Kapitel 7
»Kaffee?«
Ein Kaffeebecher, gehalten von einer zarten Hand, an dessen Gelenk eine feine, silberne Armbanduhr ruhte, tauchte im Türrahmen auf.
»Gott, ja«, sagte Frazer.
Wie erwartet kam Cora hinter der Tür hervor und ließ sich auf den Stuhl vor Frazers Schreibtisch fallen. Sie musterte das Zimmer und eine kleine Falte bildete sich zwischen ihren Augen. »Frazer.« Sie sah ihr in die Augen. »Dein Büro ist langweilig.«
Beleidigt sah sich Frazer um. Weiße Wände. Einfacher Schreibtisch. Telefon. Computer. Ein Aktenschrank, den sie nie benutzte und vor dem sie sich fürchtete, weil sie keine Ahnung hatte, welche Karteileichen darin vergraben waren. Sie richtete ihren Blick wieder auf Cora. »Ist es nicht.«
Die Art, wie Cora die Augenbrauen hob, war für Frazers Geschmack zu abschätzig. »Bist du hergekommen, um mein Büro zu beleidigen, oder um mir Kaffee zu bringen?«
Sofort hielt Cora ihr den Becher hin, den Frazer dankbar entgegennahm. »Drei Stückchen Zucker?«
Cora verdrehte die Augen. »Ja, du Fünfjährige, drei Stückchen Zucker.«
»Danke.«
Die Röte auf Coras Wangen passte nicht zu Frazers einfachem Dank. Cora senkte den Blick und nahm einen Schluck von ihrem eigenen Kaffee. »Kein Problem.« Sie atmete tief ein. »Ich muss deinen Suchtpegel ja aufrechterhalten.«
»Ich? Süchtig? Sagt die Königin des Kaffees.«
Cora lachte und sah Frazer direkt in die Augen. Etwas drehte sich in ihrem Magen um. »Das ist erst mein Zweiter. Wie viele hattest du schon?«
Cora hatte sie ertappt.
»Ähm … das ist mein vierter.«
Cora nahm nippte triumphierend an ihrem Becher. »Genau. Punkt für mich. Ich glaube, dass du mittlerweile im Minus bist.«
»Ich würde widersprechen, aber es heißt ja, dass man mit einer Wahnsinnigen nicht diskutieren soll.« Frazer trank noch einen Schluck und lehnte sich in ihrem Stuhl zurück.
Cora wippte mit dem Bein und starrte in ihren eigenen Kaffeebecher. Einen Augenblick lang breitete sich Stille zwischen ihnen aus.
»Alles in Ordnung?«
Cora schaute sie wieder an und nickte enthusiastisch. »O ja. Alles okay. Viel zu tun. Viele Entlassungen, die ich bearbeiten muss. Ich muss für die Leute ein paar Sachen organisieren. Wie steht es bei dir? Viele Babys?«
»Ich hatte heute Vormittag größtenteils pränatale Untersuchungen.« Das Bein wippte noch immer und Frazer beobachtete es einen Moment, bevor sie fragte: »Spaß beiseite, bist du sicher, dass du wirklich noch mehr Koffein brauchst?«
»Was?« Cora folgte Frazers Blick zu ihrem wippenden Bein. »Oh. Wahrscheinlich nicht.«
»Wann kommt Alec zurück?«
Der Kaffeebecher in Coras Hand verrutschte leicht und sie setzte sich aufrechter hin, um das Getränk nicht über ihr Oberteil zu verschütten. Das Polo-Shirt spannte über ihren Brüsten und Frazer hätte sich fast einen Krampf geholt, um ihren Blick stoisch auf Coras Gesicht zu halten, das nun etwas gerötet war, nachdem sie beinahe ihren Becher hatte fallen lassen.
»Ähm … in drei Tagen.«
Wenn sie an das Geschimpfe über die Ehe dachte, war Frazer nicht sicher, ob sie fragen sollte, ob sich Cora darauf freute. Deshalb entschied sie sich für ein Ausweichmanöver. »Drei Tage Freiheit – was hast du damit vor?«
»Oh«, Cora grinste, »vielleicht ein paar Stripper anheuern, die mehr Bauchmuskeln als Hirnzellen haben, meine gesamten Ersparnisse in Fünf-Dollar-Scheinen abheben und meine Zeit damit verbringen, sie in ihre knappen Slips zu stecken.« Cora wackelte mit den Augenbrauen und ihre Wangen wurden wieder rot. »Bist du dabei?«
»Wenn du mit Strippern meinst, dass wir was trinken gehen, bin ich dabei.«
Cora ließ sich dramatisch enttäuscht zurücksinken und seufzte schwer. »Na schön. Damit kann ich leben. Heute Abend?«
»Super. Wir haben einen Plan. Jetzt geh, ich bin schwer beschäftigt.«
Cora starrte sie an, ohne zu blinzeln.
»Ich habe in etwa fünf Minuten eine Beckenbodenuntersuchung, falls du mitkommen willst.«
Cora erhob sich schnell. »Nein, muss nicht sein, danke. Sagen wir um achtzehn Uhr an der Bar um die Ecke?«
»Klingt gut.«
Cora verharrte noch einen Moment und warf Frazer einen Blick zu, der sich nicht ganz deuten ließ, bevor sie sich umdrehte und das Büro verließ. Frazer sah ihr verwirrt hinterher.
Diese Freundschaftssache funktionierte gut. Freundschaftliche Freunde. Ja.
~ ~ ~
Über dem Haus lag eine Stille, die sich zum ersten Mal seit Alecs Abwesenheit beunruhigend anfühlte.
