Die 6 empfehlenswertesten Marktplätze

Mit dem Interesse an NFTs wächst auch die Zahl der Marktplätze – ständig kommen neue hinzu. Dabei behauptet sich OpenSea bislang als Platzhirsch, dem immer mehr Neugründungen den Rang ablaufen wollen. Ein solcher Newcomer ist zum Beispiel crypto.com mit einer Fülle von NFT-Angeboten, auch im Gaming-, Musik- und Sportbereich und einem Multi-Channel-Angebot (Crypto.org chain, Cronos, Ethereum, Polygon, Solana). Gegründet wurde der Marktplatz 2021. Ein bisschen auskennen sollte man sich allerdings schon, da man hier auch Nachahmer-Projekte wie den »Bored Ape Muscle Club« findet und nicht glauben sollte, dass es plötzlich echte Bored Apes für nur 5 Dollar zu kaufen gibt.

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Bored Apes zum Schnäppchen-Preis? Nachahmer-Projekt auf crypto.com

Crypto.com ist insofern nutzerfreundlich, als es Krypto-Börse und NFT-Marktplatz vereint und überdies auch Zahlungen mit Kredit- und Debit-Karte ermöglicht (https://crypto.com). Auch die Krypto-Börse Binance hat 2021 einen eigenen NFT-Marktplatz gegründet, was den Zahlungsprozess etwas einfacher macht, weil es den Gang zu einer separaten Börse erspart. Neben Kunst spielen hier gaming- und sportbezogene NFTs eine Rolle (https://www.binance.com/en/nft/home). Das ist auch bei NFT LaunchPad der Fall, der jüngsten Gründung (2022), die gerade sehr gehypt wird und auf der in Ether, Binance Coin (BNB) und Wrapped Binance (WBNB) gehandelt wird (https://launchpad.xyz). Auch hier sollte man aufpassen, ob der offerierte CryptoPunk tatsächlich aus der Urspungskollektion stammt oder von einem Nachahmer.232 Außer Marktplätzen mit einem breiten Angebot gibt es dann noch die mit einer Spezialisierung auf bestimmte Produkte, zum Beispiel Draftkings für Sport-NFTs (https://marketplace.draftkings.com) oder Rarible im Kunstbereich (https://rarible.com).233

In der folgenden Tabelle (ab S. 222) stelle ich dir sechs bewährte Marktplätze vor, die ich für empfehlenswert halte (Stand: September 2022). Ob du mit ambitioniertem Kunstinteresse unterwegs bist oder nur mal stöbern möchtest, hier ist für jede und jeden etwas dabei. Mit Ausnahme von LooksRare, das nur mit einem Seltenheitstool (»Rarity Sniper«) punktet, bieten alle Marktplätze eine ganze Reihe von Suchfunktionen, mit denen du das Angebot filtern kannst: nach NFT-Kategorien, Preisen (auf- und absteigend), Ausgabedatum, jüngsten Verkäufen beispielsweise. Zusätzlich kannst du gezielt nach bestimmten Künstlern oder Werken suchen oder auch einen Blick in die Wallets anderer werfen, wenn du deren Adresse hast, zum Beispiel in die der prominentesten Sammler, die du im Abschnitt »STARS« findest. OpenSea als größter und zweitältester Anbieter hat hier Vorbildfunktion für die allermeisten anderen Plattformen. Wenn du also ausgiebig dort gestöbert hast, wirst du dich auch anderswo schnell zurechtfinden. Falls du dir eine detailliertere Einführung in die Funktionsweise von OpenSea und ausgewählten anderen Marktplätzen wünschst, greifst du am besten zu meinem Bestseller Reich mit NFTs. In vielen Fragen helfen dir aber auch die »Help«-Abschnitte auf den jeweiligen Websites weiter. Den Link dazu findest du in der Regel unten auf der Eröffnungsseite des jeweiligen Marktplatzes.

Im Anschluss an die Übersicht findest du ein Porträt von Erick Snowfro, Gründer von Art Blocks – dem Marktplatz, der für Anhänger Generativer Kunst ein absolutes Muss ist!

