Eindeutig ja, denn die Millionensummen, die in der Presse für Aufmerksamkeit sorgen, bilden nur einen kleinen Teil des Marktes ab. Kimberly Parker, eine kanadische Konzeptkünstlerin, wertete für einen Zeitraum von zehn Tagen im März 2021 sämtliche NFT-Erst-Verkäufe (»primary sales«) auf OpenSea aus. Das ist der größte Handelsplatz für NFTs, auf dem Weiterverkäufe (»secondary sales«) eigentlich die größere Rolle spielen. Das relativiert die Erhebung, aber dennoch: Frau Parker kommt zu dem Ergebnis, dass 50 Prozent der NFTs für weniger als 200 Dollar den Besitzer wechseln, ein Drittel sogar für weniger als 100 Dollar.21 Hinzu kommt, dass bis heute viele NFTs bei Erscheinen direkt auf der Website des Künstlers, Unternehmens oder sonstigen Anbieters kurze Zeit für einen überschaubaren Festpreis oder sogar kostenlos »gemintet« (wörtlich »geprägt«, d. h. erworben) werden können – wie einst die Bored Apes, die weniger als 200 Dollar kosteten. Einige solcher Projekte werde ich dir im Laufe des Buches vorstellen. Überhaupt bin ich ein Freund des asymmetrischen Risikos: Lieber mit kleinen Summen gut informiert in ein vielversprechendes neues Projekt investieren, als eine große Summe auf ein gerade gehyptes Werk setzen. Im ersten Fall hast du wenig zu verlieren, aber viel zu gewinnen. Im zweiten Fall ist es umgekehrt: Die möglichen Verluste sind hoch, weitere Wertsteigerungen dagegen begrenzt. Auch eine Asymmetrie, aber eine, die man vermeiden sollte.
Bevor ich im Abschnitt »STRATEGIEN« näher auf einzelne Anlagestrategien eingehe, hier schon die beiden allerwichtigsten Faktoren, wenn du als Investor im NFT-Space erfolgreich sein willst: Informationen und gute Vernetzung. Beides hängt direkt miteinander zusammen, denn die NFT-Szene ist in den sozialen Medien sehr aktiv. So, wie umsichtige Aktienanleger täglich die Wirtschaftspresse verfolgen, solltest du im Auge behalten, was sich in der Community tut – wer beispielsweise vielversprechende Projekte plant und wie Experten (in diesem Fall Influencer und erfahrene Investoren) ein Projekt einschätzen. Auf diese Weise erfährst du außerdem von Werken, bevor alle Welt darauf aufmerksam wird, und kannst sie direkt auf der Website des Künstlers erwerben (»minten«). Bei so einem »Drop« zuzuschlagen ist meist günstiger, als auf dem Zweitmarkt zu kaufen. Begriffe wie »Drop« oder »Minten« kannst du übrigens am Ende des Buches im Kapitel »50 Insider-Begriffe« nachschlagen.