Epilog

„Nicht zu kurz, Babe. Meine Zeit in der Army ist vorbei, wie du weißt. Ich will nicht noch einmal eingezogen werden, weil du dich an meinen Haaren vergriffen hast.“

Summer verdrehte die Augen, während die Damen um sie herum kicherten und Dylan einen Charmeur oder Tunichtgut nannten. Der feixte wiederum breit und genoss es anscheinend sehr, als einziger Mann in Lornas Salon der Hahn im Korb zu sein. Mit dem pinkfarbenen Plastikumhang um seinen Hals hätte er albern aussehen müssen, tat es jedoch nicht. Dafür war er viel zu selbstsicher und mit seiner Sexualität im Reinen. Das hatte er ihr erst heute Nacht ausgiebig bewiesen.

Und heute Morgen.

„Keine Sorge. Du wirst immer noch hübsch genug aussehen, um für den nächsten Nacktkalender der Polizei zu posieren“, versprach sie ihm und erntete Beifallsbekundungen der weiblichen Zuhörerschaft.

Wenn sie nicht alles täuschte, hätten alle anwesenden Damen sofort einen Kalender bestellt. Und auch Summer hätte einen genommen, wenn Dylan für jeden Monat als Nacktmodel genommen würde.

Ja, sie fand ihren Freund geradezu anbetungswürdig sexy und bekam nicht genug von ihm. Das hatte sich auch nach neun Monaten Beziehung nicht geändert. Sie konnte guten Gewissens sagen, dass ihre Beziehung noch stärker und inniger geworden war, seit sie zusammenwohnten und mehr Zeit miteinander verbrachten.

Mittlerweile gingen sie sogar gemeinsam ins Gym, auch wenn Summer niemals ein großer Sportliebhaber sein würde. Dennoch trainierten sie zweimal in der Woche miteinander, lernten gemeinsam Italienisch, schließlich planten sie für das nächste Jahr eine Reise nach Italien, und sie nahmen regelmäßig an den Stadtversammlungen teil, weil sie dabei immer etwas zu lachen hatten.

Ihre Beziehung war harmonischer, als es sich Summer jemals erträumt hatte.

Außerdem war Dylan an ihrer Seite gewesen, als ihre Mom zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden war und sie sich dazu entschieden hatte, eine Therapie zu machen. Bisher schien sie auf einem guten Weg zu sein, hatte einen festen Job und ließ sich nichts zuschulden kommen, aber Summer konnte nicht in die Zukunft schauen. Sie wusste nicht, ob ihre Mutter irgendwann in alte Muster zurückfallen würde, aber mittlerweile verfiel sie selbst nicht mehr in Panik, wenn sie diese Gedanken zuließ.

Dylans tiefes Lachen unterbrach ihre Gedanken. „Habt ihr das gehört, Ladys? Summer ist so verrückt nach meinem Körper, dass sie ihn immer und überall nackt sehen will.“

„Wer kann es ihr verdenken, Schätzchen?“, trällerte Bessie Hammond fröhlich. „Du könntest dein Gehalt aufbessern, wenn du nebenbei als Stripper arbeiten würdest.“

Lorna jubelte beinahe. „O ja, das wäre eine fabelhafte Idee! So ein Etablissement fehlt hier in Hailsboro.“

„Das sollten wir bei der nächsten Stadtversammlung unbedingt ansprechen“, erklärte Hatty Simpson, deren Kopf unter einer Trockenhaube steckte.

Summers Schultern sackten nach unten, während sie im Spiegel vor sich Dylans Blick suchte. Ihr resignierter Blick sollte ihm signalisieren: Musste das jetzt sein?

Er dagegen feixte bloß und schien sich keiner Schuld bewusst zu sein.

Anstatt sich in das Gespräch einzumischen, griff sie nach einem Kamm und teilte sein längeres Haar am Oberkopf mit einigen Klammern ab, bevor sie die Spitzen mit einer Schere in Form schnitt. Sie liebte es, sein Haar zu schneiden, genauso wie sie es liebte, es mit ihren Fingern zu zerzausen, wenn sie sich nackt an ihn schmiegte. Allein deshalb hätte sie es ihm niemals abgeschnitten.

Ihr Herz machte einen kleinen Sprung, als er ihr im Spiegel ein Lächeln schenkte, das weich und voller Gefühl war. Sie erwiderte das Lächeln und griff nach dem Rasierer, um die Haarlinie an seinem Nacken auszudünnen.

Währenddessen hörte sie mit einem Ohr zu, wie Bessie etwas davon faselte, dass sich der Enkel ihrer Großcousine angeblich das Studium als Stripper aufgebessert hatte und sich deshalb heute einen Tesla leisten konnte.

Sie persönlich glaubte davon kein Wort.

„Einen Tesla? Die sind doch schweineteuer!“

„Ja, aber er hat gutes Geld verdient, weil er sich von fremden Frauen Dollarscheine in die Hose stopfen ließ.“

Dylan räusperte sich vernehmlich. „Wenn das so ist, sollte ich wirklich überlegen, etwas Geld als Stripper hinzuzuverdienen, schließlich kostet der Verlobungsring, den ich für Summer ausgesucht habe, ein halbes Vermögen.“

Plötzlich war es um sie herum mucksmäuschenstill – lediglich das Summen des Rasierers, mit dem Summer vor lauter Schreck eine schräge Kante in Dylans Nacken rasiert hatte, war zu hören.

Sie blinzelte, starrte auf die eingefräste Kante und merkte, dass ihr der Mund offen stand. Zögernd hob sie den Kopf und blendete die neugierigen Blicke der Frauen um sie beide herum aus. Stattdessen schaute sie Dylan im Spiegel an, während ihr Herz raste. Fassungslos krächzte sie: „Was?“

Seine Miene wurde weich. „Willst du mich heiraten, Babe?“

Sie war so entgeistert, dass es aus ihr herausplatzte: „Hier?“

Mit zuckenden Mundwinkeln erwiderte er: „Wo immer du willst. Hauptsache, du sagst Ja.“

Ein Trommelfeuer an Emotionen raste durch sie hindurch, als es lachend und schluchzend zugleich aus ihr herausbrach: „Ja, unbedingt! Ja!“

Er sprang aus dem Stuhl und zog sie in seine Arme, um sie zu küssen. Summer erwiderte den Kuss und schmiegte sich durch den pinken Plastikumhang eng an ihn, während die älteren Damen lauthals jubelten.

Dass sie ihm die Frisur ruiniert hatte, würde Summer ihm später erzählen. Jetzt wollte sie zuerst ihren Verlobten küssen und ihm versichern, wie sehr sie ihn liebte.