Sie dachte, sie wäre zu früh, doch er wartete bereits auf sie. Als er sie sah, trat er zwischen den Büschen am Ufer hervor und begrüßte sie mit einem spöttischen Lachen.
Er riss sie am Handgelenk hinter den Ginster und die Brenndolden, hochgewachsen und dicht wie Wände. Er hob die Faust zum Schlag. Nie wusste sie vorher, wohin er treffen würde. Auf ihren Rücken, in den Magen, auf ihre Beine. Nie ins Gesicht, nicht auf den Hals, wo jemand die blauen Flecken hätte sehen können. Sie presste die freie Hand vor den Mund, damit sie nicht schrie. Er hatte es verboten. Ein Mucks zu irgendwem, und du kriegst mein Messer zu spüren. Er klopfte auf seine Hosentasche: Hier drin ist es. Also mach mich nicht wütend. Es steckte wirklich etwas unter dem Stoff seiner Jeans, sie konnte den Blick nicht abwenden. Da schlug die Faust zu, blitzschnell, in den Magen, es schnitt ihr den Atem ab, sie würgte.
Er hatte sie schnell da, wo er sie haben wollte: auf dem Boden, wo Disteln an ihren Haaren rissen. Breitbeinig stand er über ihr, sah auf sie herab, stieß Drohungen aus. Sie betete, lass es sein wie gestern. Lieber Gott. Lass es noch einmal gut gehen.
Sein Blick veränderte sich, fand den Fokus nicht mehr, das Flackern begann. Sie kannte ihn. Genau jetzt verlor er das Interesse. Das war das einzig Gute an ihm, dachte sie. Dass ihn nichts lange fesseln konnte, nicht mal die panische Angst in ihren Augen.
Er zog die Mundwinkel nach unten. Spuckte aus. Die schleimige Blase blieb in dem Fächer einer Strandgerste hängen. Er kickte mit dem Fuß Steine weg und zertrat die Asseln und Schaben, die Regenwürmer, die sich auf der feuchten Erde wanden, ihrer dunklen Verstecke beraubt. Sie war nicht besser als so ein Wurm. Genauso ausgeliefert. Und sie wollte weinen vor Dankbarkeit, dass er seinen Hass an ihnen abreagierte. Für eine kurze Weile. Bis ihn auch die zerquetschten Körper zu langweilen begannen. Und ihm erneut einfiel, warum er wütend war. Auf sie.
Warum er sie zwang, herzukommen. Abend für Abend. Es würde nie wieder aufhören.