Ihr wollt sicher wissen, was aus Steve und Mike geworden ist.
Ich beginne mit Steve. Er ist obdachlos. Ach, er lebte allein, einsam in der Natur. Er hatte einige Häuser, glaube ich, und vor allem ein großes Basislager.
Die Monster haben absolut alles zerstört. Das zu glauben, fällt mir immer schwerer. Seine Basis war echt überwältigend. Man könnte es fast als Minischloss aus Stein bezeichnen. Er hatte auch Burggräben angelegt. Ja, wirklich! Und mit Lava gefüllt.
Und die Monster sind dennoch eingedrungen. Wie haben sie wohl Lavagräben überwunden? Immer wieder stelle ich mir diese Frage.
Schließlich habe ich Steve gefragt, und seine Antwort war eine böse Überraschung. Die Monster haben einen neuen Trick angewendet.
Nennen wir ihn mal „Hexenbrücke“.
Ich werde eine detaillierte Zeichnung anfertigen. Ich werde ein ganzes Heft solcher Zeichnungen haben, wenn ich erst einmal ein echter Abenteurer bin. Es wird eine Sammlung der Monstertechniken sein.
Aber Vorsicht! Streng geheim.
Ihr dürft es niemandem zeigen …
es sei denn, ihr könnt ihm voll vertrauen.
Hier ist das Basislager von Steve im Querschnitt. Man kann den Burggraben mit der Lava sehen. Ihr werdet bemerken, dass sich die Lava über eine Breite von sechs Blöcken und eine Tiefe von zwei Blöcken erstreckt.
(Am Ufer erkennt ihr eine Hexe. Sie trinkt den Trank der Feuerresistenz – der schützt gegen ... Feuer.)
Niemand kann den Graben überwinden, das ist unmöglich.
Selbst wenn sich eine Million Zombies gleichzeitig hineinwerfen würden, wären sie verkohlt, bevor sie auch nur „Gehiiiiirrn“ sagen könnten. Doch die Monster sind so bösartig, dass sie dennoch einen Weg gefunden haben!
Yep, so ungefähr sieht das aus.
Hexen sind genau zwei Blöcke groß, und daher ...
Das verschlägt einem die Sprache, was?
Ach ja, mir auch.
Mir auch.
Die Hexen haben eine Brücke gebildet. Mit ihren Körpern. Dank des Tranks der Feuerresistenz können sie in der Lava stehen, als ob es einfach nur Wasser wäre.
Wenn ich das im Zauberkurs für Anfänger (der ist ganz neu) richtig verstanden habe, verleiht ein solcher Trank für etwa acht Minuten Feuerresistenz.
Im Großen und Ganzen bedeutet dies, dass dies das Ende von Steves Basislager war. Fertig!
Er hat vergeblich versucht, sein Minischloss zu retten. Schließlich musste er bei uns Zuflucht suchen.
Steve hat jetzt schreckliche Angst vor Monstern.
Steve der Krieger!
Einer der besten!
Ich habe euch ja gewarnt: Hier sind die Monster extrem stark.
Ihr glaubt mir nicht? Kommt nur her und seht es selbst! Baut euch ein kleines Haus. Oder auch ein Schloss, wie ihr wollt. Eines Tages werden sie kommen. Todsicher ...
Kurze Zeit später schilderte Steve den Ältesten seine Lage. Die Monster seien streitsüchtig und aggressiv geworden.
Ja, er sagte „streitsüchtig“.
Nun gut, wenn man es genau nimmt, sind unsere Monster bereits seit einiger Zeit streitsüchtig. Vor einigen Tagen musste ich unsere Dachziegel abkratzen, um die Reste der Babyschleime zu entfernen.
Die Ältesten sagten, Steve könne bleiben. „So lange du willst.“
Allerdings könnten sie ihm kein Haus anbieten. Sie haben all unsere Rohstoffe für das Haus der neuen Einwohner verbraucht.
Also für „die Touristen“.
Er muss sich nun selbst eine Unterkunft bauen. Bis dahin bleibt er bei uns. Mein Vater hat ihm ein Bett gebaut und er schläft jetzt in meinem Zimmer.
Ich denke, das ist nun der richtige Moment, um euch endlich mein Haus zu zeigen.
Steve hat mir erzählt, dass die Häuser in „üblichen Computerspielen“ nicht so groß sind.
Mir ist bewusst, dass es super langweilig ist. Aber die Dorfbewohner sind halt ziemliche Langweiler.
Da ist es, bla bla bla, langweilig.
Ihr habt hoffentlich nichts Außergewöhnliches erwartet, oder?
Die Nahrungsmittel werden in in den Truhen rechts gelagert. Eine Küche mit Öfen … langweilig, wie öde, die große ÖDE. Zum Einschlafen.
Das obere Bett ist für Steve. Er nennt zwei Betten, die übereinander liegen, „Stockbetten“. Vielleicht ist es für einen echten Abenteurer demütigend, in einem einfachen Stockbett zu schlafen, aber mehr können wir im Moment nicht für ihn tun. Ich hoffe, dass er deshalb nicht beleidigt ist.
Zuerst wollten meine Eltern, dass er im Wohnzimmer schläft. Aber das wäre wirklich demütigend gewesen, da hätte er auch im Stall schlafen können, inmitten der Tiere, oder?
Tatsächlich wissen wir zu wenig über die Sitten auf der Erde. Wir versuchen nur, ihm so gut wie möglich zu helfen, so wie er uns auch beim Bau der Festung geholfen hat. Denn ohne ihn säßen wir jetzt ganz schön in der Patsche.
Ich könnte euch auch das Zimmer meiner Eltern zeigen, doch ich glaube nicht, dass ihr es sonderlich interessant fändet. Oh, und natürlich gibt es auch ein Bad.
Auch hier sagte Steve, dass es in einem üblichen Computerspiel anders sei, und dass es in den Häusern der Dorfbewohner keine Bäder gäbe. Ich weiß immer noch nicht, was ein Computerspiel ist. Ich muss ihn das mal fragen.
So, das ist alles für heute.
Die Monster haben seine Basis zerstört, darum lebt Steve jetzt mit uns. Er ist ziemlich traurig und hat den ganzen Tag geschlafen.
***
Oh, fast hätte ich es vergessen. Vielleicht wollt ihr ja wissen,
wo Mike gelandet ist … Er ist im Gefängnis.
Das hat er auch verdient, so wie er mit Bob umgegangen ist.
Vielleicht besuche ich ihn ja eines Tages. Dann kann er mir erzählen, was wirklich passiert ist. Aber im Moment habe ich mit mir selbst genug zu tun.
***
So, das sind die Neuigkeiten. Wir haben jetzt zwei Fremde im Dorf. Von Zeit zu Zeit sind immer welche hier aufgetaucht, meistens Noobs. Abenteurer wie Steve und Mike sind nie lange geblieben. Sie haben sich nur kurz ausgeruht und ein wenig eingekauft.
Die Zeiten haben sich geändert.
Eigentlich finde ich das auch ganz schön cool: Ich habe mit diesem Tagebuch begonnen, um all die seltsamen Dinge, die sich ereignen, zu Papier zu bringen.
Vielleicht könnt ihr euch ja vorstellen, dass ich manchmal geglaubt habe, dieses Tagebuch würde das langweiligste und unnützeste in ganz Minecraftia.
Manchmal ist mein Leben eben total langweilig. Es hat Tage gegeben ... da hätte ich nur folgende Dinge aufschreiben können: