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ravis lehnte an seinem Motorrad und beobachtete Mya aus der Ferne. Nachdem sie ihr Handy auf einem nahegelegenen Campingplatz geladen und mit Benjamin telefoniert hatte, waren sie zu einer Tankstelle gefahren, um dort auf ihn zu warten. Vor etwa zehn Minuten war er in einem weißen Lexus vorgefahren und seitdem diskutierten die Beiden. Offenbar war dieser Benjamin entsetzt darüber, wie sie aussah. Die Schnittwunden in ihrem Gesicht waren unübersehbar.
Travis kontrollierte die Umgebung. Anders als Mya und ihr Freund war er sich der Gefahr bewusst, in der sie sich befanden. Er traute Marella nicht und fragte sich, ob dieser die neue Abmachung, die er mit ihm getroffen hatte, auch einhalten würde. Marella war ziemlich wütend gewesen, dass der Waffendeal nicht zustande gekommen war. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er ungeduldig wurde. Andererseits hatte Travis nichts mehr zu verlieren, ebenso wenig wie Marella. Sie waren aufeinander angewiesen, um das zu Ende zu bringen, was sie sich vorgenommen hatten.
Travis’ Blick wanderte zurück zu jenem Mann, der Mya anstarrte, als sei sie geradewegs aus einem UFO gestiegen.
Benjamin war genauso, wie Travis ihn sich vorgestellt hatte. Mittelgroß, schlaksig, rotbraune Haare, edle Understatement-Klamotten. Es war eigenartig, dass er die Welt repräsentierte, in der Mya sich die letzten Jahre über bewegt hatte. Travis schluckte das merkwürdige Gefühl hinunter, das sich in ihm ausbreitete. Das, was in der Nacht zwischen ihm und Mya geschehen war, ging weit über das hinaus, was er jemals mit einer Frau erlebt hatte. Er verabscheute Intimität. Er fickte, mehr wollte er nicht. Selbst bei ihren Dreiern mit Rory hatte er den Part desjenigen übernommen, der sich nicht gehen ließ. Er wollte die Kontrolle behalten, etwas anderes gab es nicht für ihn. Doch in der letzten Nacht war er nicht mehr er selbst gewesen. Er war in ihren Armen zerbrochen. Verärgert spuckte er aus und sah, dass Mya ununterbrochen auf diesen Benjamin einredete. Travis fragte sich, was zum Teufel sie ihm erzählte und ob es ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war, dass der Kerl sich auf die Suche nach ihr gemacht hatte. Nach weiteren zehn Minuten stieß sich Travis von seinem Motorrad ab und schlenderte zu den Beiden hinüber.
»Wir müssen los«, sagte er statt einer Begrüßung. Benjamin musterte ihn neugierig und hielt ihm die Hand hin. »Hey!«
Travis ignorierte sie absichtlich und schwieg.
»Das ist Exx ...« Mya stockte. »Travis McAlister. Ein Freund.«
Ein Freund
. Travis grinste. »Und du bist ihr Ex-Freund?«, hakte er nach.
Mya warf ihm einen bösen Blick zu.
Benjamin nickte. »Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wer hier wer ist.« Er sah Mya an. »Ich bin gekommen, weil ich mir Sorgen gemacht habe. Myas Arbeitgeber rief mich an. Sie ist nicht zur Arbeit erschienen. Niemand konnte sie erreichen. Ich bin froh, dass es ihr gut geht.«
»Geht es dir denn gut?« Travis sah sie ebenfalls an und bemerkte mit Genugtuung, dass sie nervös blinzelte. Er hatte es gewusst! Benjamin hatte keinen blassen Schimmer von Myas Vergangenheit und ihrem Verhältnis zu zwei Männern, die ihren Pflegevater umgelegt hatten.
»Wo ist der Dritte? Wie hieß er gleich wieder? Rap?«, fragte Benjamin. Mya und Travis sahen einander an.
»Er ist tot«, erwiderte Travis. Dann drehte er sich um. »Wir sollten jetzt wirklich fahren.«
»Tot?«, hörte er Benjamin in seinem Rücken erstaunt ausrufen.
»Fahrt mir einfach hinterher«, rief er über die Schulter. »Ihr könnt im Auto weiterreden.« Er wusste nicht, ob es das war, was er wollte. Am Ende des Tages war es aber das, was Mya tun musste. Ihre Zeit in Kalifornien war abgelaufen.
Er setzte seinen Helm auf, schwang sich auf sein Bike und beobachtete, wie Benjamin und Mya in den Lexus stiegen. Dann startete er den Motor und folgte dem Highway 1 weiter die Küste entlang.
Nach knapp drei
Stunden hielt er kurz vor der Stadt Santa Maria bei einem Aussichtspunkt an. Der Lexus hatte ihm Lichthupe gegeben und er fragte sich, wo das Problem lag. Sie sollten keine Zeit verschwenden. Durch das Warten auf Benjamin war es spät geworden und nun würden sie erst am Abend in Los Angeles sein. Im Prinzip war ihm das egal, aber er wollte es hinter sich bringen. Seine letzte Aufgabe war es, Mya am Flughafen abzusetzen und sicherzustellen, dass sie ein Flugzeug bestieg. Anschließend war er frei und konnte Marellas Auftrag erledigen.
