Man musste kein Genie sein, um die Blicke der Frauen im Salon richtig zu deuten.
Angesichts der neugierigen Mienen um sich herum war Summer klar, dass die halbe Stadt von ihrem Date mit Dylan wusste. Vermutlich war es sogar mehr als die halbe Stadt, wenn man bedachte, wie voll Lornas Salon war, obwohl nur wenige der Kundinnen einen Termin hatten. Die meisten kamen heute unter dem Vorwand vorbei, sich kurz die Spitzen schneiden zu lassen oder eine Beratung zu wünschen, und hofften wahrscheinlich darauf, pikante Details zu ihrer Verabredung mit dem heiß begehrten Officer zu erfahren. Den Gefallen tat Summer ihren Kundinnen jedoch nicht, sondern blieb unverbindlich und freundlich, schnitt Spitzen und riet Mrs. van den Beek zu einer Kurzfrisur sowie einer Haartönung und erklärte Mrs. Albright, dass eine Dauerwelle ihr nicht stehen würde, weil ihr Gesicht dafür zu breit war.
Und die ganze Zeit über war ihr bewusst, dass keine der Frauen eine neue Frisur oder eine neue Haarfarbe wünschte, sondern dass sie lediglich wissen wollten, ob Dylan nun in festen Händen war.
Das hätte Summer selbst gern gewusst, denn der heiß begehrte Officer hatte sie zwar geküsst, als gäbe es kein Morgen, als sie im Autokino gesessen, geknutscht und dabei den halben Film verpasst hatten, aber was das zwischen ihnen war, wusste sie nicht. Sie glaubte nicht, dass er lediglich mit ihr flirtete und etwas Unverbindliches wollte, immerhin hatte er sie nach ihrem Date nach Hause gebracht und keine Anstalten gemacht, die Nacht bei ihr verbringen zu wollen. Mehr konnte sie jedoch auch nicht sagen.
„Summer, Schätzchen?“ Lorna räusperte sich, als Summer gerade ein paar Haare beiseite fegte und dabei nicht zu offensichtlich auf die Uhr schauen wollte. Es dauerte nämlich nicht mehr allzu lang, bis sie für heute Feierabend machen würden.
„Mhm?“
„Du hast uns noch gar nichts von deinem Date erzählt“, flötete ihre Chefin aufgeregt. „Wie kannst du mit diesem Prachtburschen ein Rendezvous haben und es uns verschweigen?“
Zustimmendes Gemurmel erklang.
Völlig unbedarft erwiderte Summer: „Warum sollte ich euch davon erzählen? Dylan und ich sind miteinander ausgegangen und …“
„Zwei Mal! Ihr seid bereits zwei Mal ausgegangen“, warf Hatty Simpson bedeutungsschwer ein. „Zwei Rendezvous! Nicht nur eins.“
Im Hintergrund begannen ein paar der Damen aufgeregt miteinander zu tuscheln.
Stirnrunzelnd drehte sich Summer um. „Und? Was ist an zwei Dates so besonders?“
„Wir wissen genau, was zwei Rendezvous bedeuten!“
Summer stockte und zwinkerte schockiert. Wollten die älteren Frauen etwa wissen, wie weit sie mit Dylan bereits gegangen war? Himmel! Mit Anfang zwanzig hatte Summer zwar eine Arbeitskollegin gehabt, die ständig mit ihren sexuellen Eroberungen geprahlt hatte und nicht zurückhaltend gewesen war, wenn es darum ging, Summer zu erzählen, dass sie bereits beim ersten Date sexy Unterwäsche trug, weil sie nicht prüde war, aber Summer war nicht so. Erstens wollte sie über ihr Liebesleben nicht am Arbeitsplatz reden und zweitens käme sie nicht auf die Idee, bereits beim ersten Date zum Äußersten zu gehen.
„Zwei Rendezvous bedeuten, dass er bald vor dir auf die Knie geht“, wisperte Lorna ihr zu.
Was zum Teufel!
„Ja, es wird nicht mehr lange dauern, bis er dir einen Antrag macht“, prophezeite nun auch Hatty.
Wieder ertönte zustimmendes Gemurmel.
