INSIDE NFT

Schon im Studium an der UCLA (University of California, Los Angeles) gründete Miles Anthony mit anderen ein IT-Startup. Und bereits seit 2016 investiert er im Kryptobereich, wie er im Interview meiner Future-of-Finance-Mentoring-Gruppe erzählte. Decentral Games ist also bereits die zweite Unternehmensgründung, an der er beteiligt ist. Wie kam es zum Pokerspiel im Decentraland, einem der bekannteren Metaversen? Es sei völlig klar, dass das Metaverse eine große Zukunft habe, sagt Miles. Casinos seien populär, Poker sei ein Spiel, das viele begeistere. Der Erfolg von Axie Infinity habe außerdem gezeigt, dass NFT-Games ein starkes Potenzial haben. So sei die Idee entstanden, all diese Elemente zu verschmelzen. Im Oktober 2021 ging Decentral Games an den Start. Aktuell spielen laut Miles zirka 10.000 Teilnehmer täglich im virtuellen Casino ICE Poker. Das macht übrigens rund ein Drittel des Traffics von Decentraland aus¹⁷⁰. Decentral Games hat sich ehrgeizige Ziel gesetzt: Die Zahl der täglichen Spieler soll binnen Jahresfrist vervierfacht werden. Zusätzlich zu dann 40.000 sollen 160.000 täglich für eine günstigere mobile Version des Spiels gewonnen werden.

Decentral Games ist nicht nur das erste größere Play-to-Earn-Spiel, bei dem Spieler reale Gewinne erwirtschaften können. Es ist auch das erste Casino im Netz, das den Spielern gehört – jedenfalls denen, die im Besitz von xDG (stakt DG, dem Governance Token von Decentral Games) sind. Das Casino ist als DAO (Dezentralisierte Autonome Organisation) mit eigener Treasury (Finanzkasse) organisiert. Daneben gibt es die Entwicklungsabteilung, die als klassisches (»zentralisiertes«) Unternehmen aufgestellt ist, in dem jeweils rund 20 Mitarbeiter für Entwicklung, Marketing und Support zuständig sind. Dem besten Support der Welt, wenn du mich fragst! Als Besitzer von rund 25 Wearables, die ich im Fünferpack an erfahrene Spieler verliehen habe, weiß ich, wovon ich rede! Detaillierte Informationen zu Decentral Games findest du im Kapitel »Die 3 erfolgreichsten NFT-Games«.

3 Fragen an Miles Anthony

NFTs sind für mich

... wichtig, weil sie digitale Eigentumsrechte im Metaverse sicherstellen.

Wer beim ICE Poker erfolgreich sein will, sollte

... Poker lernen, SNG-Turniere spielen und Wearables gewinnen, um schließlich mit dem Aufbau einer eigenen ICE-Poker-Gilde zu beginnen.

Ein gutes Spiel erkenne ich daran,

... dass es sehr wettbewerbsorientiert ist, Gewinnanreize bietet und durch optimale Anreize und minimale Wertextraktion Reinvestitionen attraktiv macht.

Ob »Shaun das Schaf« oder Schafskrimis – Schafe haben Millionen Fans. Sie bevölkern Bestseller und hoppeln seit Jahren durch beliebte Trickfilmserien.¹⁷² Jeder kennt sie und ihre Gegenspieler. Genau: die Wölfe. Die Grundsituation des Wolf Games muss daher nicht lange erklärt werden. Auch mein drittes Gaming-Beispiel ist ein Play-to-Earn-Spiel, noch dazu eines, bei dem auch Prominente wie Gary Vaynerchuk oder gmoney mitmachen. Meine Auswahl ist kein Zufall, denn ich halte P2E zumindest bei NFT-Spielen für das Modell der Zukunft. Mit dem Einsatz von NFTs im Spiel drängt sich der Verkauf von Spielutensilien und die Krypto-Honorierung von Spielgewinnen aufgrund der technischen Möglichkeiten förmlich auf.