Der Lexus hielt neben ihm und Mya stieg mit versteinertem Gesicht aus.
»Gute Gespräche geführt?«, erkundigte sich Travis.
»Halt die Klappe.« Sie ging mit verschränkten Armen zum Rand des Aussichtspunkts und starrte in die Ferne.
Benjamin stieg ebenfalls aus, hob ratlos die Hände, bevor er sie wieder fallen ließ, und lehnte sich gegen die Motorhaube.
»Ist nicht mehr weit bis L.A.«, sagte Travis, um das Schweigen zu brechen.
»Wieso müssen wir dorthin? Was läuft hier eigentlich?« Der Klang von Benjamins Stimme verriet, dass er genervt war. Offensichtlich war Mya bisher nicht ehrlich zu ihm gewesen.
»Ist ’ne lange Geschichte, Mann.« Travis schüttelte den Kopf. »Ist aber nicht meine Aufgabe, sie dir zu erzählen.«
»Ach nein?« Benjamin warf ihm einen abschätzenden Blick zu. »Was war denn deine Aufgabe? Mya zu vögeln?«
»Hat sie das gesagt?« Travis hob eine Augenbraue.
»Was sagt sie denn schon? In unserer ganzen Beziehung hat sie ausschließlich geschwiegen.«
»Ich finde, sie redet ziemlich viel. Ist nicht so mein Ding.«
Benjamin schnaubte. »Was ist dein Ding?«
»Du stellst verdammt viele Fragen.«
»Weil mir hier niemand Antworten gibt!«
»Hör auf zu schreien!« Mya kam zurück und baute sich vor Benjamin auf. »Ich habe dich nicht darum gebeten, hierher zu kommen, um mich zu retten!«
»Nein, schon klar! Du hast ja harte Jungs bei dir, um dich zu beschützen. Dumm nur, dass einer von ihnen dabei draufgegangen ist.«
Mya verpasste Benjamin eine Ohrfeige und Travis lachte auf. »Scheiße, Babe, du solltest ihn nicht so hart rannehmen.«
»Sei still!«, raunzte sie ihn an und Travis hob amüsiert die Hände.
Benjamin rieb sich die Wange. Sein Gesicht verfinsterte sich immer mehr. »Ich kenne dich wirklich nicht mehr, Mya.«
»Es tut mir leid.« Sie sah aus, als ob sie noch etwas erwidern wollte, unterließ es dann aber. Die Hilflosigkeit in ihrem Gesicht gab Travis einen Stich.
»Bald habt ihr’s hinter euch«, sagte er. »Können wir jetzt weiterfahren? Bis Los Angeles ...« Er brach ab und verengte die Augen. »Fuck!«
»Was ist los?« Mya folgte seinem Blick. »Sind das Green Army Mitglieder?«
Travis griff an das Holster unter seiner Jacke und entsicherte seine Ruger.
»Du hast eine Waffe?«, entfuhr es Benjamin entgeistert.
Travis ignorierte ihn. »Steigt ein!«, befahl er. »Ihr fahrt weiter. Achtet nicht auf mich.«
Mya wollte protestieren, doch er ging auf den Lexus zu und klopfte auffordernd auf das Dach. »Steig ein, verdammt!«
Mya kam zu ihm, glitt auf den Beifahrersitz, Benjamin startete den Motor. Travis erkannte den Trupp der Motorradfahrer an ihren Kutten. Das Chatsworth-Chapter. Beunruhigt zog er die Luft zwischen den Vorderzähnen ein. Die kamen nicht zufällig hier vorbei. Schon gab der vordere Fahrer den anderen ein Zeichen und sie hielten auf den Aussichtspunkt zu. Travis überlegte fieberhaft. Kurz bevor die Clubmitglieder abbogen, lief er zu dem Motorrad und holte das zusammengerollte Zelt heraus. Dann hastete er um das Auto herum und riss die Fahrertür auf. »Ich fahre!«, brüllte er.
Benjamin machte keine Anstalten sich zu bewegen.
»Raus!« Travis packte ihn am Kragen und zerrte ihn zu sich heran. Der Gurt erdrosselte Benjamin beinahe und er würgte. Travis kannte keine Gnade. »Beweg deinen Arsch, du bescheuerter Engländer!«
Mya löste den Gurt und ihr Freund fiel hinaus. Hilflos krabbelte er am Boden und stieß Verwünschungen aus. Travis bugsierte ihn mitsamt dem Zelt unsanft auf die Rückbank, schlug die hintere Tür zu und nahm auf dem Vordersitz Platz. Er gab Gas und die Fahrertür fiel dabei von selbst ins Schloss. Die Reifen des Lexus drehten durch, beförderten eine Ladung Steine gegen Travis’ Motorrad. Mit einem letzten wehmütigen Blick auf die Knucklehead gab er Vollgas und rauschte vom Parkplatz. Er raste an einigen parkende Autos vorbei, ließ Leute zur Seite springen, die aus den öffentlichen Toiletten kamen, und passierte schließlich die Formation der einfahrenden Motorrad-Jungs. Einige warfen ihm erstaunte Blicke zu, aber da war er auch schon an ihnen vorbei.
