Erinnerst du dich noch an den kalten, sonnigen Morgen im Park? Jakob und ich gingen spazieren, und er sagte mir zum ersten Mal, dass er nicht mehr wüsste, wie er mir helfen könnte. Es war der Moment, in dem ich wie aus einem Tiefschlaf aufwachte. Wir sind wieder genau dort!
Ich wollte raus aus der Misere. Ich wollte mein Glück zurück. Ich wollte nicht mehr weitermachen wie bisher. An diesem Tag suchte ich meine rosarote Brille und setzte sie wieder ganz bewusst auf. Zumindest habe ich es versucht.
Im Grunde ist es wie mit einer echten Brille. Anfangs fühlt sie sich vielleicht noch etwas ungewohnt an. Aber mit der Zeit spürst du sie nicht mehr und denkst auch nicht mehr daran. Dir fällt nur noch auf, wie wunderbar klar du mit einem Mal sehen kannst. Meine Perspektive veränderte sich. Mit der Brille richtete sich mein Blick von nun an auf die Möglichkeiten.
Einsicht ist immer der erste Schritt. Nur, was kommt dann?
Jakob sagt immer:
Wer sich nicht bewegt, bewegt nichts.
Ein paar Tage später lag ich bei meinem Physiotherapeuten auf der Liege und ließ mich massieren. Mein Rücken war so verspannt, dass der Schmerz in den Kopf zog und ich ständig Migräne hatte. Meinen Physio nenne ich liebevoll auch meinen Seelenklempner. Seit Jahren schütte ich ihm mein Herz aus, und er hat mich schon in den kritischsten Situationen gerettet. Zum Beispiel bei »Let’s Dance«, da hatte ich Schmerzen an Stellen, von denen ich nicht mal wusste, dass dort Muskeln sind.
Und nun lag ich also da, und er sagte: »Susan, du musst mal ins Machen kommen. Fang einfach an, und du wirst merken, der Rest kommt dann schon. Aber anfangen musst du selbst.«
»Ja gut«, sagte ich etwas matt, »aber anfangen womit?«
»Wie wäre es mit einem Achtsamkeitsseminar?«
Ich nur: »Was bitte?«
»Das ist ein Basic-Seminar, auch MBSR genannt«, erklärte mein Physio. »Es dauert acht Wochen, und du lernst zu meditieren.«
Ich dachte mir: Okay, warum eigentlich nicht?
Zu Hause googelte ich »Achtsamkeitsseminar Berlin«. Beim zweiten Anbieter, auf den ich stieß, fing der Kurs direkt fünf Tage später an. Das muss ein Zeichen sein, dachte ich mir. Allerdings: im Prenzlauer Berg. Puh, wenn es schlecht läuft, dachte ich, bin ich gut 45 bis 50 Minuten unterwegs, pro Strecke. Und dann stand da noch: schwierige Parkplatzsituation. Also besser mit den öffentlichen Verkehrsmitteln hinfahren.
Prompt meldete sich die Stimme in meinem Kopf: Ach Susan, willst du das wirklich? Jeden Mittwochabend dasitzen, und dann noch die lange Anfahrt – eventuell mit der Bahn, in der Kälte?? Stimme ausgeblendet und auf Anmelden geklickt!
Ene Mene Mai, Parkplatz, komm herbei. Hex hex
Wenn ich mit meinen Kindern im Auto sitze und wir irgendwo einen Parkplatz suchen, sage ich immer: »Wir müssen jetzt den Zauberspruch sagen. Ene Mene Mai, Parkplatz komm herbei. Hex hex.« Es klappt wirklich oft, manchmal leider auch nicht, aber ich liebe ihre Gesichter, wenn es funktioniert. Schon meine Mutter hat zu mir als Kind im Auto immer gesagt: »Hast du vergessen, im Universum anzurufen, um den Parkplatz zu bestellen?«
Ich fuhr also zum ersten Achtsamkeitsabend. Bog in die Straße ein, es war ein superkalter Abend im Februar. Ich sagte den Zauberspruch, und siehe da – ein freier Parkplatz direkt vor der Tür. Und wenn du glaubst, das war schon alles – nein, das Wunder hatte gerade erst begonnen. Ich nannte es das Parkplatzwunder, denn jede Woche sagte ich beim Einbiegen in die Straße den Zauberspruch und bekam unmittelbar einen Platz, niemals weiter weg als ein paar Schritte. Die anderen Teilnehmer des Kurses konnten es nicht glauben und kamen jede Woche staunend hinein: »Hast du etwa wieder direkt einen Parkplatz gefunden?« Ja! Meine Connection nach oben ist eben aufgebaut.
Der erste Abend begann mit einer Vorstellungsrunde. Alle hatten sich bereits Wochen vorher angemeldet und versucht, sich mental auf den Kurs vorzubereiten. Ich dagegen war einfach spontan reingesprungen und hatte mich noch nicht mal wirklich darüber informiert, was mich erwartete. Aber vielleicht war das gar nicht so schlecht. Damit hatte ich mir gar nicht erst die Möglichkeit gegeben auszusteigen, bevor es überhaupt anfing.
Jetzt saß ich also auf meiner Meditationsmatte, in Wollsocken. Die erste Meditation kam mir endlos vor. Nein, falsch, sie war endlos. Ob ich auch alles richtig machte? Egal, ich war da. Und dieser Schritt fühlte sich schon mal ziemlich gut an.
Wir bekamen auch Übungen für zu Hause mit. Dinge wie: Pro Tag eine Mahlzeit ganz bewusst essen und dabei jeden Bissen schmecken und genießen. Oder einfach mal fünf Minuten beim Spazierengehen oder auf dem Weg zum Supermarkt alles um uns herum wahrnehmen. Erst hören, dann riechen, dann fühlen und auch schmecken. Spannend. Stand der Baum schon immer an dieser Stelle? Wie schön das eine Haus in meiner Straße ist!
Das Highlight oder vielmehr die größte Herausforderung kam ungefähr nach der Hälfte des Kurses – ein Tag in Stille. Gefüllt mit verschiedenen Meditationen. Dazwischen Pausen, aber kein Handy, kein Buch, kein Plaudern. Nur Stille. Erst war es gar nicht mal so still, weil meine Gedanken nicht aufhören wollten zu quatschen. Von To-do-Listen über die Frage »Was mach ich hier?« bis hin zu »Wie schaffen die anderen das?« und »Es klappt einfach nicht«. Aber je mehr ich mich auf das Abenteuer einließ und aufhörte, gegen die Gedanken anzukämpfen, je weniger ich mir einredete, dass hier irgendetwas funktionieren musste, desto stiller wurde es. Wow, was für ein Geschenk!