Normalerweise genoss es Cora, allein im Haus zu sein. Mit einem Buch in der Hand würde sie sich zwischen den Seiten verlieren und sich dann beeilen müssen, um das Abendessen für Alec vorzubereiten. Das Wohnzimmer war ihr Bereich. Bücherregale mit Klassikern und romantischen Geschichten und alle anderen möglichen Genres säumten die Wände. Das Holz war dunkel und die Couch cremefarbig. Alec hatte darüber die Nase gerümpft und gesagt, sie würde damit bestätigen, dass sie keine Kinder hatten.
Cora liebte die Couch. Sie sank tief ein, wenn sie sich draufsetzte. Nachdem sie sie gekauft hatten, hatte Alec sie auf die Polster geworfen und gelacht, als sie ihn mit sich gezogen hatte. Ihre Kleider hatten sie wenig später in einem wahllosen Muster um sich herum auf dem Boden verteilt.
Inzwischen blieb er fast immer oben in seinem Arbeitszimmer und recherchierte oder plante irgendetwas. Sie genoss die Ruhe. Es bedeutete, dass sie sich an diesen Abenden nicht stritten – oder schlimmer noch, an den gegenüberliegenden Enden der Couch saßen und sich anschwiegen, weil zwischen ihnen eine Lücke klaffte, die nur überwunden werden konnte, wenn einer von ihnen einen Kompromiss einging. Normalerweise war es Cora, die sich dazu bereit erklärte.
Heute machte sie das leere Haus rastlos. Sie war schon seit Tagen nervös. Eigentlich seitdem Alec gegangen war. Diesen riesigen Schritt, auf den sie so lange hingearbeitet hatte, hatte sie nur halb gemacht. Es war, als hätte sie sich selbst Mut gemacht, um zu springen, die Spannung hatte sich in ihren Muskeln aufgebaut und dann, gerade als sie springen wollte, hatte jemand sie festgehalten. So viel Adrenalin, und sie wusste nicht wohin damit.
Sie strich mit den Fingerspitzen über die Buchrücken. Wer würde ausziehen? Würden sie beide ausziehen?
Würden sie es wirklich durchziehen?
Meinte sie es ernst?
Sie würde es ihren Eltern sagen müssen. Ihren traditionsbewussten Eltern. Ihrer Mutter, der die Tradition, Kultur und Erwartungen ihrer südkoreanischen Eltern wie Kletten anhafteten, obwohl sie in Australien geboren worden war. Die australische Herkunft ihres Vaters, die sich mindestens über zwei Generationen zurückverfolgen ließ, machten ihn zur sichereren Adresse für diese Art von Nachrichten, dennoch …
Sie sah sich beinahe verzweifelt im Raum nach etwas um, das sie ablenken konnte.
Doch da war nichts.
Lisas Worte spukten ihr schon seit Tagen im Kopf herum. Allerdings waren nur die Worte hängen geblieben, von denen Lisa es sicher nicht erwartet hätte.
Sex mit einer Frau – einfach nur, weil es geht?
Ihre Freundin hatte sie überrascht.
Der Gedanke war ihr nie in den Sinn gekommen. Sie hatte Alec mit achtzehn kennengelernt. Und er war alles gewesen, was sie geglaubt hatte zu wollen. Er war alles gewesen, was sie gewollt hatte. Diese Version von ihm, die er geworden war, war es nicht. Oder hatte sie damals nur das in ihm gesehen, was sie sehen wollte, und hatte den Rest ignoriert?
Jedenfalls war Cora hetero. Andererseits war Lisa es auch, selbst wenn sie diese Erfahrungen gemacht hatte.
Kopfschüttelnd ging Cora nach oben, um sich ausgehfertig zu machen. Das Gedankenkarussell drehte sich. Was hatte Lisa noch gesagt? Wonach sehnte sie sich? Was brauchte sie? Ablenkung!
Warum also nicht ausgehen und sich betrinken? Vielleicht konnte Frazer ihr helfen, so etwas ähnliches wie einen Toyboy zu finden.
Alex und sie waren noch nicht einmal auf dem Weg, sich zu trennen, aber das bedeutete nicht, dass sie nicht gucken durfte!
Während der nächsten Stunden machte sich Cora langsam fertig zum Ausgehen und gab sich Mühe, die Krawatte zu ignorieren, die Alec auf seinem Nachttisch liegengelassen hatte. Die Vertrautheit löste bei ihr ein Schaudern aus. Das rastlose Gefühl flatterte noch immer in ihrer Brust.
Sie musste etwas tun.
Zufällig oder gewollt – sie war sich nicht ganz sicher – kam sie zu früh in der Bar an. Es war dieselbe Location, in die sie nach ihrem letzten großen Streit mit Alec gegangen war, und die vertraute Umgebung beruhigte sie etwas. Plötzlich war sie sehr dankbar dafür, zu früh zu sein. Sie bestellte sich ein Glas Weißwein und machte es sich dann in einer freien Sitzecke gemütlich. Das abgenutzte Leder gab unter ihr nach und knarrte leicht. Um sie herum wurde es langsam voller. Erneut sah sie Alecs Sekretärin Tia mit der Freundin, von der ihr Mann nicht wollte, dass sie sie traf. Die beiden Frauen saßen wie kichernde Teenager zusammen. Mit den Ellbogen auf den Tresen gestützt steckten sie tuschelnd die Köpfe zusammen. In der Ecke des Raums standen ein Schlagzeug und eine Gitarre; ein Zeichen dafür, dass heute Abend Livemusik auf dem Plan stand. Assistenzärztinnen und Ärzte kamen herein und stießen mit dem lang ersehnten Feierabendbier darauf an, eine weitere Woche überlebt zu haben.
Als sich Frazer mit zwei vollen Gläsern in der Hand und einem warmen Willkommensblick im Gesicht zu ihr gesellte, war nur noch ein Schluck Wein in Coras Glas.