Er nahm den Highway 1 in die Richtung, aus der sie gekommen waren, bog vor dem Städtchen Callender rechts ab und fuhr dann auf die 101 in Richtung Süden. Bei der Ausfahrt 175 nahm er die Abzweigung auf die CA-166 in Richtung Maricopa. Die gesamte Zeit über sah er immer wieder in den Rückspiegel.
Mya sah ebenfalls nach hinten. »Suchen die uns?«
»Ich denke, sie suchen mich. Deshalb hab ich die Knucklehead zurückgelassen. Schade drum.« Travis nahm den Fuß vom Gas und drosselte die Geschwindigkeit auf das zugelassene Tempolimit. Er wollte nicht auch noch Schwierigkeiten mit der Highway Patrol bekommen.
»Kann mir jetzt vielleicht mal jemand stecken, was hier los ist?« Benjamin starrte ihn im Rückspiegel an. »Bist du ein gesuchter Verbrecher oder was?«
»Sahen die Typen für dich etwa wie Polizisten aus?«, knurrte Travis.
»Er weiß es nicht besser«, verteidigte Mya ihren Freund und Travis warf ihr einen warnenden Blick zu.
»Dann sag es ihm endlich!«
Stille senkte sich kurzzeitig über den Innenraum.
»Wohin fahren wir denn jetzt?«
»Ich habe keine Ahnung, Mya!« Travis schlug mit der Faust gegen das Lenkrad. »Ich muss nachdenken.«
Das musste er nicht, aber er hatte keine Lust auf eine Unterhaltung. Wenn das Chatsworth Chapter nach ihm Ausschau hielt, dann waren zwei Dinge klar. Cringe Callahan vertraute ihm nicht länger und er ahnte, dass Travis auf dem Weg nach L.A. war. Vermutlich ahnte er auch, mit wem. Das war ein zusätzliches Hindernis, aber nichts, was Travis nicht in Betracht gezogen hätte.
»Ich will aussteigen«, sagte Benjamin. »Ich halte das nicht länger aus.«
»Negativ. Du wirst mit Mya nach London zurückfliegen. Dafür werde ich sorgen.«
»Wer bist du eigentlich, dass du mir Befehle erteilst?« Benjamins Stimme wurde lauter.
»Deine Lebensversicherung.« Travis behielt die Straße hinter sich weiterhin im Auge.
Benjamin lachte übertrieben. »Ich komme mir wie in einem Spionagefilm vor. Das ist lächerlich! Wir sollten zur Polizei gehen, wenn ihr in Schwierigkeiten steckt.«
Als keiner etwas darauf erwiderte, brüllte Benjamin: »Was zum Teufel ist los mit euch?«
Travis atmete tief durch. Er spielte nicht gerne Spielchen und er war nicht der Typ, der um den heißen Brei herumredete. »Mein Kumpel und ich haben Myas Pflegevater Walt umgebracht. Er hat sie missbraucht und er war ein echter Arsch. Er hat’s verdient«, sagte er und hörte, dass Mya aufstöhnte. Er sah sie an. Ihre Blicke verhakten sich für einen Moment. »Du bist dran«, flüsterte er, bevor er sich wieder auf die Straße konzentrierte. Im Rückspiegel sah er, dass Benjamin
blass geworden war. Dann begann Mya mit stockender Stimme zu erzählen.
Als sie anderthalb Stunden später in
Posey ankamen, wollte Travis am liebsten schreien. Mya hatte kein Detail ausgelassen. Sie hatte Benjamin alles erzählt, jede Einzelheit ihres Lebens in den Pflegefamilien und bei Walt Chandler. Travis war froh, den Kerl umgelegt zu haben, sonst hätte er es nachgeholt. Manche Menschen besaßen in seinen Augen keine Lebensberechtigung.
Außerdem hatte Mya ihrem Freund erklärt, was an dem Tag geschehen war, an dem sie Walt eine Falle gestellt hatten. Sie redete darüber, welche Rolle er und Rory gespielt hatten und was sie ihr bedeuteten. Sie berichtete über ihre Zeit nach ihrem Fortgang aus Salinas und über ihre Rückkehr und das, was in den letzten Tagen geschehen war. Travis wollte all das nicht hören und wenn er sich Benjamins starres Gesicht ansah, dann war er damit nicht alleine. Allerdings vermutlich aus anderen Gründen. Benjamin sah Mya nun so, wie er sie bisher nicht gekannt hatte und es sich mit seinem gehobenen London-Lifestyle vermutlich auch nicht ausgemalt hatte.
Travis steuerte den White River Campground an. Der Campingplatz lag abgelegen im Wald, weit entfernt von den Hauptstraßen. Es war unwahrscheinlich, dass man hier nach ihnen suchte.
»Warum bleiben wir hier?«, fragte Benjamin. »Lasst uns endlich zu diesem verdammten Flughafen fahren!«
»Ich setze euch bei Tageslicht dort ab. Dann, wenn viele Menschen um uns herum sind, verstanden?«
Benjamin schüttelte den Kopf und sprang aus dem Auto, kaum dass Travis anhielt. Die Dämmerung brach herein. Auf dem Campingplatz waren kaum Leute zu sehen.
