Mit einer Ausnahme sind alle handelnden Personen dieses Romans frei erfunden. Es gab also während der Weimarer Republik weder einen Kriminalkommissar Gregor Lilienthal bei der Polizei noch einen Professor Hendrik Lilienthal an der Berliner Universität noch einen „Fall Unger“ oder die hier beschriebene gleichnamige Familie. Hingegen sind die meisten der nur in Gesprächen oder Zeitungsartikeln erwähnten Personen authentisch (abgesehen davon, dass Professor Planck nie einen Assistenten namens Alexander Leibold hatte).
Die erwähnte Ausnahme betrifft Hauptmann Pabst. Wenngleich manche Details (wie beispielsweise sein Deckname) meiner Fantasie entsprungen sind und auch die beschriebenen Gespräche zwischen ihm und Hendrik Lilienthal bzw. Hermann Unger nicht gut stattgefunden haben können, weil Letztere nur in meiner Vorstellung existieren, basieren seine hier beschriebenen Ansichten auf Äußerungen, die er an anderer Stelle machte. Seine Rolle im Kapp-Putsch und der Befehl zum Bankraub sind verbürgt.
Es gibt Leute, die glauben, nur weil zurückliegenden Zeiten unser technischer Standard abging, müssten die Menschen damals notwendigerweise geistig beschränkt gewesen sein. Wer sich mit alten Quellen beschäftigt, wird schnell darauf stoßen, dass unsere Ahnen nicht nur dieselben Gefühle gehabt und wie wir gelacht, geweint, geliebt, gehasst haben, sondern sich auch über dieselben Dinge mit derselben Freigeistigkeit oder Intoleranz Gedanken gemacht haben. Freiheit oder Determinismus, Verantwortung, der Sinn des Lebens – die Fragen genau wie die grundlegenden Antworten darauf kennen wir bereits aus der Antike.
Der Acht-Stunden-Tag, Pazifismus, Nackttanz, Sexualberatungsstellen (die kostenlos Verhütungsmittel abgeben), avantgardistische Kunst, politisches Kabarett, Quantensprung und Unschärferelation, Esoterik und Anthroposophie, Engagement gegen Imperialismus oder gegen den § 218 sind keine Erfindungen unserer Zeit. Daher gibt es keinen Grund anzunehmen, eine Person mit der geistigen Aufgeschlossenheit Hendriks oder Dianas hätte es in den Zwanzigerjahren nicht geben können.
Auch hinsichtlich unseres glorreichen technischen Standards wären wir besser beraten, mit überheblichen Äußerungen zurückhaltend zu sein. Immerhin sollte es einem zu denken geben, dass bereits in der Steinzeit Operationen am geöffneten Schädel vorgenommen wurden, die Parther vor etwa 2000 Jahren eine Art von Strom besaßen und zur gleichen Zeit im Tempel von Alexandria automatische Türen existierten, die Sumerer Zahnfüllungen und die Römer die Fußbodenheizung kannten. Und um 82 v. Chr. wurde auf Rhodos ein mechanisches Rechenwerk gebaut, eine Art antiker Computer.
Hendrik würde an dieser Stelle vermutlich einen Philosophen zitieren: Jeder klassische Schöndenker hat Gelegenheit, ganze Jahrhunderte auf Barbarei, Aberglauben und Dummheit zu schmälen und über das Licht unseres Jahrhunderts zu lobjauchzen. Dass doch ja alles hübsch in gerader Linie ginge und jeder folgende Mensch in schöner Progression nach seinem Ideal vervollkommnet würde: er das letzte, höchste Glied, bei dem sich alles endigt. „Sehet, zu solcher Aufklärung, Tugend, Glückseligkeit ist die Welt gestiegen! ich, hoch auf dem Schwengel! das goldne Zünglein der Weltwaage: sehet mich!“ Und der Weise bedachte nicht, daß wahrscheinlich immer Mensch Mensch bleibe, nach der Analogie der Dinge nichts als Mensch! Sagt Herder.
Wie immer möchte ich mich am Schluss ganz herzlich bei all denjenigen bedanken, die sich die Zeit genommen und mir telefonisch oder bei einem Treffen meine bisweilen in die absurdesten Details gehenden Fragen beantwortet haben (Was für ein Geräusch macht eine von einem Minenwerfer abgeschossene Mine? Gab es 1920 schon Fahrradständer vor öffentlichen Gebäuden?):
Frau Dr. Schönefeld (Polizeihistorische Sammlung Berlin), Prof. Dr. Rüdiger vom Bruch (Humboldt-Universität Berlin), Dr. Annette Vogt (Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte Berlin), Prof. Dr. phil. habil. Laurenz Demps (Humboldt-Universität Berlin), Major Dr. Peter Popp (Militärgeschichtliches Forschungsamt Potsdam) und Dr. Peter Kuhly (für die last-minute Erste Hilfe in Sachen Anatomie), außerdem die Mitarbeiter folgender Einrichtungen: Zentrum für Berlin-Studien, Stiftung Stadtmuseum, Heimatmuseum Neukölln, Heimatmuseum Schöneberg, Museum für Kommunikation. Da keiner der hier genannten Personen das fertige Manuskript Korrektur gelesen hat, gehen etwaige Fehler und Irrtümer selbstverständlich zu meinen Lasten.
Vielen Dank auch jenen, die mir aus ihrer Jugend im Berlin der Zwanzigerjahre erzählten und damit Details beisteuerten, die einen historischen Roman erst lebendig werden lassen, nämlich Gisela Lau (Jahrgang 1918) und Herbert Ansorge (Jahrgang 1917).
Und last, aber auf keinen Fall least, der „harte Kern“ an Freunden und Befreundeten, der mit steter Zuverlässigkeit jede Rohfassung meiner Werke liest, mich mit kritischen Anmerkungen voranbringt oder auf logische Fehler aufmerksam macht und dadurch vor großen Peinlichkeiten bewahrt: Mucke, Steffi und Jörg.