Ben´s listiger Trick

Es dauerte nicht lange, bis die Geräusche aus der Nachbar-Höhle weniger wurden und als Ben dorthin sah, konnte er erkennen, dass sich schon einige Räuber zurückgezogen hatten und nur noch ein kleiner Teil dort unten feierte. Natürlich war Ereboss auch noch dabei. Ben konnte aber auch sehen, dass die verbleibenden „Partygäste“ kräftig von dem Zeug in den Flaschen tranken und so war es nur eine Frage der Zeit, bis der Alkohol wirkte, die Männer nicht mehr konnten und nur noch schlafen wollten.

In der Zwischenzeit wollte Ben überlegen, welche Möglichkeiten er hatte. Er musste in den linken Höhlenbereich kommen, um herauszufinden was sich dort verbarg. Er musste die entführten und „vergifteten“ Leute aus Atalis finden - vielleicht hatte er ja Glück und sie waren in der Nähe der Vergessens-Blumen. Darauf wollte er sich als erstes konzentrieren, denn vielleicht konnten ihm die Männer bei der Befreiung der Prinzessin helfen. Und mit Hilfe einer Fackel wollte er die bereits angebauten Blumen vernichten.

Das alles war zwar kein wirklich durchdachter Plan, aber Ben verließ sich gerne auf seine Improvisationsgabe und die hatte ihm schon viele Male geholfen.

Wieder wurde es in Ereboss´s Höhle etwas leiser und Ben vermutete, dass jetzt nur noch eine Handvoll der Räuber auf den Beinen waren.

Geduldig wartete Ben in seinem Versteck und nach einer Viertelstunde waren auch die letzten Geräusche verstummt.

Ben kam aus seinem Höhlengang und spähte in die Große Höhle hinab und tatsächlich bewegte sich dort keiner mehr. Die Männer lagen in der Höhle verteilt und schliefen tief und fest - kein Wunder, bei dem was sie in sich haben mussten.

Ben schlich ganz vorsichtig einen der seitlichen Abgänge hinab und war schon bald am Boden der Höhle angekommen. Es war wirklich unheimlich hier unter all diesen Räubern und vor allem so nahe bei Ereboss. Ben musste sich zusammen reißen, damit er einen klaren Kopf behielt und sich nicht dauernd ausmalte, was passieren könnte, wenn ihn jemand entdecken würde.

Er hielt sich links und ging geradewegs zu einem Korridor, auf den Ereboss zuvor schon so oft gedeutet hatte. Neben Ben standen am Boden einige Schnapsflaschen, die die Räuber noch übrig gelassen hatten und Ben nahm davon zwei mit. In jeder Hand eine Flasche, damit sie ja nicht aneinander scheppern konnten und ihn so verraten würden. Er wusste zwar noch nicht genau, für was er sie vielleicht brauchen konnte, aber er nahm sie einfach mal mit.

Ben war deutlich wohler, als er unentdeckt die große Höhle durchschritten hatte und sich nun in dem seitlichen Gang befand.

Er ging diesen einige Minuten geradewegs entlang und langsam konnte Ben in einiger Entfernung ein sanftes, grünliches Leuchten erkennen. Als er zum Ende dieses Gangs gelangte, öffnete sich vor ihm eine Höhle, die von diesem grünen Strahlen erfüllt war und Ben´s Augen brauchten ein paar Sekunden, bis sie sich daran gewöhnt hatten und er wieder klar sehen konnte. Das Leuchten kam von Kristall-Felsen aus der Wand.

Die Höhle war nicht so groß wie die, in der sich Ereboss aufhielt und von der Decke tropfte Wasser herunter.

In der Mitte dieser Höhle war so etwas wie ein Blumenbeet und Ben konnte erkennen, dass dort Ereboss die Blume des Vergessens züchtete.

Hier in dieser Höhle war es auch wärmer als in den übrigen Höhlenbereichen und als Ben sich einem dieser Kristalle näherte, konnte er feststellen, dass sie nicht nur leuchteten, sondern auch Wärme abgaben.

Ben vermutete, dass hier in der Höhle der beste Platz für den Blumen-Nachwuchs war, da es angenehm warm war und durch das herabtropfende Wasser die Blumen auch gut mit Flüssigkeit versorgt wurden.

Ben konnte erkennen, dass an der gegenüberliegenden Höhlenwand ein weiterer Korridor war und dort hin marschierte Ben weiter.

Zuvor jedoch stellte er auf jeder Seite des Blumenbeets eine Schnapsflasche in die Felsenwand.

Er schaute sich noch etwas um und fand eine alte Decke in einer Ecke liegen. Als er diese genauer anschaute, konnte Ben erkennen, dass sich aus der Decke ein Wollfaden ziehen ließ. Ben zog solange vorsichtig an dem Faden und trennte die Decke soweit auf, bis er ungefähr 10 Meter Schnur erhalten hatte. Damit verband er die beiden Schnapsflaschen, den Rest deponierte er am Boden des Eingangs, aus dem er vorher die Blumen-Höhle betreten hatte.

Jetzt ging er weiter in den Gang hinein. Auch hier waren an den Korridorwänden Fackeln angebracht, die für die Beleuchtung sorgten. Nach einiger Zeit konnte Ben einen schlafenden Räuber erkennen, der vor einer Eisentür saß. Ben schlich vorsichtig an ihn heran und lugte durch eine Öffnung in der Tür.