Am nächsten Morgen war ich bereit für den nächsten ersten Schritt. Ich zog meine Sportklamotten an und ging ins Fitnessstudio. Lange war ich nicht mehr dort gewesen. Aber ich versuchte, mich an das gute Gefühl beim Sport zu erinnern und daran, wie viel mehr Energie ich dadurch bekomme. Mein innerer Schweinehund wollte davon aber nichts wissen, er schrie mich geradezu an: »Was zur Hölle machst du? Unter der Decke war es so gemütlich. Du kannst doch morgen starten.« Nein, heute ist der Tag!
Im Studio guckte ich auf den Plan, vielleicht ein Kurs? Irgendwie brauchte ich Motivation von außen. Aber es gab gerade nichts, das mich reizte. Ich ging auf den Stepper und lief los. Kurz darauf sprach mich eine Trainerin an: »Dich hab ich ja schon lange nicht mehr hier gesehen, ich habe eine neue Idee und würde dir gerne davon erzählen.« Sie hatte ein neues Konzept erarbeitet, ein Programm, das sich »7 Rocks« nennt: Sieben Wochen lang jeden Tag mindestens sieben Minuten Training, an einem Tag mit ihr zusammen. Jede Woche kommt ein Baustein hinzu, der wichtig ist, zum Beispiel genug trinken oder etwas über Ernährung oder ein Journal, in dem ich meine Schritte festhalten konnte. Am Ende fragte sie, ob ich nicht Lust hätte, als Testperson mitzumachen. Eine siebenwöchige Challenge?? Genau das, was ich jetzt brauchte. Yes! Danke, Universum.
Jakob sagt immer:
Das Leben kümmert sich um dich, du musst nur ganz klare Signale geben.
Und so war es, anders kann ich es mir nicht erklären. Ich wollte etwas ändern, machte den ersten Schritt und gab dem Leben damit ein Zeichen.
Alles ist Energie
Kennst du solche Situationen? Du denkst an jemanden, und die Person ruft an. Oder du suchst schon die ganze Zeit nach etwas, und dann kommt es auf einem unerwarteten Weg zu dir.
Meinem Mann ist letztens so etwas passiert. Wir brauchten ganz dringend einen Handwerker, der in unserem Bad etwas reparieren und die Fliesen neu legen sollte. Es war eine Zeit, in der einfach niemand zu bekommen war, es war wie verhext, und die Sache wurde immer dringender. Plötzlich klingelte Jakobs Telefon mit einer unbekannten Nummer. Am Telefon war ein Handwerker, mit dem Jakob Jahre zuvor zu tun gehabt hatte. Dieser Typ rief Jakob aus Versehen an, weil er einen Kontakt verwechselt hatte. Ich muss wohl nicht sagen, dass er dann unser Bad repariert hat, oder? Und jetzt frag ich dich: Zufall oder Schicksal? Oder Energie?
Wir ziehen ganz klar das in unser Leben,
was schon da ist, und nicht das,
was wir brauchen.
Was? Das ist ja schrecklich!, höre ich dich denken. Früher habe ich diesen Satz, ehrlich gesagt, überhaupt nicht verstanden. Ich dachte immer, wenn ich etwas ganz doll will, DANN kommt es zu mir. Wo liegt da jetzt der Unterschied zu dem Satz »Wir ziehen ganz klar das in unser Leben, was schon da ist, und nicht das, was wir brauchen«?
Pass auf, ich versuche, es dir in meinen Worten zu erklären. Wir alle sind Energie. Wenn jemand schlecht gelaunt ist, spüren wir das ohne Worte. Wenn jemand eine extrem gute Energie hat, spüren wir das auch. Es zieht uns dahin, wie Magie. So weit klar, oder? Also wenn wir alle Energie sind und alles um uns herum auch Energie ist, gibt es eine Anziehung. Das ist nichts Spirituelles oder Abgehobenes, es ist tatsächlich Physik.
Doch wenn wir etwas ganz furchtbar dringend und unbedingt wollen, sind wir im Mangel. Im Mangel sind wir, wenn wir zum Beispiel wütend, ängstlich, neidisch oder traurig sind. Also Situationen, in denen wir typischerweise sagen: »Ich bin ein Pechvogel, immer passiert nur Mist, ich habe nie Glück.« Das Gegenteil davon ist Fülle. In der Fülle sind wir, wenn wir in Freude, Liebe, Zuversicht und Frieden sind. Zu Menschen, auf die das zutrifft, sagen andere oft: »Du bist so ein Glückspilz. Du denkst nur an etwas, und schon passiert es; bei dir wirkt alles so leicht.«
Und jetzt kommt der Clou. Fülle beginnt schon mit Akzeptanz, Bereitschaft und Mut. In dem Moment, in dem wir das Mangeldenken hinter uns lassen und uns einfach für eine neue Richtung öffnen, wenn wir rausgehen aus der Komfortzone und uns auf etwas Neues einlassen – in dem Moment beginnen die Wunder.
Ich habe es ganz klar gespürt. Nehmen wir noch mal das Fitnessstudio und den Wunsch nach Veränderung. Total typisch ist es, zu Hause sitzen zu bleiben, immer wieder davon zu sprechen – »Ich muss dringend Sport machen« – und währenddessen heimlich auf irgendetwas von außen zu warten. Auf den richtigen Moment oder darauf, dass eine Freundin anruft und im Idealfall sagt: »Weißt du was, ich hol dich ab, wir gehen zusammen zum Sport.« Komisch, passiert irgendwie nie.
Bei mir war es genauso. Auch ich wollte eine Veränderung, auch ich habe auf irgendein Zeichen von außen gewartet. Aber es kam nichts. Meine Energie hatte nichts Anziehendes. Ich blockierte mich permanent selbst, dachte aber immer, der Schuldige sitzt irgendwo da draußen, wo ich keinen Einfluss habe. Meine negative Energie lähmte mich, und es passierte einfach nichts, bis ich aufstand und etwas veränderte.