Du fragst dich vielleicht, warum ich LooksRare hier aufgenommen habe, obwohl das NFT-Angebot dort nicht besonders gut sortiert ist und eher einem vollgestellten Kramladen gleicht. LooksRare ist ein spannendes Projekt für alle, die sich nicht nur für NFTs interessieren, sondern auch für den Grundgedanken des Web3 – die dezentrale Kooperation von Webnutzern zum Vorteil aller. Dies setzt Mitbestimmung per DAO und/oder ein Belohnungssystem für besonderes Engagement voraus, das in der Regel über einen eigenen Token organisiert ist. Bei LooksRare ist das der LOOKS-Token, der an Nutzer geht, die auf LooksRare handeln, und außerdem als Belohnung für das Staken von Token in Wrapped Ether (WETH) ausgezahlt wird. Ich habe gerade nachgeschaut: Aktuell beträgt die Rendite für meine »gestakten« LOOKS-Token 39 Prozent. Es waren in Spitzenzeiten schon mal 100 Prozent und es kann natürlich auch wieder sehr viel weniger werden. Interessant bleibt es allemal, denn die Plattform schüttet auf diesem Weg die eingenommenen Handelsgebühren an Token-Halter aus – und zwar in begehrtem WETH. LooksRare wird von einigen in der Szene dennoch skeptisch betrachtet, weil die Gründer anonym sind und weil es Hinweise auf »Wash-Trading« gab, bei dem Nutzer NFTs zwischen mehreren eigenen Wallets hin und her verkaufen und dafür Token kassierten.234 Dennoch bleibt es ein interessanter Marktplatz, den ich vor allem erfahrenen Nutzern empfehlen würde, die sich des Verlustrisikos (bis hin zum Totalverlust eingesetzten Kapitels) bewusst sind. Außer LooksRare hat auch SuperRare einen eigenen Token herausgegeben, der hier $RARE heißt. Er hat mir als frühem und intensivem Nutzer dieses Marktplatzes eine super Rendite eingebracht, die zeitweise das Doppelte des Kapitals betrug, mit dem ich dort Kunstwerke gekauft habe. In der Branche warten eigentlich alle darauf, wann sich OpenSea endlich zu einem ähnlichen Schritt entschließen wird und einen Token für Langzeitnutzer ausgibt.

Marktplatz

Grün-dung

Angebot (Zahl NFTs)

Fokus

Provision

Gas Fee

Kuratiert

Bezahlung

Erst-markt

Zweit-markt

Sonstiges

Besonders geeignet für …

KnownOrigin

»Discover and collect rare NFT art.«

https://knownorigin.io

2018

28.000

Unikate und kleine Serien

(»Hall of Fame« bekannter Künstler wie XCOPY, Trevor Jones, Hackatao – zu finden unter »Community«)

Verkäufer: Erstverkauf 15%

Alle weiteren Verkäufe 2,5%235

Käufer: 2,5%

X

Ja (Zurzeit keine Bewerbung mehr möglich)

ETH

Kreditkarte, Debitkarte

X (Drops)

X

Exklusiver Marktplatz für Kunst mit hochpreisigen NFTs bekannter Künstler und günstigeren Newcomern.

Kunstinteressierte Sammler.

LooksRare

»The community-first NFT marketplace that actively rewards traders, collectors and creators for participating.«

https://looksrare.org

2022

?

Kein eindeutiger Fokus, breit gestreutes Angebot.

Verkäufer: 2%

Käufer: 2%236

X

Nein

ETH, WETH

--

X

Wirbt für sich als Web3-Marketplace – Käufer und Verkäufer werden mit Looks-Token für Staking und Handel belohnt.

Erfahrene Nutzer, die den Web3-Gedanken schätzen und Looks-Token verdienen wollen.

MakersPlace

»Create, sell and collect truly rare digital artworks.«

https://makersplace.com

2016

90.000237

Unikate mit hohem Qualitätsanspruch

Verkäufer: Erstverkauf 15%

Alle weiteren Verkäufe: 2,5%238

Käufer: keine

X

Ja

ETH

Kreditkarte (via PayPal)

X (Drops)

X

Langjähriger Marktplatz, u. a. für renommierte Künstler wie Beeple oder XCOPY.

Kooperation mit Christie’s.

Kunstinteressierte Sammler.

