Kapitel 43

Auren

Vor zehn Jahren

I ch habe angefangen, mich unter den Kai am Hafen zu setzen.

Er misst mindestens dreißig Meter, mit Booten, die vertäut entlang seiner geraden Länge auf dem Wasser schwanken. Der Kai wurde über den abfallenden Strand gebaut und zieht sich daher am Anfang in geringer Höhe über ein Stück Sand, womit ein perfektes Versteck entsteht.

Das ich nutze.

Ich sitze in einer sandigen Mulde, die Knie angezogen, während vor mir die Wellen sanft auf den Strand rollen. Ich lehne an einem Pfosten und beobachte die Schiffe in der Ferne. Eines davon, auf dessen Segeln eine gelbe Sonne auf himmelblauem Grund leuchtet, scheint nach mir zu rufen.

Doch ich bleibe in meinem Schlupfwinkel, an Derforthafen gefesselt, in einem Moment gestohlener Zeit gefangen. Die Luft schmeckt nach Meer, nach dem feuchten Holz der Schiffe und Fisch. Und nach Mann. Ich kann den Mann, mit dem ich zusammen war, immer noch riechen … als wäre sein Geruch in meine Poren eingezogen und hätte alles besudelt, was er berührt hat.

Ich unterdrücke ein Schaudern, das nichts mit der kühlen Luft zu tun hat, und reiße meinen Blick von dem Schiff los. Ich kann nicht sagen, wie oft ich in den letzten Wochen hierhergekommen bin, um sehnsüchtig aufs Meer zu starren.

Meine Besuche finden immer am späten Nachmittag statt, wenn ich meinen Kunden in der Einsamkeit bedient habe. Ich kehre mit einer Eskorte zu Zakir zurück, um dann sofort heimlich aus dem Fenster zu steigen.

Ich springe inzwischen erstaunlich geschickt über die feuchten Dachschindeln, bevor ich drei Gebäude weiter eile, um dort über das Fallrohr in eine Gasse abzusteigen und zum Strand zu gehen.

Die ständigen Regenfälle helfen dabei, keine große Aufmerksamkeit zu erregen. Wenn es regnet, halten die meisten Leute den Kopf gesenkt, um ihr Gesicht zu schützen. Daher bemerken sie nicht, dass das goldene Mädchen mit hochgezogener Kapuze an ihnen vorbeieilt – weil alle fast gleich aussehen.

Im Moment allerdings nieselt es nur, und das Geräusch der Tropfen auf dem Holz über mir ist beinahe beruhigend.

Ich vergrabe die Hände im Sand, beobachte, wie die Körner durch meine Finger rieseln, bevor ich meine Hand erneut fülle. Der Sand, hell mit dunklen Punkten von Eisen, ist kühl hier unter dem Kai.

Ich hatte Glück, diesen Platz zu finden, wo niemand mich stört außer der alten Bettlerin, die manchmal an den Pfosten gekuschelt schläft, in einem Haufen von zerfetzter Kleidung. Doch im Moment habe ich diese kleine Ecke für mich. Der Hügel in meinem Rücken bietet Deckung, und der Lärm des Hafens ist so stetig wie das Rauschen der Wellen.

Zu dieser Tageszeit ist am Kai nicht viel los. Die Fischer sind mit den Gezeiten zurückgekehrt, die vertäuten Schiffe haben ihre Landungsbrücken gesenkt und die Matrosen sind bereits in Derforthafen verschwunden, um zu essen, zu trinken, in einem Bett zu schlafen, das sich nicht bewegt. Oder sie suchen einen Sattel, den sie reiten können.

Ich bin heute zu lange geblieben.

Die Sonne küsst bereits die See, und die Wolken, die über dem Horizont schweben, leuchten in Orange und Pink. So einen schönen Sonnenuntergang sieht man nur selten in Derforthafen.

Also bleibe ich sitzen, sauge den Anblick in mich auf und hoffe, dass er meinen erschöpften Geist heilen kann.

Aber das tut er nicht.

