35. BEGAYIEN
Sie hatten kaum mehr als eine Stunde gerastet, ehe sie weiterzogen. Die Sonne stand hoch am Himmel und kaum eine Wolke war zu sehen. Der Schnee funkelte im Sonnenlicht, als hätte Jemand Millionen kleiner Diamanten in das unendliche Weiß geschüttet.
Geredet wurde wenig. Ellie und die Männer sparten sich die Energie für die Reise auf. So widmete sich jeder seinen eigenen Gedanken. Hin und wieder erklärte Begayien der jungen Frau einige Anhaltspunkte in der Umgebung und wie sich die Bewohner des Eises daran orientierten.
Begayien hatte sich bereit erklärt, Ellie auf ihrer Suche zu helfen. Und das schon weit vor ihrer Ankunft in Avrannah. Es war eine alte Schuld, die er damit beglich. Eigentlich war er keineswegs dafür zu haben, eine Fremde durch das Eis zu führen. Vor Allem nicht, wenn es sich dabei noch um ein junges Ding handelte, die keine Ahnung vom Leben in der Wildnis besaß. Er ließ sich allerdings nichts davon anmerken und war Ellie gegenüber zuvorkommend.
Er hatte es versprochen und Begayien war ein Mann, der zu seinem Wort stand. Trotzdem war er wenig davon angetan, als er von Horace Finton darum gebeten wurde. Auch wenn die Bitte, die ihm über einen geflügelten Boten gebracht worden war, noch so ungewöhnlich erschien. Für Begayien hatte das Mädchen in den Eisregionen von Thellan nichts verloren. Eigentlich hatte das Mädchen in dieser Welt nichts verloren. Begayien war nur froh, dass ihre jüngere Schwester zu Hause geblieben war.
Das Gebirge von Asha’Ree war sein Ziel. Wenn sie bis dorthin keine Spur von dem Entlaufenen gefunden hatten, würden sie heimkehren. Für seinen Teil hatte er die Abmachung erfüllt. Er hatte das Mädchen bis zum Eisgefängnis geführt. Mehr war nicht abgemacht. Genaugenommen müsste er sie nicht einmal mehr zurück nach Avrannah nehmen.
Das eine oder andere Mal dachte er während der Reise darüber nach, Ellie einfach im Eis zurückzulassen oder sie der Königin zu übergeben. Die Idee war im Grunde nicht einmal besonders schlecht. Das Eisreich war Arien Tulsa seit jeher ein Dorn im Auge. Mit einem Geschenk in Form dieses Mädchens konnten sie ihre Beziehungen verbessern und die Königin würde Avrannah ein für alle Mal vergessen.
Es käme auf einen Versuch an.
Begayiens Blick fiel auf Ellie, die sich tapfer durch den Schnee kämpfte. Sie wusste nichts von seinen Gedanken und das war auch gut so.