Jetzt fand sie den Gedanken amüsant, dass sie Frazer mal für unausstehlich gehalten hatte. Sie nahm das zweite Glas entgegen, obwohl sie den Alkohol schon ein wenig spürte. Ihre Finger streiften Frazers und ein warmer Funken schoss vom Punkt der Berührung über Coras Arm.
»Hey! Entschuldige, dass ich etwas spät dran bin. Eine Frau hatte sich dazu entschieden, genau in dem Moment Wehen zu bekommen, als ich los wollte. Wie immer. Ich musste erst noch etwas vorbereiten, bevor ich sie der nächsten Hebamme übergeben konnte.«
»Kein Problem.«
Frazers Augen waren unglaublich grün. Sie hatte an einem Abend, als sie zusammen etwas getrunken hatten, erwähnt, dass ihre Eltern beide indischer Herkunft waren. Der dunklere Hautton, der aus diesem Erbe hervorgegangen war, ließ ihre Augen noch strahlender erscheinen.
War Cora das vorher noch nie aufgefallen?
Was Cora in dem Moment, als sich Frazer ihr zugewandt und freundlich gegenüber hinsetzte, am meisten auffiel, war, dass die Gedanken an Alec komplett in den Hintergrund rückten.
~ ~ ~
Es hatte etwas Intimes, wie Cora sich nach vorn zu Frazer beugte und ihre Aufmerksamkeit auf sie richtete, während Frazer sie mit einer Geschichte verwöhnte.
Ihr Kleid stand leicht offen und als Cora nach ihrem Glas griff, konnte Frazer sich nicht zurückhalten, ihren Blick von Coras Hals nach unten über das Dekolleté wandern zu lassen und die zarte Haut zu bewundern. Unter dem Tisch ruhte Coras Fuß an ihrem und hatte sich nicht bewegt.
Nach dem vierten Glas Wein hatte Frazer aufgehört, ihre Worte auf die Goldwaage zu legen und sich endlich entspannt. Wenn sie sprach, hielt sie Coras Blick fest, und legte ihr hin und wieder die Hand auf den Arm, während sie etwas erzählte.
Langsam wurde Frazer klar, dass Coras Augen genau das taten, was ihre eigenen machten. Sie konnte richtiggehend spüren, wie der Blick über ihre Haut strich und dafür sorgte, dass ihr warm wurde.
Freundinnen.
Dieses Wort war nach dem dritten Glas passé.
Das Flirten war zu einfach, sie genoss die zarte Röte zu sehr, die sich auf Coras Hals und Brust ausbreitete. Frazer hatte schon so lange nicht mehr geflirtet, dass sie eine Weile brauchte, um zu erkennen, was sie taten.
Wahrscheinlich war es eine schlechte Idee.
Ob bewusst oder nicht, Cora schaute auch immer wieder auf eine Stelle weit unter ihrem Mund. Hatte Frazer etwas verpasst?
Sie fühlte sich leicht benebelt und hörte auf, weiter darüber nachzudenken.
»Du hast auf der Highschool mit der Kapitänin des Footballteams geschlafen? Frazer, wie klischeehaft.«
»Sie war wirklich, wirklich heiß, wenn das irgendwie hilft.«
»Ich hätte dich nur nie so … vorhersehbar eingeschätzt.« Coras Augen glänzten, als sie den Kopf neckend schief legte.
Frazer bemerkte, dass ihre Augen goldbraun waren und zur Pupille hin beinahe schwarz wurden. Ein Kaleidoskop an Farben.
»Im letzten Jahr der Highschool mit der Kapitänin des Mädchen-Footballteams herauszufinden, dass du lesbisch bist?«
»Hey.« Frazer grinste. »Ich wusste lange vorher, dass ich lesbisch bin. Dank der Torwartin des Fußballteams zwei Jahre zuvor.«
Coras Lachen hatte etwas Einnehmendes. Es war schön, dass sie ihre Heiterkeit endlich zuließ. »Hast du dich durch die Sportteams gearbeitet?«
Frazer trank einen Schluck, anstatt zu antworten, und Cora riss die Augen weit auf. »Mein Gott, es ist wahr. Hast du eine von ihnen umgedreht?«
Lachend senkte Frazer den Blick. Cora zeigte plötzlich erstaunlich viel Interesse an ihrer sexuellen Vergangenheit. »Vielleicht – obwohl man Menschen nicht wirklich umdrehen kann.«
Der Ausdruck auf Coras Gesicht war offen und neugierig.
Frazer versuchte, nur ihre Freundin zu sein. Aber Cora machte es ihr sehr, sehr schwer.
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Nach dem fünften Glas Wein vergaß Cora alles.
Eine Stimme in ihrem Hinterkopf, die sich nach Lisa anhörte, erinnerte sie daran, dass sie einen Toyboy zum Anstarren hatte finden wollen. Stattdessen wollte sie nur weiter mit Frazer reden.
Das musste nichts bedeuten.
Jedes Mal, wenn Frazer ihren Arm berührte, fühlte Cora den warmen Abdruck noch lange, nachdem sie ihre Hand weggenommen hatte. Sie steckten ihre Köpfe nah zusammen, während sie sich Anekdoten und Geschichten erzählten, an die sich Cora morgen nicht mehr erinnern würde. Wenn Frazer etwas besonders Lustiges sagte, verzogen sich ihre Lippen zu einem halben, beinahe schiefen Lächeln. Sie hatte lange Wimpern, dunkel und voluminös, selbst ohne eine Spur von Make-up. Und ihr Mund hatte beinahe etwas Sinnliches. War Cora das vorher jemals aufgefallen? Sie war sich sicher, dass sie das Wort sinnlich in diesem Zusammenhang noch nie zuvor gedacht hatte. All ihre Erinnerungen wurden von Alec beherrscht. Nicht, dass das etwas heißen musste. Das hier konnte auch nur etwas Ablenkung sein. Spaß. Weder schlimm noch schädlich.