»Ich gehe uns anmelden.« Travis lief zum Empfangshäuschen, einer Blockhütte am Rande des weitläufig angelegten Platzes. Er kaufte dort ein paar Sandwiches, Wasserflaschen und bezahlte für die Nacht. Die ältere Dame erklärte ihm, dass er frei wählen dürfe, wo er sein Zelt aufstellte und dass er Vorräte in die Bäume hängen musste, wegen der Bären. Travis lächelte. Er war nie oft zum Campen gegangen und an diesem Tag fragte er sich wieso. Rory hatte recht gehabt, die Natur war heilsam. Bären waren ein weitaus kleineres Problem als das, was er an der Backe hatte.
Doch kaum kam er zum Auto zurück, verschwand seine gute Stimmung. Benjamin war zum Auto zurückgekehrt und stritt hörbar mit Mya.
»Wollt ihr, dass wir auffallen?« Wütend riss er die Tür auf und stieg ein.
»Und wenn schon? Du wirst vermutlich alle töten, die uns bedrohen.« Benjamin lachte höhnisch, schwieg jedoch sofort, kaum dass sich Travis zu ihm umdrehte.
»Esst etwas.« Er warf ihnen die Sandwiches zu, startete den Motor und fuhr in die hinterste Ecke des Platzes, in der keine anderen Zelte standen. Wortlos stiegen sie aus und sahen sich um.
»Wenn ihr denkt, ich schlafe mit euch im Zelt, dann habt ihr euch geschnitten.« Benjamin lehnte sich gegen den Lexus. »Habt ihr letzte Nacht gefickt?«
»Warum tust du das?« Mya stellte sich neben ihn. Nachdem sie ihre Geschichte erzählt hatte, war sie erstaunlich ruhig.
»Du fragst mich das?« Ihr Freund warf die Arme in die Luft. »Du hast mich gerade aus dem Nichts in deine Realität katapultiert, Mya! Wir waren vier Jahre zusammen. Wir haben
zusammen gewohnt, Herrgott, und ich wusste nichts von dir. Absolut gar nichts! Ich wusste nicht, dass du missbraucht wurdest, dass deine Freunde deinen Pflegevater ermordet haben und in irgendwelche Waffengeschäfte verwickelt sind. Ich wusste nicht, dass dein Vater Mitglied einer Gang war, von der ich noch nie etwas gehört habe, und die jetzt wegen seines Verrats nach Blutrache giert. Ich wusste nicht, dass diese Mexikaner dich entführt haben und ich wusste auch nicht, dass einer deiner Kumpel von den Triaden hingerichtet wurde. Von den Triaden! Die kennt man aus dem Fernsehen, aber doch nicht im wahren Leben.« Er hielt kurz inne. »Ach ja, einen Punkt habe ich vergessen. Ich wusste auch nicht, dass du darauf stehst, es dir von zwei Männern gleichzeitig besorgen zu lassen, verdammt nochmal! Was denkst du denn, warum ich gerade so drauf bin? Ich versuche herauszufinden, weshalb du ausgerechnet mit mir zusammen warst. Ich verstehe es nicht. Erklär es mir!«
Travis holte das Zelt aus dem Auto und begann damit, es aufzubauen. Diese Unterhaltung ging ihn nichts an, aber er konnte ihr nicht entkommen.
»Du warst so anders. Du hast mich zum Lachen gebracht. Du warst fürsorglich, deine Familie hat mich bei sich aufgenommen ...« Mya stockte. »Du hattest all das, was ich nie hatte. Ich wollte einfach dazugehören.«
»Aber du warst dabei, als ein Mensch getötet wurde. Du hast ihm eine Falle gestellt.« Benjamin wandte sich ab. »Ich komme damit nicht klar. Und meine Familie könnte das auch nicht. Die Geschichte ist zu heftig. Es tut mir leid.« Er stapfte in die fortschreitende Dunkelheit.
»Was soll ich tun?« Mya sah ihm hinterher.
»Lass ihn. Der braucht Zeit.« Travis richtete das Zelt durch das Spannen der herausragenden Stangenenden auf. Dann legte er die Außenhaut darüber und schlug die Heringe in den Boden.
»Warum hast du damit angefangen?« Mya baute sich vor ihm auf. »Du hast es versaut! Was ist, wenn er jemandem davon erzählt?«
Travis sah sie an. »Vertraust du ihm nicht? Was soll ich tun? Ihn umlegen?«
Mya barg das Gesicht in ihren Händen. »Scheiße, Exx, ich bin am Ende. Meine Welten kollidieren. Ich bin hergekommen, um herauszufinden, wohin ich gehöre und ich sehe gerade mit völliger Klarheit, dass in keinen von beiden Platz für mich ist. Benjamin ist anders als ich. Er wird das niemals einfach wegstecken können. Ich weiß nicht einmal, ob es ihm gelingen wird, für immer darüber zu schweigen. Was hab ich nur getan?«
»Mya, hey!« Er nahm sie bei den Schultern. Heute Morgen hatte er sich geschworen, sie nicht mehr zu berühren, aber aus irgendeinem verfluchten Grund war es ihm unmöglich, sich daran zu halten. Selbst seine Worte erschienen ihm hohl und nichtssagend. »Er ist ein feiner Kerl. Er muss jetzt nachdenken, aber du bedeutest ihm viel, sonst wäre er nicht hierhergekommen, um dich zu suchen. Und aus diesem Grund wird er zu dir halten und er wird schweigen, um dich zu schützen.«
»Ich weiß nicht.« Mya schüttelte den Kopf. »Er ist nicht wie du, Exx.«
»Ein Arschloch, ein Mörder?« Er ließ sie los und lachte auf. »Ich hab die Scheiß Schlafsäcke im Beiwagen liegengelassen. Ich bin also auch offiziell ein Idiot. Fuck! Wir werden wohl alle im Auto schlafen müssen.«
»Wegen gestern Nacht ...«
»Wir haben gefickt und das solltest du deinem Ex-Freund so detailliert besser nicht erzählen«, unterbrach er sie und setzte sich auf die Motorhaube des Lexus. Er wollte nichts davon hören. Rorys Tod hatte ihn weich gemacht, verletzlich. Das war
eine Ausnahme gewesen. So lange er noch um seinen Kumpel trauerte, sollte er die Finger von Frauen lassen.
