Kapitel 30

Auren

N och nie habe ich für jemanden solches Verlangen verspürt wie für diesen Mann. Und Slade sorgt dafür, dass ich mich attraktiver fühle als jemals zuvor.

Meine Brust hebt und senkt sich in schweren Atemzügen, mein Herz trommelt im Takt von Slades sinnlichem Versprechen.

«Sag es mir, Auren.»

Ich hatte nicht einmal gemerkt, dass ich die Augen geschlossen habe, bis ich sie wieder aufschlage. Meinen Kopf habe ich gegen die Wand hinter mir gepresst, an der Slade mich mit dieser verbotenen Nähe gefangen hält. «Was soll ich dir sagen?»

«Sag mir noch mal, dass du das hier willst. Dass ich alles von dir haben kann. Ich will es hören.»

Ich muss mir die Lippen lecken, ehe ich sprechen kann. Slades Augen funkeln, als er den Weg meiner Zunge mit dem Blick verfolgt. «Ich werde nie wieder ein Gegenstand sein, den jemand besitzen kann. Aber ich glaube nicht, dass du das meinst.»

«Tue ich nicht», antwortet er. Die Flammen in seinem Rücken sorgen dafür, dass seine Silhouette von einem goldenen Strahlenkranz umgeben ist. «Ich will nicht dein Meister sein, Auren. Du bist nicht mein Besitz. Ich bitte dich darum, dich mir zu schenken, mit allem, was du bist. Halte nichts zurück, denn ich bin schon viel zu tief in dir versunken, um mich mit weniger zufriedenzugeben. Usere Fae-Natur verlangt alles. Und das ist es auch, was ich verlangen werde. Sobald ich dich habe, werde ich dich nicht mehr aufgeben.»

«Das will ich auch nicht», flüstere ich, und seine Augen werden sanfter, als er meine Verletzlichkeit erkennt. Das Grün ist so tief, dass es mich an das dunkelste Gras im Hochsommer erinnert. An sonnenbeschienenes Moos auf Ufersteinen. Es ist das Grün geheimnisvoller Wälder, die so dicht stehen, dass niemand es wagt, sie zu betreten. Aber ich würde mir erlauben, mich darin zu verlieren, und sei es nur, um an diesen Moment erinnert zu werden.

«Zieh dich für mich aus, Goldfink», murmelt er. «Ich will dich sehen.»

Ich beiße mir zögernd auf die Unterlippe, obwohl mein Körper vor Verlangen pulsiert. «Versprich mir, dass du mich noch nicht berühren wirst.»

«Bis die Sonne untergeht.» Slade stößt ein Geräusch aus, das eine sinnliche Warnung zu sein scheint. Mich überläuft ein Schauder, als er sich zurückzieht. Sofort vermisse ich ihn, obwohl unsere Nähe viel zu gefährlich war. Schon die Tatsache, dass er mir tagsüber überhaupt so nahe kommt, ist überwältigend. Er vertraut mir genug, um sich nur einen Atemzug von mir entfernt aufzuhalten. Er begehrt mich so sehr, dass er dieses Risiko eingeht.

Slade tritt auf den Balkon und holt einen Stuhl. Die eisernen Beine kratzen über den Boden, dann stellt Slade das Möbel vor das Feuer. Er schließt die kühle Winterluft wieder aus und kommt zurück. Lässig setzt er sich und hebt eine Augenbraue. «Ich werde genau hier bleiben.»

Zitternd stoße ich den Atem aus, doch das hat nichts mit Angst zu tun. Stattdessen verspüre ich gespannte Erwartung.

Zum ersten Mal in meinem Leben entscheide ich, mit wem ich ins Bett gehe. Ich werde herausfinden, wozu all diese sexuelle Spannung und unglaubliche Chemie zwischen uns führt. Und es war nur eine rastlose Nacht und eine ablaufende Frist nötig, um mich meiner Wahrheit zu stellen.

Ich will Slade.