Erneut fülle ich meine Handfläche mit feuchtem Sand und lasse ihn durch die Finger rieseln, ignoriere die Rufe der Leute und das Schreien der Möwen. Sie sind unwichtig. Meine Gedanken beschäftigen sich nur mit dem Geldbeutel, der schwer an meinem Schenkel liegt, eingenäht in meinen Rock.

Dort verborgen, mit Kordel umwickelt, um sicherzustellen, dass nichts klimpert, ruhen die Trinkgelder angetaner Kunden – dreißig Münzen, um genau zu sein.

Und selbst in der verborgenen Tasche fühlt sich das Geld schmutzig an.

Doch jedes Mal, wenn ich eine weitere Münze hinzufüge, fühle ich ihre Gegenwart wie einen wachsamen Blick. Als warte das Geld. Darauf, dass Zakir es findet oder jemand auf diesen verruchten Straßen es stiehlt oder …

Oder.

Es ist dieses Oder , das mich nachts wachhält.

Es ist dieses Oder , das mich dazu bringt, unter diesen Kai zu kriechen und die schwankenden Schiffe zu beobachten, wenn sie die Anker heben und in den Sonnenuntergang segeln.

Irgendwo hinter mir hängen Leichen wie Flaggen aus Haut und Knochen, die Diebe und Mörder und blinde Passagiere warnen sollen.

Aber trotzdem denke ich über dieses Oder nach.

Rufe über mir erregen meine Aufmerksamkeit, und ich sehe von unten die Schatten von schweren Stiefeln über die Planken schreiten, höre das Poltern von Schritten auf dem Kai.

Ich beneide diese Leute. Sie können einfach an Bord gehen und diesen Ort zurücklassen. «Haben wir alles?», fragt eine mürrische Stimme.

«Aye», antwortet jemand anders. Ein schwerer Akzent färbt seine Sprache.

«Käpt’n ist unterwegs.»

Ich nehme das als Signal, mich aufzurichten. Ich muss zurückkehren, bevor die anderen nach Erfüllung ihrer täglichen Pflichten wieder bei Zakir auftauchen. Wenn ich nicht da bin, werden sie mich sofort verpetzen und dafür großzügig belohnt werden.

Mit hochgezogener Kapuze krieche ich aus meinem Versteck und stapfe durch den tiefen Sand, über zerbrochene Muscheln und vertrocknetes Seegras.

Ich erklimme die Anhöhe und halte auf den sandigen Holzweg zu, der vom Kai abgeht. Er führt zu dem gepflasterten Platz dahinter, dem Beginn des Marktes, der zwischen Strand und Gebäuden liegt.

Die letzten Händler und Arbeiter, die den ganzen Tag am Kai verbringen, um ihre Waren zu verkaufen, Schuhe zu polieren oder Netze zu knüpfen, sind ebenfalls im Aufbruch begriffen. Sie entfernen sich mit gebeugten Rücken und wunden Fingern. Manche ziehen ihre Karren hinter sich her, sodass Räder über holprige Planken rattern.

Ich halte mich am Rand, achte darauf, einen gebührenden Abstand zu wahren, weiche den Blicken der Matrosen aus, die zu ihren Schiffen gehen. Ich habe schnell gelernt, mich mit gesenktem Kopf zu bewegen und trotzdem alles um mich herum wahrzunehmen.

Deswegen gerate ich vollkommen aus dem Tritt, als plötzlich jemand von hinten gegen mich rammt. Fast wäre ich gestürzt. Ich stoppe abrupt, mit einer gestotterten Entschuldigung auf den Lippen. Ich habe auf die harte Tour gelernt, dass ich mich immer entschuldigen muss, egal, ob ich schuld bin oder nicht. Hier wurden schon Leute für weniger erstochen.

«Tut mir leid …»

Eine glatte Stimme fällt mir ins Wort. «Das angemalte Mädchen von Derforthafen.»

Ich reiße den Kopf hoch und blicke in ein unbekanntes Gesicht. Bräunliche Haut, langes schwarzes Haar, das er im Nacken zusammengebunden trägt, ein glattes Gesicht mit vollen Wangen. Ich hätte den Mann für freundlich gehalten, wäre da nicht die Anstecknadel an seiner lockeren blauen Tunika. Eine Nadel in Form einer Sonnenuhr, die direkt nach Osten zeigt.