Worum geht’s beim Wolf Game? Grob gesagt handelt es sich um ein Strategiespiel, in dessen Verlauf der Spieler immer wieder entscheiden muss, wie er seine NFT-Schafe und die von ihnen produzierte Wolle einsetzt. Die Wolle bildet den Token des Spiels $WOOL und wird in Beuteln (»Wool Pouches«, ebenfalls NFTs) zusammengefasst. Wie auf der grünen Wiese produzieren Schafe Wolle, und wie das gute alte Sparbuch deiner Kindheit werfen Wool Pouches Zinsen ab. Wenn du sie obendrein im Spiel lässt (»stakst«), bekommst du noch mehr Zinsen. Die Wölfe dagegen kassieren prozentual Steuern auf produzierte Wolle, allerdings nur, wenn diese aus dem Spiel abgezogen wird. Außerdem können Wölfe unter bestimmten Bedingungen Schafe oder auch Wolle stehlen – Wolf bleibt eben Wolf, ob an der Wall Street oder in anderen Spielen. Damit ist Phase 1 von Wolf Game grob beschrieben.

Zum Start am 18. November 2021 konnten 10.000 NFTs (Schafe und Wölfe) gemintet werden, wieder einmal zu einem pubertärsymbolischen Preis: 0,69420 Ether (69 für Sex und 420 als US-Code für Kiffen, du verstehst? Höhö). Das waren damals etwa 163 Euro pro NFT, mit einer 10-prozentigen Chance auf einen Wolf. Diese Wölfe sind wie im echten Wolfsrudel unterschiedlich mächtig. Die Spielhierarchie umfasst acht Stufen, und von den absoluten Leadern (»Alpha 8«) gibt es im ganzen Spiel nur 14 Stück. Notiz am Rande: In meiner Future-of-Finance-Mentoring-Gruppe haben wir eifrig gemintet und etliche Teilnehmer ergatterten Wölfe, zwei sogar Alpha-7-Tiere. Diese wurden im Februar 2022 dann für 19 Ether, damals rund 51.000 Euro, gehandelt. In wenigen Monaten 50.000 Euro Gewinn bei einem Investment von nicht einmal 200 Euro – solche verrückten Geschichten gibt es nur im NFT-Space. Leider ist der Frühjahrshype des Wolf Games inzwischen deutlich abgeflaut, wie auch ein Blick auf den WOOL-Kurs zeigt:

Die aktuellen Preise von Wölfen und Schafen mit unterschiedlichem Seltenheitsgrad, die auf dem Zweitmarkt gehandelt werden, kannst du dir bei OpenSea anschauen. Wem beide zu teuer sind, der kann auch durch den Kauf von Wolle noch ins Spiel einsteigen. Momentan sind die Preise für alle Wolf-Game-NFTs moderat, aber das könnte sich schon bald wieder ändern. Wolf Game ist auch deswegen so interessant, weil die Macher das Spiel im Hintergrund immer weiter ausbauen und die Spieler bis zum fertigen Spieluniversum, in dem es Ländereien und Farmer gibt, durch Zwischenspiele bei Laune halten. Gleich nach dem Start des Spiels machten sie dabei aus der Not eine Tugend. Durch einen via Twitter enttarnten Programmierfehler konnten WOOL-Besitzer beim Unstaken von WOOL ein Vielfaches der ihnen regulär zustehenden Token kassieren.¹⁷³ Den Machern blieb nichts anderes übrig, als das Spiel neu aufzusetzen (daher auch die Delle im WOOL-Kurs Ende 2021, die du oben in der Grafik siehst). Um die Spieler mitzunehmen, entwickelten sie das »Risky Game«, bei dem die Schafe ihre Scheune verlassen mussten (weniger blumig: die Schaf-NFTs wurden entstakt), um dann zu entscheiden, ob sie mit den Wölfen ein Spiel um Wolle spielen wollten. Wer die »Yes Risk Option« wählte, hatte eine 50-prozentige Chance, einen großen WOOL Pouch zu gewinnen. Wer nein sagte, hatte eine 100-prozentige Chance auf einen kleineren Beutel. Diese Beispielregel ist typisch für Spielzüge im Wolf Game, von denen es zahlreiche gibt.