Bücher finden dich, und nicht andersherum
Meine Energie, die ich fühlte und dementsprechend ausstrahlte, bewegte sich langsam weg von Wut, Angst und Trauer hin zur Akzeptanz, Mut und Bereitschaft. Das ist schon ein großer Schritt. Solltest du gerade an diesem Punkt sein und dich trauen loszugehen – vielleicht noch zaghaft, vielleicht fühlt sich die Brille auf deiner Nase noch fremd an –, dann kannst du an dieser Stelle schon mächtig stolz auf dich sein!
Während meiner Suche nach Veränderung und neuen Möglichkeiten empfahlen mir zwei völlig verschiedene Menschen aus unterschiedlichen Bereichen einen Onlinekurs von Laura Malina Seiler. Beiden hörte ich kaum zu, schmetterte es direkt ab, weil ich keinen Onlinekurs machen wollte. Ich dachte bei mir: Was soll das bringen? Ich brauche Kontakt zu echten Menschen.
Einige Tage später besuchte mich eine liebe Freundin aus Hamburg. Ich erzählte ihr, dass ich momentan an einem Achtsamkeitsseminar teilnahm, und sie antwortete ganz begeistert, dass sie gerade das tollste Onlineseminar abgeschlossen habe und ob ich schon mal von Laura Malina Seiler gehört hätte? Okay, gruselig, dachte ich mir. In so kurzer Zeit drei Mal die gleiche Empfehlung. Ich erzählte ihr von dem »Zufall«, und sie sagte direkt: »Schatzilein, es gibt keine Zufälle. Hol sofort dein Handy, du bestellst dir jetzt ihr Buch.« Gesagt, getan.
Kaum hielt ich das Buch Mögest du glücklich sein in meinen Händen, las ich es in einem Rutsch durch. Ich postete etwas aus dem Buch auf Instagram und verlinkte Laura. Sie teilte den Beitrag und schrieb mir eine Nachricht. Okay, das war ein kurzer positiver Fan-Schockmoment. Sie schrieb, sie freue sich total, dass ich ihr Buch lese und ob ich Lust hätte, als Gast in ihren Podcast zu kommen. Zu der Zeit kannte ich ihren Podcast noch gar nicht, aber ich freute mich trotzdem. Ich erzählte ihr ein wenig von meiner Krise und dass ich gerade einen Achtsamkeitskurs begonnen hätte und überlegen würde, ihr Onlineseminar zusätzlich zu starten. Ich war mir unsicher, ob das vielleicht alles etwas viel auf einmal sei. Sie sagte nur, wenn ich gerade sowieso Zeit hätte, sollte ich es doch einfach versuchen, es gäbe ja nichts zu verlieren. Und damit hatte sie absolut recht, es gab nur sooooo viel zu gewinnen.
Vor dem Wecker wach, topfit und voller Tatendrang
Alle meine Freunde wissen, dass ich schlafen über alles liebe. Ausschlafen ist mein Luxus. Ja, ich zähle die Stunden. Wenn es abends zu spät wird, werde ich schon leicht unruhig. Sieben Stunden sollten es mindestens sein. Mit ’ner guten Netflix-Serie werden es allerdings oft nur sechs. Um 24 Uhr muss Cinderella wirklich im Bett sein, denn um kurz nach sechs klingelt der Wecker, damit die Jungs rechtseitig in die Schule kommen. Freiwillig früher aufstehen als nötig? Niemals! Dachte ich.
Das Onlineseminar ist so aufgebaut, dass man zeitlich teilnehmen kann, wann man möchte. Aber meine Vorfreude wurde mit jedem Tag größer. Plötzlich sprang ich hellwach aus dem Bett, freute mich auf den Tag. Frühstück mit den Jungs, gut, ich trinke nur Kaffee, aber das Zusammensitzen ist seit jeher unser Ritual. Und kaum waren sie alle aus dem Haus, ging es nicht aufs Sofa unter die Decke vor den Fernseher. Nein. Laptop auf, Morgenmeditation und ein Workbook, das sich immer mehr mit meinen Gedanken, Wünschen und Träumen füllte. Es war fast so, als kehrten langsam die Lebensgeister in meinen Körper zurück. Da war sie wieder, die Struktur, die ich vermisst hatte. Morgens machte ich zunächst meinen Onlinekurs, auch Sport gehörte wieder zu meinem Leben, und einmal in der Woche ging’s in den Prenzlauer Berg zum Achtsamkeitsseminar samt Parkplatzwunder.
Es gibt ja zwei Arten von Stress. Die einen haben zu viel zu tun und können vor lauter Gerenne im Hamsterrad keinen klaren Gedanken mehr fassen (kenne ich auch sehr gut), und bei den anderen kommt der Stress daher, dass sich einfach nichts bewegt. Und die Angst immer größer wird, dass es so bleibt.
In beiden Situationen besteht der erste Schritt darin, die Situation überhaupt zu erfassen. Akzeptanz! Dann können wieder zwei Situationen entstehen. Bei der einen denkt man: »Es ist halt so, wie es ist. Was kann ich da schon verändern?« oder »Ich sitze mal die Zeit ab und hoffe, dass sich das Problem von allein löst«. Ich nenne das mal die Opferhaltung. Option Nummer zwei: »Ich akzeptiere, dass es so ist, aber ich werde es verändern!« Und dafür setze ich meine rosarote Brille auf. Ich richte meinen Blick auf die Möglichkeiten und verwandle mich vom Opfer zum Schöpfer!
Da du dieses Buch liest, gehe ich mal ganz stark davon aus, dass du Option zwei gewählt hast! Oder es zumindest versuchen möchtest.
Aufgeben ist keine Option
Mein guter Freund Lars Amend, den ich auch auf meiner Reise zur Persönlichkeitsentwicklung kennengelernt habe, sagt immer: »Aufgeben ist keine Option.« Er ist für mich eine wahnsinnige Inspiration. Dieser Mann hat in den letzten elf Jahren sage und schreibe elf Bücher veröffentlicht.
Als ich im letzten Sommer sein Buch It’s all good las, schrieb ich ihn auf Instagram an. Ob er nicht Lust hätte, sich mit mir auf einen Espresso zu treffen, um ein wenig über das Leben zu philosophieren. Und so saßen wir wenige Tage später zusammen. Ich war total aufgeregt, weil ich irgendwie nicht wirklich daran glaubte, dass wir uns auch wirklich treffen würden. Ich hatte zwar noch nie ein Blind Date, aber ich glaube, so fühlt es sich an.