Summers Gesicht brannte, denn sie hatte ein ganz anderes Bild vor Augen gehabt, als Lorna davon sprach, dass Dylan bald vor ihr auf die Knie ging. Deshalb krächzte sie – furchtbar verlegen: „Wir sind nicht verlobt.“
„Noch nicht“, präzisierte Hatty. „Das kommt bald. Bei mir und meinem lieben Mann war es nach drei Rendezvous so weit.“
„Mein Henry hat mir auch bei der dritten Verabredung einen Antrag gemacht.“ Lorna seufzte auf. „Und bei unserer vierten Verabredung haben wir geheiratet.“
Summer fasste sich an die Stirn und wollte den alten Damen nicht verklickern, dass sie mittlerweile in einem anderen Jahrhundert lebten und dass sich kaum jemand nach drei Dates verlobte, sofern der Mann die Frau nicht beim ersten Date geschwängert hatte. Sie wusste nicht einmal Dylans zweiten Vornamen, und er hatte keine Ahnung, dass sie ein Morgenmuffel war, wenn sie nicht lange genug geschlafen hatte. Wer verlobte sich schon unter solchen Voraussetzungen?
Während die Damen aufgeregt darüber spekulierten, wann die Hochzeitsglocken für sie und Dylan läuteten, schweiften Summers Gedanken ab. Sie hatte andere Sorgen als die Frage zu einer Verlobung, schließlich wollte Dylan sie gleich für ein weiteres Date abholen. Das war an und für sich nichts, was ihr Sorgen bereitete, schließlich bekam sie nicht genug davon, Zeit mit ihm zu verbringen. Sie wollte bei ihm sein – ständig. Und sie ertappte sich häufig dabei, wie sie auf ihr Handy starrte und hoffte, eine neue Nachricht von ihm zu bekommen. Erst gestern Abend hatten sie zwei Stunden lang miteinander telefoniert, und es hatte gewaltig zwischen ihnen geknistert, weil Summer währenddessen in der Badewanne gelegen und mit ihm geflirtet hatte. Und Dylan war darauf eingegangen, als er sie mit tiefer Stimme darum bat, ihm genau zu beschreiben, was sie in der Wanne tat. Das war heiß gewesen, und Summer konnte es kaum erwarten, ihn heute zu sehen – wenn er nicht vorgeschlagen hätte, zum Badesee zu fahren.
Im Grunde fand sie seine Idee wunderbar, denn draußen war es heiß und die Sonne schien unerbittlich von morgens bis abends. Deshalb klang eine Abkühlung im See fantastisch. Aber dafür musste sie in einen Bikini schlüpfen, der ihren beachtlichen Hintern und ihre Cellulite nicht kaschieren konnte.
Zwar plante Summer, bald mit Dylan zu schlafen – sie konnte es kaum erwarten, wenn sie ehrlich war –, aber beim Sex war man so sehr mit Lust und Leidenschaft beschäftigt, dass man den Gedanken um Cellulite vernachlässigen konnte. Außerdem konnte man sich in ein Laken wickeln und das Licht ausmachen. An einem Badesee in der prallen Sonne würde Dylan jede Delle und jedes zusätzliche Pfund von ihr sehen können, wenn sie nicht gerade einen Ganzkörperbadeanzug wie bei den Olympischen Spielen anzog.
Sie wollte eine selbstbewusste Frau sein, die jeden Quadratzentimeter ihres Körpers liebte und sich nicht durch Modemagazine oder Fitnessmodels verunsichern ließ, aber das war gar nicht so einfach, als sie kurze Zeit später daheim in ihren Bikini schlüpfte und darüber nachdachte, eine akute Erkrankung vorzutäuschen, um das Date absagen zu können. Wenn sie ein paar Wochen mit dem Ausflug warten könnten, würde sie in dieser Zeit vielleicht etwas abnehmen.
Doch dafür war es zu spät, weil Dylan nur wenige Minuten später anklingelte und in seinem grauen T-Shirt und den dunkelblauen Bermudas fantastisch aussah. Er versprühte beste Laune, als er sie mit einem Kuss auf den Mund begrüßte und sie an sich zog. Trotz der Sorge um ihre Cellulite begann ihr Herz vor Aufregung schneller zu schlagen, als sie sich dicht an seinen muskulösen Körper schmiegte, den Duft nach sauberer Männerhaut in der Nase hatte und seine Lippen auf ihren spürte. Der Kuss war süß und federleicht und verursachte ein zittriges Gefühl in ihrem Inneren.
