RÜCKSICHTSVOLL

Mader liegt unruhig im Bett, kann nicht schlafen. Der Besuch in Unterhaching hat ihn mitgenommen. Zankl hat tatsächlich vergessen, sie anzukündigen. Wie peinlich. Die Mutter war bei der Nachricht vom Tod ihres Sohnes zusammengebrochen, den Vater hatten sie nicht erreicht, nur die Mailbox. Mader denkt an den aufgespießten Körper und das Gedärm am Sonnenschirm. Mader hat der Mutter nicht alles gesagt. Aber sie hat darauf bestanden, ihren Sohn morgen zu sehen. Er hat Dr. Fleischer noch auf die Mailbox gesprochen und sie gebeten, ein bisschen zu zaubern.

Marlon Schimmel geht ihm auch noch im Kopf herum. Abgebrühter Hund. Während er mit der weinenden Frau Schosser im Wohnzimmer saß, hat Marlon das Haus inspiziert, besonders den ausgebauten Dachstuhl, wo der Sohn gewohnt hat. Klar, er hat höflich um Erlaubnis gefragt, ist dann aber seelenruhig durch die Sachen gegangen. Er selbst verschafft sich bei solchen Gelegenheiten immer nur einen ersten Eindruck, will nur ein Gefühl für die Person bekommen, die dort gelebt hat. Subtil. Rücksichtsvoll. Das ist seine Art. Na ja, das interessiert die jüngeren Kollegen offenbar nicht sehr. Schossers Computer hat er Marlon aber nicht überlassen. So gut kennt man sich noch nicht. Der Laptop liegt jetzt hier auf seinem Couchtisch. Zankl soll sich den morgen näher ansehen. Wochenende hin oder her – er hat alle für morgen früh einbestellt.