Ein weiterer kluger Spruch von Lars ist: »Wenn du nicht fragst, wird die Antwort immer NEIN sein.« Auch ein Satz, der sich tief in mir verankert hat. Wer nicht fragt, der nicht gewinnt. Kenne ich noch aus meiner Kindheit. Und immer wenn ich jetzt vor einer Entscheidung stehe und Zweifel laut werden, denke ich an den Satz: »Das Nein hast du schon.« Das bedeutet, ich kann nur gewinnen. Auch wenn ich eine negative Antwort bekomme oder gar keine. Ich weiß dann, dass ich alles getan habe, was in meiner Macht steht, und es bleibt nie die Frage offen: »Was wäre wohl passiert, wenn ich mich einfach getraut hätte?« Eigentlich ist sogar durch Lars dieses Buch entstanden. Seine Verlegerin hat mich gehört, als ich bei ihm im Podcast zu Gast war. Sie war berührt von unserem Gespräch und meldete sich kurz darauf bei mir mit der Frage, ob ich schon mal darüber nachgedacht hätte, über all das ein Buch zu schreiben. Um es in den Worten von Pippi Langstrumpf zu sagen: »Das habe ich noch nie vorher versucht, also bin ich völlig sicher, dass ich es schaffe.« Danke, Lars. Oder vielmehr danke an mich selbst. Denn ich habe ja gefragt.
Man sollte viel öfter einen Mutausbruch haben
Von der Akzeptanz geht es weiter zu Mut. Einen neuen Schritt zu wagen braucht Mut. Denn es heißt: Raus aus der Komfortzone. Bei mir hieß es, runter vom Sofa und Netflix aus. Ich wusste vielleicht noch nicht genau, wie mein Weg aussehen würde, aber der Weg zeigt sich nach dem ersten Schritt. Wir brauchen Mut nicht nur, um loszugehen, wir brauchen ihn auch, um uns ehrlich und aufrichtig unsere Situation anzuschauen.
Hör auf, alles wegzudrücken. Du bist wütend? Dann sei auch wütend. Du hast Angst? Dann schau dir genau an, wovor eigentlich. Du bist neidisch? Okay, dann gesteh es dir ein. Du bist traurig? Dann weine. Und jetzt atme ein paar Mal kräftig durch und lass es zu. Lass es da sein.
Es ist schwer, etwas loszulassen, ohne es vorher noch mal zuzulassen. Verabschiede dich in Frieden. Es klingt blöd, aber du darfst dich an dieser Stelle auch bei deinen negativen Gefühlen bedanken. Schließe sie ein in dein Herz und sage ihnen: »Was auch immer dieses Problem in meinem Leben herbeigeführt haben mag, es muss mit mir zu tun haben. Und der Teil in mir, der dieses Problem verursacht, den nehme ich jetzt behutsam in mein Herz. Ich liebe diesen Teil, ich verzeihe ihm, ich nehme ihn voll und ganz an. Und ich danke diesem Teil, auch er ist ein Teil von mir. Ich schenke diesem Teil meine Liebe.«
Das ist die Herzenstechnik aus dem Buch Verzeih dir, über das ich im ersten Kapitel schon gesprochen habe. Mag sein, dass dir das zu spirituell vorkommt oder du denkst: Ich hab noch nie mit meinem Herzen gesprochen. Ich sag dir was – ich hab das vorher auch noch nie gemacht. Aber so ist es mit der Komfortzone. Und wir waren ja schließlich gerade beim Thema Mut. Tja, du brauchst schon Mut, um den ersten Schritt zu tun und es zu wagen.
Kleine Warnung: Wenn wir dann tatsächlich unseren Mut zusammennehmen und es tun, kommen die bösen Stimmen im Kopf wieder. Die bösen Stimmen, die sagen: »Kannst du gleich vergessen, das funktioniert doch eh nicht«, oder sie setzen auf deinen Kummer noch einen drauf: »Du kriegst ja überhaupt nichts geregelt. Typisch! Du hast es doch nicht anders verdient.«
Kommt dir das bekannt vor?
Unser Kopf ist voll von Mindset-Sätzen, also Glaubenssätzen. Darüber haben wir schon gesprochen. Das sind die Sätze, die wir als Kind oft gehört haben. Überlege in einem solchen Moment einmal kurz: Kommt mir dieser Satz bekannt vor? Von wem oder in welchen Situationen habe ich ihn schon gehört? Mindset-Sätze haben sich in unser Unterbewusstsein gebrannt. Es sind Sätze, die wir nie infrage stellen, sondern einfach glauben. Und das, obwohl wir heute erwachsen sind und die Sätze mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit einfach nicht (mehr) stimmen.
Witzig ist, dass wir Menschen ansonsten ganz vieles infrage stellen. Dinge, die wir in den Nachrichten hören, Dinge, die andere Menschen erzählen. Aber unseren Gedanken, denen vertrauen wir blind.
Glaub nicht alles, was du denkst
Unsere Gedanken sind eine Mischung aus Erziehung, Erfahrung und Angst. Ich nenne es unsere Brille. Zwei Menschen erleben ein und dieselbe Situation komplett unterschiedlich. Sie sehen beispielsweise einen Film, und komplett andere Gefühle kommen zum Vorschein. Jeder von uns hat seine Wahrheit und damit eine ganz eigene Brille.
Der Clou ist aber: Wir haben die Macht über unsere Gedanken. Nicht andersherum. Viele sagen daraufhin: »Ja, aber ich kann ja schließlich nicht kontrollieren, was ich denke.« Das stimmt. Aber du darfst, nein warte, du solltest deine Gedanken infrage stellen: Woher kommt der Gedanke? Kann ich mit hundertprozentiger Sicherheit sagen, dass das die Wahrheit ist? Kommt der Gedanke aus einer Angst heraus? Wovor habe ich Angst?
In dem Buch Sorge dich nicht, lebe von Dale Carnegie geht es – bricht man es mal herunter – um einen einzigen Satz: »99 Prozent aller Sorgen, die du dir machst, treffen nicht ein.« Das ist mal ’ne Ansage, oder? Es ist verrückt. Überleg mal, wie viel Zeit wir mit unnötigen Sorgen, also Gedanken, vergeuden.
Die weiteren Fragen, die Carnegie stellt, lauten: a) Was kann mir als Schlimmstes passieren, wenn ich’s nicht schaffe, mein Problem zu lösen? b) Bereite dich in Gedanken darauf vor, das Schlimmste zu akzeptieren – falls nötig. c) Nun versuche ruhig und gelassen, das Schlimmste abzuwenden – mit dem du dich im Geist bereits abgefunden hast.