„Bereit zum Aufbruch? Ich habe von einem Platz am See erfahren, an dem sich weder halbstarke Teenager noch neugierige Rentner aufhalten.“ Er schmunzelte und zwinkerte ihr zu. „Außerdem habe ich gerade bei der Bäckerei vorbeigeschaut und uns etwas Proviant mitgebracht. Du wirst den Ausflug also nicht bereuen.“
Das würde sie bestimmt, wenn ihr der Bikini nicht mehr passte.
Während Dylan auf dem Weg zum See entspannt und gut gelaunt war, konnte Summer nur daran denken, dass sie gleich ihr Kleid ausziehen und sich in ihrem Bikini präsentieren würde. Das machte sie – gelinde ausgedrückt – nervös. Deshalb sprach sie nicht besonders viel, als Dylan gleich neben dem See parkte und eine Tasche sowie eine Kühlbox aus dem Kofferraum nahm, die er zu einem schattigen Platz unter einem Baum trug. Er hatte recht gehabt, denn außer ihnen war niemand hier.
„Ist der Platz okay für dich? Oder sollen wir uns in die Sonne legen?“
„Hier ist es fabelhaft“, beteuerte Summer und half ihm dabei, eine Decke auf dem Boden auszubreiten. Tatsächlich war diese Stelle wunderschön, denn der See mit seinem glasklaren Wasser lag direkt vor ihnen, es war ruhig und friedlich und der Baum, unter dem sie die Decke ausgebreitet hatten, spendete einen kühlen Schatten. Dennoch war es so heiß, dass eine Abkühlung genau das Richtige war.
So sah es auch Dylan, der sich das T-Shirt über den Kopf zog und aus seinen Bermudas schlüpfte, unter denen er Schwimmshorts trug. „Sollen wir ins Wasser?“
Summer fiel es schwer, einen klaren Gedanken zu fassen, denn Dylan war jetzt bis auf seine Shorts nackt und besaß diesen unglaublich muskulösen Körper, der wie gemeißelt aussah. Auf seiner breiten Brust wuchs eine Spur feiner blonder Haare und verjüngte sich über seinem flachen Bauch, auf dem ein richtiges Sixpack zu sehen war. Summer hatte solche wellenförmigen Muskeln noch nie zu Gesicht bekommen und spürte, wie ihr Hals trocken wurde. Fasziniert beobachtete sie, wie sich seine Muskeln bewegten, als Dylan sein Shirt auf den Boden fallen ließ. Auch die Muskeln an seinen kräftigen Armen rotierten bei jeder Bewegung.
Er sah aus wie der wandelnde Traum eines jeden Chippendale-Fans.
„Ich … äh … ich muss mich erst noch eincremen“, schwindelte sie und schluckte gegen ihren trockenen Hals an. „Aber geh du ruhig schon rein.“
„Bist du sicher?“
Mit einem Nicken antwortete sie ihm und beobachtete, wie er sich gleich darauf umdrehte und förmlich in den See sprang. Natürlich sah seine Rückseite ebenso fantastisch aus wie seine Vorderseite mit den kräftigen Muskeln, den schmalen Hüften und der ebenmäßigen Haut.
Hastig schälte sich Summer aus ihrem Kleid, als Dylan gerade mit dem Kopf untertauchte, und wickelte sich anschließend in ein hauchzartes Pareo-Tuch, das sie über ihren Brüsten verknotete. Gerade als sie sich auf die Decke sinken ließ und die Beine anzog, winkte Dylan ihr und stieg aus dem Wasser heraus, um zu ihr zu kommen.
„Das Wasser ist großartig. Du solltest dich auch abkühlen“, erklärte er und blieb vor der Decke stehen, während glänzende Wassertropfen über seinen Körper rannen. Als er sich mit einer Hand durch sein Haar fuhr, spannte sich die Haut über seinem Rippenbogen. Er sah wirklich wie ein griechischer Gott aus.
„Vielleicht gleich“, schränkte sie lächelnd ein.
„Dir muss doch warm sein.“
„Nicht sehr“, erwiderte sie schwach, obwohl ihr schon den ganzen Tag wahnsinnig heiß war.
„Angst vor Wasserschlangen?“
„Nicht, dass ich wüsste.“
Dylan wirkte irritiert, bevor er die Hände in die Seiten stemmte und auf sie nieder grinste. „Willst du mir etwa jetzt sagen, dass du nicht schwimmen kannst?“
Summer schüttelte den Kopf. „Natürlich kann ich ...“
Weiter kam sie nicht, weil Dylan sie von einer auf die andere Sekunde von der Decke nach oben zog und in seine Arme hob.