Er grinst und enthüllt damit Zahnlücken. «Hallo, Süße. Barden möchte, dass du zu ihm kommst, damit ihr euch unterhalten könnt», sagt der Mann. Seine Worte kratzen über meine Haut, ganz gleich, wie freundlich er klingen mag.

Denn Barden Ost will sich mit Sicherheit nicht unterhalten .

Er will, dass ich für ihn arbeite. Will mich Zakir wegnehmen und für sich selbst ausbeuten. Barden ist nicht glücklich über die Kunden, die ich anziehe. Ich stelle für ihn Konkurrenz dar.

Meine Zunge scheint zu schwer zum Sprechen. Der Mann macht Anstalten, meinen Arm zu packen, doch dann hält er nach einem Blick über meine Schulter inne. Ich sehe mich hastig um und entdecke zwei von Zakirs Schlägern, die auf uns zuhalten.

Oh nein.

Bardens Mann flucht leise, bevor er mich eindringlich ansieht. «Komm zu ihm, Mädchen. Glaub mir, du willst nicht, dass er dich suchen kommt.» Mit diesen Worten dreht er sich um und geht davon.

Ich stehe wie erstarrt da. Mein Blick huscht von Zakirs Schlägern, die auf mich zumarschieren, zu dem Mann, der sich wieder in das Territorium von Barden Ost begibt.

Meine Nackenhaare stellen sich auf, und mein Herz rast. Der Beutel voller Münzen unter meinem Rock wiegt schwer.

Wie lange? Wie lange kann ich noch so leben, Tag um Tag für Geld verkauft? Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Barden mich bekommt, entweder durch einen Handel mit Zakir … oder auf finstererem Weg.

Zakir wird mir sicherlich nicht glauben, dass ich nichts mit dieser Begegnung zu tun hatte. Er wird mich bestrafen, getrieben von der zunehmenden Angst, mich zu verlieren.

Aber spielt es wirklich eine Rolle, wem ich gehöre? Bin ich wahrlich besser dran als diese Leichen, die dort an ihren Seilen baumeln?

Es fühlt sich an, als verharrte ich Stunden an dieser mentalen Weggabelung, obwohl in Wirklichkeit kaum eine Sekunde vergeht.

Ich habe Angst. Schreckliche Angst. Mein Herz trommelt gegen meine Rippen. Das Blut, das es durch meine Adern pumpt, schreit mich an, mich zu bewegen . Ein Wagnis einzugehen.

Dräng die Schwäche zurück und Stärke wird aufsteigen.

Die Worte der Wirtin erklingen in meinem Kopf, aber diesmal höre ich sie in meiner eigenen Stimme, die mich antreibt.

Ich könnte mich von Zakir Wests Männern mitnehmen lassen. Ich könnte mich Barden Ost ergeben.

Osten und Westen.

Zwei Richtungen, die beide in die Hoffnungslosigkeit führen.

Oder …

Ich drehe den Kopf, starre die Leute an, die den Kai entlangwandern, die Schiffe, die auf dem Wasser treiben. Diese Sonne auf dem hellblauen Segel, die leuchtet wie mein ganz eigener Leitstern.

Und in diesem Moment empfinde ich sie wie ein Zeichen der Göttinnen.

Also drehe ich mich um und renne .

Ich renne, wie ich noch nie zuvor in meinem Leben gerannt bin. Meine Füße hämmern auf den Boden, der Rock weht um meine Beine, mein Haar flattert zusammen mit meiner Kapuze hinter mir.

Ich kann Rufe hören, aber das sorgt nur dafür, dass ich schneller renne. Ich weiche Händlern und Matrosen aus, eile um sie herum auf den Kai.

Meine zu engen Stiefel quetschen meine Zehen, als sie das abgenutzte Holz treffen. Meine Lunge brennt vor Anstrengung, aber ich halte nicht an.