Die Angst und die Sorgen sind oft so viel schlimmer als das, was wirklich passieren könnte. Natürlich kann es in einzelnen Fällen um Leben oder Tod gehen. Die Angst, wenn du selbst schwer krank bist oder dein Kind, deine Mutter oder dein Partner. Aber gerade wenn es etwas so Schlimmes ist, frage dich selbst: Was bringt mir, effektiv, die Sorge? Du kannst faktisch Probleme, die in der Zukunft auftauchen könnten, nicht lösen! Du hast die Wahl. Niemand sagt, dass es leicht ist. Keine der beiden Varianten – ob du nun mit oder ohne Sorgen in die Zukunft gehst – löst das Problem an sich. Also wenn wir schlau wären, würden wir doch das geringere Übel wählen, oder? Du entscheidest!
Kleiner Sidefact: Ich erzählte ja schon im Kapitel über die Liebe, dass ich dieses Buch als einziges aus dem Bücherregal meiner Mama behalten habe. Jahrelang lag es im Schrank, und als ich anfing, dieses Buch zu schreiben, fiel es mir ein, und ich holte es erstmals wieder hervor. Im Buch war ganz viel angestrichen und unterstrichen. Fast so, als hätte meine Mami mir damit noch eine Nachricht hinterlassen, und die lautet: Sorge dich nicht – lebe.
Jakob sagt immer:
Wenn das Problem da ist, wird auch eine Lösung da sein.
Ach, wie oft höre ich diesen Satz von ihm. Denn du ahnst es, ich bin der klassische Sorgentyp. Jakob sagt auch immer: »Wenn ich in deinem Kopf leben würde, hätte ich auch nur Migräne.« Und er hat recht. Mittlerweile sage ich diesen Satz selbst ständig. Denn wenn wir erst einmal hellhörig werden, bemerken wir sie immer und überall – die Sorgen: »Was mach ich nur, wenn ich den Job nicht kriege?«, »Ich darf auf keinen Fall krank werden, dann bricht alles zusammen«, »Und wenn ich nun niemals den Richtigen finde?«, »Hoffentlich regnet es heute nicht«, »Was, wenn wieder Stau ist« … In all diesen Fällen kommen wir mit unseren Sorgen der Lösung keinen Schritt näher. Im Gegenteil.
Richte deinen Fokus auf Möglichkeiten
In der Rise Up and Shine Uni, dem Onlineseminar von Laura Malina Seiler, sagen wir jeden Tag laut zehn Affirmationen. Das sind Sätze, die dein Unterbewusstsein anregen. Und durch häufige Wiederholung erleben wir Veränderung. Eine meiner liebsten Affirmationen ist: Ich richte meinen Fokus auf Fülle, Lösungen und Möglichkeiten.
Das ist ein enormer Schritt. Denn in genau diesem Moment verwandeln sich Sorgen in Probleme. Oder besser gesagt: in Aufgaben. Und für jede Aufgabe gibt es eine Lösung. Gibt es gerade keine Lösung, ist es eben eine Sorge. Und was wissen wir über Sorgen? 99 Prozent aller Sorgen treffen nicht ein.
Faktisch können wir Probleme oder Aufgaben sowieso nur im Jetzt lösen. Die Vergangenheit ist gegessen, und die Zukunft? Egal, wie sehr wir glauben, dass wir irgendeine Art von Kontrolle hätten – wir haben keine. Das Gleiche gilt für Entscheidungen. Ob wir die richtige oder die falsche treffen, wissen wir nie. Also können wir nur mit dem arbeiten, was da ist. Das bedeutet, wir können nur für den einen Moment entscheiden.
Wichtig ist, dass sich dieser eine Moment richtig anfühlt – und ich spreche hier ganz bewusst von »fühlen«, nicht zu verwechseln mit der Stimme im Kopf, die dir alle möglichen Argumente einflüstert und zurechtlegt. Nein, ich meine »fühlen«. Wie fühlt sich die Entscheidung an? Daher kommt nämlich das Wort »Bauchgefühl«. Auch hier wird es genug Menschen geben, die sagen: »Bauchgefühl ist was für Leute mit rosaroter Brille.« Hihi. Ja, ein bisschen gehört es zur selben Familie.
Sprich, wir haben eben die einen, die mehr auf ihren Kopf hören und das Gefühl ausschalten. Und die anderen, die bei Entscheidungen ganz ihrem Gefühl folgen. Letztlich werden beide Gruppen erst zu einem viel späteren Zeitpunkt wissen, ob es nun eine richtige oder eine falsche Entscheidung war. Der Unterschied liegt darin, dass dich das Gefühl immer auf deinen authentischen Weg führen wird. Auch wenn manche glauben, dass Kopfentscheidungen irgendeine Art von Kontrolle mit sich bringen.
Fakt ist, wir haben niemals die Kontrolle! Dieser Gedanke macht dir Angst, oder? Also mich hat er zu Tode erschreckt. Aber nur im ersten Moment. Ich als totaler Kontrollfreak soll meine Kontrolle aufgeben? Doch soll ich dir was sagen? Wenn du es schaffst loszulassen, bist du frei. Weil du dann nämlich ins Vertrauen gehst und keine Erwartungen mehr hast.
Du solltest jetzt nur eine Sache nicht verwechseln. Natürlich darfst du Pläne machen und alles, was in deiner Macht steht, in deine Ziele investieren. Das ist selbstverständlich die Grundvoraussetzung, um Ziele zu erreichen. Viele denken, wenn vom Vertrauen ins Leben die Rede ist, gehe es darum, sich zurückzulehnen und abzuwarten. Aber so funktioniert es nicht. Es geht vielmehr darum, deine Zeit in Dinge zu investieren, die du absolut in der Hand hast, auf deine Gefühle zu hören, deinen Big Five zu folgen und dem Leben zu vertrauen. Dann gehst du ganz automatisch in deine authentische Richtung. Schluss mit Sorgen! Richte deinen Fokus auf Möglichkeiten!
Summer Sisters Film
Und so entstand auch meine kleine Produktionsfirma Summer Sisters Film. Die große gemeinsame Leidenschaft von meiner Freundin Marisa und mir sind Filme. Wir lernten uns vor vielen Jahren bei GZSZ kennen, sie war damals Regieassistentin. Wir wurden enge Freundinnen und haben gemerkt, dass wir ziemlich gute Filmideen haben. Sobald wir länger darüber sprachen, gelangten wir immer mehr in einen Flowzustand.
