Zankl staunt, als er den Herrn sieht, der gerade in den großen Audi vor dem Haus der Schossers steigt. »Herr Stöger?«
»Ach, Herr Zankl. Irgendwas Neues?«
Zankl schüttelt den Kopf und späht ins Wageninnere. Dort sitzen zwei dunkelhäutige Jugendliche, vertieft in ihre Handys. »Was machen Sie denn hier, Herr Stöger?«
»Ich habe mit Frau Schosser gesprochen. Wegen der Beerdigung. Der Verein will etwas Offizielles, eine Geste der Anteilnahme.«
»Warum sprechen die vom Verein nicht direkt mit Frau Schosser?«
»Weil ich Didis Berater bin. Also war.«
Zankl nickt dämlich. »Kennen Sie eigentlich Zlatan Doblanovic?«
»Natürlich. Zlatan hat gelegentlich für mich gearbeitet. Ich hab gehört, was passiert ist. Erschossen. Schrecklich.«
»Woher wissen Sie das?«
»Der ganze Verein spricht darüber. In der Zeitung steht aber nichts.«
»Wir bemühen uns, dass da nichts rausgeht, bevor wir nicht ein bisschen mehr wissen. Nach den Meldungen mit Djuvic und Schosser wäre das nicht gut.«
»Doping und Selbstmord. Ja, das wirft ein schlechtes Licht auf die Branche. Und jetzt auch noch Zlatan. Verdammt. Eigentlich würde Zlatan jetzt die beiden Jungs zum Training fahren.« Stöger deutet nach hinten ins Auto.
»Haben Sie eine Ahnung, wer Zlatan schaden wollte, mit wem er Streit hatte?«
»Leider nein. Zlatan war nicht gerade der vermittelnde Typ. Sehr emotional. Immer gleich auf zweihundert. Aber was unsere Zusammenarbeit betrifft: sehr zuverlässig und ein klasse Jugendtrainer.«
»Also keine echten Feinde?«
»Ich weiß es nicht. Entschuldigen Sie, Herr Zankl, ich muss jetzt los, die Burschen haben Training.«
Mit quietschenden Reifen fährt Stöger davon. Zankl sieht ihm nachdenklich hinterher.
Frau Schosser erwartet Zankl an der Haustür. Zankl atmet tief durch. Hallo ich bin der Typ, der seine Kollegen das letzte Mal nicht angekündigt hat. Das denkt er natürlich nur. Stattdessen sagt er: »Hallo, Frau Schosser, mein Name ist Zankl, Kripo, wir haben telefoniert.«
»Sie kennen Herrn Stöger?«, fragt Frau Schosser.
»Ja, er hat uns angerufen, als das Unglück am Olympiaturm passiert ist.«
»Es war kein Unglück. Und auch kein Selbstmord, wie die Zeitungen schreiben.«
»Nein, entschuldigen Sie. Sonst wäre ich auch nicht hier. Und was die Zeitungen schreiben, darauf haben wir leider keinen Einfluss. Herr Stöger hat mit Ihnen über die Beerdigung gesprochen?«
»Ja, auch darüber.«
»Worüber denn noch?«
»Er hat nach Dietrichs Laptop gefragt.«
»Warum das denn?«
»Sein Outlook-Kalender, Adressen, Zahlungseingänge. Er macht ja das ganze Geschäftliche, also, er hat es gemacht.«
Zankl runzelt die Stirn. »Tja, wegen des Laptops muss er wohl uns fragen.«
»Das hab ich ihm auch gesagt. Herr Mader hat den ja mitgenommen. Und was möchten Sie mit mir besprechen?«
»Wir müssen noch mehr über Didi wissen. Was er außer Fußball noch gemacht hat, ob er Freunde hatte, wie das mit dieser Lisa war. Wir suchen immer noch nach dem Motiv, wir fragen uns, ob ihm jemand schaden wollte.«