Ich bin es leid, ihn wegzustoßen oder mich in Selbstverleugnung und Zweifeln zu ergehen. Ich verstehe, wie wichtig es ist, dass er seine königlichen Pflichten erfüllt; Midas nicht in die Hände spielt. Aber ich will auch wissen, wie es sich anfühlt, wenn Slade wahrhaft mein ist. Und das war die Wahrheit, der ich mich stellen musste, als ich aufgewacht bin. Denn wenn ich gegangen wäre, ohne ihm das zu sagen, ohne mir selbst das hier zu schenken, hätte ich das mein ganzes Leben lang bereut. Ich hätte mich immer gefragt, was hätte sein können.

Irgendwann gibt es einen Punkt im Leben, an dem man sich zwischen Bedauern und potenziellen Fehlern entscheiden muss. Ich mache lieber die Fehler, als niemals ein Risiko eingegangen zu sein … weil ich bisher schon zu viel verpasst habe. Sein Glück zu versuchen, ist manchmal so, als bahne man sich den Weg durch eine Schlammlawine, sodass jeder Teil deines Körpers beschmutzt wird. Aber Bedauern ist ein abgestandener Teich voller Entbehrung – und darin habe ich schon viel zu lange gebadet.

Es ist Zeit, mich auch mal schmutzig zu machen.

Slades Aufmerksamkeit ist allein auf mich gerichtet, als ich mich von der Wand löse. Das Feuer leuchtet hinter ihm wie das Maul eines Dämons, aber das Verruchteste hier im Raum ist er. Die Art, wie er mich beobachtet, lässt keinen Zweifel daran aufkommen, dass seine Gedanken genauso schmutzig und schamlos sind, wie er behauptet hat.

«Ich finde es nicht besonders fair, dass ich mich ausziehen soll, während du deine Kleidung anbehältst», stelle ich fest.

Slade grinst auf seinem Stuhl. «Wenn du willst, dass ich mich ausziehe, Auren, musst du mich nur darum bitten.» Als ich die Augen zusammenkneife, schnalzt er mit der Zunge. «Schüchtern?»

Natürlich bin ich ein bisschen schüchtern. Ich werde mich vor ihm entblößen – ihm erlauben, jeden Zentimeter von mir zu sehen –, und das ist nervenaufreibend.

Als hätte er das zögerliche Zittern bemerkt, das meinen Körper überläuft, sagt Slade: «Erinnerst du dich, wie ich zufällig in dem Augenblick das Zelt betreten habe, als du dich umgezogen hast?» Er wartet mein langsames Nicken ab, bevor er weiterspricht. «Ich wollte dich so dringend berühren, dass es mich meine gesamte Selbstkontrolle gekostet hat, wieder zu gehen. Ich gebe zu, dass ich viele, viele Male an diesen Moment zurückgedacht habe.»

«Das ist nicht besonders anständig», ziehe ich ihn auf.

Seine Mundwinkel heben sich. «Ich bin nicht anständig.»

Wieso jagt diese schlichte Aussage einen Schauer der Erregung über meinen Rücken?

Bevor ich den Mut verlieren kann, senke ich den Blick auf die wenigen Bänder, die immer noch halb um mich gewickelt sind, um mein Kleid zu halten. Nacheinander löse ich sie, bis das Rückenteil meines Mieders sich öffnet wie eine Blüte.

Als all meine Bänder hinter mir auf dem Boden liegen, strecken sie sich zitternd. Ich hebe die Hand an das Oberteil, mehr, um es festzuhalten, als um es auszuziehen.

Ein Blick zu Slade sorgt dafür, dass meine Wangen brennen, aber ich will nicht, dass meine Nervosität mich zurückhält. Ich will selbstbewusst sein, sexy, in Kontrolle. Mächtig .

Mit diesem Gedanken im Kopf drehe ich mich, bis ich mit dem Rücken zu ihm stehe und die Wärme des Feuers auf meiner Haut fühlen kann. Ich lasse meine Finger in den Ausschnitt gleiten und schiebe das Kleid von meiner linken Schulter, wobei ich mich fühle, als würde ich viel mehr enthüllen als nur Haut. Zwei meiner Bänder heben sich, um den Ärmel nach unten zu ziehen. Mit rasendem Puls mache ich dasselbe auf der anderen Seite, bis das Mieder auf meine Hüfte sinkt.

