Schon frühmorgens sitzt Mader im Archiv des Regensburger Polizeipräsidiums über alte Dienstpläne gebeugt. Gruber hat ihm die Unterlagen zusammenstellen lassen. Alles ist fein säuberlich dokumentiert. In dieser Hinsicht ist deutsches Beamtentum spitze. Mader interessiert sich besonders für eine Person: für Peters Vater, einen direkten Kollegen seines Vaters. Der war am Tag des Überfalls krankgemeldet. Mader gleicht die Schichten ab, mit den Zeiten der Geldübergabe, den Anrufen der Geiselnehmer. Stets war Peters Vater nicht im Dienst. Krankheit oder Urlaub. Ist das ein Muster? Könnte man das nicht auch bei vielen anderen feststellen? Das war eine große Einheit. Mader geht alle durch und findet zwei Kollegen mit exakt denselben Abwesenheiten wie Peters Vater. Das ist ein Muster, denn er kennt die Männer. Es ist die Schafkopf-Runde, bei der auch sein Vater mitspielte.
Maders nächste Station ist das Grundbuchamt. Er findet schnell heraus, dass alle drei Kollegen seines Vaters Ende der Siebzigerjahre gebaut haben. Peters Eltern haben in Prüfening gebaut, mit Blick auf den Schlossberg. Gute Lage. Ähnlich ist es auch bei den anderen beiden. Der damalige Marktwert der Häuser und die schmalen Polizistengehälter passen nicht zusammen. Hätte jemand in diese Richtung gedacht, wären die Übereinstimmungen und Ungereimtheiten schnell ins Auge gesprungen. Aber niemand ist auf die Idee gekommen. Oder hat man es vermieden, in diese Richtung zu ermitteln? Wenn die drei die Täter waren, dann waren sie die ganze Zeit bis ins kleinste Detail informiert und lenkten die Ermittlungen genau nach ihren Bedürfnissen. Aber warum haben sie den Geiselaustausch mit seinem Vater akzeptiert? Oder ist sein Vater gar in die ganze Sache verstrickt gewesen? War er ein Teil von Plan B, falls bei dem Überfall etwas schiefgehen sollte und sie nicht unbehelligt aus der Bank rauskamen? Dass sein Vater selbst beteiligt gewesen sein könnte, beunruhigt Mader. Andererseits: Warum hätten sie ihn dann umgebracht? Er muss mit den alten Kollegen seines Vaters sprechen.
Nach ein paar Telefonaten weiß er, dass zwei der Männer bereits verstorben sind. Bleibt noch Peters Vater. Der lebt in einem Altersheim in Stadtamhof, wie er von Peter weiß.