Lachend lehnte sich Cora auf ihrem Sitz zurück und Frazer tat es ihr gleich. Als ihre Heiterkeit abebbte, bemerkte sie den Lärm in der Bar.
Sie hatten nichts um sich herum mitbekommen, solange sie die Köpfe eng zusammengesteckt hatten. Aber die Blase platzte, als ein Musiker die Gitarre anschlug und die Leute anfingen, mitzusingen. Der Weg zur Theke war mit Menschen verstopft. Der Abend verwandelte sich in etwas, an dem Cora kein Interesse hatte. Clubs waren noch nie ihr Ding gewesen, selbst als sie im passenden Alter gewesen war.
Sie richtete ihren Blick wieder auf Frazers Lippen, noch bevor diese sich bewegten und sich die Worte in der Geräuschkulisse des Raums verloren. »Was?«, fragte Cora und beugte sich vor.
Frazer hob die Stimme. »Es wird laut!«
»Offensichtlich!« Cora zögerte einen Moment, aber der Wein half ihr. Warum nicht? »Wollen wir bei mir noch etwas trinken?«
Frazer antwortete nicht gleich. Enttäuschung machte sich in Cora breit und sie öffnete den Mund, um die letzte Bemerkung zu überspielen.
Doch statt der Ablehnung, die sie erwartet hatte, nickte Frazer nur knapp, griff sich ihre Jacke und ging zur Tür.
Sie streifte jede Menge Schultern auf dem Weg nach draußen und die warmen Körper der vielen Menschen um sie herum fühlten sich erdrückend an. Sie genoss die kalte Brise, die sie begrüßte, als sie die Bar verlassen hatten. Cora atmete tief ein. Erleichterung erfasste sie. Der Lärm der Bar wurde hinter der Eingangstür zu einem dumpfen Hintergrundgeräusch. Cora warf einen Blick auf ihre Uhr und zuckte ein wenig zusammen. Es war schon spät, aber zumindest war Wochenende. Sie würde den Tag morgen wahrscheinlich im Bett verbringen müssen, so wie sich die Welt um sie herum drehte. Sie lachte leise. Die Erde drehte sich immer, das war einfache Physik. Wobei sie sich sicher war, dass man das eigentlich nicht merken sollte. War sie die beste Physikerin aller Zeiten?
»Wollen wir uns ein Taxi teilen?«
Cora starrte Frazer an, deren Blick nicht ganz so fokussiert war. Grün und unfokussiert. Vielleicht war das auch nur Coras Wahrnehmung. »Alles dreht sich.«
»Alles ist verschwommen.«
»Wie viele Gläser Wein hatten wir?« Cora war sich absolut sicher, dass es nicht zu viele gewesen waren.
»Drei?«
»Ich erinnere mich an fünf.«
Frazer verzog das Gesicht. »Ah, okay. Das ist ein Unterschied.«
Ein Taxi fuhr vor und die Fahrgäste, die ausstiegen, torkelten noch mehr als sie selbst. Ein Typ stolperte und fiel hin, wobei er seine Freundin fast mit sich zog. Sie lachte schrill und schwankte auf Absätzen, die selbst im nüchternen Zustand zu hoch für Cora gewesen wären. Der Fahrer beugte sich vor und rief Frazer und Cora durch das geöffnete Fenster zu: »Brauchen die Damen ein Taxi?«
Cora, die immer noch über die betrunkene Gruppe kicherte, nickte und stieg ein. Frazer folgte ihr und beobachtete, wie die Gruppe in die Bar ging. »Diese Frau sieht mit den Absätzen aus wie eine Babygiraffe«, kommentierte sie.
Coras lachte laut auf, gab dann ein grunzendes Geräusch von sich und schlug eine Hand vor den Mund.
Frazers Kopf wirbelte herum. Das Grinsen auf ihrem Gesicht war bösartig. »Hast du gerade gegrunzt? Schon wieder?«
»Nein!« Cora murmelte peinlich berührt zwischen ihren Fingern hindurch.
»Wie eine betrunkene Babygiraffe.«
Cora gab Töne von sich, die durch ihre Finger, die sie fest auf ihren Mund gepresst hielt, nur noch verstärkt wurden. Beide brachen in lautes Gelächter aus.
Vom Fahrersitz kam eine genervte Stimme. »Adresse, Ladys? Und im Auto wird nicht gekotzt.«
~ ~ ~
Auf einmal hielt das Taxi vor dem Haus. Das war doch nie im Leben eine zwanzigminütige Fahrt gewesen! Da Cora als einzige Bargeld dabeihatte, gewann sie den Streit darüber, wer zahlen durfte. Frazer machte sich gedanklich die Notiz, beim nächsten Mal die Rechnung zu übernehmen, während ihre Finger erst mit dem Gurt und dann mit dem Türgriff kämpften. Als sie endlich ausstiegen, traf sie der genervte, finstere Blick des Fahrers.
Sie konnten trotzdem nicht aufhören zu lachen.
Auf der Veranda blieben sie leicht schwankend stehen, während Cora nach ihren Schlüsseln suchte und sie schließlich entzückt triumphierend hervorzog. Sie zog die Augenbrauen zusammen und schloss ein Auge, um den richtigen Schlüssel ins Schlüsselloch zu stecken.
Sie verfehlte es.