«Du bist nicht gerade ein Fan der Korsette hier, oder, Liebling?»

Liebling. Liebe. Dieses verdammte Wort.

«Nein», antworte ich mit einem Kopfschütteln. «Und wenn man von dir erwarten würde, sie zu tragen, wärst du das auch nicht.»

Ein leises Lachen. «Wahrscheinlich nicht.»

Ich mache Anstalten, das Kleid nach unten zu schieben. Doch Slade unterbricht mich. «Langsamer», sagt er nachdrücklich.

Dieses einzelne Wort schickt Hitze in meinen Unterleib. «Wie herrisch.»

«Königlich», verbessert er mich.

Ich lächele leise, dann mache ich ganz langsam damit weiter, mein Kleid auszuziehen. Ich wiege die Hüften, die Bewegung etwas ausgeprägter als sonst, und höre Slade hinter mir stöhnen. Ein köstlicher Blitz durchzuckt mich, der mein Selbstbewusstsein genug stärkt, um den Stoff ganz von meinem Körper zu schieben, sodass er sich um meine Füße sammelt.

Ich sehe über die Schulter, wobei ich sorgfältig darauf achte, nur den Kopf zu drehen.

Slade hat sich vorgelehnt, die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, die Hände vor dem Kinn gefaltet. Nichts an ihm wirkt gelangweilt oder ungerührt. Nein, er strahlt Hitze und kaum gezügelten Hunger aus. Ich liebe es, dass ich die Person bin, die diesen Ausdruck in seinen Augen hervorgerufen hat.

«Mach dein atemberaubendes Haar auf.»

Sofort heben sich zwei meiner Bänder, um den Zopf zu lösen, den sie geschaffen haben. Sie kämmen die Strähnen sanft aus, dann lässt die Spannung an meiner Kopfhaut nach und meine goldenen Locken fallen in sanften Wellen über meinen Rücken.

«Ich kann es kaum erwarten, meine Finger hindurchgleiten zu lassen», erklärt er mir. «Dein Haar um meine Faust zu wickeln und deinen Kopf zurückzuziehen, damit ich dir in die Augen sehen kann, wenn ich dich von hinten nehme.»

Mit seinen sinnlichen Worten im Ohr atme ich zitternd aus, dann beobachte ich, wie sein Blick sich senkt. Immer tiefer.

Slade brummt. «Ich neige dazu, dir wegen der Korsette zuzustimmen. Aber ich muss sagen, in Bezug auf die Unterwäsche des Fünften denke ich vollkommen anders.»

Mir entflieht ein nervöses Lachen, als er meinen Hintern, der in goldene Spitze gehüllt ist, betrachtet. Glitzernde Strapse umschmeicheln meine Beine und enden auf der Mitte meiner Oberschenkel. Slade legt die Hände auf die Armlehnen und umklammert sie fest genug, dass seine Knöchel weiß hervortreten, als müsse er sich zurückhalten, um mich nicht an sich zu reißen.

«Dreh dich für mich um, Auren.» Seine Stimme ist eine Liebkosung.

Ich verstehe nicht, wie er mich so beeinflussen kann, aber jede raue Anweisung, die er mir gibt, verstärkt die Lust, die bereits in mir brodelt. Ich steige aus dem Kleid und drehe mich langsam, bis mein Körper ihm zugewandt ist … nur bekleidet mit meinen Handschuhen, den Strapsen, der Unterhose und meinen Stiefeln.

Er verzieht amüsiert den Mund, als er sieht, dass mein langes Haar meine Brüste verbirgt. «Du quälst mich.»

«Ich habe nur Anweisungen befolgt», antworte ich mit einem schelmischen Lächeln.

Eine Bewegung auf dem Boden sorgt dafür, dass wir gleichzeitig den Blick senken. Meine Bänder versuchen, näher zu Slade zu gleiten.

