier vielleicht als einzigen Fehler die Einjährigfreiwilligen-Einrichtung aufzuweisen. Fehler deshalb, weil durch sie das Prinzip der unbedingten Gleichheit durchbrochen und das Höhergebildete wieder außerhalb des Rahmens der allgemeinen Umgebung gestellt wurde, während gerade das Umgekehrte von Vorteil gewesen wäre. Bei der ohnehin so großen Weltfremdheit unserer oberen Schichten und der immer größer werdenden Entfremdung dem eigenen Volke gegenüber hätte gerade das Heer besonders segensreich zu wirken vermocht, wenn es wenigstens in seinen Reihen jede Absonderung der sogenannten Intelligenz vermied. Daß man dies nicht tat, war ein Fehler; allein welche Institution auf dieser Welt wird fehlerlos sein? Bei dieser aber überwog ohnehin das Gute so sehr, daß die wenigen Gebrechen weit unter dem Durchschnittsgrade der menschlichen Unzulänglichkeit lagen.
Als höchstes Verdienst aber muß dem Heere des alten Reiches angerechnet werden, daß es in einer Zeit der allgemeinen Majorisierung der Köpfe die Köpfe über die Majorität stellte. Das Heer hielt gegenüber dem jüdischdemokratischen Gedanken einer blinden Anbetung der Zahl den Glauben an die Persönlichkeit hoch. So erzog es denn auch das, was die neuere Zeit am nötigsten brauchte: Männer. - Im Sumpfe einer allgemein um sich greifenden Verweichlichung und Verweibung schossen aus den Reihen des Heeres alljährlich dreihundertfünfzigtausend kraftstrotzende junge Männer heraus, die in zweijähriger Ausbildung die Weichheit der Jugend verloren und stahlharte Körper gewonnen hatten. Der junge Mensch aber, der während dieser Zeit Gehorchen übte, konnte darauf erste Befehlen lernen. Am Tritt schon erkannte man den gedienten Soldaten.
Dies war die hohe Schule der deutschen Nation, und nicht umsonst konzentrierte sich auf sie der grimmige Haß derjenigen, die aus Neid und Habsucht die Ohnmacht des Reiches und die Wehrlosigkeit seiner Bürger brauchten und wünschten. Was viele Deutsche in Verblendung oder bösem Willen nicht sehen wollten, erkannte die fremde Welt: das deutsche Heer war die gewaltigste Waffe im Dienste der Freiheit der deutschen Nation und der Ernährung ihrer Kinder.
Zur Staatsform und zum Heere kam als Drittes im Bunde der unvergleichliche Beamtenkörper des alten Reiches.
Deutschland war das bestorganisierte und bestverwaltete Land der Welt. Man mochte dem deutschen Staatsbeamten leicht bürokratische Zopfigkeit nachsagen, in den anderen Staaten stand es darum nicht besser, eher sogar noch schlechter. Was aber die anderen Staaten nicht besaßen, das war die wundervolle Solidarität dieses Apparates sowie die unbestechlich ehrenhafte Gesinnung seiner Träger. Lieber noch etwas zopfig, aber redlich und treu, als aufgeklärt und modern, aber minderwertig von Charakter und, wie es sich heute häufig zeigt, unwissend und nichtskönnend. Denn wenn man jetzt gerne so tut, als ob die deutsche Verwaltung der Vorkriegszeit wohl bürokratisch gediegen, allein kaufmännisch schlecht gewesen wäre, so kann man darauf nur folgendes antworten: Welches Land der Welt hatte einen besser geleiteten und kaufmännischer organisierten Betrieb als Deutschland in seinen Staatsbahnen? Erst der Revolution blieb es vorbehalten, diesen Musterapparat so lange zu zerstören, bis er endlich reif zu sein schien, aus den Händen der Nation genommen und im Sinne der Begründer dieser Republik sozialisiert zu werden, das heißt, dem internationalen Börsenkapital, als dem Auftraggeber der deutschen Revolution, zu dienen.
Was dabei den deutschen Beamtenkörper und Verwaltungsapparat besonders auszeichnete, war seine Unabhängigkeit von den einzelnen Regierungen, deren jeweilige politische Gesinnung auf die Stellung des deutschen Staatsbeamten keinen Einfluß auszuüben vermochte. Seit der Revolution allerdings hat sich dies gründlich geändert. An Stelle des Könnens und der Fähigkeit trat die Parteistellung, und ein selbständiger, unabhängiger Charakter wurde eher hinderlich als fördernd.
Auf der Staatsform, dem Heere und dem Beamtenkörper beruhte die wundervolle Kraft und Stärke des alten Reiches. Diese waren in erster Linie die Ursachen einer Eigenschaft, die dem heutigen Staate vollkommen fehlt: der Staatsautorität! Denn diese beruht nicht auf Schwätze-reien in den Parlamenten oder Landtagen, auch nicht auf Gesetzen zu ihrem Schutze oder Gerichtsurteilen zur Abschreckung frecher Leugner derselben usw., sondern auf dem allgemeinen Vertrauen, das der Leitung und Verwaltung eines Gemeinwesens entgegengebracht werden darf und kann. Dieses Vertrauen jedoch ist wieder nur das Ergebnis einer unerschütterlichen inneren Überzeugung von der Uneigennützigkeit und Redlichkeit der Regierung und Verwaltung eines Landes sowie die Übereinstimmung des Sinnes der Gesetze mit dem Gefühl der allgemeinen Moralanschauung. Denn auf die Dauer werden Regierungssysteme nicht gehalten durch den Druck der Gewalt, sondern durch den Glauben an ihre Güte und an die Wahrhaftigkeit in der Vertretung und Förderung der Interessen eines Volkes.
So schwer also gewisse Schäden in der Vorkriegszeit die innere Stärke der Nation auch anfraßen und auszuhöhlen drohten, so darf man nicht vergessen, daß andere Staaten an den meisten dieser Krankheiten noch mehr litten als Deutschland und dennoch in der kritischen Stunde der Gefahr nicht versagten und zugrunde gingen. Wenn man aber bedenkt, daß den deutschen Schwächen vor dem Kriege auch ebenso große Stärken gegenüberstanden, so kann und muß die letzte Ursache des Zusammenbruches noch auf einem anderen Gebiete liegen; und dies ist auch der Fall.
Der tiefste und letzte Grund des Unterganges des alten Reiches lag im Nichterkennen des Rasseproblems und seiner Bedeutung für die geschichtliche Entwicklung der Völker. Denn alle Geschehnisse im Völkerleben sind nicht Äußerungen des Zufalls, sondern naturgesetzliche Vorgänge des Dranges der Selbsterhaltung und Mehrung von Art und Rasse, auch wenn sich die Menschen des inneren Grundes ihres Handelns nicht bewußt zu werden vermögen.