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Mickey sah seinem Sorgenkind tief in die erweiterten Pupillen. Der nackte Bardot-Verschnitt war total bekifft. Gegen ihren Willen hatten sie ihr einen Schuss verpasst. Nur auf diese Weise war sie zu überreden gewesen, vor laufender Kamera weiterzumachen. Aber die Pausen, in denen sie einfach streikte, wurden immer länger.

»Los jetzt«, knurrte der dickliche kleine Mann in Cowboy-Kluft. Spötter nannten ihn einen »Russ Meyer für Arme«. Sie hatten nicht ganz unrecht. Mickey schlug sich seit Jahren auf dem Hardcore-Sektor herum, um einigermaßen über die Runden zu kommen. Hin und wieder bekam er ein paar Starletts mit großen Flausen und noch größerer Oberweite vermittelt. Von einem alten Freund, der es weiter gebracht hatte als er.

Mickey spielte die Talent-Sackgasse im Regelfall nicht einmal ungern. Aber was ihm da aufgehalst worden war ...

»Verdammt! Krabbel von mir aus in die Kulisse – aber beweg endlich deinen Arsch!«

Mickey brüllte, bettelte und führte sich auf wie Rumpelstilzchen vor dieser blöden Sache mit dem einen Bein. Er versuchte es abwechselnd mit Zuckerbrot und Peitsche. Nichts half.

Die anderen Darsteller wurden bereits ungeduldig. Mickey zahlte nicht nach zeitlichem Aufwand, sondern rein nach abgedrehten Gigs. Spaß und Kollegialität waren dadurch natürliche Grenzen gesetzt.

»Was ist denn? Hat die Kleine etwa noch Lampenfieber?«

Das war Lazarus. Auch so ein Freund eines Freundes.

»Sie kommt gleich!« Mickey erinnerte sich endgültig seiner schlechten Kinderstube und packte sie an den Haaren.

»Ich auch!«, kicherte Lazarus. »Kamera läuft?«

»Idiot!«, keuchte Mickey. Er schleppte Sonya durch das Gerümpel, das überall im Weg stand. Sie machte sich schwer wie ein Kartoffelsack.

Gerade als er sie mit einem Seufzer auf das Rundbett krachen ließ und dem Beleuchter das Zeichen gab, die Scheinwerfer aufzublenden, krachte noch etwas anderes.

Die Tür!

Schreiend und gestikulierend wie die Vandalen brachen mehrere bewaffnete Männer in das Set ein. Uniformierte und Zivil gekleidete bunt durcheinandergewürfelt.

Mickey ächzte und fasste sich an die talismanbehängte, fast fraulich ausgebildete Brust.

»Hände an die Decke, Gesichter zur Wand!«, bellte es militärisch.

Die Razzia schwappte wie eine Welle über alle Versammelten hinweg.

Nur einer spielte nicht mit.

Lazarus.

Als Mickey sah, was Lazarus aus seiner über einem Stuhl hängenden Jacke hervorzauberte, wurde ihm schwarz vor Augen. Sein Kreislauf kollabierte. Er war einfach nicht mehr geschaffen für solche Aufregungen. Vielleicht hätte er etwas weniger Koks und dafür mehr von den Pillen seines Medizinmannes schlucken sollen.

»Leg das weg, du blöder Idiot!«, schnappte Mickey mit zittrigen Knien.

Aber es war schon zu spät.

Der sehnige Kerl im Adamskostüm hatte bereits den Sicherheitsbolzen des Höllenapparats gezogen – und stellte sich den Bullen wild entschlossen und keinesfalls kapitulationsbereit entgegen.