«Sie dagegen wirken ziemlich ungeduldig», sagt er und klingt dabei viel zu selbstzufrieden.

Ich ziehe meine Bänder zurück. «Sie suchen einfach nur die Nähe des Feuers.»

«Lügnerin.» Er nickt mir lächelnd zu. «Komm her.»

Meine Augen werden schmal. «Slade

«Ich werde deine Haut nicht berühren, versprochen. Stell deinen Fuß genau hier hin», sagt er. Gleichzeitig spreizt er die Beine und klopft leicht auf die Stuhlkante.

Ich schlucke schwer, als mein Blick auf die deutlich sichtbare Ausbuchtung in seiner Hose fällt. Ich gehe zu ihm, hebe vorsichtig den Fuß und stemme ihn auf die Kante, direkt zwischen seinen muskulösen Schenkeln.

Langsam lässt er den Blick über mein Bein nach oben gleiten. Slade brummt. Das Geräusch scheint meine Mitte zu liebkosen, bringt sie zum Pulsieren. «Du bist die schönste Frau, die ich je gesehen habe.»

Sein Kompliment füllt meinen Bauch mit flatternden Schmetterlingen. Ich wende die Augen nicht von seinem Gesicht ab, als er seinen Blick über jede Kurve meines Körpers wandern lässt, als wolle er sich alles haargenau einprägen. Plötzlich verspüre ich den Drang, die Hände in seinem Haar zu vergraben, also verschränke ich sie stattdessen hinter dem Rücken, unter meinen Bändern.

So, wie mein Bein steht, hat Slade einen perfekten Blick auf … nun ja, alles. Die Intimität entreißt mir ein leises Keuchen. Er hebt seinen glitzernden Blick.

Wir sind uns so unglaublich nahe. Obwohl mein Spitzenhöschen mich bedeckt und mein Haar über meine Brüste hängt, fühle ich mich trotzdem unendlich entblößt. Meine Haut glänzt im Licht des Feuers, und das Gespinst meiner Strapse glitzert.

«Beweg dich nicht», weist er mich an, dann senkt er die Hände an meinen Stiefel.

Fasziniert beobachte ich, wie er geschickt den Knoten öffnet und dann die Schnüre löst. Als sie weit genug gelockert sind, tippt er gegen meinen Stiefel. Vorsichtig senke ich den Fuß und hebe den anderen. Er öffnet auch diesen Schuh, dann sieht Slade erneut zu mir auf.

«Fertig», sagt er leise.

Ich stelle den Fuß auf den Boden, trete ein kleines Stück nach hinten und schüttele die Stiefel ab. Dann weiche ich zur Sicherheit noch ein paar Schritte zurück, bevor einer von uns über den anderen herfallen kann.

«Geh und setz dich aufs Bett.»

Ich schüttele den Kopf. «Ich werde es vergolden.»

«Das ist mir egal», meint er rau.

«Mir nicht. Die Diener werden es sehen.»

«Sie dürfen diesen Raum nicht betreten.»

Ich mustere die Unordnung um mich herum und grinse. «Vielleicht solltest du sie mal reinlassen.»

Seine Mundwinkel zucken. «Das Bett, Auren.»

Große Göttlichkeit, wie er klingt. Sein Befehlston ist verlangend, ungeduldig, dominant . Als hätte er Ewigkeiten auf mich gewartet und wäre jetzt mehr als bereit für das Aufeinandertreffen. Das Begehren in mir sehnt sich nach ihm, will herausfinden, wie sehr ich seinen Hunger anfachen kann.

«Hmmm, ich glaube, ich bleibe lieber hier», erkläre ich, nur um ihn zu ärgern, auch wenn ich mich bemühen muss, nicht zu grinsen.

Ich achte darauf, mich von der Wand fernzuhalten und nur meinen Hinterkopf dagegen zu lehnen. Dort verhindert mein Haar, dass meine Haut in Kontakt mit der Oberfläche kommt. Dann, mit einer Kühnheit, von der ich nicht einmal wusste, dass ich sie in mir trage, streiche ich mir mit den Fingerspitzen erst über das Schlüsselbein, bevor ich meine Hand zwischen meinen Brüsten entlanggleiten lasse.