Erschrocken schnappte sie nach Luft und protestierte in einem Anflug von Panik: „Nicht, Dylan! Ich bin zu schwer!“
Seine Arme, die ihre Taille umschlangen und sich unter ihre Kniekehlen geschoben hatten, sprachen eine andere Sprache. Als wöge sie nicht mehr als ein Truthahn zu Thanksgiving, trug er sie zum See. Seine Absicht war klar erkennbar.
„Mein Tuch“, warnte sie ihn hektisch, umklammerte jedoch seinen Hals, schließlich wollte sie nicht fallen und sich das Steißbein prellen. „Wehe, du wirfst mich einfach ins Wasser, Dylan Walker!“
Das Problem mit ihrem Tuch löste er, indem er einfach den Knoten öffnete. Wie von Geisterhand flatterte es zu Boden und blieb dort liegen.
Bevor sie sich Gedanken darüber machen konnte, dass sie jetzt nur in ihrem Bikini bekleidet in seinem Arm lag, flog sie plötzlich durch die Luft und landete einen Moment später im Wasser. Das angenehm kühle Nass schlug über ihrem Kopf zusammen, als sie untertauchte.
Nach Luft japsend kam sie zurück an die Wasseroberfläche und wischte sich das Wasser von den Augenlidern.
Breit grinsend schwamm Dylan direkt vor ihr. „Besser?“
Aus Rache spritzte sie ihm Wasser ins Gesicht.
Darauf reagierte er mit einem tiefen Lachen und zog sie durch das Wasser zu sich heran. Kleine Wassertropfen klebten an seinen Wimpern, die unbeschreiblich lang waren und seine hellblauen Augen umrahmten, die im Sonnenlicht noch heller als gewöhnlich waren.
Sobald sie seine nackte Haut an ihrer spürte, stockte ihr der Atem. Wie von selbst schlang sie ihm die Arme um den Hals und rieb ihren Körper unter der Wasseroberfläche an seinem. Obwohl das Wasser kühl war, fühlte sich ihr Körper sehr warm an. Seiner ebenfalls. Er glühte förmlich.
Auch seine großen Hände, die langsam und bedächtig über ihren Rücken glitten, waren warm. Und als sie ihre Hüften erreichten und quälend langsam ihren Po umfassten, wurden sie von Sekunde zu Sekunde wärmer.
Ihre Haut begann zu prickeln und ihr Magen fühlte sich vor Verlangen ganz hohl an. Sie sah ihm in die Augen und erkannte an seinem hitzigen Blick, dass er das gleiche Verlangen wie sie zu spüren schien. Lust prickelte wie Blasen in ihr hoch und ließ sie nur daran denken, wie gern sie ihm nah sein wollte.
Gleichzeitig gab es da diesen Gedanken, dass sie ihm nicht gefallen könnte.
„Ist alles okay?“ Besorgt runzelte er die Stirn.
„Ja, es ist nur …“ Verlegen senkte sie den Blick.
„Habe ich dir wehgetan, als ich dich ins Wasser geworfen habe?“ Dylan streichelte mit seinem Daumen über ihr Rückgrat und wirkte zerknirscht. „Das wollte ich nicht.“
Kopfschüttelnd entgegnete sie: „Nein, du hast mir nicht wehgetan. Es liegt auch nicht an dir …“ Summer seufzte schwer und leckte sich über die Unterlippe. „Es liegt an mir und daran, dass ich … Ich weiß nicht, wie ich das sagen soll.“
„Was sagen?“
Gott, war das peinlich!
Summer stieß den Atem aus und wich seinem Blick aus, als sie hervorsprudelte: „Ich weiß, dass ich etwas abnehmen sollte und dass mein Hintern zu groß für diesen Bikini ist. Ich habe keine Modelfigur, und du bist vermutlich schlankere Frauen gewohnt. Deshalb …“ Abrupt stoppte sie, weil Dylan erst nach Luft schnappte und dann leise lachte.
Ungläubig wollte er von ihr wissen: „Du machst dir Sorgen darum, dass du abnehmen musst?“
„Ich bin keine schlanke Frau“, erwiderte sie und klang dabei so armselig, wie sie sich fühlte. Dass er über ihre Sorge lachte, ließ sie sich noch armseliger fühlen.