Die Szene kam Frazer merkwürdig bekannt vor. Die verschwommene Erinnerung an diese erste Umarmung war einfacher zu greifen, wenn sie am selben Ort stand. Coras Parfum, unaufdringlich und süß, war so nah wie in jener Nacht. Das Gefühl ihrer Wangen, die sich berührten, federleicht, ihre Mundwinkel, die aufeinandertrafen. Wenn sie Cora jetzt mit ihrem Körper an die Tür drücken und mit den Händen über ihren Körper streichen würde, um sie dann in ihren Haaren zu vergraben, würde Cora sie wegschieben? Oder sie reinbitten? Würde sie ihren Kopf zwischen die Hände nehmen und sie in einen verzweifelten Kuss ziehen?
Warum musste Frazer an so etwas denken? Vor allem bei ihrer verheirateten, heterosexuellen Freundin.
Es war ein krasses Klischee.
»Geschafft!« Die Tür schwang auf und Cora sah so stolz aus, als hätte sie gerade den Schlüssel zur Heilung von Krebs gefunden.
»Yeah«, sagte Frazer leise und biss sich auf die Lippe.
Frazer musste schleunigst mit diesen Gedanken aufhören. Sie musste sie sich selbst verbieten. Freundinnen. Eine freundschaftliche Freundin für die Freundin sein, die eine gute-Freundin-Freundin brauchte.
Aber der Wein und Coras Blick, der eine imaginäre Spur über Frazers Hals zog, lösten diese frommen Wünsche in Luft auf. Coras Finger lagen weich auf der Innenseite ihres Handgelenks.
Frazer spürte, wie die Stelle warm wurde, die sich bei einer Freundin nicht hätten regen dürfen.
Cora nahm ihre Hand und zog sie durch die Tür.
Sie führte Frazer durch einen Flur und schaltete das Licht ein. Irgendwann bog sie nach rechts ab und sie landeten in der Küche. Es war eine offene Wohnküche, an die sich Ess- und Wohnzimmer anschlossen. Frazer sah sich um und stieß ein leises Wow aus.
Cora steckte mit dem Kopf schon halb im Kühlschrank und wühlte darin herum, bevor sie mit einer Flasche Wein in der Hand wieder auftauchte. Als sie merkte, wie Frazer sich umsah, verdrehte Cora die Augen. »Oh, ich weiß. Es ist übertrieben.«
Übertrieben? Es war umwerfend. Solche holzvertäfelten Wände fand man nicht mehr in vielen Häusern. Die Küche war riesig, mit einer Kochinsel in der Mitte, über der Töpfe und Pfannen an Haken hingen. Eine weitere Arbeitsplatte grenzte den Küchenbereich ein wenig vom Rest des großen Raums ab. Im Essbereich stand ein riesiger Holztisch mit acht Stühlen. Glänzend, rustikal und ohne Tischdecke bildete er das Herzstück des Zimmers. Eine kleine Stufe führte runter in den Wohnbereich zu einer geräumigen, cremefarbenen Couch, die Platz für mehr Freunde bot, als Frazer hatte.
»Es ist unglaublich.«
Cora sah sich um und kräuselte leicht die Nase. »Ja, es ist ganz nett.«
Vielleicht hatte Cora nicht viel zur Einrichtung beigetragen?
»Du musst dich mal auf die Couch setzen. Sie ist zum Sterben bequem. Ich liebe sie so sehr, dass ich beinahe meinen Namen draufgeschrieben hätte«, sagte sie, während sie ein paar Gläser aus einem Hängeschrank nahm.
Lachend schlenderte Frazer durch den Raum und strich im Vorbeigehen mit den Fingern über den glatten Esstisch. Der Teppich im Wohnzimmer war weich und flauschig. Endlich ließ ihr vernebeltes Hirn zu, dass sie sich anständig umsah. Sie machte große Augen. Das Bücherregal an der Wand erinnerte an eine Bibliothek.
»Liest du gern? Denn –« Frazer drehte sich um, um mit Cora zu reden, und natürlich stießen sie dabei prompt zusammen. Ein Glas fiel zu Boden, das andere konnte Frazer retten.
Cora taumelte und Frazer schlang instinktiv ihre Arme um sie, damit sie nicht hinfiel. Frazer wollte sich entschuldigen, aber Cora lachte bereits, klammerte sich an sie und drückte ihre Stirn gegen Frazers Schulter. Frazer war zu betrunken, um sich darüber Gedanken zu machen, dass sie wahrscheinlich besser loslassen sollte. Als Cora den Kopf hob und sie ansah, verstummte ihr Lachen. Nur ein leichtes Lächeln umspielte noch ihre Mundwinkel.
Plötzlich war da nur noch sie – ihr fester Körper in Frazers Armen, die Röte auf Coras Wangen, die Wärme ihres Atems auf Frazers Lippen. Ihre Augen sahen nun ganz tief und dunkel aus und alles war so nah, dass Frazer nicht verhindern konnte, jedes einzelne Detail von Coras Gesicht in sich aufzunehmen.
»Du hast Sommersprossen auf der Nase.« Frazer erkannte ihre eigene Stimme nicht wieder.
Coras Stimme klang dunkel und warm und war von etwas durchzogen, das Frazer zuvor noch nicht gehört hatte. »Du hast eine Sommersprosse im Auge.«
Frazer schluckte schwer und nickte.
Sie spürte, wie sich Coras Oberkörper fester an sie drückte. Dunkle Augen blickten von Frazers Lippen zu ihren Augen, zurück zu ihren Lippen und dann beugte sich Cora einfach die ein oder zwei Zentimeter vor, die noch zwischen ihnen lagen.
Alles in Frazer spannte sich an. Panik ließ ihren Magen verkrampfen. So hatte sich Frazer nicht mehr gefühlt, seitdem sich zum ersten Mal ein Mädchen zu ihr gebeugt hatte, um sie zu küssen.