Sie ließ den Kopf hängen. Es tat ihm weh, sie so zu sehen. Nach Rory war sie der wichtigste Mensch in seinem Leben, aber er tat ihr nicht gut. Er tat niemandem gut, den er zu nahe an sich heranließ.
»Hör zu, ich hau mich kurz hin. Geh deinen Freund suchen und ...« Er zuckte mit den Achseln. »Redet. Oder streitet. Gewöhnt euch wieder aneinander.«
Mya presste die Lippen aufeinander und nickte zögernd. Er ignorierte sie, sprang auf und setzte sich auf den Fahrersitz des Lexus. Durch die Scheibe sah er Mya davongehen und schloss die Augen.
Travis erwachte,
als das Handy in seiner Jackentasche vibrierte. Er hatte von Rory geträumt, sah das Blut des Freundes an seinen Händen und keuchte. Langsam begriff er, wo er sich befand und zog schlaftrunken das Handy hervor. Marella. Niemand sonst rief ihn auf diesem Handy an.
»Wir haben Sie geortet. Was zum Teufel treiben Sie in der kalifornischen Wildnis? Sie sollten Ihre Dinge schon längst erledigt haben.«
»Dieser englische Typ kam mir in die Quere.«
»Haben wir da ein Problem? Sie haben gesagt, Sie kümmern sich darum.«
»Das tue ich.«
»Hören Sie, McAlister, schaffen Sie mir diese Zivilisten vom Leib oder ich kann Sie nicht länger schützen.«
Travis grunzte. »Das Chatsworth Chapter sucht mich. Ist das der Schutz, von dem Sie sprechen?«
»Sie haben darauf bestanden, diese Frau und ihren Freund sicher außer Landes zu bringen. Doch mich interessiert nur unser Deal«, entgegnete Marella scharf. »Sie sind der Lockvogel und unsere V-Personen haben die Parteien bereits mit falschen Informationen geimpft. Alles läuft nach Plan. Morgen Abend steigt die ganze Sache außerhalb von Salinas. Dieses Mal geben die Triaden den Treffpunkt vor. Also bewegen Sie Ihren Arsch hierher!«
»Dann haben alle den Köder geschluckt?«
»Ganz so wie Sie es gesagt haben.« Marella klang zufrieden. »Billy Chen weiß nun, dass Sie hinter der Sache mit dem ICE stecken. Er sinnt nach Rache. Und dieses Gefühl ist stärker als seine Vorsicht. Deshalb hat er auch sofort einem weiteren Treffen mit Cringe Callahan zugestimmt. Er denkt, Cringe möchte den Verräter des Clubs mitsamt den Waffen übergeben, als Zeichen seines guten Willens. Cringe weiß davon nichts. Er glaubt aber, die Triaden wollen unbedingt an die Waffen ran, weil sie sie für ihren Kampf gegen die Nuestra Familia brauchen. Er ist geschmeichelt, dass Billy Chen sich so schnell wieder gemeldet hat und läuft mit Dollarzeichen in den Augen herum. Und die Nuestra Familia bekommt in letzter Minute einen Hinweis zu diesem Deal. Damit packen wir alle Ratten an ihren nackten Schwänzen.«
Mich eingenommen, schoss es Travis durch den Kopf. Er hatte alle seine Aussagen bereits unterschrieben, bevor er zu Mya gefahren war. Damit konnte gemeinsam mit den Aussagen der V-Personen ein RICO-Fall auf die Beine gestellt werden, selbst wenn er diesen Deal nicht überlebte. Und genau das war sein Plan. Marella war ein Schwein. Ein korrupter, karrieregeiler Arsch, der über Leichen ging, um das zu erreichen, was er sich vorgenommen hatte. Travis war in diesem Spiel nichts weiter als ein Bauernopfer. Er würde fallen, wenn die anderen Schachmatt gingen. Das war in Ordnung. Rory hatte all
das nicht gewollt und Travis brachte es nun zu Ende. Er hatte sogar seinen Club hingehängt, um Marella eine Schonfrist für Mya aus den Rippen zu leiern. Sie war raus, die Ermittlungen im Fall Walt Chandler wurden geschlossen. Dafür hatte Travis Marella endgültig seine Seele verkauft und hoffte, dass im Gegenzug die Triaden, die Familia und der Green Army OMC bluten würden. Es fühlte sich gerecht an, im Ausgleich dazu die Augen zu schließen. Ohne all das war er sowieso am Arsch. Er hatte es Rory immer wieder gesagt. Er würde nicht abhauen. So gesehen starb er immerhin ehrenvoll und konnte sich einreden, dass es zu irgendeinem Zweck geschah. Am Ende seines Lebens tat er zur Ausnahme was Gutes. Ein wenig wie Myas Vater, auch wenn ihnen das nichts mehr einbrachte.