„Nein, du bist genau richtig.“ Seine Hände umfassten ihren Hintern etwas fester als zuvor. „Habe ich dir noch nicht bewiesen, wie schön und sexy ich dich finde?“
Er fand sie schön und sexy? Nun war sie es, die ihn ungläubig ansah.
Ganz offensichtlich glaubte Dylan, ihr das beweisen zu müssen, weil er sie zuerst überfallartig küsste und sie dann aus dem Wasser trug. Während Summer seinen Kuss erwiderte, klammerte sie sich an ihm fest und bemerkte nur am Rande, dass er sie – tropfnass wie sie beide waren – auf die Decke legte.
Als er den Kuss beendete, schaute sie zu ihm auf. Nasse Haarsträhnen fielen ihm in die Stirn und ein feines Rinnsal floss ihm über die Schläfe und die Wange. Bei seinem Anblick musste sie scharf Luft holen, denn er starrte sie so intensiv an, dass heiße Lust durch ihre Venen pulsierte. Mit den Augen zog er sie aus, als er auf sie hinabblickte, und seine Hände glitten träge über die Außenseiten ihrer Oberschenkel und über ihre Taille.
Ihr Bikinihöschen war nicht gerade winzig und auch ihr Oberteil war alles andere als knapp, schließlich musste es ihre Brüste stützen – ein D-Körbchen. Aber bei seinem feurigen Blick glaubte sie, nicht mehr als einen Mikro-Bikini zu tragen. Atemlos sah sie zu ihm auf, als seine Fingerknöchel die Unterseite ihrer Brüste streiften.
„Ich bin ein großer Mann und ich kann deswegen mit winzigen Frauen nichts anfangen“, raunte er ihr heiser zu. Seine Augen glänzten vor Verlangen. „Außerdem stehe ich auf Kurven. Nichts finde ich schärfer als deinen Hintern, deine Brüste und deine weiche Haut. Wenn ich sie berühre, frage ich mich unwillkürlich, ob alles an dir so weich ist.“ Seine Fingerspitzen glitten über den Rand ihres Bikini-Oberteils und streichelten den Ansatz ihrer Brüste. „Schon seit unserer ersten Begegnung denke ich daran, dich splitterfasernackt auszuziehen und mich mit eigenen Augen zu überzeugen, ob du wirklich diese heißen Kurven besitzt und wie sie sich unter meinen Händen anfühlen.“
Summer stieß ein sehnsüchtiges Stöhnen aus, als er den Verschluss ihres Oberteils öffnete und sie dabei tief küsste. Ihre Hände fuhren über seine Arme und glitten schließlich über seine stahlharte Brust. Gleichzeitig hob sie sich ihm entgegen und spürte den harten Beweis seines Verlangens an ihrem Oberschenkel.
„Wenn wir das jetzt hier tun, werden wir wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses verhaftet“, flüsterte er halb belustigt, halb gequält gegen ihre Lippen.
„Ist schon okay“, wisperte sie zurück und ließ ihre Hand tiefer wandern. „Ich kenne da einen Cop, der das sicherlich regeln wird.“
„Wenn das so ist …“

„Was tust du da?“
„Wonach sieht es denn aus?“
„Danach, dass du mein Auto entführt hast.“
Dylan wischte sich mit dem Unterarm den Schweiß von der Stirn und erhob sich vom Boden seiner Garage. Er zwinkerte Summer zu, die gerade von der Arbeit kam und ihn dabei ertappte, wie er ihrem Auto zwei neue Vorderreifen verpasste. „Eigentlich tue ich dir gerade einen Gefallen, weil ich nicht länger deine abgefahrenen Reifen tolerieren konnte, ohne dir ein Knöllchen zu verpassen.“
Sie kicherte. „Und dabei dachte ich, es hätte Vorteile, mit einem Cop ins Bett zu gehen. Wenn du mir aber ein Knöllchen verpassen willst, dann …“ Sie ließ den Satz unvollendet.
„Ha!“ Blitzschnell schnappte er nach ihr und zog sie an sich.
Lachend protestierte sie: „Nicht, Dylan! Du machst mich ganz dreckig!“
„Das war mein Plan, schließlich kann ich dich dann wieder sauber machen“, entgegnete er zweideutig und gab ihr einen langen Kuss, den sie zu seinem Entzücken nicht weniger begeistert erwiderte.
