Twelve
M ya saß auf der Motorhaube des Firebird und blinzelte in den Sonnenaufgang. Sie fühlte sich zerschlagen, ihr Kopf dröhnte. Neben ihr lehnte Rap, während Exx vor ihnen auf- und ablief, ein Handy am Ohr. In seinem Rücken erhoben sich die Türme des Gaskraftwerks von Moss Landing.
»Sie bleibt bei uns«, hörte sie ihn sagen, bevor er verstummte. Nach einer Weile redete er weiter: »In Ordnung, aber das Risiko gehen wir ein. Ich habe gesehen, wie gut sich Ihre Agenten geschlagen haben.« Aufs Neue eine Pause. »Der Deal bleibt bestehen. Wir werden vor Ort sein. Ich melde mich in vier Stunden wieder.« Er legte auf und starrte in die Ferne.
»Was gibt’s, Bro?« Rap spuckte aus. Getrocknetes Blut klebte an seiner Stirn und in seinen Haaren.
Exx drehte sich um. »John Marella ist ziemlich wütend auf uns. Drei ICE Agenten mussten wegen Mya sterben.«
Sie schlug sich die Hand vor den Mund. Kate Rosales hatte es nicht geschafft. Zum wiederholten Mal schossen ihr Tränen in die Augen. Es schien, als wäre ein Damm gebrochen. Sie konnte nicht mehr damit aufhören. Obwohl sie Raps forschenden Blick auf sich fühlte, gelang es ihr nicht, sich zusammenzureißen.
»Ist okay«, murmelte er und zischte in Richtung seines Kumpels: »Halt doch die Klappe!« Doch Exx war nicht mehr zu bremsen.
»Hör mit der Heulerei auf«, schrie er sie an. »Ich habe dir gesagt, was auf dich zukommt! Es ist nicht mehr wie damals, als wir Walt umgebracht haben. Das hier ist ein verdammter Krieg, Mya, sieh es endlich ein!«
Sie unterdrückte ein Schluchzen. Exx kam auf sie zu. »Wegen dir habe ich meinen Club verraten. Ich habe in den letzten Stunden alles für dich aufs Spiel gesetzt und ich frage mich verdammt nochmal ständig, warum ich das tue.« Er blieb stehen. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen. »Du wirst deinen Flug umbuchen«, sagte er und warf ihr das Handy zu. »Es ist zu gefährlich, dich heute nach San Francisco zu bringen. Keine Ahnung, was die Mesa bereits weiß. Wir verstecken dich, ziehen unser Ding durch und fahren dich dann nach Los Angeles.«
»Los Angeles?«, hakte Rap nach. Die beiden fixierten sich.
»Ich gehe nicht nach Kanada.« Exx sah aus wie ein sprungbereiter Tiger. Mya verstand nicht, worum es ging.
Rap verzog den Mund. »Die werden uns finden.«
»Dann ist es so. Ich laufe nicht davon. Habe ich noch nie getan. Wir bringen Mya zu ihrem Flugzeug und dann kannst du gerne abhauen. Ich jedenfalls werde nicht den Schwanz einziehen.«
»Als hätte ich dich je im Stich gelassen.« Rap rieb sich gereizt den Nacken.
Sie blickte von einem zum anderen. Noch immer spürte sie die grenzenlose Panik nachhallen, die sie überfallen hatte, als sie im Safe House von den Schüssen geweckt worden war. Der kurze unruhige Schlaf hatte sie hochsensibel gemacht. Es graute ihr davor, den Gangstern der Nuestra Familia womöglich erneut in die Hände zu fallen. Vor lauter Entsetzen hatte sie die Wand mit den Nägeln zerkratzt, in der unsinnigen Hoffnung, irgendwo ein Loch zu finden, in dem sie sich verstecken konnte. Erst Raps Stimme hatte sie ein wenig beruhigt.
»Ich bin euch so dankbar, dass ihr gekommen seid«, brach es aus ihr heraus. »Ich habe nie gewollt, dass ihr wegen mir in Schwierigkeiten geratet.«
Exx schnaubte. »Das sind mehr als Schwierigkeiten, Mya.« Er deutete mit dem Kinn auf das Handy in ihrem Schoss. »Ruf bei der Fluggesellschaft an. Du fliegst von Los Angeles. Frühestens in drei Tagen.«
Sie rieb sich die Stirn. »Meine Tasche ist noch im Safe House. Ich erinnere mich nicht an meine Flugnummer ...« Sie brach ab und wischte sich neuerliche Tränen weg. »Gib mir noch ein wenig Zeit.«
»Wir haben keine Zeit!«
»Lass uns in ein Motel fahren«, schlug Rap versöhnlich vor. »Wir brauchen etwas Schlaf und müssen deine Wunde verarzten.«
Exx fasste sich an die Seite und winkte ab. »Halb so schlimm.«
»Heute Abend steigt die ganze Sache. Ich bin dabei, aber ich brauche einen klaren Kopf. Und etwas Schlaf«, beharrte Rap.
