30. KELLAN
Das Signal kam früher, als Kellan erwartet hatte. In Windeseile warf er sich die Kleidung über und machte sich kampfbereit. Er kniete sich neben die noch schlafende Ellie und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Die junge Frau blinzelte und schenkte ihm ein Lächeln. Doch ihre Miene verwandelte sich in Besorgnis, als sie ihn bereits bekleidet und kampfbereit sah.
„Ist es soweit?“ Sie konnte die Furcht in ihrer Stimme nicht verbergen.
„Ja“, sagte er. „Bleib bei Anna. Sie braucht dich jetzt!“
„Aber …“ Ellie versuchte zu protestieren, doch er unterbrach sie.
„Es ist das Beste, was du im Augenblick tun kannst. Verteidige sie so gut du kannst. Du bist alles, was ihr noch geblieben ist.“
Die junge Frau nickte. Sie nahm den Dolch, den Kellan ihr reichte. Er las in ihren Augen Angst, doch auch Mut und Entschlossenheit. Er wusste, dass alles Erdenkliche tun würde, damit weder sie noch ihre Schwester den Soldaten der Königin in die Hände fiel.
„Pass auf dich auf“, flüsterte sie und küsste ihn zum Abschied.
„Keine Sorge“, entgegnete er. „Du wirst mich nicht ein weiteres Mal verlieren.“
Kellan lief auf den Balkon, als die ersten Reiter die Grenze passierten …