»Was ist nun?«, fragte Marella. »Setzen Sie sich endlich in Bewegung?«
Travis sah auf seine Uhr am Handgelenk. »Es ist halb zwölf in der Nacht!«
»Dann ficken Sie diese kleine Schlampe ein letztes Mal und lassen Sie sie ziehen.« Marella klang gereizt. »Sie haben gesagt, das Chatsworth Chapter sucht Sie, also ist Callahan misstrauisch. Genau aus diesem Grund haben wir ihm nicht gesteckt, was die Triaden bereits wissen. Trotzdem sucht er Sie und er wird nicht zimperlich sein, wenn er Sie in die Finger bekommt. Ihre kleine Freundin und der Engländer sind denen dagegen egal. Und die Mexikaner sind abgelenkt wegen des Waffendeals. Die werden zuerst das in Ordnung bringen wollen, bevor Sie weiter nach Blutrache sinnen. Es sei denn, sie haben bereits einen Sicario
, einen Auftragskiller, auf Miss Munroe angesetzt. Aber das glaube ich nicht, denn die Mesa hat gerade andere Probleme. Also bringen Sie sich nicht weiter in Gefahr und kommen Sie hierher, bevor ihr Club Sie in die Finger bekommt. Tot nutzen Sie mir nichts. Zumindest bis der Deal gelaufen ist. Haben Sie mich verstanden?«
»Hm.« Travis kratzte sich am Kopf. Er wusste das alles. Ebenso wie er wusste, dass es unnötig gewesen war, hier zu übernachten. Er schindete Zeit, denn er wollte Mya nicht gehenlassen. Für diese Erkenntnis hasste er sich. Wie oft hatte er Rory erklärt, dass die Geschichte enden musste, und nun, da sie es tat, wollte er daran festhalten.
»Ich mache mich bei Sonnenaufgang auf den Weg«, brummte er.
»Sehr gut. Kommen Sie direkt zu uns, wir müssen Sie verkabeln und Ihnen Instruktionen geben.« Es klang, als wollte Marella auflegen, doch dann fügte er hinzu: »Und nehmen Sie sich für den Rückweg verdammt nochmal ein Auto! Mit dem Motorrad fallen Sie auf.«
Travis grinste. Marella hatte tatsächlich Schiss, dass der OMC ihn in die Finger bekam. Damit wäre ihr gesamter Plan dem Untergang geweiht. »Schon klar«, murmelte er und dachte an die Knucklehead, die er zurückgelassen hatte. »Ich bin spätestens um die Mittagszeit bei Ihnen.«
Er legte auf und lehnte sich zurück. In seinem Kopf kreisten die Gedanken. Morgen Abend. Das waren weniger als 24 Stunden, die ihm blieben. Ein merkwürdiges Gefühl. Er hatte nie geglaubt, dass sein Leben so geplant zu Ende ging. Ob er seine Schwester anrufen sollte? Oder seinen Vater? Unsinn! Was hätte er schon sagen sollen? Der einzige Mensch, nach dem er sich sehnte, war Mya. Er blickte aus dem Fenster in die Dunkelheit. Dann riss er spontan die Tür auf und stieg aus. Der Wind pfiff ihm um die Ohren, es war kalt. Er sah sich um.
»Exx.« Sie saß bibbernd im Zelt. Er ging zu ihr und setzte sich neben sie.
»Was tust du denn hier? Wo ist dein Freund?«
»Er hockt in der Rezeption, schlürft Kaffee und tut sich selbst leid. Die Dame am Empfang redet mit ihm über Bären und
denkt sich vermutlich ihren Teil.« Ihre Zähne schlugen hörbar aufeinander.
»Warum bist du nicht zu mir ins Auto gekommen?«
»Ich wollte dich nicht stören. Außerdem kann ich nicht eine Sekunde stillhalten. Mir gehen eine Million Dinge durch den Kopf. Warum schläfst du nicht mehr?«
»Marella hat mich angerufen.«
»Jetzt? Um diese Zeit? Was ist los, Exx?«
Er schüttelte den Kopf. »Unwichtig.«
»Das sagst du immer, wenn es um Dinge geht, die mich ängstigen könnten.«
Er lächelte. Gott, er würde sie vermissen! Zum Glück würde dieses Gefühl nur kurz andauern.
»Hast du einen neuen Deal mit Marella gemacht?«
»Hm.« Er legte einen Arm um sie und zog sie zu sich heran. Ihm blieb nicht mehr viel Zeit. Sein Vorsatz von diesem Morgen war vergessen. »Und deshalb werdet ihr mich ganz in der Früh in der nächsten Stadt absetzen und auf direktem Weg zum Flughafen nach L.A. fahren.«
»Du kommst nicht mit?«
»Negativ. Ich habe Dinge zu erledigen.«
Sie sah ihn an, er spürte es. »Du planst etwas Gefährliches, habe ich recht?«
»Mya.« Er drehte den Kopf. Ihren Namen auszusprechen, beruhigte ihn. Vorsichtig drückte er seine Wange gegen die ihre. Es war eine zärtliche Geste und verdammt nochmal, er wollte sich diesen letzten Augenblick stehlen. Er würde etwas brauchen, an das er denken konnte, wenn es hart auf hart kam. »Rory und ich haben dir das Leben gerettet. Mehr als einmal. Und jetzt schuldest du uns etwas.«
»Was?« Er spürte ihre Lippen auf seinem Gesicht.