Exx sah von ihm zu Mya. Sie war zu schwach, um zu reagieren, und schließlich nickte er. »Wir fahren in Richtung Norden. Watsonville. Dort haben die Braunen keine Allianzen und es liegt nicht zu nahe an Gilroy.« Er überlegte. »Wir müssen den Firebird loswerden. Damit sind wir so auffällig wie ’ne nackte Hure.«
»Dann lass uns einen kurzen Abstecher nach Castroville machen«, schlug Rap vor.
»Zu gefährlich.« Travis schüttelte den Kopf.
»Wir fahren rein und wieder raus.«
Mya wusste, wovon ihre Freunde sprachen. In Castroville betrieb Ernie Hicks, ein ehemaliger Nachbar der beiden, einen Schrottplatz. Dort hatten sie vor zehn Jahren auch das Auto von Walt Chandler entsorgt, damit es die Polizei nicht fand.
»Ich weiß nicht, ob wir Ernie noch vertrauen können. Er hat sich die Sache damals teuer bezahlen lassen.«
»Der Firebird ist gutes Geld wert!«, widersprach Rap. »Ernie kann die Einzelteile verkaufen. Sammler zahlen ein Schweinegeld dafür.«
Travis atmete hörbar aus. »In Ordnung. Je heller es wird, desto mehr Leute sehen uns. Lass es uns versuchen.«
Sie stiegen alle ins Auto und Mya schloss die Augen. Sie war erschöpft und dennoch hellwach. Ihre Hände umklammerten das Handy, in ihrem Kopf kreisten die Gedanken. Wenn sie später nach Hause flog, musste sie ihren Arbeitgeber benachrichtigen. Doch was sollte sie ihrem Chef sagen? Etwa ›Es tut mir leid, ich wurde entführt und befinde mich noch auf der Flucht‹ ? Es war absurd. Diese ganze Geschichte war völlig aus dem Ruder gelaufen, ihr Leben reduziert auf das eine Minimum, das Überleben hieß. Und dennoch drängte sich die Sehnsucht nach Normalität in ihre Ängste, jene Überlegungen, was ihre Kollegen in der Arbeit wohl gerade taten. Was Benjamin tat. Sie wollte nur noch fort von hier.
»Wir sind da.«
Mya öffnete die Augen. Die Fahrt hatte nur etwa zehn Minuten gedauert und sie sah die schweren Eisengittertüren, die Ernies Hof von der Straße trennten. Zu dieser Zeit waren sie noch verriegelt und zwei geifernde Rottweiler hielten Wache. Mit gefletschten Zähnen streckten sie ihre Köpfe durch die Gitterstäbe, als Rap und Exx ausstiegen.
»Bleib sitzen!« Rap schlug die Tür zu und Mya rutschte nach unten. Durch die zerschossene Frontscheibe beobachtete Mya ihre Freunde. Sie klingelten. Ernie erschien erst nach einigen Minuten. Er war fetter, als Mya ihn in Erinnerung hatte. Ein verschlissenes Hemd umspannte den enormen Bauch, der ihm über die Jogginghose hing. Ungepflegte Haare fielen Ernie in die Stirn und Mya musste unwillkürlich an den Tag zurückdenken, als sie ebenfalls in Walts Auto gewartet hatte, während Rap und Exx einen Deal abgeschlossen hatten, um den Chevi ihres Pflegevaters für immer verschwinden zu lassen. Es war lange her, doch nicht lange genug, um zu vergessen. Das würde ihr niemals gelingen.
Nach einer Weile ging Exx zum Firebird zurück. Er ließ sich auf den Fahrersitz fallen und startete den Motor.
»Er geht darauf ein?«, fragte Mya leise.
»Sieht so aus. Hoffen wir, dass ihm die Karre reicht und er nicht gegen Geld zu plaudern beginnt. In Ernie mag noch immer der nette Nachbar von früher stecken, aber für ein paar Scheinchen prostituiert er sich auch gerne mal.«
Exx fuhr das Auto durch die Eisengittertore, die Ernie inzwischen geöffnet hatte und hinter ihnen sofort wieder schloss. Die Rottweiler waren mittlerweile in einem Zwinger und bellten.
»Mya«, Ernie nickte ihr zu, als sie ausstieg, »hätte nicht gedacht, dich je wiederzusehen.«
»Hätte ich auch nicht gedacht«, murmelte sie.
Er musterte sie. »Bist du geschlagen worden?«
Sie schüttelte den Kopf und suchte Schutz hinter Rap. »Alles okay, Ernie, vielen Dank.«
»In was seid ihr da reingeraten?« Misstrauisch verengte er die Augen. »Steht mir demnächst eine Razzia wegen euch ins Haus? Dann will ich mehr Kohle sehen.«
»Keine Sorge, Mann, niemand wird dir gefährlich werden.« Travis deutete auf die Motorhaube. »Du solltest nur den Aufkleber verschwinden lassen, bevor du die Kiste zerlegst.«
»Green Army.« Ernie wiegte den Kopf hin und her. »Ich weiß nicht, Leute. Die Typen haben ’nen Kumpel von mir kaltgemacht, weil er ihnen mit seiner Pornofirma Konkurrenz gemacht hat.«
»Darüber weiß ich nichts.« Exx stützte die Hände in die Hüften. »Wie sieht’s aus, sind wir im Geschäft?
Ernie sah Mya an. »Hast du schon mal ’nen Porno gedreht?«
Sie verneinte und hörte Rap neben sich schnauben. »Fick dich, Ernie, du weißt, dass sie uns gehört. Was ist nun?«
»Denke, das geht in Ordnung.« Ernie öffnete die Motorhaube. »Geiler Scheiß.« Er pfiff durch die Zähne. »Das ist ein Schätzchen! Schade, dass es so zerschossen ist. Aber die Einzelteile sind gesucht.« Er kratzte sich am Kopf und hielt Exx die Hand hin. »Ich hab nur ’nen alten Ford im Gegenzug.«
Exx schlug ein und gab ihm den Schlüssel des Firebird. »Wenn er fährt, soll’s mir recht sein.«
»Der fährt.« Ernie bedeutete ihnen mit dem Kinn, ihm zu folgen. »Macht ihr damit ’nen Überfall oder so?«
»Nein.«
»Wegen der Nummernschilder.« Ernie bog ab, schlenderte in ein heruntergekommenes Häuschen, das ihm offensichtlich als Büro diente, und kam mit zwei abgenutzten Autokennzeichen und einem Autoschlüssel wieder heraus.
»Soll ich fragen?« Rap runzelte die Stirn.
»Die sind genauso sauber wie das Auto, Mann. Haste mein Wort drauf.«
Sie folgten Ernie über den Schrottplatz und blieben schließlich vor einem Ford Taurus stehen. Der dunkelblaue Lack war an manchen Stellen bereits matt und ein Scheinwerfer war von innen beschlagen. Ernie bückte sich, um die Nummernschilder zu montieren, und warf Exx anschließend den Schlüssel zu.
»Ruf mich an, bevor du anfängst zu plaudern.« Exx verengte die Augen. »Ich erwarte, dass du uns warnst, wenn jemand rumschnüffelt.«
»Ehrensache.« Ernie musterte Mya erneut. »Nach Walts Chevi hat nie jemand gefragt. Ein Jammer, dass sie seine Leiche gefunden haben. Bist du deshalb zurückgekommen, Kätzchen?«
»Hm.« Sie nickte kurz, bevor Rap sie in Richtung Auto drängte.
»Sie war nie hier«, knurrte er.
»Hab sie nicht gesehen.« Ernie hob die Hand zum Gruß, drehte sich um und ging davon.
Mya kletterte auf den Rücksitz, während Rap und Exx vorne Platz nahmen. Der Stoffbezug des Ford roch muffig nach kaltem Rauch und nassem Hund. Mya rümpfte die Nase und Exx startete den Motor. Der Ford sprang sofort an. Exx wendete und fuhr zum Ausgang. Ernie hatte die Eisengittertore bereits geöffnet und sie rollten zurück auf die Straße. Exx bog nach rechts ab und folgte den Hinweisschildern in Richtung Watsonville. Während der gesamten Fahrt schwiegen sie. Mya starrte auf den Verkehr der beginnenden Rush Hour und fragte sich, ob sie jemand wahrnahm. Was sahen die Leute, wenn sie in ihr Auto blickten? Sie fühlte sich seltsam fremd zwischen all den Menschen, die ihren Alltag lebten, während drei Beamte nur wegen ihr nie wieder einen Alltag haben würden. Sie schluckte die Tränen hinunter, lauschte nebenbei der Unterhaltung ihrer Freunde.
»Denkst du, das Valley Inn ist sicher?«
Rap nickte. »Liegt direkt an der Hauptstraße. Viel Verkehr, kaum Platz zum Anschleichen. Unser Auto kennt auch niemand und wir können bar zahlen.«
»Okay.« Exx bog ab und hielt vor dem Eingang. »Ich checke ein. Bei all dem Blut in deinem Gesicht erregst du nur Aufmerksamkeit.«
»Alles klar.« Rap sprang aus dem Wagen und nahm auf der Fahrerseite Platz. Mit laufendem Motor warteten sie auf Exx. Er kam nur wenige Minuten später wieder aus dem Gebäude und winkte ihnen zu, ihm zu folgen. »Wir wohnen im Erdgeschoss.«
Er lief voraus und Rap fuhr hinterher. Er parkte den Ford direkt vor ihrer Tür, stieg aus und Mya folgte ihm in das einfache Zimmer. Kaum hatten sie abgesperrt, standen sie unschlüssig in dem kleinen Raum und sahen sich um.
»Ein King Bed für uns Drei?« Mya lächelte, bevor ihr erneut die Tränen kamen.
Rap zog sie in seine Arme und hielt sie fest.
»Die kriegen dich nicht«, flüsterte er und sie spürte Dankbarkeit bei seinen Worten. Ihre Freunde waren stark. Sie waren brutal und erfahren und sie fühlte sich geborgen bei ihnen. Aber sie war auch verunsichert.
»Was habt ihr vor?«, fragte sie und hob den Kopf.
Rap küsste ihre Tränen fort. Sanft. So wie sie es von ihm nicht gewohnt war. »Das ist unwichtig.«
»Ich gehe duschen«, murrte Exx in ihrem Rücken und verschwand im angrenzenden Raum.
»Er ist sauer.«
Rap löste sich von ihr und starrte auf die geschlossene Badezimmertür. Im Inneren begann das Wasser zu rauschen. »Er hat einiges auf sich genommen, um dich zu retten.«
»Was ist passiert?«
Rap zuckte mit den Schultern. »Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll, Mya. Diese ganze Scheiße ist inzwischen derart komplex, dass ich glaube, sie fliegt uns am Ende um die Ohren. Und Exx ist so stur! Ich habe Angst um ihn.« Es klang ehrlich besorgt.
»Wieso wurde ich in ein Safe House gebracht?« Mya schlang die Arme um ihren Oberkörper.
»Zu deinem eigenen Schutz. Exx hat einen Deal mit der Bundesstaatsanwaltschaft gemacht, mit einem Typ namens John Marella. Der will seine Karriere mit einem RICO Fall pushen und hat sich Exx als Mittelsmann ausgesucht. Wegen dem Verdacht des Mordes an Walt und seiner Verbindung zu dir konnte er Exx knacken. Am Ende hat der Kerl der Familia gesteckt, wie der Name deines Vaters lautete, damit Exx endgültig auspackt und die Geschäfte der Green Army verrät.«
Mya bemühte sich, die Informationen zu verdauen. Sie hatte geahnt, dass die Sache übel war, doch das Gehörte zog ihr den Boden unter den Füßen weg. »Ein hoher Bundesbeamte hat der Nuestra Familia verraten, wer ich bin? Das ist gegen das Gesetz! Der Typ macht sich strafbar. Er hat mein Leben bewusst aufs Spiel gesetzt, um ...«
»Scht!« Rap nahm ihr Gesicht in beide Hände. »So läuft es eben, Mya. Die heile Welt gehört denen, die das System nicht hinterfragen. Die da oben nehmen sich, was sie wollen, egal, ob es die Reichen, die Politiker oder die Gesetzeshüter sind. Jeder macht Deals. Jeden Tag. Auf Kosten anderer. Du gehörst zu den Unteren. Zu denen, die einen Mann auf dem Gewissen haben. Damit interessiert es das Gesetz nicht mehr, was mit dir geschieht. Du warst ein Pfand. Und wir haben dich getauscht. Du lebst und jeder hat am Ende, was er will.«
Myas Tränen kehrten zurück. »Ich will das nicht länger, Rap. Ich kann nicht!«
»Das musst du auch nicht.« Er lehnte seine Stirn gegen die ihre. »Wir finden einen Weg.«
Exx kam aus dem Badezimmer und Mya drehte den Kopf. Er sah aus, als hätte er sich nicht abgetrocknet. Die Haare klebten ihm nass am Kopf und das Wasser sammelte sich in der markanten Kerbe seines Schlüsselbeins, bevor es über seine Brust und den muskulösen Bauch floss und in dem weißen Handtuch versiegte, das um seine Hüften geschlungen war. Auch aus seinem Bart tropfte das Wasser.
»Ich brauche Verbandszeug«, sagte er und drehte sich seitlich, sodass Mya die Schussverletzung sehen konnte. Die Wunde klaffte deutlich auseinander.
»Fuck.« Rap schnalzte mit der Zunge. »Das sieht übel aus, Bro.«
»Nebenan ist ein Supermarkt.« Mya ging näher heran. »Wir sollten das desinfizieren und mit einem Pflaster klammern.«
»Ich mache das, muss mir nur das Blut aus dem Gesicht waschen.« Rap ging ins Bad. Kurze Zeit später kam er wieder heraus, sperrte die Tür auf und verschwand.
»Du hast Glück gehabt.« Mya kniff die Augen zusammen und betrachtete die Wunde eingehender. »Etwas weiter rechts ...«
»... und diese ganze Scheiße wäre nicht länger meine Angelegenheit.« Er packte ihre Hand, die sie ausstreckte, um ihn näher zu untersuchen. »Hör auf, Rory Hoffnungen zu machen!«
»Hoffnungen?«
»Dass du mit uns nach Kanada abhaust.«
»Ich wusste nicht, dass ihr das in Erwägung zieht.«
»Das tun wir auch nicht!«
Mya fuhr die Narben an seinem Arm nach, die ihm sein Vater zugefügt hatte. Exx. »Ich habe so viel darüber nachgedacht, wann Töten einen Sinn ergibt. Ob es einen Sinn ergibt«, murmelte sie. »Seit Walt weiß ich, dass man sich den Tod eines Menschen wünschen kann, doch seit gestern Nacht ist mir bewusst, dass ich auch bereit wäre, es selbst zu tun. Um mein Leben zu retten. Oder das der Menschen, die ich liebe. Du hast einmal zu mir gesagt, das Schlechte wohnt in uns allen. Das ist richtig. Nur meistens geraten wir nicht in Situationen, in denen wir diese Seite von uns zeigen müssen. Doch ebenso wie das Schlechte in uns wohnt, gibt es dort auch das Gute. Und du hast alles riskiert, um mich zu retten.« Sie sah ihm in die Augen. »Dafür halte ich mein Versprechen, Exx. Ich werde verschwinden. Mach dir keine Sorgen.«
»Okay«, sagte er heiser.
»Versprich mir was«, fügte Mya hinzu und wartete seine Reaktion ab. Als er seine Augenbraue leicht anhob, fuhr sie fort: »Rap ist anders als du. Vielleicht müsst ihr nach der ganzen Aktion getrennte Wege gehen. Lass ihn mit seiner Familie glücklich werden.«
»Er hat keine Familie mehr. Lisa hat sich auf die Seite der Nuestra Familia gestellt und Paqui hat dafür Rorys Haus durchlöchert.« Er schüttelte den Kopf, als sie etwas erwidern wollte. »Das ist nicht deine Schuld! Das ist Salas. Rory hätte sie nie heiraten dürfen.«
»Wenn ich das richtig sehe, dann ist das alles hier meine Schuld. Wäre ich nicht zurückgekommen, dann hätte dieser Marella nichts gegen dich in der Hand gehabt. Niemand hätte mich je als Pfand benutzen können und euer Leben wäre zwar immer noch beschissen, aber es wäre eins.«
Exx lachte. »Hör auf, nach dem Sinn zu fragen, Mya, oder nach der Schuld. Manchmal gibt es Momente, in denen ist eine Sekunde die geballte Ewigkeit, in der du entscheiden musst, was zu tun ist. Wenn wir zu viel nachdenken würden, wären wir vermutlich längst tot. Also tu mir einen Gefallen und sei dankbar, dass du hier bist. Und gib einen Scheiß darauf, was aus uns wird, wenn du weg bist.«
Sie lehnte sich gegen ihn. »Das wird nicht so einfach.«
Er zog sie an sich und sie spürte die Feuchtigkeit, die durch ihre Kleidung drang. »Ich weiß nicht, ob ich auf den Deal mit Marella eingegangen wäre, wenn Rory mich nicht überredet hätte«, raunte er.
»Du veränderst nicht meine Gefühle, nur weil du dich im Arschloch-Modus befindest.« Sie küsste das Kleeblatt-Tattoo auf seiner Brust.
Wieder lachte er. Dieses Mal klang es gequält. »Du bist mein schlimmster Dämon, Mya.«
Sie wusste nicht, ob das etwas Gutes war. Ihre Hand glitt über seinen Rücken, unter das Handtuch. Seine Pobacken waren angespannt und sie spürte die Härte seines Schwanzes an ihrer Hüfte. Sie schloss die Augen. Atmete ihn.
»Ficken ist am geilsten, wenn man beinahe draufgegangen ist«, hörte sie seine Stimme an ihrem Ohr. »Es gibt dir das Gefühl, wieder lebendig zu sein.«
»Wir müssen erst deine Wunde verarzten.« Sie spürte die Erregung, jenes Aufwallen zwischen ihren Beinen, das ihre Angst in eine unbedeutende Ecke ihres Unterbewusstseins drängte. Es war etwas, woran sie vor fünf Minuten noch nicht gedacht hatte, doch mit einem Mal erschien es ihr als die beste Lösung, um zu vergessen. Um zu fühlen, wer sie war. Reduziert auf ihre Lust und sehnsüchtig nach der Gier, die alles für kurze Zeit bedeutungslos machte. Ihre Hand wanderte weiter zu seinem Schwanz. Er pulsierte merklich und sie drückte so fest zu, bis sie Exx ein Aufseufzen entlockte. Langsam fuhr sie nach unten, dehnte die empfindliche Haut, dann fuhr sie den Schaft wieder hinauf und drehte ihre Hand über die Spitze, formte sie mit der Handfläche nach. Anschließend ließ sie ihre Hand erneut nach unten gleiten, umschloss seine Eier und zog sie sanft vom Körper weg, bevor ihre Finger ein U formten und seine Hoden mit einer Streichbewegung nach oben drückten. Exx sog zischend die Luft ein und Mya verringerte den Druck etwas und ließ ihre Hand wieder seinen Penis hinaufgleiten.
»Scheiße, wenn du nicht willst, dass ich’s dir jetzt sofort besorge, dann solltest du damit aufhören«, flüsterte er.
»Wir warten, bis wir deine Wunde verarztet haben.« Sie küsste seinen Hals, wiederholte die Bewegung von gerade eben. Sie genoss es, ihn in der Hand zu haben. Im wahrsten Sinne des Wortes. In diesem Moment gehörte sie nicht ihm, sondern er ihr. Sie lauschte seinem Atem, der immer schneller wurde. Sein Brustkorb hob und senkte sich, sein Schwanz sabberte vor Freude, was ihr die Massage noch vereinfachte.
»Ich will euch«, hauchte sie. »Und ihr schuldet mir diesen Abschied.«
Ihr Rhythmus steigerte sich und Exx lehnte seinen Kopf nach hinten, stützte ihn an der Wand ab. Das Handtuch fiel zu Boden. Niemals zuvor hatte er sich ihr derart ausgeliefert. Myas Zunge umkreiste seine Brustwarze, während sie ihn kontinuierlich weiter verwöhnte.
In diesem Moment ging die Tür in ihrem Rücken auf. Mya beachtete Rap nicht, denn sie wusste, dass er sich zu ihnen gesellen würde.
Ihre Hand glitt bestimmend an Exx’ Penis auf und ab. Die Art, wie er sich in ihre Schulter krallte, sagte ihr, dass es nicht mehr allzu lange dauern konnte, bis er kam. Energisch drängte er seine Hüften gegen sie, forderte den Druck ihrer Finger ein. Mya schmiegte sich an ihn. Ihre zweite Hand umfasste eine Pobacke, bevor sie mit dem Mittelfinger nach unten glitt und seinen Damm zu massieren begann. Mit kreisförmigen Bewegungen brachte sie ihn zum Stöhnen.
»Ist das gut, Baby?« Sie spürte, wie ihr die Nässe zwischen die Beine schoss.
»Fuck, ja«, erwiderte er gepresst.
In diesem Moment stellte sich Rap hinter sie. Ohne zu fragen, riss er ihre Hose auf und schob seine Hand von vorne in ihren Slip. Mya schrie auf. Für einen kurzen Augenblick kam sie aus dem Takt und Exx öffnete die Augen. Ein Grinsen huschte über sein Gesicht.
»Sie will Abschied feiern«, erklärte er.
»Kann sie haben.« Rap schob seine Finger sofort in ihre nasse Ritze und Mya durchflutete ein heißes Kitzeln. Bestimmend klappte er ihre Schamlippen mit Zeige- und Ringefinger zur Seite und legte den Mittelfinger auf ihre Klitoris, bevor er seine Hand sachte vor- und zurückbewegte.
»Mach weiter«, befahl er ihr.
Mya lehnte ihre Stirn gegen Exx’ Hals und bemühte sich, den Rhythmus ihrer Hände wieder aufzunehmen. Doch das Gefühl zwischen ihren Beinen war unerträglich. Sie wollte beißen, sich aus Raps Berührungen herauswinden, der so verdammt genau wusste, was er tat. Aber er umklammerte sie bestimmt, fand seinen eigenen Rhythmus. Mya konnte nicht anders, als zu wimmern, während sie fortfuhr, Exx anzuheizen. Doch nun war sie heftiger als zuvor. Sie hörte ihn ungestüm die Luft ein- und wieder ausstoßen und ihr Mittelfinger stimulierte nun seine Rosenblätter. Auch Rap war nicht untätig, führte in erregender Regelmäßigkeit zwei Finger in sie ein, um ihre Scheidenwand zu streicheln, und fuhr dann wieder mit der Massage ihrer Klitoris fort. Mya schwanden die Sinne und sie spürte, wie ihre Knie weich wurden.
»Bleib stehen!« Rap schlug ihr auf den Po. »Ich will, dass du kommst, Mya. Mach mich nass, Kätzchen.«
Sie keuchte und ihr Blick heftete sich auf Exx’ Schwanz in ihrer Hand. Prall, rot und geädert wand er sich zwischen ihren Fingern. Seine Gesäßmuskeln spannten sich an. Ein letztes Mal formte sie mit der Handfläche seine Eichel nach, spürte das beginnende Pulsieren und verstärkte den Druck auf seinen Damm. Exx stöhnte wie ein verletztes Tier.
Raps Finger klopfte auf ihre Klitoris, während er ihre Schamlippen auseinanderdrückte. Sie fühlte sich geweitet, ausgeliefert. Das Prickeln nahm zu. Sachte nahm sie ihre Hand von Exx Penisspitze und beobachtete seinen Orgasmus. Während sich sein Unterleib zusammenzuziehen schien, spritzte sein Samen pochend auf ihren Unterarm. Rap drückte und rieb ihren Kitzler, beschwor jene Wellen herauf, die sich im Bereich ihres Steißbeins ansammelten, bevor sie sich über sie ergossen.
Mya zuckte, ihre Beine gaben beinahe unter ihr nach. Nur durch Raps Hilfe schaffte sie es stehenzubleiben, während sie ihren Kopf in den Nacken warf, die Augen zusammenpresste und sich diesem Moment hingab. Raps Finger schienen wie elektrisiert zu sein und Mya glaubte, den Verstand zu verlieren. Es war so verdammt gut! Sie wölbte den Oberkörper, rang nach Luft, spürte Rap, der den Druck langsam von ihrer Klitoris nahm, die Nässe sanft auf ihren Schamlippen verteilte. Ein weiterer Schauer erschütterte sie.
»So ist es gut, lass es raus.« Seine Zunge fuhr über ihr Ohr. »Jetzt bist du vorbereitet für mich.«
Er zog die Hand zurück und Mya kam langsam wieder zu sich. Exx senkte seinen Kopf und küsste sie. Gierig erkundete seine Zunge ihren Mund. Die Erregung breitete sich weiter in ihr aus. Sie wollte gefickt werden, verdammt! Die Angst der letzten Stunden wurde von ihrem Trieb hinweggespült. Exx hatte recht gehabt. Sie fühlte sich lebendig und sie wollte es spüren!
Hastig zog sie sich den Pullover über den Kopf und befreite sich von ihrem BH. Exx griff nach ihren Brüsten, drückte sie nach oben und nahm lustvoll ihre Brustwarzen in den Mund. Eine nach der anderen. Rap zerrte ihr die Hose von den Beinen. Mya spürte ihre Nacktheit und liebte es. Sie war so gierig, dass sie glaubte, sofort wieder zu kommen, wenn sie jemand berührte.
»Komm her!« Grob zog Rap sie zu sich heran, küsste sie hungrig. Sie half ihm, sich von seiner Kleidung zu befreien und folgte ihm zum Bett. Er setzte sich ans Kopfteil und ließ die Knie locker auseinanderfallen. Mya starrte auf seinen erigierten Schwanz.
Er lächelte. »Gib mir deinen Hintern«, sagte er.
Mya drehte sich um, positionierte ihre Knie außerhalb der seinen, sodass sie weit gespreizt war. Sie glaubte, zu explodieren. Ihre Vagina fühlte sich derart angeschwollen an, dass sie jeder Lufthauch scharf machte. Rap ergriff ihr Becken und zog sie zu sich heran. Mya senkte automatisch ihren Oberkörper. Kurze Zeit später spürte sie seine Zunge, die ihre gesamte Vulva auszufüllen schien. Sie biss in die Bettdecke, um sich unter Kontrolle zu bekommen. Er saugte und lutschte und es dauerte nur Sekunden, bis Mya unter einem erneuten Orgasmus aufschrie.
Rap lachte und zog sie nach oben, bis ihr Rücken an seiner Brust zu liegen kam. »Setz dich auf mich!«
Sie gehorchte, führte seinen Schwanz in ihre Nässe ein, während Rap sie von hinten umklammerte. Beide ächzten unter dem Aufwallen ihrer Gefühle. Sie spürte seinen Atem im Nacken und bewegte sich vorsichtig auf ihm.
Exx kam zu ihnen und ging zwischen ihren Beinen auf die Knie. Mya küsste ihn. Er rückte näher heran. So nah, dass der Schwanz in seiner Hand ihre Ritze berührte und sie äußerlich stimulierte, während Rap nun anfing, in sie zu stoßen. Langsam, beharrlich. Mya war eingekeilt zwischen den beiden Männern, die ihr Schicksal waren. Die sie gerettet hatten. Und nun taten sie es wieder. Sie schenkten ihr ungeahnte Gefühle, brachten sie dazu, ihre Erlebnisse vorübergehend zu vergessen. Sie klammerte sich in Exx’ Oberarme.
»Ist es das, was du wolltest«, fragte er und sah ihr fest in die Augen. Mya spürte seinen Schwanz an ihrer Klitoris, die inzwischen schon derart empfindlich war, dass sie zu zittern begann.
»Ja«, flüsterte sie. Raps Stöße drängten sie gegen Exx. Er hielt sie. Wie sollte sie nur weiterleben ohne die Beiden? Ohne diese Ekstase, die sie nur mit ihnen empfinden konnte. Es sollte nicht aufhören. Es durfte nicht!
Sie spreizte ihre Beine noch weiter, genoss Raps kräftige Stöße und das zarte Reiben an ihrem Kitzler. Doch es war zu viel, sie kam erneut. Heftig und intensiv erlebte sie den Höhepunkt, fühlte Tränen auf ihrer Wange und spürte das Klatschen von Raps Becken auf ihrem Po. Er kam kurz nach ihr und umfasste ihre Hüfte dabei derart, dass es wehtat. Schwer atmend hielten sie inne. Rap zog sich zurück und Exx hob Myas Kinn.
»Das war’s noch nicht für dich, Babe.« Er drückte sie nach hinten, sodass sie auf dem Rücken zu liegen kam. Ihr Kopf ruhte dabei in Raps Schoß und sie atmete den Geruch von Sex ein. Ehe sie sich versah, stieß Exx in sie. Er drang tief ein und legte ihre Fersen auf seine Schultern. Mit einer Bewegung, die kreisend aus seiner Hüfte kam, begann er sie vorsichtig zu ficken. Mya beobachtete ihn. Unter dem Abklingen ihres Orgasmus spürte sie einen neuen. Es war wie ein dauerhaftes Zucken in ihrem Unterleib. Ihre Hand wanderte zwischen ihre Beine und seine Augen folgten ihr. Sie wusste, dass er ihr gerne dabei zusah und amte Raps Methode nach. Mit zwei Fingern spreizte sie ihre Schamlippen und mit dem Mittelfinger umrundete sie ihre Klitoris. Es erforderte wenig Mühe. Allein die Berührung ließ sie erschauern. Es war wie ein Rausch, der sie mitriss. Sie sah in Exx’ Augen, bewunderte die Beweglichkeit seines Beckens und das Spiel seiner Muskeln. Die Wunde schien vergessen zu sein. Er füllte sie tief aus, als wüsste er, was sie jetzt wollte. Langsam sollte es sein. Später fest und schnell. Mya atmete bewusst aus, um das begierige Ziehen zwischen ihren Beinen zu kontrollieren. Exx brauchte etwas Zeit, um nach seinem ersten Orgasmus wieder in Fahrt zu kommen. Das Spiel ihrer Finger törnte ihn an, sie sah es in seinem Gesicht. Sein Rhythmus steigerte sich kaum merklich und Mya keuchte. Das Gefühl seines Schwanzes, der in sie glitt, war kaum zu ertragen.
»Mach weiter«, forderte er sie auf, als sie ihre Hand wegzog.
»Ich kann nicht«, wisperte sie. »Alles ist so empfindlich. Ich komme gleich wieder.«
Seine Hand glitt an ihrem Bein hinunter und sein Daumen zerteilte rücksichtlos ihre Schamlippen. Sie schrie auf, glaubte zu bersten unter seinem forschen Reiben. Es war nicht mehr eine Welle, die sie überrollte, sondern es waren viele kleine, die sich in ihrem Inneren wie ein Strudel zusammenbrauten. Exx steigerte sein Tempo und Mya griff hilfesuchend nach Raps Hand. Er umklammerte sie und sie krallte sich in seine Finger. Mit der anderen Hand hielt sie sich an Exx’ Unterarm fest. Seine Stöße durchfluteten sie, trugen sie davon, bescherten ihr einen weiteren Orgasmus, der beinahe krampfähnlich war. Das Kribbeln setzte sich bis in ihre Ohren fort und Mya wusste, dass sie niemals wieder derart fühlen würde. Sie war diesen beiden Männern ausgeliefert, für die sie mehr empfand, als sie sagen konnte. Als sie ihnen je offenbart hatte.
»Ich liebe euch«, entfuhr es ihr.
Exx brach zuckend über ihr zusammen. »Fuck«, sagte er.