Ein tiefes Grollen steigt aus Slades Kehle auf.

Er fährt sich mit dem Daumen über die volle Unterlippe. Meine Augen folgen der Bewegung, und ich frage mich, wie es sich wohl anfühlen würde, würde er meine Lippen so berühren.

«Tiefer.»

Sein barscher Befehl sorgt dafür, dass ich die Beine zusammenpressen muss, weil alles in mir sich plötzlich nach Reibung sehnt.

Ohne seinen Blick freizugeben, streiche ich langsam mit den Fingern über die Haut zwischen meinen Brüsten. Ich folge ihren Konturen. Mein Haar bewegt sich, ohne wirklich etwas zu enthüllen.

«Tiefer», sagt er wieder, und meine Nippel werden hart.

Ich streiche mir über den Bauch, umkreise meinen Bauchnabel, dann stoppe ich die Bewegung über dem Saum meines Höschens. Slade lehnt sich zurück und hebt leicht die Hüften, um bequemer zu sitzen. Ich weiß nicht, was diese Bewegung an sich hat, aber sie schickt flüssige Hitze zwischen meine Schenkel.

«Du hast keine Ahnung, was du mit mir anstellst.»

Ich gestatte mir einen kurzen Blick auf die Härte, die zwischen seinen Beinen gewachsen ist. «Ich glaube, eine gewisse Ahnung habe ich schon.»

Wieder streicht er sich langsam über die Unterlippe. «Du siehst gut aus an dieser Wand. Aber du wirst noch viel besser aussehen, wenn ich dich dagegenpresse, um dich zu vögeln.»

«Große Göttin», murmele ich, als mein ganzer Körper vor Lust pulsiert.

«Die Sonne geht gleich unter.»

Mein Blick huscht zur Balkontür, über deren Glas sich dünne Spuren aus Raureif ziehen. Draußen ist das Licht dämmrig geworden, weil das Grau langsam in das Dunkel der Nacht übergeht.

«Das tut sie.»

Als könne er sich einfach nicht mehr zurückhalten, erhebt sich Slade aus dem Stuhl und richtet sich auf. Seine Macht sammelt sich um ihn, bevor seine Aura sich streckt wie unsichtbare Finger, die über meine Haut gleiten. Mein Atem stockt. Wieder einmal spüre ich keine Übelkeit und auch kein Gefühl von Falschheit. Stattdessen scheint seine Magie mich zu umspielen wie eine angenehme Brise.

Wie ein Raubtier im Käfig bewegt sich Slade zu den Glastüren des Balkons und grinst dann. «Nicht mehr lang und du bist mein.»

In gespannter Erwartung kaue ich auf meiner Unterlippe. Mein gesamter Körper zittert. Als er die Hand an den obersten Knopf seines schwarzen Hemdes hebt, reiße ich die Augen auf und selbst meine Bänder erschlaffen.

Er bemerkt meine Reaktion und hält inne. «Wenn es dir lieber ist, kann ich es anbehalten.»

Für einen Moment runzele ich verwirrt die Stirn, doch dann dämmert mir, worauf er sich bezieht. Mein Blick huscht über die sich bewegenden Linien unter seiner Haut, deren suchende Enden unter dem Kragen herausschauen.

«Wag es nicht.» Wenn er glaubt, ich wolle ihn nicht sehen, irrt er sich. Diese seltsamen Ranken unter seiner blassen Haut schrecken mich nicht ab. Wenn überhaupt, will ich meine Finger über jede einzelne davon gleiten lassen.

Meine Antwort entlockt ihm ein schurkisches Lächeln, aber ich bemerke auch das erleichterte Aufblitzen in seinen Augen. Langsam zieht er sich aus, und mit jedem Knopf, den er löst, scheint mein Herz heftiger zu schlagen.