Nifty Gateway

»The Premiere Marketplace for NFTs.«

https://www.niftygateway.com/

2018

(2020 von Gemini LCC gekauft)

11.800

Unikate und Serien, teilweise von bekannten Künstlern wie FEWOCiOUS, Beeple oder Refik. Viele Auktionen.

Verkäufer: 5% plus 30 Cent für Transaktionsgebühren

Käufer: 15%

(davon gehen 10% an den Künstler und 5% an die Plattform) 239

--

(nur beim Trans-fer von NFTs)

Ja (außerdem »verified« NFTs, deren Herkunft verbürgt ist)

ETH

Kreditkarte, Debitkarte

Gemini Konto

X (Drops)

X

Zentralisierte Plattform, integriert in die Gemini-Börse, die von den Winklevoss-Zwillingen betrieben wird. Kooperation mit Sotheby’s.

Kunstinteressierte Sammler und NFT-Fans auf der Suche nach Neuem.

OpenSea

»The world’s first and largest digital marketplace for crypto collectibles and non-fungible tokens (NFTs).«

https://opensea.io

2017

49 Mio.

Alle Kategorien (Kunst, PFPs, Fotos, Sammelkarten, Sport, Musik usw.)

Verkäufer: 2,5%

(zzgl. der vom Künstler festgesetzten Royaltys, die zwischen 0 und 10% betragen können)

Käufer: keine

X

Nein

Primär ETH und WETH, daneben DAI, Solana, Polygon, Klaytn

Kreditkarte

(X)

X

Größter Marktplatz, vorwiegend Zweitmarkt

Kein eigener Token

jeden, der ausgiebig stöbern will.

SuperRare

»Buy and sell NFTs from the world’s top artists.«

https://superrare.com/

2018

42.000

Unikate und kleine Serien digitaler Kunst.

Verkauf zu Festpreisen und Auktionen.

Verkäufer: Erstverkauf 15%

Alle weiteren Verkäufe 10%

Käufer: 3%240

X

Ja

ETH

X

X

Versteht sich als Gemein-schaftsprojekt von Künstlern und Sammlern, das Inhabern des $RARE-Tokens Mitsprache ermöglicht. Digitale Galerien (»Spaces«) und in New York auch eine analoge.

kunstinte-ressierte Sammler und Käufer, die den Web3-Gedanken/ Mitsprache schätzen.

Was solltest du sonst noch wissen? Ein wesentlicher Unterschied ist der zwischen kuratierten und nicht kuratierten Plattformen. Eine nicht kuratierte Plattform wie OpenSea ist ein Handelsplatz, auf dem praktisch jeder verkaufen kann – du oder ich könnten dort unser peinlichstes Pubertätsfoto in ein NFT verwandeln und anbieten. Bei kuratierten Plattformen treffen Team (oder auch Token-Halter per Abstimmung) eine Vorauswahl, Künstler müssen sich um Aufnahme bewerben. Bei SuperRare beispielsweise stimmt die Community darüber ab, wer eine der begehrten digitalen Galerien (»Spaces«) eröffnen darf. Über das genaue Procedere informiert der SuperRare Blog.241 Durch Kuratierung wird die Aufnahme bei einem Marktplatz zum Qualitätsmerkmal. Es ist also kein Zufall, dass renommierte Auktionshäuser wie Christie’s oder Sotheby’s mit kuratierten Plattformen kooperieren und ambitionierte Künstler ihre Werke dort ins Rennen schicken. Doch auch wenn XCOPY, FEWOCiOUS oder Beeple eher auf den kleinen, feinen Marktplätzen wie Nifty Gateway »droppen«, werden viele Werke im Weiterverkauf (Zweitmarkt) parallel auf OpenSea und weiteren Marktplätzen angeboten. Es lohnt sich daher immer, Preise zu vergleichen und zu schauen, ob ein Werk hier oder da günstiger ist und ob es vorteilhafter ist, in Ether oder per Kreditkarte in Dollar zu ordern. Immer mehr Marktplätze lassen neben der Bezahlung mit Kryptowährungen auch Kredit- und sogar Debitkarten zu. Bei den Kosten schlagen außerdem noch unterschiedlich hohe Verkaufsprovisionen zu Buche und zusätzlich »Gas Fees«. Gemeint sind die Transaktionsgebühren für die Abwicklung von Käufen auf der Ethereum-Blockchain, die stark schwanken können und von der Auslastung des Netzes abhängen. Das schlägt zu Buche, weil die meisten NFTs in Ether gehandelt werden. Mittelfristig könnte sich die Höhe der Gas Fees mit der Umstellung des Ethers vom Proof-of-Work auf das weniger energieintensive Proof-of-Stake-Verfahren reduzieren – Stichwort »Merge« im September 2022242. Wenn dich dies interessiert, findest du im Glossar am Ende des Buches Erläuterungen dazu. Keine Gas Fees zahlst du bislang nur auf Nifty Gateway, und das auch nur so lange, wie du deine NFTs auf der Gemini-Plattform (zu der Nifty Gateway seit 2020 gehört) liegen lässt und sie nicht in deine eigene Wallet transferierst. Genau das ist aber empfehlenswert, denn nur, wenn du deine NFTs (bzw. den digitalen Verweis darauf) in einer Wallet speicherst, zu der nur du den Schlüssel besitzt, gehören sie auch wirklich dir. Werden sie dagegen von einem zentralisierten Unternehmen wie OpenSea oder Nifty Gateway aufbewahrt, besteht die Gefahr, dass du bei deren Insolvenz nicht mehr auf deine NFTs zugreifen kannst.