»Dass du es lebst«, sagte er. »Lass nicht zu, dass wir ...«, er hielt kurz inne, »dass er umsonst gestorben ist.« Er streifte ihre
Lippen mit den seinen. »Lebe, als gäbe es kein Morgen, Mya. Und hab keine Angst. Es ist vorbei. Das habe ich dir schon so oft gesagt. Es ist vorbei und niemand wird dir je wieder wehtun.«
»Das klingt wie ein Abschied für immer.«
»Es ist einer.« Seine Hand berührte ihr Gesicht. Sie war so schön. Er wusste, wie sie aussah, obwohl es dunkel war. Er kannte jedes ihrer Grübchen, die sich nur zeigten, wenn sie lächelte, war vernarrt in ihre blauen Augen und die kleine Narbe an ihrer rechten Augenbraue. Er hatte sie nie gefragt, woher sie stammte. Noch eine Sache, die er nachholen musste. Er hatte es sich nie bewusst eingestanden, wie viel ihm Mya bedeutete, aber in diesem Moment war es ihm egal, ob er Schwäche zeigte. Morgen um diese Zeit war er tot und jede Religion dieser Welt hatte eine andere Erklärung, wo er dann sein würde. Doch es war gleichgültig, denn er wusste bereits, wo er sein wollte. In der Hütte im Wald, gemeinsam mit Mya und Rory. Es war alles ganz klar und er hatte keine Angst.
»Woher hast du die Narbe über deiner Augenbraue?«, fragte er.
»Ich bin gestürzt. Im Suff. Das ist keine besonders gute Geschichte.« Sie lachte auf.
»Hast du gekotzt?«
»Und wie!«
»Ich habe nie verstanden, warum du dich manchmal so abgeschossen hast, obwohl du es nie vertragen hast.«
»Um zu vergessen. Ist das nicht das übliche Vorgehen?«
»Rory musste jedes Mal deine Haare halten.«
Sie lachten gemeinsam. Es fühlte sich gut an. »Er war einfach ein Gentleman. Unter all diesen Schichten aus mentalem Dreck.« Mya steckte ihre Hände unter seine Achseln. Sie waren eiskalt.
»Was wirst du tun, wenn du wieder in London bist?«, fragte Travis und zog sie noch näher an sich heran. Inzwischen waren
sie ineinander verkeilt. Es war unbequem, aber er wollte sie nicht loslassen.
»Ich weiß es nicht«, flüsterte sie an seinen Hals. »Ich hätte nie gedacht, dass elf Tage mein Leben verändern könnten, doch inzwischen weiß ich, dass zehn Jahre Verdrängen nichts sind gegen elf Tage intensiver Gefühle. Ich habe keine Ahnung, was ich will, aber ich weiß jetzt, was ich nicht will. Vielleicht bringt mich das voran.«
»Ich weiß, was ich will. Ich will mit dir schlafen«, entfuhr es ihm und Mya hob den Kopf.
»Ich dachte, wir ficken. Mehr nicht«, erwiderte sie.
»Was immer es ist. Es sind Worte für eine verdammt geile Sache.« Er wollte sie küssen, doch sie entzog sich ihm.
»Sag mir, dass du nicht das tust, was ich denke.«
»Was meinst du?«
»Planst du deinen Abgang, Exx? Beinhaltet der Deal mit Marella deinen Tod?«
Er antwortete nicht. Vermutlich, weil er es sich selbst nicht eingestehen wollte. Es hatte etwas Endgültiges an sich und obwohl er sich wünschte, es noch ein letztes Mal mit Mya zu tun, konnte er der Wahrheit hinter seiner Sehnsucht nicht ins Gesicht sehen.
Sie boxte ihn gegen die Brust. »Du blöder Arsch!«
»Ich wusste bereits als kleiner Junge, dass ich irgendwann durch eine Kugel sterben werde«, wiederholte er seine Worte, die er vor einigen Tagen zu ihr gesagt hatte. Wer hätte damals gedacht, dass es wirklich so enden würde?
»Ich habe es ernst gemeint«, flüsterte sie. »Ich ...« Er unterbrach sie mit einem heftigen Kuss. Er wollte das nicht hören.
Sie erwiderte ihn, ihre Zunge prallte unbeherrscht gegen die seine. »Bleibst du mit Benjamin zusammen?«, keuchte er und platzierte Mya auf seinem Schoß. Er war so erregt, dass ihm alles
scheißegal war. Und wenn dieser Typ ihm zusah, dann verdammt nochmal, sollte er das tun!
»Ich weiß es nicht.« Mya umschlang ihn mit ihren Armen.