Nicht einmal, als ich an der Deichsel eines rollenden Karrens hängen bleibe und stürze. Nicht einmal, als der Händler mich verflucht, während andere Passanten sich umdrehen. Ich springe auf und renne weiter, den Blick auf das nächste Boot am Kai gerichtet, auf das Seil, das gerade vom Pfosten gelöst wird.

Ich kann es schaffen … Ich muss es schaffen.

Bitte, lass es mich schaffen.

Der Sturz am Karren hat mich kostbare Sekunden gekostet – meinen kostbaren Vorsprung –, also verschwende ich keine Zeit darauf, mich umzusehen. Das kann ich mir nicht leisten. Jede Sekunde zählt, jeder Schritt.

«Stopp!», schreit einer von Zakirs Männern.

Aber ich werde nicht stoppen, nicht jetzt, nachdem ich mich endlich entschlossen habe, es zu versuchen .

Ein weiterer schwerer Schritt auf dem Kai, und dann stoße ich mich vom Holz ab.

Ich springe in das kleine Boot, das gerade weggerudert wird, ziele auf den freien Platz im Heck.

Für einen Moment scheint die Zeit stillzustehen, und mein Körper hängt bewegungslos in der Luft.

Und dann lande ich so hart, dass Schmerzen durch meine Beine nach oben schießen. Fast wäre ich über Bord gegangen und hätte das Boot zum Kentern gebracht. Ich höre überraschte Schreie, bevor die Leute, denen ich mich so unzeremoniell angeschlossen habe, das Schwanken ausgleichen.

Ein Mann mit wettergegerbtem Gesicht und verbrannten Wangen packt knurrend meinen Arm. «Was zum Teufel soll das, Mädchen?»

«Wirf sie einfach über Bord, Hock!», ruft ein anderer Mann.

«Nein! Bitte!»

Hock ignoriert mich natürlich. Er beginnt, an meinem Arm zu zerren, als eine Stimme sagt: «Stopp.»

Der Mann und ich erstarren gleichzeitig und wenden uns der Frau zu, die im Bug des Bootes sitzt, Ruder in der Hand. Sie ist groß, mit unordentlich geschnittenem, braunem Haar, das ihr bis ans Kinn hängt, und einem harten, kantigen Gesicht.

«Wieso bist du ganz golden?», fragt sie direkt.

«Oh, ähm …», stammele ich. «Einige der Sättel hier malen sich an. Das fasziniert die Kunden.»

Sie schnaubt abfällig, rudert aber weiter, als interessiere sie gar nicht, dass ein angemaltes Mädchen quasi auf ihren Schoß gesprungen ist.

Rufe vom Kai sorgen dafür, dass ich den Kopf herumreiße. Ich sehe, wie Zakirs Männer stoppen. Sie schwenken die Arme und fordern das Boot auf, anzuhalten und mich zurückzubringen. Mein Magen krampft sich zusammen angesichts ihrer zornentbrannten Mienen. Einer der Männer zieht sich das Hemd über den Kopf, als wolle er sich ins Wasser stürzen, um mich zu holen.

«Versuchst du zu fliehen, Goldmädchen?», fragt die Frau und zieht damit meine Aufmerksamkeit wieder auf sich.

Ihre braunen Augen zeigen keine Wärme, aber auch keine Grausamkeit. Sie wirkt wie ein direkter Mensch.

«Ja, doch ich kann zahlen», antworte ich schnell. «Bitte. Bringt mich einfach zu Eurem Schiff, damit ich den Kapitän bitten kann, mir einen Platz an Bord zu geben. Ich bin kein blinder Passagier. Ich habe das nötige Geld für eine Überfahrt.»

Ihre Schultern bewegen sich mit den Rudern, treiben uns weiter voran. Ein Platschen hinter mir lässt mein Herz rasen. Ich weiß einfach, dass einer von Zakirs Männern in meine Richtung schwimmt.

«Mara …», sagt einer der Männer an Bord warnend.

«Ruhe», blafft sie, ohne die Augen von mir abzuwenden. Sie legt den Kopf ein wenig schief. «Wie viel hast du?»

