4. Sind NFTs nur ein Phänomen auf dem Kunstmarkt?

Dass NFTs bisher vor allem im Zusammenhang mit Digitalkunst diskutiert werden, hat damit zu tun, dass dieser Bereich bislang der häufigste Anwendungsfall ist und zugleich wegen der erzielten Rekordpreise in der breiten Öffentlichkeit das meiste Aufsehen erregt hat. 2017 kamen beispielsweise die CryptoPunks auf den Markt, eine Serie von 10.000 Pixelbildern, jedes davon ein Unikat. Anfangs wurden sie von ihren Schöpfern, zwei Programmierern unter dem Titel Larva Labs, sogar verschenkt, weil sich kaum jemand dafür interessierte. Heute sind sie als NFT-Vorreiter-Projekt historisch bedeutsam und Millionen wert. Der bisherige Rekord liegt bei 23,7 Millionen Dollar (8.000 ETH zum damaligen Kurs). Für diese Summe wechselte CryptoPunk #5822 im Februar 2022 den Besitzer.5 Leider war das keiner von meinen Punk-NFTs, die du in der Abbildung siehst. Aber auch die sind heute ein hübsches Sümmchen wert.

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Profilbilder (PFPs): meine CryptoPunks – 3 von 10.000

Der NFT-Markt insgesamt erlebte eine ähnlich stürmische Entwicklung: 2020 wurden weltweit 100 Millionen Dollar für NFTs ausgegeben. Ende 2021 waren es laut Financial Times bereits 41 Milliarden Dollar – mehr als 400 Mal so viel.6 Dabei kam einiges zusammen: der Hype durch wenige sehr teure Werke, die rasante Kursentwicklung der Kryptowährung Ether (ETH), in der die meisten wertvollen NFTs bislang gehandelt werden, das Entstehen von immer mehr Marktplätzen, auf denen NFTs gehandelt werden, und das NFT-Interesse zahlreicher Celebritys von Jimmy Fallon bis Justin Bieber oder Neymar bis hin zu Eminem und Snoop Dogg.

Kunstwerke sind dennoch nur ein Anwendungsfall von vielen für NFTs. Bevor wir uns anderen Einsatzmöglichkeiten zuwenden: Was zählt überhaupt zur NFT-»Kunst« im engeren Sinne? Bilderserien wie die der CryptoPunks werden heute als Profile Pictures bezeichnet (abgekürzt »PFPs«). Damit ist ihr zentraler Zweck schon benannt: Sie eignen sich in den sozialen Medien als prestigeträchtige Profilbilder, zumindest wenn es sich nicht um eins der zahllosen Nachahmer-Projekte handelt, sondern um begehrte Serien mit einer großen Anhängerschaft. Den CryptoPunks haben die Bored Apes hier schon fast den Rang abgelaufen, gelangweilte Affen mit einer Riesen-Anhängerschaft, die ich dir beim einleitenden Blick in meine Wallet bereits vorgestellt habe. In den Bereich der eigentlichen Kryptokunst fallen dagegen Fotos, Grafiken, Videos oder Bilder, die als Unikate oder als Serien (»Collectibles«) veröffentlicht werden. Zur digitalen Kunst zählt auch die Generative Art, bei der mittels programmierter Codes prinzipiell unendliche, in der Praxis aber vom Künstler limitierte Bilderserien entstehen, die verwandte Motive variieren.

Hier zwei Beispiele aus meiner eigenen Sammlung, die dir eine erste Vorstellung geben. Beide Bilder sind übrigens animiert, was sie zu einem echten Hingucker macht, sollte ich sie eines Tages in einer Galerie im Metaverse oder auf einem Screen bei mir zu Hause ausstellen. Vielleicht schlägt ja auch Sotheby’s zu? Im Juni 2021 ließ das Londoner Auktionshaus sein Hauptgebäude im Metaverse Decentraland nachbauen, um dort NFT-Kunst auszustellen.7

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Beispiel für ein Unikat: Perpetual Kango von Bananakin

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Beispiel für Generative Art: Chromie Squiggle von Erick Snowfro