Auf das »Risky Game« folgte das »Alpha Game«. Dabei wurden die Alpha-8-Wölfe vom mächtigen Schäfer, der das ganze koordiniert, zusammengerufen und aufgefordert, Teams (»Packs«) zu bilden, die gegeneinander antreten und um Punkte kämpfen. Wer ein Schaf, einen Wolf oder auch Wolle in so einem Pack stakt, wird am Ende entsprechend der erreichten Team-Punktzahl mit seinem proportionalen Anteil an WOOL-Tokens belohnt. Die Packs bieten also nicht nur die Chance, sich Gary Vaynerchuk (bzw. seinem Bruder AJ, der für ihn spielt) anzuschließen, sie fordern erneut zu spieltheoretischen Entscheidungen heraus. Man kann jederzeit das Team wechseln, verliert dann aber seine dort gestakte Wolle. Die Frage dabei lautet: Ist es lukrativer, zu einem Top-Team mit viel Zulauf zu wechseln, das am Ende eine Riesenmenge Wolle gewinnt – oder bleibt man besser in einem weniger erfolgreichen Team, deren geringere WOOL-Zuteilung dann aber auf weniger Köpfe verteilt wird?

Verglichen mit den filmreifen 3D-Welten vieler Computerspiele hat die pixelige Grafik von Wolf Game einen verspielten Retro-Charme und einen augenzwinkernden Humor. Das kam so gut an, dass das Umsatzvolumen von Wolf-Game-NFTs auf OpenSea zeitweise nur durch den Spitzenreiter Bored Ape Yacht Club übertroffen wurde.¹⁷⁵ Die Macher bieten immer wieder Neues, konnten aber den Kursverfall des Tokens nicht verhindern, auch wenn die Staking-Anreize eine clevere Methode sind, einem Ausverkauf vorzubeugen. Ob Wolf Game erneut zu Höhenflügen ansetzt, wird von der Attraktivität des fertigen Spieleuniversums abhängen. Es bleibt ein »Risky Game«. Wenn du dich damit vertraut machen willst, schau am besten auf die Website, auf der »Whitepaper« die teils komplexen Regeln der verschiedenen Spiele-Phasen schildern. Und pass auf, dass du auf der richtigen Seite landest – https://wolf.game mit dem Punkt in der Mitte. Im Netz kursieren viele Fake-Seiten!

Natürlich gibt es noch unzählige weitere Spiele, die NFTs nutzen. Sie alle vorzustellen würde den Rahmen bei weitem sprengen. Es ist kein Zufall, dass überall da, wo an Metaversen gewerkelt wird, Spiele ins Spiel kommen, ob bei Otherside von Yuga Labs oder bei den MetaHeroes von Pixel Vault. Beide Spielansätze wurden in früheren Kapiteln kurz vorgestellt. Wer virtuelle Welten mit Leben füllen will, muss Interaktion bieten – nur mit Landkäufen, imposanten Villen oder Ausstellungsräumen, in denen man seine NFTs präsentiert, wird man Fans nicht auf Dauer fesseln. Wenn du selbst Lust bekommen hast, dich in NFT-Spielwelten zu erproben, stell dir bei deiner Spielwahl am besten folgende Fragen:

Idealerweise steigst du bei einem vielversprechenden Spiel früh ein. Das Minten von Spiel-NFTs ist in der Regel günstiger, als auf dem Zweitmarkt zu kaufen. Vorsicht ist geboten, wenn ein Spiel gerade massiv gehypt wird, auf Marktplätzen wie OpenSea enorme Summen für Spielwerkzeuge gezahlt werden und der Kurs des Spiel-Tokens rasant in die Höhe schießt. Auf Info-Plattformen wie CoinMarketCap (https://coinmarketcap.com/) kannst du dir die Kursentwicklung für Kryptowährungen für verschiedene Zeiträume anzeigen lassen. Im Krypto-Space sind die Ausschläge enorm, nach oben wie nach unten, bevor sich das Ganze (oft, aber nicht immer) wieder einpendelt. Wenn die Kurskurve gerade ansteigt wie der Hörnligrat am Matterhorn, besteht die reale Gefahr, dass es bald genauso steil wieder abwärts geht.

Abschließend noch ein paar Spiele-Beispiele, die dir einen Eindruck vermitteln, was alles auf dem Markt zu haben ist – in alphabetischer Reihenfolge und ohne jeden Anspruch auf Vollständigkeit. Momentan für Gesprächsstoff sorgen beispielsweise ...