Coras Augen waren fast geschlossen und ihr warmer Atem vermischte sich mit Frazers. Frazer traute nicht, sich zu bewegen, aus Angst, der Moment würde vergehen und Cora verschwinden, so, als versuchte man, Wasser in den Händen zu halten.
»Ist das in Ordnung?«
Coras geflüsterte Worte waren kaum zu hören und Frazer riskierte es, sich zu bewegen. Sie nickte, kaum merklich, und plötzlich war nichts mehr zwischen ihnen.
Es war ein einfacher Kuss, zwei Lippenpaare, die aufeinandertrafen. Und da Frazer panische Angst davor hatte, sie zu verschrecken, bewegte sie sich nicht.
Aber als Cora zögerlich die Lippen öffnete und leise seufzte, wurde Frazer klar, dass sie sich keine Sorgen zu machen brauchte. Coras Mund öffnete sich und ihre Zunge strich sanft über Frazers Lippen. Mehr war nicht nötig. Frazer ließ das Glas fallen und vergrub ihre Hände in Coras Haaren.
Das alles ergab keinen Sinn. Es gab keine Vergangenheit, die sie verband, keine heimliche Liebe, keine Sehnsucht, die sich langsam über verstohlene Blicke hinweg aufgebaut hatte. Aber in diesem Moment hätte Frazer sich nicht zurückhalten können, selbst, wenn sie es versucht hätte. Sie erlaubte ihrer Zunge endlich, Coras zu umspielen, und als sie dafür ein kehliges Stöhnen erntete, wurde es ganz warm in ihrem Bauch.
Ihr Vertrauen wuchs und Frazer steigerte die Intensität, bis der Kuss nur noch aus Zungen und Zähnen bestand. Es war chaotisch und köstlich, als sie die Stufe hinauf stolperten. Cora stieß an den Tisch hinter sich und Frazer legte ihre Hände flach auf die Holzplatte. Und obwohl Cora den Kuss nicht unterbrach, spürte Frazer ihr Innehalten, das kurze Aufblitzen eines Zögerns, bevor sich Cora auf den Rand des Tisches setzte. Dann glitten Coras Lippen langsam weg von Frazers Mund, über ihr Kinn, ihren Hals herunter. Wärme breitete sich auf ihrer Haut aus, als Cora mit der Zunge warm und feucht über ihren Puls leckte.
Frazers Knie wurden schwach. »Cora?«
»Hm?« Das Summen an ihrem Hals machte es ihr nicht gerade leichter.
»Wir können aufhören, wenn du willst.«
Cora lehnte sich zurück und Frazer hätte fast aufgestöhnt. Ihre feuchten Lippen schimmerten im gedämpften Licht, und als sich Cora auf die Unterlippe biss, spürte Frazer ein Ziehen in ihrem Unterleib. Ihr wurde klar, wohin das hier führen würde, als Cora den Blick senkte. Dieses eine Mal, als ich eine Frau geküsst habe . Frazer war schon einmal dieses Experiment gewesen, aber jetzt wollte sie es nicht wieder sein. Sie wollte nicht, dass es damit endet.
Die dunklen, tiefen Augen sahen endlich wieder zu ihr auf. »Ich will nicht aufhören«, sagte Cora, aber Frazer war sich da nicht so sicher. »Aber ich … ich weiß nicht, wie …« Cora hielt inne, als wäre sie von sich selbst frustriert, biss auf ihre Unterlippe und blickte hilfesuchend nach oben an die Decke.
Das war es also. Verdammt. Wie sollte sie Cora sagen, dass ihr dieser Kuss fast schon gereicht hatte, um zu kommen? Sie fühlte sich wie eine Siebzehnjährige.
Küssen schien Frazers beste Option zu sein. Sie lächelte und antwortete leise. »Ich zeig’s dir.«
Coras Pupillen wurden ganz groß.
Als Frazer sie erneut küsste, packte Cora sie fest an ihrer Bluse und zog sie an sich. In diesem Moment entschied Frazer: Wenn Cora sie wollte, selbst wenn es nur für eine Nacht war, würde Frazer dafür sorgen, dass es eine Nacht wurde, die sie nie vergaß.
Frazer schob Coras Kleid nach oben, bis es sich um ihre Hüften schmiegte, und strich mit ihren Fingern über Coras nackte Oberschenkel. Weich wie Seide, warm. Cora zog Frazer noch näher an sich, sodass sie zwischen ihren Beinen stand. Ganz langsam ließ Frazer ihre Fingerspitzen weiter über die weiche Haut gleiten, sie spürte, wie Cora die Hüften bewegte und damit ein Stöhnen auslöste, das von ihnen beiden hätte kommen können. Die Wärme in Frazers Bauch trieb sie dazu an, ihre Lippen auf Coras Hals zu pressen und ihre zarte Haut zu küssen. Langsam. Sie würde sich Zeit lassen. Der Moment des Zögerns vorhin hatte Frazer deutlich gemacht, wie wichtig es war, Cora die Zeit zu geben, die sie brauchte.
Sie biss sanft in Coras Hals und beruhigte die Stelle sofort wieder mit der Zunge. Sie konnte Coras tiefes, kehliges Stöhnen körperlich spüren.
Und sie konnte sich nicht mehr beherrschen.
Frazer presste ihre Lippen fest auf Coras und spürte, wie sich deren Hände in ihren Haaren vergruben. Frazer zog Cora das schwarze Kleid über den Kopf und warf es achtlos hinter sich. Einen Augenblick lang konnte sie die halbnackte Frau vor sich nur anstarren. Sie verlor sich im Anblick der weichen Brüste in einem schwarzen BH, dann zog Cora sie wieder an sich.