Daneben gibt es je nach Marktplatz verschiedene Wege, einen NFT zu kaufen: Festpreise und Auktionen, bei den Auktionen wiederum die »Dutch Auction« (der Preis sinkt in regelmäßigen Abständen), die klassische Versteigerung (»English Auction«), bei der das höchste Gebot den Zuschlag erhält, und die »Silent Auction«, bei der die Bieter die anderen Gebote nicht kennen. Bei OpenSea kannst du zudem für jedes verkäufliche Werk ein individuelles Gebot abgeben. Akzeptiert der Adressat dein Gebot, wechselt der NFT sofort in deinen Besitz und das Geld wird transferiert. Du solltest also nur auf das bieten, was dich wirklich interessiert, zumal Gas Fees fällig werden, wenn du Gebote zurückziehst. Hinter vielen extrem niedrigen Geboten, die du bei OpenSea einsehen kannst, stecken übrigens Bots, deren Urheber auf Notverkäufe weit unter Marktwert setzen.

Eine weitere Besonderheit des NFT-Handels sind die so genannten Open Editions, bei denen innerhalb eines Zeitfensters beliebig viele NFTs einer Serie gemintet werden können, übrigens eine Erfindung des anonymen Künstlers Pak. Der freigeschaltete Zeitraum kann extrem kurz sein und nur wenige Minuten betragen oder sich über mehrere Tage erstrecken. Von solchen Editionen erfährt man in der Regel über die sozialen Medien der Künstler und Marktplätze (vor allem Twitter und Discord). Auch Verlosungen werden manchmal in den Verkaufsprozess eingebaut, beispielsweise in Form von »Drawings«, wo begehrte Werke denjenigen zugelost werden, die zuvor einen festgesetzten Preis dafür geboten haben (Nifty Gateway). Da vielversprechende Werke beim Erstverkauf günstiger sind als später im Weiterverkauf, wird treuen Käufern auf dieser Plattform gelegentlich ein Platz auf einer Whitelist eingeräumt, mit dem man eine Art Vorkaufsrecht hat, bevor die Allgemeinheit kaufen oder bieten kann. Überhaupt lohnt es sich, Ankündigungen für interessante neue Projekte (»Drops«) zu verfolgen, um zum Zug zu kommen, bevor eine begehrte Serie ausverkauft ist. Als Mitglied einer Community oder langjähriger Unterstützer eines Künstlers wirst du hin und wieder sogar in den Genuss von Free Drops kommen, also NFTs geschenkt bekommen. Das bekannteste Beispiel dafür sind die Kennels (Hunde) und Seren zum Erzeugen eines Mutant Ape, die Bored-Ape-Besitzer claimen konnten (Kennels) beziehungsweise kostenlos in die Wallet gedroppt bekamen (Seren). Solche Airdrops gibt es inzwischen immer häufiger – als Marketingaktion und um die eigene Community zu pflegen. Und nun das versprochene Porträt des Art Blocks Gründers.