... Alien Worlds: Ein Weltraum-Mining-Spiel, bei dem der Spieler auf Planeten im Universum Mineralien findet, die zugleich als Spielwährung fungieren. Mit entsprechender Ausrüstung steigen seine Chancen. https://alienworlds.io/

... Gods Unchained: Ein Fantasy-Kartenspiel mit Karten unterschiedlichen Seltenheitsgrades. Spieler versuchen, möglichst attraktive Packages zu sammeln, um andere zu besiegen. Auf einem internen Marktplatz können Karten gehandelt werden. https://godsunchained.com/

Nach einem ähnlichen Prinzip funktioniert auch das erfolgreiche Fußballkarten-Sammelspiel Sorare, das allerdings noch keinen eigenen Token hat und eher in der Web2-Welt verhaftet ist. https://sorare.com

... Illuvium: Der Spieler strandet auf dem Planeten Illuvium und muss sich dort mit angriffslustigen Fantasie-Kreaturen (Illuvials) herumschlagen. Gefangene Illuvials werden zu NFTs, die man umformen, upgraden, in Kämpfen einsetzen und handeln kann. Wie Sorare läuft das Spiel über Ether und es gibt auch einen eigenen Token. https://www.illuvium.io/

... Farmers World: Eins der meistgespielten Spiele 2022, in dem es darum geht, im südamerikanischen Dschungel ein Dorf aufzubauen, in dem gefischt, Gold geschürft und Holz verarbeitet wird. Zum Einsatz kommen drei Token: Food (FWF), Wood (FWW) und Gold (FWG). https://farmersworld.io/

... Lucky Block: Eine Krypto-Verlosung und damit eine Art Lottospiel. Inhaber eines von insgesamt 10.000 Lucky-Block-NFTs (Mitglieder des »Platinum Rollers Club«) nehmen an täglichen Verlosungen teil. Zu den aktuellen Preisen zählt neben einem Lamborghini auch eine Mitgliedschaft im BAYC. Ich bin nicht gerade ein Lotto-Freund (siehe mein Buch Geld allein ist auch eine Lösung), aber hier scheinen die Gewinnchancen erheblich höher (und die Lose entsprechend teuer). Für die Verlosung von Lucky Block Coins gibt es daneben Gratislose. Ich selbst habe das allerdings noch nie ausprobiert. https://luckyblock.com/

... Mirandus: Ein Fantasy-Rollenspiel, in dem der Spieler sich entscheiden kann, ob er im Universum Mirandus lieber Ritter am Hof, Händler oder Explorer sein will. Im Kampf gegen das Böse geht es darum, die magische Substanz Materium zu finden. Spieler besetzen Land, errichten Farmen, Städte und Burgen. https://mirandus.game/

... Splinterlands: Ein Fantasy-Sammelkartenspiel, das auf verschiedenen Blockchains (Ethereum, Tron, WAX) läuft. Spieler treten gegeneinander an, Gewinner werden mit Karten, Zaubertränken und »Dark Energy Crystals« belohnt. Wie bei all diesen Spielen gibt es Karten mit unterschiedlichem Seltenheitsgrad/Preis und einen Marktplatz dafür. https://splinterlands.com/

Wenn du an Gaming interessiert bist, sieh dich einfach ein bisschen im Netz um. In viele Spiele kannst du kostenlos reinschnuppern. Für höhere Levels und Play to Earn musst du dann investieren. Mirandus, das als nächstes großes Ding gehandelt wird, läuft übrigens über Gala Games, eine Blockchain-Spieleplattform, die weitere Games verschiedener Anbieter im Programm hat. In-Game-Tools können dort mit dem Plattform-Token GALA erworben werden. Hinter Gala Games stehen eine Reihe namhafter Investoren von AMC-Networks (US-TV-Anbieter) über Peter Molyneux (bekannter Videospiel-Entwickler) bis Ozys (südkoreanischer Blockchain-Entwickler).¹⁷⁶ Die meisten der Spiele auf der Plattform sind noch im Entwicklungsstadium.¹⁷⁷ Ich selbst kam mit Gala Games in Berührung, weil ich einen der maximal 50.000 »Founder’s Nodes« betreibe, der mir Mitsprache im DAO und regelmäßige Auszahlungen in Form von GALA-Token verschafft. Solche »Gründungsknoten«, die als »Proof of Storage« der dezentralen Datensicherung dienen, waren bei meinem Einstieg für 15.000 Euro zu haben. Inzwischen haben sich die Preise mehr als versechsfacht – ein Hype, dem ich nicht ganz traue. Aber erst einmal bleibe ich dabei, nicht zuletzt, um auch in diesem Bereich dazuzulernen. Denn dass Games weiter eine große Zukunft haben, bezweifelt niemand. Die spannende Frage ist nur: Welche?

Porträt Miles Anthony