Mader erwacht am Sonntagmorgen mit dröhnenden Kopfschmerzen. Er schwitzt wie ein Schwein. Ist verwirrt. Alles wahr? Nein, in dem Bett liegt nur er allein. Jetzt sieht er die Lippenstiftspuren am Kopfkissen. Also doch. Er spult den Film zurück. Der Abend in dem italienischen Lokal. Monika! Ihre Lippen, die nach frischen Erdbeeren schmeckten. Noch beim ersten Kuss hat er sich geschworen, den Geschmack nie wieder zu vergessen. Selbst wenn es vielleicht nur Labello war. Aber jetzt sind die Erdbeeren passé, verdeckt von der muffigsauren Pelzigkeit in seiner Mundhöhle. Er stolpert ins Bad, trinkt wie ein Verdurstender. Dann fällt ihm Bajazzo ein. Er greift zum Telefon.
Eine junge Frauenstimme sagt höflich-kühl: »Ja, es wäre schön, wenn Sie den Hund wieder entgegennehmen.« Das vorletzte ›e‹ klingt wie ein genervtes ›ä‹ in Maders Ohren. Er sieht auf die Uhr. Kurz nach acht. Er lässt sich zurück ins Kissen fallen. Noch mal Zusammenschnitt: Sie haben getrunken und gelacht. Alte Geschichten, Aktuelles, Monis unglückliche zweite Ehe mit einem Lokalpolitiker, der ständig unterwegs war, ihre drei Kinder, von denen zwei schon außer Haus sind, ihre Einsamkeit, ihre Sehnsüchte, seine Einsamkeit, seine Sehnsüchte. Und schließlich der erste Kuss. Und dann sie beide hier. Ihre fliederfarbene Unterwäsche unter dem Sommerkleid mit den zarten Mohnblüten, ihr weicher Bauch, ihr großer Busen, an den er sich geschmiegt hat wie ein Schiffbrüchiger. Und dann muss er eingeschlafen sein. Erschöpft, glücklich, willenlos. Ist das wirklich so passiert? Er weiß es nicht. Sein Kopf dröhnt, als wäre dort ein Bautrupp mit Presslufthämmern zugange.