Die letzten Tage waren ziemlich beschissen gewesen, weil seine Schichten mit ihren kollidiert waren. Wann immer er freigehabt hatte, war sie im Salon gewesen, um zu arbeiten. Und wenn sie Feierabend machen konnte, musste er arbeiten. Es war verhext gewesen und hatte ihn frustriert, weil er sie nicht sehen konnte.
Zum Glück konnten sie in den nächsten Tagen ihre Schichten aufeinander abstimmen und auf diese Weise mehr Zeit miteinander verbringen. Dass Summer nach der Arbeit gleich zu ihm gekommen war und sogar eine Tasche mit ein paar Klamotten dabeihatte, hielt er für ein gutes Zeichen. Er wollte sie bei sich haben.
Als sie sich an ihn presste und sich auf die Zehenspitzen stellte, während sie seinen tiefen Kuss erwiderte, schlang er die Arme um ihre Taille und fühlte sich so lebendig wie schon lange nicht mehr.
„Danke für die Reifen“, murmelte sie gegen seinen Mund, als sie den Kuss schließlich beendeten. „Mir hat ein Mann noch nie neue Reifen geschenkt.“
„Ich bin nun einmal ein hoffnungsloser Romantiker“, scherzte er und lehnte den Kopf zurück, um ihr ins Gesicht zu schauen. „Außerdem wollte ich vermeiden, dass du dir von Ronny neue Reifen aufziehen lässt. Der hätte die Gunst der Stunde genutzt und dir mal wieder auf die Brüste geglotzt.“ Interessiert senkte er den Blick und begutachtete ihre Brüste, von denen er ebenfalls nicht genug bekommen konnte. „Niemand außer mir darf meiner Freundin auf die Brüste glotzen.“
„Falls du jetzt dein Revier markieren willst, kannst du das gleich vergessen.“ Sie schnipste mit den Fingern vor seiner Nase herum.
Er hob den Blick zu ihrem Gesicht und drückte ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. Seine Hände waren währenddessen damit beschäftigt, ihren wunderschönen Po zu umfassen und ihren Unterleib gegen seinen zu pressen. „Keine Sorge, ich käme nie auf die Idee, dich anzupinkeln.“
„Da bin ich ja beruhigt!“
Mit einem heiseren Lachen vergrub er sein Gesicht an ihrem Hals und murmelte gegen ihre wunderbar duftende Haut: „Aber ich kenne da eine andere Methode, dich für mich zu beanspruchen.“
„Mhm.“ Summer schmiegte sich an ihn – offenbar war es ihr mittlerweile egal, dass er schmutzig war. „Die da wäre?“
„Wenn du mit mir unter die Dusche kommst, zeige ich sie dir“, lockte Dylan und begann, den Reißverschluss ihres Kleides nach unten zu ziehen.
„Okay, aber dann musst du dich später ums Abendessen kümmern“, murmelte sie gegen sein Ohr.
„In Ordnung“, willigte er ein, ohne ihr zu verraten, dass das Essen längst vorbereitet war. Schließlich wollte er sich nicht selbst das Wasser abgraben.
Nach einem sehr angenehmen Aufenthalt in seiner Dusche brauchte er tatsächlich eine Stärkung, und auch Summer schien sie zu brauchen, weil sie geradezu ausgehungert über das Brathähnchen herfiel, das er zubereitet hatte. Dylan strotzte vor männlicher Zufriedenheit, als er mit ansah, wie seine Freundin heißhungrig sein Essen verputzte, schließlich war er nicht nur derjenige, der gekocht hatte, sondern er war auch derjenige, der dafür verantwortlich war, dass sie so ausgehungert war.
Er konnte sich kaum auf seine eigene Portion konzentrieren, weil er es unglaublich sexy fand, sie beim Essen zu beobachten. Es machte ihn scharf, mit ihr zusammen am kleinen Tisch in seiner Küche zu sitzen, während sie nichts außer eines seiner alten Army-Shirts und ein Höschen trug, ihr nasses Haar zu einem unordentlichen Knoten aufgetürmt hatte und sie sich etwas Bratensaft von den Fingern leckte. Ihr Anblick war erotischer als jeder Lapdance, den er in seinem bisherigen Leben bekommen hatte.
