»Das war eng mit den Cops«, meint Diego zu Andi, als er am Montagmittag am gemeinsamen Arbeitsplatz eintrifft. »Woher wussten die Bescheid?«
Andi zuckt die Achseln. »Keine Ahnung, woher die wussten, dass wir das Handy haben.«
»Die haben ihre Lauscher überall.«
»Offenbar. Wir können froh sein, dass sie uns nicht wegen Diebstahl eingelocht haben.«
»Allerdings. Meine Cousine wäre stinkbeleidigt gewesen, wenn ich gestern nicht zu ihrer Hochzeit angerückt wäre.«
»War’s denn schön?«
»Lustig. Eine krasse Sauferei. Die am Land kennen da nix. Mir brummt jetzt noch der Schädel. Jedenfalls gut, dass die uns nicht eingebuchtet haben.«
»Ja, Glück gehabt. War denen halt zu popelig in der Mordkommission. Die wollen nur wissen, warum der Heini da runtergedüst ist. Ist doch nicht so schwer. Astreiner Selbstmord. Diese Kicker sind ja oft noch blutjung und nicht ganz ausgereift in der Birne. Da kann dir der ganze Starrummel schon mal zu Kopf steigen. Also von wegen Profi. Und wir waren allerdings auch nicht so die Profis. Das blöde Handy hätten wir jedenfalls nicht abgreifen sollen.«
»Egal, Hauptsache, die denken nicht wirklich, dass wir ihn da runtergeschubst haben. So, an die Arbeit! Ist der Djuvic schon da?«
»Nebenan. Frisch aus der Rechtsmedizin.«
»Und? Stimmt das jetzt mit dem Doping, Andi?«
»Weiß ich doch nicht. Spielt ja auch keine Rolle. Hauptsache, er ist tot.«
Andi lacht. »Weißt du, was das Beste an unserem Job ist?«
»Nein.«
»Dass uns die Arbeit nie ausgeht.«
»Du sagst es.«
Andi reicht Diego ein Paket. »Deine Bestellung. Schau, ob alles drin ist. Nicht, dass was fehlt. Um 16 Uhr müssen wir bei denen in Aichach auf der Matte stehen.«
»Alles da«, murmelt Diego, nachdem er die Bekleidungsstücke durchgezählt hat.
Der geile Andi rührt eine Tinktur an, nimmt einen Pinsel aus dem großen Schminkset. »Dann wollen wir mal.«
Sie gehen in den Nebenraum. Djuvic liegt auf dem Edelstahltisch. Sehr stattliche Erscheinung. Eindrucksvolles Tattoo mit der kroatischen Fahne auf der breiten Brust. In klein und schrumpelig auch auf seinem Penis. »Strammer Nationalist«, witzelt Diego.
»Nicht mehr«, meint Andi trocken. Er fädelt die Sporthose bei den Füßen ein. »Hilf mir mal!« Gemeinsam ziehen sie Lucky an. Andi schnalzt mit der Zunge. »Bisserl knapp des alles.«
»Ist die größte Kindergröße. Der Zlatan hatte grad nix anderes da.«
»Des schaut doch irgendwie scheiße aus. Wie eine Wurschthaut.«
»Das trägt man jetzt wieder so. Körperbetont. Wie der Robben früher.«
Diego grinst und fährt mit Stutzen und Schuhen fort.
Andi kümmert sich um das Make-up.