Darin konnte er Elara erkennen und sie sprang sofort auf, als sie Ben´s Gesicht an der Tür erkannte. „Geht´s dir gut?“ flüsterte Ben. „Ja, soweit schon. Kannst du mich hier rausholen?“ antwortete die Prinzessin. Ben griff nach dem Türriegel, musste jedoch feststellen, dass die Tür verschlossen war. Als Elara das bemerkte, sagte sie: „Ich glaube, der Chef von dem schlafenden Burschen hier hat einen Schlüssel. Der ist vorher in die Richtung gegangen. Den kannst du ganz leicht erkennen, da er ein Holzbein hatte!“ sagte Elara und machte eine Kopfbewegung in die Richtung, wo Ben hingehen sollte.

„Ok, ich schau mal, ob ich ihn finde. Ich komme bald wieder.“, sagte Ben zu Elara und konnte die Hoffnung in ihren Augen erkennen.

Dann machte er sich weiter auf den Weg. Nicht weit entfernt konnte er den Holzfuß-Halunken antreffen.

Auch dieser schlief seelenruhig auf einem Holzstuhl vor einer Eisentür.

Ben konnte einen großen Schlüssel an dessen Gürtel erkennen und wusste sofort, dass er mit diesem Elara´s Verliestür öffnen konnte.

Zuvor warf Ben noch einen Blick durch die Eisentür, vor der „Holzfuß“ schlief. Darin konnte Ben vier schlafende Männer erkennen, die anders aussahen, als die übrigen Räuber hier und Ben wurde klar, dass das die Leute sein mussten, die Ereboss schon mit der Blume des Vergessens vergiftet hatte. Ben drehte sich zu „Holzfuß“ um und überlegte, wie er am besten den Schlüssel bekam.

Ganz vorsichtig kniete sich Ben vor den Räuber und sah den Schlüssel nun ganz nahe. Leise hob Ben seine rechte Hand und ergriff den Schlüssel, der einfach nur im breiten Ledergürtel steckte. Einfach war gut, denn Ben musste den Schlüssel herausbekommen, ohne dass der Räuber aufwachte. Als er daran zog, glitt der große Schlüssel nach oben. Doch plötzlich verhakte sich der Schlüssel mit dem unteren, breiteren Teil am Gürtel und „Holzfuß“ machte ein grunzendes Geräusch. Ben´s Herz schlug nun ganz schnell und ein Riesenschreck durchfuhr ihn, da er dachte, der Räuber sei erwacht. Doch Ben hatte Glück und der Räuber schlief weiter. Ben beruhigte sich wieder, als er das Schnarchen des Räubers hörte und sicher sein konnte, dass dieser tief und fest weiter schlief.

Nun griff Ben mit der linken Hand an den Ledergürtel und hob diesen etwas an. Nun konnte er den Schlüsselbart unter dem Gürtel und dem Räuberbauch hindurch fädeln und kurz darauf war der Schlüssel frei und Ben hielt ihn in seiner Hand. „Puh, gerade noch mal gut gegangen“ dachte Ben für sich erleichtert.

Ben steckte den Schlüssel in das Schloss der Eisentür und drehte ihn dann nach links. Ein Knarren der Tür war zu hören, als der Riegel die Tür freigab. Ben schaute zu „Holzfuß“, doch dieser ließ sich davon nicht stören. Ben drückte die Tür nach innen und mit einem Quietschen öffnete sich die Verliestüre. „Etwas Öl hätte hier auch nicht geschadet“, kam es Ben in den Sinn.

Als er eintrat, konnte er die vier Männer besser erkennen und jetzt stellte Ben auch fest, dass sie sauberer und besser gekleidet als die Männer von Ereboss waren. Sie passten nicht hier her und Ben wusste nun, dass die Männer eigentlich aus Atalis stammen mussten. Er griff in eine Tasche und holte den Lederbeutel heraus, den ihm König Halluxx gegeben hatte. Darin war der Blütenstaub der Blume der Wahrheit und dieser müsste den Vergessens-Zauber wieder rückgängig machen.

Ben öffnete den Beutel und ein gelbes Pulver war darin. Wenn es stimmte, dann musste man den Blütenstaub nur einatmen und der Zauber der Blume des Vergessens war dadurch aufgehoben.

Ben ging näher an die Vier heran und blies den Blütenstaub aus dem Beutel direkt über die schlafenden Männer. Ben schaute zu, wie sich die gelbe Blütenstaub-Wolke langsam senkte und wie sie die Gesichter der Männer erreichte. Die Vier husteten, als sie den Wahrheits-Staub einatmeten und wurden dadurch wach. Sie staunten nicht schlecht, als sie Ben vor sich sahen und einer sagte dann: „Wo sind wir hier? Und wer bist du?“

„König Halluxx schickt mich. Ihr seid von Ereboss und seinen Leuten verzaubert worden und nun sind wir in Unter-Meer. Ich werde euch helfen, hier heraus zukommen“, flüsterte Ben.

„Zauber? Unter-Meer? Und Ereboss ist auch hier?“ fragte einer der anderen Männer.

„Ja, aber sie schlafen alle tief und fest. Wenn wir uns leise verhalten, sollte uns die Flucht gelingen.

Kommt jetzt“, sagte Ben.

Dann fügte er hinzu: „Passt auf.

Gleich vor eurer Tür ist ein schlafender Räuber. Den sollten wir nicht aufwecken.“ Ben zwinkerte den verdutzten Männern zu und ging dann voran.