Ich habe ihn im Kampfkreis schon mit nacktem Oberkörper gesehen, aber da befand er sich in seiner Riss-Form, und große Göttlichkeit, war er muskulös. Doch als Slade sein Hemd abschüttelt und zu Boden fallen lässt, stockt mir der Atem, denn …

«Du bist so schön.»

Er lacht überrascht, aber ich scherze nicht. Jeder Zentimeter seines Körpers ist perfekt geformt. Ich kann den Blick gar nicht abwenden.

Diese lebendigen Wurzeln seiner Macht scheinen aus seinem Oberkörper zu entspringen, auf Höhe der Linie unter seiner Brustmuskulatur. Sie sind am Ursprung dick und bilden auf beiden Seiten seiner Brust und seines Halses ein perfektes Spiegelbild. Sie schlängeln sich nach oben, wie Ranken auf der Jagd nach der Sonne. Am dünnsten sind sie am Ende, an seinem Kiefer, kaum breiter als eine Nadel, obwohl ihre Basis so dick ist wie mein Finger.

Würden sich die Ranken nicht leicht bewegen, wie ein Weizenfeld im sanften Wind, hätte ich gedacht, die Spuren wären auf seine fahle Haut tätowiert. Ich sehne mich plötzlich danach, meine Lippen darüber gleiten zu lassen, sie in ihrer Bewegung zu schmecken.

Slade steht einfach da und erlaubt mir, seinen Anblick in mich aufzunehmen, während seine Macht sich um ihn sammelt. Mein Blick huscht tiefer, zu seinem perfekten Waschbrettbauch mit diesem V, das nach unten zeigt. Seine Muskeln sind angespannt, und die Adern auf seinen Unterarmen lassen mir das Wasser im Mund zusammenlaufen.

Als es mir endlich gelingt, ihm wieder ins Gesicht zu sehen, wird mir klar, dass ich mich auf ihn zubewegt habe. Es ist, als zöge er mich an wie ein Magnet, und ich müsste den Abstand zwischen uns einfach überbrücken.

«Würde ich dich damit nicht in massives Gold verwandeln, würde ich dich jetzt berühren», gebe ich zu.

«Ein Teil von mir ist bereits ziemlich massiv», antwortet er mit einem sündigen Grinsen.

Hitze steigt in meine Wangen. Slade dagegen schüttelt seine Stiefel ab und beginnt, vor mir auf und ab zu tigern wie ein wildes Tier, das darauf wartet, dass ein Gitter geöffnet wird. Die ungeduldige Energie, die er ausstrahlt – vermischt mit der Wildheit seiner Macht –, sorgt dafür, dass meine Nerven vibrieren.

Er senkt die Hände an den Bund seiner Hose. Ich kann den Blick nicht abwenden. Doch statt den Knopf zu öffnen und mir den Rest seines Körpers zu zeigen, hält er inne … und ich stoße tatsächlich ein kleines Wimmern aus. Hörbar.

Slade lacht leise. Jetzt zögert er genauso aufreizend, wie ich es vorhin getan habe. «Ungeduldig, Goldfink?», fragt er, und es ist offensichtlich, dass er die Situation viel zu sehr genießt.

Ich öffne den Mund, um zu antworten, aber die Worte ersterben auf meinen Lippen, denn genau in diesem Moment fühle ich es.

Dieses verräterische Prickeln, das über meine nackte Haut huscht. Ich sehe zur Glastür, wo das sterbende, graue Licht mit dem Tag vergeht.

Endlich ziehe ich meine Handschuhe aus und lasse sie zu Boden fallen, eine Geste, aussagekräftiger als jedes Läuten einer Stundenglocke. Kaum sind meine Hände nackt, presse ich sie hinter mir an die Wand. Slade erstarrt, als er sieht, wie meine nackte Haut die Oberfläche berührt und … kein Gold erscheint.

«Den Göttern sei Dank.» Mit fünf großen Schritten überwindet er den Abstand zwischen uns. Plötzlich steht er vor mir, packt meine Taille, presst seine festen Lippen auf meine, und endlich gehen wir in Flammen auf.