Er sehnte sich nach ihrer süßen Muschi, danach, sich in ihr zu verlieren, sie zu stoßen, bis sie stöhnte und ihre Klitoris zu reiben, bis sie kam. Sie sollte auf ihm sitzen und ihn ansehen, denn nur so bekam er alles mit. Er wollte sie ganz nah bei sich haben.
»Zieh deine Hose aus«, murmelte er. Es war kalt, doch seine Erregung war auf dem Höhepunkt. Er beobachtete sie, doch es war zu dunkel, um etwas zu sehen. Doch in seiner Erinnerung sah er ihre Ritze. Sein Schwanz war so hart, dass er es kaum noch aushielt.
Mya öffnete seine Hose und berührte ihn. Travis drängte ihre Hand zur Seite.
»Nicht!«, befahl er. »Setz dich auf mich. Langsam.«
Sie tat es und beim Eindringen spürte er ihre Hitze und ihre Nässe. Sie war erregt. Diese Feuchtigkeit kannte er nur bei ihr. Es war ein scharfes Gefühl und er bewegte sich in ihr. Bedächtig, ganz tief drinnen.
»Halt still.« Sein Daumen fuhr nach unten, dorthin wo ihre Haut weich und empfindsam war.
Ihr schneller Atem verriet ihm, was sie wollte.
»Es tut mir leid, dass es gestern nicht besser für dich war«, sagte er leise und fand ihre hochsensible Stelle. Mya krallte sich an ihn. Er mochte es, wenn sie sich ihm auslieferte. »Schling deine Beine um mich!« Auf diese Weise entkam sie ihm nicht.
»Letzte Nacht hat mich verwirrt«, flüsterte sie und drängte mit dem Becken gegen seine Hand. Sie war so begierig, wenn sie in Fahrt war. Sein Daumen stimulierte sie. Er war darin nicht so gut wie Rory, doch er wusste, was er tat.
»Mich auch.« Er rieb, hörte auf, stieß zu und rieb wieder. Im Nu war er feucht von ihrer Nässe. Das machte ihn noch geiler, als er ohnehin schon war.
»Es war nicht gut für mich«, hauchte sie in sein Ohr. »Es war besser.«
Sein Daumen umkreiste ihre Klitoris. »Besser als das?«
Sie bewegte sich auf ihm. Ihr Beckenboden massierte ihn auf ungeahnte Weise.
»Es war anders.« Sie stöhnte auf und er registrierte die Anspannung ihrer Muskeln. »Ich habe dich zum ersten Mal wirklich gespürt.«
Seine Hände wanderten zu ihren Pobacken, dirigierten sie. Er genoss es, wie tief er in ihr drin war. Es war, als wenn ihr Körper seinen Schwanz verschluckt hätte. Bei jeder Bewegung stieß er gegen ihren Muttermund.
»Ich komme gleich.« Myas Zunge suchte die seine. »Halt mich fest.«
Er tat es, nahm ihre Zuckungen in sich auf. Es war besser als alles, was er je getan hatte. Sie war wie ein See, in dem er ertrank. »Du bist zu schnell, Babe«, murmelte er.
»Weil ich es nicht mehr so lange aushalte wie letzte Nacht.« Sie kam heftig, krümmte sich auf ihm, als wollte sie nachholen, was ihr entgangen war.
Er bemühte sich, bewusst zu atmen, um ihren Orgasmus zu ertragen, ohne selbst zu kommen. Als sie wieder ruhiger war, begann er, seine Hüften zu kreisen. Sie war so nass, dass seine Finger wie von selbst zwischen ihre Pobacken glitten. Er drückte sie nach unten, zwang ihre Beine auseinander, stieß zu, füllte sie mit den Fingern aus.
»O ja.« Mya kippte nach vorne. Sie war ihm ausgeliefert und er stieß weiter. Tiefer, immer tiefer. Es war wie ein Sog, ein Rausch, der sie mitriß. Der Rhythmus von etwas Endgültigem. Er legte den Kopf in den Nacken und unterdrückte die lustvollen
Laute, die er am liebsten herausgeschrien hätte. Er begehrte diese Frau! Vom ersten Tag an, als er sie auf der High School gesehen hatte bis zu jenem Tag, an dem er diese Welt verlassen würde. Er fickte sie und gleichzeitig kam es ihm vor, als könnte er das sehen, was sie niemals haben würden. Fürsorglich zog er sie an sich, setzte seinen Rhythmus fort, spürte ihre lautlosen Schreie und kam schließlich derart intensiv, dass ihm lauter bunte Punkte vor den Augen tanzten, während sich alle Sinnesreize in seinem Schwanz versammelten und geradewegs sein Steißbein hinaufschossen. Sie erzitterte ebenfalls und presste sich an ihn. Es war animalisch und doch behutsam. Ihre Seufzer sagten ihm, dass sie ein weiteres Mal gekommen war. Liebevoll fuhren seine Hände unter ihren Pullover und streichelten ihren Rücken.
»Du gehörst uns«, murmelte er. »Hast du immer getan.«
»Und das werde ich immer tun«, erwiderte sie. »Aber versprich mir ...«
Er brummte und verschloss ihren Mund mit seinen Lippen. »Versprechen waren noch nie meine Stärke«, fügte er leise hinzu.
Sie schwieg und legte ihre Arme um ihn. So blieben sie sitzen. Er in ihr, sein Kopf an ihrer Schulter, während die Nacht voranschritt.