Es kostete ihn Mühe, sein Essen zu verschlingen, anstatt sich ein weiteres Mal auf sie zu stürzen.
Nach dem Abendessen kümmerten sie sich gemeinsam um den Abwasch und redeten dabei über seine Schicht im Revier, über ihren Arbeitstag im Salon und über das anstehende Sommerfest der Stadt. Diese häusliche Zweisamkeit war völlig neu für ihn, weil er in seinem Erwachsenenleben immer allein gelebt hatte, und es gefiel ihm, den Abend damit zu verbringen, gemeinsam mit Summer zu essen, abzuwaschen und sich anschließend in den Garten zu setzen, um den Grillen zu lauschen und ein Bier zu trinken.
„Dein Garten ist genauso ordentlich und sauber wie deine Wohnung“, sinnierte Summer und schlug ihre nackten Beine übereinander, die sie auf der Sitzfläche eines weiteren Stuhls ablegte. Nebeneinander saßen sie auf seiner Terrasse und betrachteten seinen Garten, der lediglich von ein paar wenigen Gartenlampen beleuchtet wurde. „Normalerweise sind Junggesellenwohnungen das totale Chaos mit Tonnen schmutziger Wäsche, zusammengewürfelten Möbeln, leeren Pizzaschachteln und abgelaufenen Lebensmitteln im Kühlschrank, aber bei dir würde sogar Martha Stewart vor Neid erblassen.“
Dylan nahm einen Schluck von seinem Bier und legte die Beine ebenfalls auf dem Stuhl ab. „Höre ich da etwa Kritik aus deiner Stimme heraus?“
„Ganz im Gegenteil“, verkündete sie fröhlich und prostete ihm mit ihrem Bier zu. „Dein Kleiderschrank ist noch ordentlicher als meiner. Du könntest jederzeit bei mir vorbeikommen und meine Klamotten falten, damit sie so schön aufgereiht sind wie bei dir.“ Sie schnüffelte an seinem T-Shirt, das sie sich aus seiner Schublade gemopst hatte, und strahlte ihn an. „Deine Sachen riechen sogar besser als meine. Du bist der perfekte Hausmann.“
Dylan verdrehte die Augen und legte ihr eine Hand auf den nackten Oberschenkel, um diesen zärtlich zu streicheln. „Vielleicht habe ich mir mit meiner Wohnung auch nur deshalb so viel Mühe gegeben, um dich zu beeindrucken.“
„Das glaube ich kaum, schließlich steht selbst in deiner Garage jedes einzelne Werkzeug in Reih und Glied“, feixte sie. „Und Frauen kann man nicht mit aufgeräumten Garagen beeindrucken.“
„Auch wieder wahr.“ Er seufzte leise. „Du darfst dich bei der Army bedanken. Dort geht es einem in Fleisch und Blut über, alles sauber und ordentlich zu halten, schließlich musst du so lange deine Runden drehen, bis du deine Lunge ausspuckst, wenn du dich nicht an die Regeln hältst.“
Neugierig drehte sie ihm das Gesicht zu, musterte ihn eine Weile und wollte dann leise von ihm wissen: „Wie war es für dich in der Army?“
Gedankenverloren streichelte er weiter ihren Schenkel und zuckte mit den Schultern, bevor er scherzte: „Ganz okay. Das Essen ist besser als sein Ruf.“
Summer antwortete nicht darauf, sondern sah ihn weiterhin abwartend an. Als er ihr kurz in die Augen blickte, konnte er dort Verständnis erkennen, was ihn überraschte, denn Außenstehende verstanden meistens nicht, warum Veteranen oder auch aktive Soldaten Scherze über die Army rissen, sobald sie auf ihre Einsätze angesprochen wurden. Es war nun einmal leichter, dem ganzen Scheiß mit Humor zu begegnen, wenn man dazu gezwungen war, über Krieg zu reden. Die meisten Armeeangehörigen sprachen nicht gern über ihren Job, sondern machten das, was sie erlebt hatten, mit sich selbst aus. Manchmal wollten sie ihre Familien auch vor dem bewahren, was sie belastete, und verschlossen sich deshalb vor dem Thema. Das wiederum verstanden die wenigsten, die nicht selbst einen Einsatz mitgemacht hatten und wussten, was es bedeutete, in der Army zu sein.