Ihre Zähne stießen aneinander, als ihre Lippen sich trafen, und Cora schlang die Beine um Frazers Taille, während sie begann, sich an ihr zu reiben. Frazer war bereits so feucht, dass es peinlich war. Härter als beabsichtigt kratzte sie mit den Fingernägeln über Coras Haut und den zarten Stoff ihres BH. Coras Stöhnen ermutigte sie und Frazer fuhr mit den Fingern an den Trägern entlang. Sie öffnete den BH, zog ihn Cora über die Schultern und warf ihn zum Kleid. Sofort umschloss sie die weichen Brüste mit den Händen und strich mit den Daumen über die harten Nippel.
Frazer hörte Coras keuchenden Atem, als sie ihren Hals küsste und mit der Zunge über ihr Schlüsselbein leckte. Es gab nichts außer Cora. Die Bewegung ihrer Hüften, die Stellen, die sich verzweifelt nach Berührung sehnten, machten Frazer wahnsinnig. Ihre Lippen wanderten wieder hoch, um Cora zu küssen, während sie ihre Hände weiter nach unten wandern ließ. Irgendwie öffneten sich die Knöpfe von Frazers Bluse und sie zerrte gleichzeitig an Coras Unterwäsche. Sie machte einen kleinen Schritt zurück, damit sie Cora den Slip vollständig ausziehen konnte.
Cora lehnte sich nach hinten auf den Tisch. Die Haut in ihrem Gesicht und ihrem Dekolleté war gerötet und sie trug nur noch ihre High Heels. Langsam strich Frazer mit den Händen von Coras Knien über ihre Oberschenkel zu ihrer Mitte hin. Sie konnte die Gänsehaut unter ihren Fingern fühlen. Frazer küsste sie sanfter als zuvor und fuhr dabei mit den Knöcheln über weiche Locken und noch weichere Haut. Cora seufzte und ließ den Kopf in den Nacken fallen. Sie setzte sich auf den Tisch und Frazer glitt mit ihrer Zunge über ihren Hals zu ihren Nippeln. Zugleich streichelte sie mit den Fingern ganz leicht über Coras empfindlichste Stelle. Der Rhythmus ihrer Zunge auf Coras Brust war schneller als der ihrer Finger. Cora drängte sich ihr entgegen, ihre Hüften schienen sie anzuflehen, ihr mehr zu geben, aber Frazer genoss die feuchte Wärme unter ihren Fingern und ging völlig darin auf, Coras offensichtlichen Genuss in die Länge zu ziehen.
»Bitte.« Es war nicht ganz Flüstern, nicht ganz Stöhnen, irgendwas dazwischen.
Frazer biss sanft zu, und dieses Mal war die Antwort definitiv ein Stöhnen.
Eine Hand in Frazers Haar drückte ihren Kopf nach unten. »Bitte!«
Das war eindeutig.
Frazer sank auf die Knie und malte mit ihrer Zunge Muster auf Coras Oberschenkel. Sie schob langsam zwei Finger in sie hinein und krümmte sie so, dass Cora aufschrie, sich auf dem Tisch wand und blind nach Frazers Schultern griff. Ihre Absätze gruben sich in Frazers Rücken.
Als Frazer ihre Zunge gegen Coras Klitoris drückte und sie im Rhythmus ihrer Handbewegungen leckte, packte Cora sie so fest, dass sie morgen einen blauen Fleck an der Stelle haben würde.
In diesem Moment existierte in Frazers Welt nichts mehr außer dem Tempo, das Cora mit ihren Hüften vorgab, ihrem Geschmack und dem überwältigenden Drang, sie kommen zu lassen. Sie wollte, dass es nie aufhört.
»Frazer!«
Ihr Name hatte noch nie so verrucht geklungen.
Schließlich ließen die Finger ihre Schultern los und gruben sich wieder in ihre Haare. Coras Hüften verloren den Rhythmus, ihr ganzer Körper spannte sich an und Frazer fühlte ihre Fingernägel auf ihrer Kopfhaut. »Fester.«
Frazer griff mit ihrer freien Hand nach Coras Hüfte, um sie fester an sich zu drücken.
»Hör nicht auf.«
Oh, das würde sie nicht. Als Frazer einen dritten Finger krümmte, krallte sich Cora an sie und kam. Frazer verlängerte ihren Orgasmus mit langsamen Bewegungen und hörte erst auf, als die Finger ihre Haare losließen.
Frazer stand auf und kletterte auf den Tisch, um sich rittlings auf Cora zu setzen. Sie strich ihr sanft die zerzausten Haare aus der Stirn. Ihr Atmen war das einzige Geräusch im Raum. Als Cora die Augen öffnete, musste Frazer etwas über den weggetretenen Blick lachen. »Hi«, murmelte sie.
»Heilige Scheiße.«
Frazer musste laut lachen.
Cora lächelte verlegen. »Das war als Kompliment gemeint.«
»Oh, ich weiß.«
Offensichtlich konnte sie sich wieder bewegen, denn Cora strich mit der Hand über Frazers nackten Oberschenkel, wo ihr Rock nach oben gerutscht war.
Sie beobachtete ihre eigenen Finger und schüttelte dann den Kopf. »Das war … du …« Ihr fehlten offenbar die Worte. Frazers Hand lag direkt neben Coras Ohr, die Handfläche flach auf die Tischplatte gedrückt, um sich abzustützen. Cora drehte den Kopf, um ihr Handgelenk zu küssen, und sah sie dabei an.
Die sanfte Berührung ließ eine Welle der Erregung durch Frazer pulsieren. Coras Hände strichen wieder über Frazers Oberschenkel, schoben den Saum ihres Rocks nach oben und ertasteten dabei die offene Bluse, die noch um ihre Schultern hing. Sie zog Frazers Gesicht zu sich, um sie zu küssen.