Eines Tages beschlossen wir, es tatsächlich anzugehen: »Lass uns eine Firma gründen!« Gesagt, getan. Seit nun fast zwei Jahren arbeiten wir in unserer Ideenwerkstatt, und es macht uns extrem viel Freude. Wir besuchten Workshops, lasen viele Bücher über das Entwickeln, das Schreiben und das Pitchen. Es fühlte sich gut an, sich weiterzubilden und etwas Neues zu lernen. Und kurze Zeit später hatten Marisa und ich schon unsere ersten Termine und stellten unsere Projekte vor.
Wo dieser Weg uns letztlich hinführt, wissen wir nicht. Aber viel wichtiger ist, dass wir unsere Leidenschaft und Kreativität leben. In so einem Prozess fühlt man sich sehr lebendig, und das setzt so viel positive Energie frei. Auf diese Weise ist eine meiner Big-Five-Säulen damit stets aktiviert.
Haltet die Augen auf, liebe Freunde! Mein Bauchgefühl sagt mir, dass ihr schon bald einen Film von uns sehen werdet.
Alles ist eine Frage der Perspektive
Die erste Aufgabe im Onlineseminar von Laura ist es, dein persönliches Wunder aufzuschreiben. Dein Wunder, das wahr werden soll, wenn die fünf Wochen des Kurses vorbei sind. Laura spricht ganz bewusst von »Wunder«, damit du größer denkst. Ich schrieb auf, dass ich meine innere Kraft, Positives anzuziehen, wiederhaben wollte. Meine tägliche Affirmation war: »Ich bin ein Glücksmagnet.« Affirmationen habe ich ja gerade schon angesprochen. Sie sind großartig. Eine Sache, die ich dir wirklich von ganzem Herzen empfehlen kann.
Dazu brauchst du keinen Kurs, sondern nur ein kleines bisschen Überwindung. Denn anfangs fühlt es sich seltsam an, das gebe ich zu. Aber mit jedem Tag wird es normaler, und nicht nur das. Du spürst nach und nach, wie sehr du deine Affirmation verinnerlichst. Es ist wie mit den Mindset-Sätzen, die sich als Kind in deinem Unterbewusstsein verankert haben. Nur hier baust du dir deine eigenen Mindset-Sätze. Denn diese können durchaus positiv sein. Ach, was sage ich da, sie sollten unbedingt positiv sein. Diese Sätze – wie du über dich selbst denkst – haben eine enorme Kraft. Das sollten wir auf keinen Fall unterschätzen.
Du kannst nicht erwarten,
dass andere in dir etwas sehen,
das du selbst nicht in dir siehst.
Ich schrieb auch auf, dass ich meine Vergangenheit annehmen und nicht weiter gegen sie ankämpfen wollte. Und dass ich auch Tiefpunkte als eine Bereicherung wahrnehmen könnte. Denn dank ihnen bin ich heute genau hier. Ich wünschte mir außerdem, dass ich wieder durch meine rosarote Brille schauen kann. Dass ich alles wieder in bunten Farben sehe und mein Fokus sich auf die Wunder richtet und nicht auf die negativen Aspekte.
Einfach alles ist eine Frage der Perspektive. Alles ist eine Frage dessen, durch welche Brille du auf das Leben schaust. Wenn man es genauer betrachtet, ist es der Wahnsinn. Wie Byon Kathilathu in seinem Buch Der Rikscha-Fahrer, der das Glück verschenkt schreibt: »Im Endeffekt erlebt der Optimist denselben Tag wie der Pessimist … er hat einfach nur viel mehr Spaß dabei.«
Jeden Tag passieren uns Hunderte von Dingen. Davon sind die meisten richtig toll, aber auch irgendwie selbstverständlich. Die doofen Sachen fallen uns natürlich direkt auf, und wir sprechen auch viel mehr über sie. Doch es gibt eine Übung, mit der wir uns dies bewusst machen können.
ARMBAND WECHSEL DICH
Wähle ein Armband, das du leicht abnehmen kannst, wie ein Gummiband. Du trägst es 30 Tage. Dieses Armband soll dir die Momente bewusst machen, in denen du wieder meckerst, unnötige Sorgen aussprichst oder über jemand anderen schlecht sprichst. Genau in diesen Momenten nimmst du das Armband ab und schiebst es auf deinen anderen Arm. Anfangs vergisst du vielleicht, das Armband zu wechseln, aber mit der Zeit verinnerlichst du die Übung.
Es gilt als erwiesen, dass sich nach 30 Tagen in dir etwas grundlegend verändert. Diese Erinnerungsübung stärkt deine Gesundheit, deine Energie fließt wieder besser, und du ziehst automatisch mehr Positives an. Einfach weil du aufmerksamer wirst und den negativen Gedanken und der damit verbundenen Energie nicht mehr so viel Raum schenkst.
Du strahlst so
Die Energie, die durch den Onlinekurs, den Achtsamkeitskurs und einfach durch meine neuen Routinen und Perspektivwechsel entstanden sind, war nicht zu übersehen. Ich war wacher und lebendiger. Immer wieder hörte ich den Satz: »Susan, du strahlst so. Ist etwas Besonderes passiert?«
Ich dachte innerlich: Ja, ist es. Obwohl im Außen gar nichts passiert war. Keine Jobanfragen oder ähnliche Dinge, von denen ich dachte, ich würde sie brauchen, um wieder glücklich zu sein und zu strahlen. Aber es passierte tief in mir drinnen. Und lustigerweise haben sich auch meine Prioritäten verschoben. Mit einem Mal hatte ich sogar Gedanken wie: Hoffentlich kommt jetzt kein Dreh rein, ich muss doch erst mal das alles zu Ende bringen. Mein Tag war gefüllt und konnte plötzlich nicht lang genug sein. Bücher stapelten sich, es gab so vieles, das ich lesen, anschauen und probieren wollte.
Und natürlich meldete sich auch jetzt die Stimme in meinem Kopf, die sagte: »Warum hast du nur die letzten Jahre so verplempert? Du hättest viel früher anfangen und so viel erfahren können.« Aber das stimmt nicht! Jeder muss seinem eigenen Tempo folgen, und sehr, sehr wahrscheinlich hätte ich ein Jahr zuvor nichts von alldem gemacht, weil ich einfach noch nicht so weit war. Es ist so, als wenn 100 Menschen dir immer wieder das Gleiche sagen, und erst beim 101. hast du es plötzlich geschnallt. Es hängt eben davon ab, wo wir gerade stehen, wie offen wir für bestimmte Informationen sind, wer sie uns gibt und in welchem Moment.