Er schluckte und erklärte zögerlich: „Es gab für mich immer zwei Seiten während meiner Zeit in der Army. Da war die gute Seite, aber auch die schlechte. Wenn die gute überwog, war alles in Ordnung. Aber manchmal nahm die schlechte überhand und dann …“ Er ließ den Satz unvollendet und kam sich wie ein Trottel war.
Summer schien das nicht so zu sehen, weil sie liebevoll nachfragte: „Was gehörte denn zu der guten Seite?“
Leise entgegnete er: „Eine Aufgabe, Disziplin, Kameraden, Struktur, Gemeinschaft. Der Job macht Sinn. Man leistet seinen Dienst und geht eine Verpflichtung seinem Land gegenüber ein.“ Er verzog den Mund. „Das alles ist ehrenhaft, aber wenn man dann plötzlich in einem fremden Land hockt und damit rechnen muss, dass jederzeit auf dich geschossen wird oder dass in deiner Umgebung eine Granate einschlägt, vergisst du jedes ehrenhafte Gefühl und hoffst einfach nur, dort heil wieder rauszukommen.“
„Du hast mir nie erzählt, wo du im Einsatz warst“, flüsterte sie ihm zu.
„Im Irak. Es waren zwei Einsätze.“
Ihre Hand legte sich auf seine und drückte sie. Eine unausgesprochene Frage schwebte über ihnen, weshalb er sehr leise fortfuhr: „Es war unerträglich heiß und staubig. Manchmal gab es tagelang nichts zu tun und trotzdem war man die ganze Zeit in einem Ausnahmezustand, weil jederzeit etwas hätte passieren können. Ständig stand man unter Adrenalin und hatte seine Augen und Ohren überall. Das zerrt an der eigenen Belastungsgrenze.“
„Das klingt nach einer sehr harten und anstrengenden Zeit.“
„Das war es auch.“
Summer verwob ihre Finger mit seinen. „Bereust du es, dass du zur Army gegangen bist?“
Dylan schüttelte den Kopf. „Nein, das tue ich nicht. Tatsächlich habe ich in der Army all das gelernt, was mir vorher niemand beigebracht hat. Und sie eröffnete mir Möglichkeiten, die ich sonst nicht gehabt hätte.“ Er schluckte und offenbarte mit angespannter Stimme: „Für eine unerwünschte Waise wie mich, die keine Familie hat und die von einer Pflegefamilie in die nächste kommt, bis sie volljährig wird, kann die Army die Rettung sein. Wer weiß, wo ich heute wäre, wenn ich mich nicht verpflichtet hätte.“
Summer reagierte nicht sofort, während Dylan mit zusammengepressten Zähnen wartete, was sie zu seiner Offenbarung sagte. Kaum jemand kannte seine Familiengeschichte, weil es nichts war, mit dem er gern hausieren ging. Er wollte sich nicht dadurch definieren lassen, dass er keine Angehörigen hatte und nicht wusste, woher er kam, weil er als Säugling anonym abgegeben worden war. Ob er wirklich eine Waise war oder seine Eltern noch lebten, konnte er nicht sagen, und es interessierte ihn nicht. Nicht mehr. Er war seinen Weg gegangen und an einem Punkt in seinem Leben angekommen, an dem nur noch zählte, wer er war und was ihn ausmachte.
Er war mit sich im Reinen.
Aber vielleicht bewerteten Menschen ihn anders, wenn sie wussten, woher er kam und welchen Weg er hinter sich hatte.
Vielleicht sah Summer in ihm jetzt jemand anderen.
Als sie sich einen Moment später erhob, versteifte er sich automatisch. Seine Hand ließ sie jedoch nicht los und setzte sich wie selbstverständlich auf seinen Schoß, wo sie sich eng an ihn schmiegte und ihren Kopf gegen seine Schulter kuschelte. Ihr Atem kitzelte seine Kehle. „Du kannst stolz auf dich sein. Ich bin es auf jeden Fall, Dylan Walker“, flüsterte sie und küsste seinen Handrücken.
Mit einem Kloß im Hals atmete er aus, während ein bittersüßes Gefühl in seiner Brust aufwallte. So hatte er noch nie gefühlt, und es machte ihm ein bisschen Angst, denn er wollte und konnte sich nicht vorstellen, es zu verlieren – Summer zu verlieren.
Zärtlich küsste er sie auf die Stirn und schlang einen Arm um ihre Mitte. Das war im Augenblick alles, was er tun konnte.