»Du«, sagte Cora »hast noch deine Bluse an. Ich nicht.«
Obwohl sie immer noch betrunken und selbst sehr erregt war, zögerte Frazer, unsicher, wie weit Cora gehen wollte. Sie war selbst nah an ihrem Orgasmus, nachdem sie gespürt hatte, wie Cora gekommen war. Sie setzte sich aufrecht auf Cora, ihre Oberschenkel umrahmten ihre Hüfte. Dann strich sie sich mit den Fingern zwischen ihren eigenen Brüsten entlang zu ihrem Bauch, wo sie mit dem Saum ihrer Bluse spielte. »Diese Bluse?«
Diese sonst bernsteinfarbenen Augen waren jetzt viel dunkler, ihr Blick folgte Frazers Händen wie hypnotisiert. Coras Zunge blitzte zwischen ihren Lippen hervor. Sie nickte und Frazer zog ganz langsam die Bluse aus.
Cora half ihr dabei und Frazer ließ sich wieder nach vorn fallen, bis sich ihre Lippen berührten. Ein Schauer rann über ihren Rücken, als Coras Hände über ihre Schenkel, ihren Bauch und ihre Brüste strichen. Dann fuhr sie mit den Nägeln über Frazers Wirbelsäule und Frazer konnte nicht anders, als sich gegen Cora zu pressen.
Quälend langsam schoben Coras Hände Frazers Rock weiter nach oben. Ihre Finger umspielten den Saum ihres Slips und waren mehrfach gefährlich nah dran, die empfindliche Haut zu berühren, bevor das Spiel wieder von vorn losging. Frazer versuchte ihre Hüften unter Kontrolle zu behalten. Sie wollte Cora zu nichts drängen.
Gerade als Frazer dachte, dass sie kommen würde, wenn sie ihre Hüften nur noch einmal leicht gegen Coras tastende Finger presste, unterbrach sie den Kuss und legte ihre Lippen an Coras Ohr. Sie musste es trotz ihres Verlangens sagen. »Du musst nicht.«
Cora erstarrte. Ihr Gesicht war in Frazers Haaren vergraben. »Ich will es – aber was, wenn …«
Frazer beugte sich ein wenig von ihr weg, um ihr in die Augen sehen zu können. »Wenn was?«
»Ich habe noch nie … niemals zuvor …« Das beschämte Lächeln auf Coras Lippen, ließ Frazer innerlich schmerzhaft zusammenzucken. »Ich weiß nicht, was ich tue. Was, wenn ich es nicht schaffe, dass du dich so gut fühlst wie ich eben?«
Darüber machte sie sich Gedanken? Frazer legte ihre Hand auf Coras, die jetzt ruhig auf ihrem Oberschenkel lag, und begann sie zu führen. Cora entspannte sich und ließ Frazer mit ihrer Hand langsam über den zarten Stoff ihrer Wäsche streichen. Frazer biss sich auf die Lippe und stöhnte leise, ihr Mund war noch immer nahe an Coras Ohr.
»Cora. Das hast du schon.«
»Zeigst du es mir?«
Ihre Stimme klang leise und atemlos und Frazer war davon überzeugt, dass Cora wissen musste, was sie mit ihr anstellte. Sie führte Coras Hand sanft unter ihren Slip und strich mit ihren Fingern über ihre feuchten Schamlippen. »Gott, Cora.«
Dann schob Cora Frazers Hand beiseite und drang mit zwei Fingern in sie ein.
Frazer richtete sich ruckartig auf und warf den Kopf zurück. Sie versuchte, ihren Blick auf Cora zu richten, versuchte, sie mit ihren Augen zu ermutigen, aber das Gefühl, das Coras Finger, die langsam immer mutiger wurden, erzeugten, nahm ihr jegliche Fähigkeit, irgendetwas anderes zu tun, als zu fühlen.
Es war zu langsam, quälend langsam, aber irgendwie wurde es dadurch nur intensiver, und ihre Hüften bewegten sich in Coras Takt. Als sich ein weiterer Finger in sie schob, stöhnte sie auf und ihr Blick richtete sich wieder auf Cora. »Das«, stöhnte sie, als Cora sie mit großen Augen ansah, »fühlt sich so gut an.«
Coras andere Hand umfasste Frazers Hüfte, um ihre Bewegungen zu führen. Als Cora ihre Finger krümmte, dachte Frazer, dass sie genau hier und genau so sterben wollte. Sie packte Coras Hand an ihrer Hüfte und grub die Nägel in ihre Haut.
»Du siehst …« Cora beendete den Satz nicht und Frazer hörte sie kaum.
Cora hatte ein Bein hinter Frazers Rücken angewinkelt und Frazer lehnte sich dagegen, während ihre Hüften ein wenig das Tempo erhöhten, auch wenn sie Cora größtenteils den Rhythmus vorgeben ließ. Coras Hand bewegte sich langsam und bestimmt, ihr Daumen strich genau über die richtige Stelle und Frazer stöhnte.
Der Druck erhöhte sich und alles in Frazer spannte sich an und begann zu vibrieren. Als die Wärme sich von ihrem Bauch aus über dem ganzen Körper ausbreitete, schloss sie die Augen und kam endlich unter Coras Fingern. Sterne explodierten in ihrem Kopf. Dann sackte sie nach vorn und ließ ihre Stirn auf Coras Brust sinken. Das Blut pulsierte eine gefühlte Ewigkeit in ihren Ohren, bis ihr langsam dämmerte, dass Coras Hand noch immer in ihr war. Mit der anderen strich sie ihr mit langsamen, sanften Bewegungen über den Rücken. Frazers Atmung beruhigte sich wieder und sie öffnete die Augen.
Cora lächelte sie sanft und beinahe schüchtern an. »War das in Ordnung?«
Frazer lachte und legte sich mit ihrem gesamten Gewicht auf sie.
Sie steckte in Schwierigkeiten.