Einfach mal leichtsinnig sein
In vielen Filmen fällt irgendwann der Satz: »Hör auf dein Herz.« Leider verlernen wir genau das immer mehr. Die Gedanken sind zu laut, die Sorgen zu groß, und wenn du tatsächlich mal auf dein Herz hörst, kommen meist Zweifel von außen. Freunde und Familie projizieren ihre Ängste auf dich – »Hast du dir das auch gut überlegt?«, »Das ist doch eine Schnapsidee«, »Was, wenn du enttäuscht wirst?«
Doch was ist, wenn du dein Herz ausblendest und nur auf deinen Kopf hörst? Dann bleibt ständig dieses komische Gefühl, die Sehnsucht, Leere, unerfüllte Träume. Und wenn es zu spät ist, kommen neue Gedanken in deinen Kopf: »Ach, hätte ich mal …«, »Was hatte ich schon zu verlieren?«, »Warum fehlte mir der Mut?«, »Ich wär so gern auch ein wenig leichtsinnig.« By the way, ich liebe das Wort »leichtsinnig«. Denn wenn wir es uns genauer anschauen, bedeutet es doch: etwas Sinnvolles mit Leichtigkeit zu tun.
HERZ
Eines Tages war Gott der Menschen überdrüssig. Ständig plagten sie ihn, wollten alles Mögliche von ihm. Also sprach Gott: »Ich werde weggehen und mich eine Weile verstecken.« Er versammelte alle seine Ratgeber um sich und fragte: »Wo soll ich mich verstecken?« Einige rieten: »Verstecke dich auf dem höchsten Berggipfel der Welt.« Andere hingegen: »Nein, verbirg dich lieber am tiefsten Meeresgrund, dort werden sie dich nie suchen.« Wieder andere empfahlen: »Verstecke dich auf der dunklen Seite des Mondes, das ist das sicherste Versteck. Wer sollte dich dort finden?« Schließlich wandte sich Gott an seinen klügsten und intelligentesten Engel: »Was rätst du mir, wo soll ich mich verstecken?« Und der kluge und intelligente Engel erwiderte lächelnd: »Verstecke dich im menschlichen Herzen! Das ist der einzige Ort, auf den sie niemals kommen!«
Anthony de Mello
Es gibt nur zwei Arten zu leben.
Entweder so, als wäre nichts ein Wunder,
oder so, als wäre alles ein Wunder.
Albert Einstein
Wichtig ist, dass man nie aufhört zu fragen
Die Reise der Persönlichkeitsentwicklung hat für mich im Endeffekt mit den richtigen Fragen zu tun. Meist sind es Fragen, die die Gesellschaft nicht stellt. Es sind Fragen, die vielleicht an einem System anecken. Fragen, die dich darüber nachdenken lassen, ob du eigentlich deinen Bedürfnissen entsprechend lebst oder dich nur an die Gesellschaft anpasst. Aber warum darf man nicht seinen ganz eigenen Weg gehen? Meiner Meinung nach kann und darf man auch im Alter von 75 Jahren noch mal neu anfangen. Es ist dafür nie zu spät, und das meine ich wirklich völlig ernst! Du entscheidest das und niemand sonst.
Aber irgendjemand muss uns die richtigen Fragen stellen. Ein Psychologe, ein Coach oder einfach ein Mensch, der zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Er kann dir die richtigen Fragen stellen, und plötzlich nimmt dein Leben eine Wendung. Denn die Antworten sind immer in dir! Das kann auch mit dem richtigen Buch zur richtigen Zeit passieren. Vielleicht hattest du sogar mit diesem Buch den einen oder anderen Aha-Moment, in dem genau das passiert ist.
Eine Frage, die eine wichtige Rolle spielte, war auf meiner Reise: Was macht dir richtig Spaß? Vielleicht ist es etwas, das du schon als Kind gern gemacht hast. Etwas, das du gerne wieder öfter machen würdest, wenn du die Zeit hättest.
Ich dachte kurz nach, und das Erste, was mir in den Sinn kam, war singen. Ich liebe es, schon immer. Karaoke muss hin und wieder sein, und natürlich singe ich im Auto immer laut mit, aber mehr war gewöhnlich nicht drin. Also hörte ich mich um und fand einen Lehrer. Es fühlte sich gut an, nach all den Jahren die Gesangsübungen zu machen. Auch Gesang ist wie ein Muskel, der abbaut, wenn er nicht in Übung ist, aber ich konnte gut auf meiner alten Basis aufbauen. Vor allem hatte ich diesmal überhaupt keinen Druck, es war ja einfach nur für meine persönliche Freude.
Oft kommt das Glück durch eine Tür herein,
von der man gar nicht wusste,
dass man sie offen gelassen hat.
Eines Tages erzählte ich meinem Agenten davon und sagte, dass ich mir sogar vorstellen könnte, nach all den Jahren zu einer Musical-Audition zu gehen. Ein paar Tage später rief er mich an und sagte: »Susan, du willst doch wieder singen. Heute kam eine sehr interessante Anfrage für dich rein. Es ging um die Show »The Masked Singer«. Darin treten Prominente auf, die wunderschöne Kostüme tragen und deren Identität durch Masken unkenntlich ist. Ein Ratepanel hat die Aufgabe, die Prominenten zu erraten. Da musste ich nicht lange überlegen. Gesangsunterricht gab es obendrauf, und ich konnte das machen, worauf ich gerade am meisten Lust hatte: singen.
Der Kreis schließt sich
Meine absolute Lieblingsgeschichte, die ich dir in diesem Zusammenhang erzählen möchte, ist aber folgende, und dann sag du mir bitte, ob es Zufälle gibt …
Es war Juni, Sommer in Berlin. Ich war fertig mit meinen Seminaren und mit meiner Sportchallenge und beschäftigt mit der Vorbereitung für »The Masked Singer«. Bei diesem Format ist alles streng geheim, niemand darf wissen, dass du dabei bist. Für mich übrigens auch eine krasse Erfahrung! In unserer Branche lebt ja alles ein Stück weit von dem Kick, die Dinge mit der Öffentlichkeit zu teilen. Hier war es anders, du bist komplett allein mit deiner Arbeit, die du liebst, und auch mit deinem Erfolg, wenn du in die nächste Runde kommst. Keine Presse, keine Likes, keine Smileys, keine Nachrichten, keine Bestätigung von außen. Vielleicht war das meine wahre Challenge bei diesem Job.
