Zum ersten Mal seit Aarons Tod berührte ihn das Wasser. Träge umspielten die Wellen seine Zehen im Sand. Im Dunkeln war vieles einfacher. Der Fluss und der Himmel über dem anderen Ufer zerschmolzen zu einer Einheit: Grau in Grau.
Er hätte vorhin gern mit Mara gesprochen, aber nicht in Sophies Gegenwart. Wenn Sophie da war, stand die Vergangenheit im Raum wie verbrauchte Luft. Seine Spaziergänge — oder Auszeiten, wie er sie nannte — dehnten sich weiter und weiter aus. Während er lief, konnte er das Gedankenkarussell manchmal zum Stillstand bringen.
Er setzte sich auf den Findling. Neuerdings wuchsen Flechten darauf, winzige weiße Rosetten. Sie breiteten sich aus wie Schimmelbefall zwischen dem Moos.
Heute gab es sogar etwas, über das er nachdenken wollte. Über Mara.
Sie wirkte so frei und ungebunden auf ihn. Sie konnte morgen verschwinden. Oder in der Nacht. Aber was sie auch hier wollte, er hatte das Gefühl, dass sie länger bleiben würde.
Diese kurze Umarmung vor der Laube … Er konnte nicht aufhören, daran zu denken. Ihr Körper hatte ihn erregt, und die Erinnerung an den Moment hockte hartnäckig in seinem Kopf, um von dort kleine Wellen der Lust in den Unterleib zu schicken.
Mach dich nicht lächerlich.
Er merkte selbst, dass er sich da in etwas hineinsteigerte, hineinsteigern wollte. Aber was sollte schlecht daran sein? An ein paar Gefühlen? Er nahm schließlich niemandem etwas weg.
Sophie und er hatten manchmal noch Sex, aber es hatte wenig mit Begehren zu tun, mehr mit dem Bedürfnis, sich gegenseitig ihrer Nähe zu versichern. Meist endeten sie aneinandergeklammert wie zwei Ertrinkende. Sophie weinte oft danach, Thies konnte sie nicht trösten. Nicht mal mit ihr darüber sprechen. Die Nähe war eine Illusion.
Thies streifte winzige Steinchen von den Fußsohlen und zog seine Sandalen an. Es wurde Zeit, zurückzugehen. Nach Hause. Trotz allem nannte er es so.
Er wettete gegen sich selbst: War Mara noch da, wenn er ankam, würde er das als ein positives Zeichen werten. War sie schon gegangen, hieße das, er bildete sich diese Nähe zu ihr nur ein.
Als er den Hof erreichte, brannte kein Licht mehr. Er ging die Treppe hinauf, betrat das Schlafzimmer und zog sich leise aus. Sophie hatte die Augen geschlossen. Er war nicht sicher, ob sie wirklich schlief.
Er kroch neben sie unter die Decke. Sie lag auf der Seite, mit dem Rücken zu ihm. Er schob vorsichtig einen Arm über ihre Hüfte, ließ seine Hand vor ihrem warmen Bauch ruhen. Nach einer Weile bewegte sie sich und verschränkte ihre Finger mit seinen.