Pff, ich habe mich heute so geschämt! Die ganze Geschichte hat schon vor einigen Wochen begonnen. Die beste Freundin meiner Mutter erzählte überall herum, dass sie einen Creeper im Dorf gesehen hätte, und zwar am helllichten Tag. Sie hatte nicht viel gesehen, nur seinen Kopf, der über den hohen Gräsern herausragte. In den folgenden Tagen erzählten immer mehr Leute, dass sie ihn gesehen hätten. Man hat kaum etwas von ihm zu sehen bekommen, nur aus dem Augenwinkel. Sein trauriges Gesicht erschien und verschwand sofort wieder. Kaum hatten sie ihn bemerkt ... puff, war er auch schon weg.
Der Creeper im Dorf Beweisstück #1
Eine Woche später sprach ich mit Steve darüber. Ihm kam das vor wie die Geschichten von „UFOs“ und dem „Jenseits“. Ich hatte keine Ahnung, wovon er sprach.
Er erklärte mir, dass die Leute sich gern mal etwas einbildeten.
Das ist wahr, denn warum sollte ein Creeper sich im Dorf verstecken?
Das macht keinen Sinn
Meine Mutter war da anderer Meinung. Heute zeigte sie mit dem Finger auf Filou und gab mir eine Leine. Filou ist unsere Katze. Ich musste sie mit in die Schule nehmen. Wie ihr sicher wisst, haben Creeper große Angst vor Katzen. Meine Mutter versuchte also nur, mich zu beschützen. Aaaber: Filou ist noch ein junger Ozelot, eigentlich ein Baby. Außerdem haben nur Leute, die sonst nichts haben, Tiere als Begleiter. Aber Jungs doch nicht. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass Max seinen Spaß hatte. Er miaute und maunzte immerzu, wenn wir uns über den Weg liefen. Er tat so, als habe er Angst vor Filou und nannte ihn „Mörderkatze“.
Ich konnte nichts dagegen tun. Aber das war auch nicht nötig. Meine Rache kam eh von Tag zu Tag näher. Sobald Mastoc und ich Projekt X enthüllt hätten, würde Max sich winden wie ein Wurm ... ein Babywurm, jawohl!
Ich musste auch das Miauen von Filou während des Unterrichts über mich ergehen lassen. Selbst die Lehrer sahen uns schief an.
Ich muss gestehen, in manchen Momenten hätte ich Filou am liebsten in meiner Truhe in der Schule eingeschlossen (Steve nennt sie „Schließfach“, ich weiß auch nicht, warum). Aber wie ich mich kenne, hätte ich die dämliche Katze dort vergessen und von meinen Eltern Hausarrest bis zum nächsten Jahr erhalten. Außerdem hätte meine Mutter die ganze Welt gebeten (Schüler und Lehrer eingeschlossen), doch bitte darauf zu achten, dass ich Filou nicht vergesse.
Pff. Da war es besser, die Katze gar nicht erst wegzuschließen. Auch wenn Max jede Gelegenheit nutzte, sich über mich lustig zu machen.
– Seid gegrüßt, Kapitän Minus! Wie geht es Filou? Und etwas später auf dem Flur:
– Kapitän Minus! Entschuldigt die Störung, Eure Exzellenz. Verzeiht mir! Ich wünschte zu gern zu wissen, wie viele der schändlichen Creeper der Kampfkraft des Großmeisters Filou heute erlegen sind? Ich hätte meiner Wut mit einer Milliarden „hurrrrrrgs“ Ausdruck verleihen können, aber ich tat es nicht. Ich hatte Besseres im Sinn.
Außerdem hatte ich auch nicht mehr die Kraft dazu, der Tag war schon anstrengend genug. Ich ruhe mich jetzt aus und denke noch über Projekt X nach.
Morgen ist der große Tag. Endlich
Wenn ich versage, ist der Traum von einer Karriere als Abenteurer wohl endgültig geplatzt.
Mir kommen allmählich Zweifel. Vielleicht ist unsere Idee gar nicht so genial. Vielleicht kommt sie ebensowenig an wie unser letztes Projekt, das Flammende Heim.
Los, Minus, versetz dich in die Haut eines Kriegers!
Besser noch: Denk wie Steve!
Ich würde ihn so gern nach seiner Meinung zu Projekt X fragen, aber ich habe ihn schon länger nicht gesehen.
Alles ruht auf meinen Schultern.
Morgen werde ich mein Bestes geben, nur das zählt.