Mein zweites privates Projekt war eine Überraschungsparty für Jakob zum 40. Geburtstag. Ich liebe ja Geburtstage, wie du mittlerweile weißt, und nicht nur meinen eigenen. Als Geschenk hatte ich VIP-Tickets für das große »Life Fest« von Gedankentanken (heute Greator) besorgt. Das ist ein Ganztagesevent mit den Top-Speakern Deutschlands. Vor 10 000 Zuschauern in der Münchner Olympiahalle. Da das Event bereits ausverkauft war, hatte ich über meine Agentur Tickets anfragen lassen, und – oh Wunder! – es klappte tatsächlich.
Jakobs Geburtstag war an einem Mittwoch, und am Samstag war schon das »Life Fest«. Er hat sich mega gefreut, da er noch mehr von den Speakern kannte als ich. Jakob schaute schon eine ganze Weile »Gedankentanken« und erzählte mir unter anderem immer wieder von dem Speaker und Bestsellerautor Tobias Beck, den er so großartig findet. Mittlerweile hatte natürlich auch ich einiges von ihm gesehen, gehört und gelesen.
Yeah, Tobi war mit dabei. Und Robert Betz, Bahar Yilmaz, Rüdiger Dahlke, Dieter Lange, Stefan Frädrich natürlich und meine Laura Malina Seiler. Um nur ein paar Namen zu nennen. Was für ein Line-up, und wir das erste Mal bei so was mit dabei!
Ich hatte mich sogar getraut, Tobi Beck über Instagram zu kontaktieren. Ich schrieb ihm, dass Jakob ein totaler Fan ist und ob es die Möglichkeit für ein ganz kurzes Treffen gäbe. Damit wollte ich dann Jakob überraschen. Es klappte, und diese Minuten waren so witzig. Es war quasi ein Fan-Fan-Treffen. Tobi sagte mir immer nur, wie verrückt er das findet, weil seine Frau und er ja meine Fans wären. Tobi und ich sind seitdem in gutem Kontakt, und ich freue mich von Herzen über diese Freundschaft. An dieser Stelle ein großes Dankeschön an dich, lieber Tobi, für dein stets offenes Ohr und deine wertvollen Ratschläge.
Scheiß drauf, ich mach’s einfach!
Einen Tag vor dem Event bekam ich gegen zwölf Uhr mittags einen Anruf von meiner Agentur: Wir würden ja morgen zu dem Event fliegen, nun sei die Moderatorin krank geworden, ob ich spontan übernehmen könnte? Es gab nicht wirklich Zeit, um darüber nachzudenken. Und ich hatte Angst, eine Heidenangst. Aber mein Bauchgefühl schrie so laut Ja, dass nicht mal mein Kopf mit all seinen Bedenken es übertönen konnte.
Drei Stunden später saß ich bereits im Flugzeug. Zuvor hatte ich mir das Line-up mit diversen Informationen zu den einzelnen Speakern ausgedruckt, und nun fing ich an, meine Moderationen zu schreiben. Der erste Speaker, den ich anmoderieren sollte, war Detlef Soost, ich kenne ihn schon viele Jahre. Sein Programm hieß »Scheiß drauf, ich mach’s einfach«. Und genau das dachte ich mir, als ich in den Flieger stieg. Raus aus der Komfortzone und rein ins Abenteuer. Ich weiß nicht, wann ich zuletzt so aufgeregt war und mich gleichzeitig so lebendig fühlte, voller Vorfreude.
In der Olympiahalle angekommen, sah ich, wie gerade die Technik und das Licht gecheckt wurden. Immer wieder kamen mir Menschen vom Greator-Team entgegen. Alle begrüßten mich freundlich, offen und voller Dankbarkeit. Alle gaben mir das Gefühl, dass überhaupt nichts schiefgehen konnte, dass alles genau richtig war. Dieses Gefühl war absolut ansteckend, und ich wusste, so soll es sein, alles wird gut.
Letztlich konnte ich an diesem langen Tag einfach meine Geschichte erzählen. Denn ich war ja aus demselben Grund da wie die 10 000 Menschen im Publikum. Wir waren eins. Und das spürte ich und auch sie … Wir haben gemeinsam gefühlt, gelacht und auch hier und da ein kleines Tränchen verdrückt. Heute würde ich sogar sagen, dass dieser Tag zu den schönsten beruflichen Erlebnissen meines Lebens gehört.
Mein persönliches Highlight war es, Laura Malina Seiler anzukündigen. Schließlich war sie maßgeblich daran beteiligt, dass ich dastand. Zumindest denke ich das. Ich hatte mich darauf eingelassen, dass mir jemand zur richtigen Zeit die richtigen Fragen stellt, und das war in meinem Fall sie. Danke, Laura.
Zufall, Schicksal oder einfach anziehende Energie?
Übrigens habe ich nach dieser besonderen Veranstaltung noch etwas Verrücktes festgestellt: Ein Jahr zuvor hatte ich schon einmal die Anfrage bekommen, die Moderation beim »Life Fest« zu übernehmen. Ich erinnerte mich noch vage an den Moment, als ich Jakob die Anfrage vorgelesen hatte. Damals sagte ich nur: »Wer sind diese ganzen Menschen? Ich verstehe gar nicht, worum es da geht.« Jakob hingegen war direkt begeistert, schließlich kannte er Greator bereits. Ich, auf meinem absoluten Tiefpunkt, sagte weder zu noch ab. Allerdings trennte ich mich genau in jener Zeit von meiner Agentur, und so verlief die Anfrage im Sande … Als ich einige Monate später auf meinem Weg zurück zu mir selbst erkannte, dass es nicht die äußeren Umstände sind, die unser Glück ausmachen, kehrte ich zu meiner Agentur zurück.
Und nun, ein Jahr später, klingelte an einem Freitagmittag das Telefon und mein Agent sagte: »Du fliegst doch morgen zu dem »Live Fest«? Die Moderatorin ist krank geworden …«
Alles, was sein soll, wird sein, und das Glück findet dich. Manchmal auch über Umwege.
Rosaroter Denkanstoß
Einfach mal machen, es könnte ja klappen. Du musst nicht immer genau wissen, wie das Ziel aussieht, es zeigt sich meistens von selbst. Aber du musst losgehen.