Prolog

Der erste Stoß kam für Max Unger völlig unerwartet. Das Tranchiermesser durchtrennte Anzug, Hemd und den vorderen Sägemuskel, fuhr mit großer Wucht zwischen der fünften und sechsten Rippe hindurch und drang in den linken Lungenflügel, wo es die Pulmonalarterie traf. Blut spritzte über den Schreibtisch, die Aktenordner, den Kaminsims. Verständnislos blickte der Verwundete in die hasserfüllten Augen seines Gegenübers und versuchte, etwas zu sagen, aber ein weiterer Stoß traf ihn, bevor er auch nur einen Laut von sich geben konnte. Das Messer prallte auf die siebente Rippe und glitt am Rippenknorpel ab. Die Hand, die es hielt, holte erneut aus und trieb die Klinge quer durch die Bauchdecke, den rechten Leberlappen und einen Teil der Gallenblase.

Gurgelnd stolperte Max Unger gegen die Wand, die einen Sturz verhinderte und ihn aufrecht hielt. Seine rot triefende Hand stützte sich an der Tapete ab und hinterließ einen schmierigen Abdruck. Wieder öffnete er den Mund, doch statt Worten sprudelte Blut heraus und ergoss sich über die teuren gepolsterten Stühle und den Sekretär.

Jetzt hob der Schwerverletzte zum ersten Mal die Hand in einer Geste der Abwehr; vergeblich. Mitleidlos wurde das Messer in seinen Körper gerammt, traf Magen, Lunge und schließlich das Herz. Die Gewalt der Stöße warf ihn gegen den Schreibtisch. Im Fallen riss er Papiere und ein Tintenfass herunter und brach schließlich auf dem Teppich zusammen, der sich binnen Sekunden mit einer dunkelroten Flüssigkeit vollsog.