Ich schlucke schwer, dann lasse ich den Blick über die drei Personen im Boot gleiten. «Genug.»

Ich werde mich hüten, ihnen zu verraten, wie viel ich besitze, oder vor Zeugen nach meiner Geldbörse zu greifen.

Sie grinst schief. «Also nicht dumm. Das ist gut.»

Hinter mir höre ich immer noch stetiges Platschen. Ein nervöser Blick über die Schulter zeigt, dass der Mann näher kommt, auch wenn er offensichtlich kein guter Schwimmer ist.

Nach einem Moment der Stille sagt Mara: «Du zahlst für die Überfahrt, aber du wirst nicht faulenzen. Du wirst die Planken schrubben, jeden Tag, bis wir das Zweite Königreich erreichen. Wir brauchen sowieso jemanden für diese Arbeit.»

Meine Augen werden groß.

Das Zweite Königreich.

Ich war noch nie im südlichsten Teil von Orea, aber ich weiß, dass es in diesem Wüstenland auf der anderen Seite des Meeres selten regnet. Allein der Gedanke an die Sonne und die schiere Entfernung erfüllt mich mit Glück.

«Ihr nehmt mich mit? Ihr seid der Kapitän?» Ich habe noch nie einen weiblichen Kapitän gesehen, daher kann ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass die Göttinnen wirklich ihre Hände im Spiel hatten. Dass es mein Schicksal war, heute die Flucht zu wagen, damit ich in ihrem kleinen Ruderboot lande.

Und dieser Gedanke gewinnt an Kraft, als sie in Richtung eines Schiffs in der Ferne nickt. «Aye. Sie gehört mir.»

Ich folge ihrem Blick und finde das Schiff mit hellblauen Segeln, auf denen eine Sonne strahlt.

Hoffnungsvolle Tränen füllen meine Augen. Ich verlasse diesen Ort. Ich verschwinde tatsächlich von hier.

Seufzend gibt Hock meinen Arm frei. «Ich werde mich um den Fisch kümmern.»

Ich drehe mich in dem Moment um, in dem Zakirs Mann das Heck des Ruderboots erreicht. Ich zucke zurück, als er die Hände auf den Rand legt und versucht, sich ins Boot zu stemmen, aber Hock wirbelt herum, packt ein Ersatzruder und knallt es dem Mann auf den Kopf.

Der Schläger schreit auf, bevor er spritzend im Wasser versinkt. Ich beobachte nervös die Oberfläche, aber … er taucht nicht wieder auf.

Mit einem befriedigten Nicken setzt Hock sich wieder und legt das Ruder zur Seite, während der dritte Mann eine Pfeife aus der Tasche zieht und anzündet.

«Wenn du nicht zurückschwimmen willst, würde ich vorschlagen, dass du dich setzt, Mädchen», sagt Mara.

Sofort lasse ich mich auf den Boden sinken. Das Boot schwankt leicht. Mara und Hock rudern. Ich dagegen bin damit beschäftigt zu keuchen. Es scheint mir nicht zu gelingen, genug Luft in meine Lunge zu saugen.

Die letzten Strahlen der untergehenden Sonne verblassen zu Grautönen, als die Nacht dem Himmel jede Farbe stiehlt. Ich allerdings starre ungläubig zum Kai, zu Zakirs zweitem Schläger, der uns mit in die Hüften gestemmten Händen hinterhersieht. Ich beobachte, wie er immer kleiner wird, wie Derforthafen sich entfernt.

Ich muss mich kneifen, um zu begreifen, dass ich nicht träume. Es hat zehn Jahre gedauert, aber ich habe das Gewicht eines Beutels voller Münzen genutzt; habe sie gehoben wie einen Anker, sodass ich jetzt davonsegeln kann.

Als ich das Gesicht nun in den Wind halte, stinkt es nicht nach Derforthafen. Die Meeresbrise ist erfüllt von der Verheißung auf eine neue Chance an einem anderen Ort. Die Chance auf Sicherheit, weit entfernt von Männern wie Zakir West und Barden Ost.

Denn ich reise nach Süden .