Eighteen
T ravis fluchte und warf den Drehmomentschlüssel von sich. Die Harley Davidson Fatboy benahm sich wie eine verklemmte Jungfer, obwohl sie seit Jahren gut eingeritten war. Trotzdem ließ sie ihn nicht an ihren Steuerkettenspanner heran. Miststück!
Er stand auf, zündete sich eine Zigarette an und trat aus der Garage. Die Luft flirrte von dem Staub, den die Mähdrescher bei der Maisernte aufwirbelten. Die Felder breiteten sich kilometerweit um die Stadt Storm Lake aus, jenem Kaff, in dem er seit einem knappen Jahr festsaß.
Iowa. Ausgerechnet einer der Fly-over-Staaten, in die kein vernünftiger Amerikaner einen Fuß setzte, war nun sein offizielles Versteck. Er hatte es sich anders gewünscht, aber man hatte ihm keine Alternative gelassen, als man ihn im Krankenhaus fragte, ob er das Zeugenschutzprogramm in Anspruch nehmen wollte. Ohne viel nachzudenken hatte er zugestimmt, denn die Kugel, die ihm Cringe Callahan verpasst hatte, verfehlte nur knapp seine Halsschlagader und riss ihm stattdessen das rechte Ohr weg. Hätte sie sein Gehirn durchbohrt, wäre er verreckt oder hätte den Rest seines Lebens mit den geistigen Fähigkeiten eines Radieschens zugebracht. Diese Erkenntnis sorgte dafür, dass er sich mit einem Mal an sein verfluchtes Leben klammerte wie ein Schiffbrüchiger an einen Rettungsring.
Er gab dem Staatsanwalt, was er wollte, und verpfiff seinen Club. Sein Hass auf Cringe Callahan, den Präsidenten des Contra Costa County Chapters der Green Army, sorgte dafür, dass er nicht nur seine Aussage machte, sondern noch weitere Details auspackte. Es war ihm egal, denn er hatte nichts mehr zu verlieren. Cringe und die meisten seiner Kollegen wanderten aufgrund von Travis’ Angaben für viele Jahre ins Gefängnis, ebenso wie zwei bedeutende Köpfe der Real IRA, die der Green Army die Waffen geliefert hatten. Sie wurden über einen internationalen Haftbefehl hochgenommen. Einige Mitglieder der Triaden, die durch Travis in eine Falle gelockt worden waren, wurden eingebuchtet. Das gleiche Schicksal erlitt ein Großteil des Fußvolkes der Nuestra Familia, jener gefährlichen Gang aus der Salinas Region. Obwohl es den Behörden auch dieses Mal nicht gelang, die Mesa, die Anführer der Nuestra Familia, dingfest zu machen, wurden bei den Durchsuchungen der angegebenen Lagerräume kiloweise Kokain, Marihuana und Waffen sichergestellt. Travis galt nun offiziell als Verräter. Er war ein wandelnder Toter, Zielscheibe für sämtliche Irren, die sich ein nettes Kopfgeld verdienen wollten.
Sein einziges Schutzschild war die WITSEC, jenes Programm, welches Zeugen wie ihn unter ihre Fittiche nahm. Es verschaffte ihm eine neue Identität und einen neuen Wohnort. Man hatte ihm die Wahl zwischen drei Städten gelassen, eine so gottverlassen wie die andere. Storm Lake erschien ihm als der angenehmste aller Höllenorte. Hier waren die Grundstücke quadratisch, der Rasen kurzgemäht und die Dächer der Häuser mit cremefarbenen Bordüren verziert. Es gab einen See, der bei Sonnenuntergang an Kitsch nicht zu überbieten war, und an den die Jugendlichen des Ortes fuhren, um zu knutschen oder herumzufummeln. Storm Lake war so charmant, dass Travis hätte kotzen können. Doch da er Travis Jones hieß und hier als Bankangestellter mit Burnout seine innere Ruhe wiederfinden sollte, passte er ganz hervorragend in dieses Kleinstadtidyll. Es war schon beinahe lachhaft, dass die Bürger des Ortes ihm seine neue Identität abkauften. Alleine die Tattoos und das vernarbte Ohr hätten jeden Nachbarn in Los Angeles, New York oder Chicago stutzen lassen, doch in Storm Lake schrieb man diese Dinge seiner überarbeiteten Seele zu, die sich Luft verschaffen wollte.
Travis spuckte aus. Nach einem Jahr war er so weit, dass er sich überlegte, nach Salinas zurückzukehren. Kein Mensch hatte ihn darauf vorbereitet, dass sich der soziale Tod beinahe genauso anfühlte wie der körperliche. Er befand sich fernab der Heimat, dabei hätte er nicht gedacht, dass er Salas, wie er seine Geburtsstadt nannte, jemals als solche bezeichnen würde. Doch er vermisste diese beschissene Stadt. Er vermisste die Gabilanberge, das Wabern der Sonne auf dem Asphalt und die Gemüsefelder der verfickten Mexikaner inmitten des Ortes.
WITSEC hatte ihm angeboten, Personen aus seinem engsten Umfeld mit in sein neues Leben zu nehmen, aber darauf hatte Travis verzichtet. Zu der noch lebenden Schwester hatte er keinen Kontakt mehr und seinen Vater war er froh, los zu sein. Sollte der doch selbst schauen, wer ihm in Zukunft sein jämmerliches Leben finanzierte. Oder er verreckte. Das war Travis die liebste Alternative.
Er warf die Zigarette zu Boden und zündete sich sofort eine neue an. In der Ferne sah er die Armee der Mähdrescher, deren Staubwolken den Himmel verdunkelten und sich vor die Sonne schoben. Er dachte an Rory, ohne den sich sein Leben anfühlte, als hätte man ihm eines seiner Eier genommen. Obwohl er sich dagegen wehrte, sah er seinen besten Kumpel noch immer jede Nacht zu seinen Füßen verrecken. Am liebsten hätte er sich die verfluchten Erinnerungen aus dem Kopf geschossen, aber sie verfolgten ihn mit einer Härte, die ihn aggressiv machte. Er hatte geglaubt, dass seine Zusammenarbeit mit dem Staatsanwalt nicht nur Mya, sondern auch Rory retten würde, doch am Ende hatte sie ihm beide genommen. Rory war tot und lag in Salinas begraben, wo seine Frau Lisa vermutlich falsche Tränen um ihn vergoss, und Mya ...
Er inhalierte den Rauch so tief, dass seine Lungen brannten. Ob sie nach Kanada gegangen war, wie sie es bei ihrem Abschied angedeutet hatte? Travis wollte nicht daran denken. Gefühle machten einen unvorsichtig und waren der erste Schritt auf dem Weg in die Hölle. Diese Einstellung schützte ihn wie ein Kokon. Doch das Wissen, dass sich Mya irgendwo auf diesem verdammten Planeten mit demselben schwarzen Kleeblatt-Tattoo oberhalb des Herzens aufhielt, das auch er trug, verpasste seinem Kokon einen Riss. Sie gehörten zusammen und waren es nicht. Der Gedanke störte ihn mit jedem Tag mehr, den er in Iowa verbrachte.
»Geben Sie mir eine?« Sam Whitman war unbemerkt an ihn herangetreten und Travis entließ den Rauch in die Luft.
»Hier.« Er reichte dem U.S. Marshall die Schachtel und gab ihm Feuer. Schweigsam qualmten sie einige Züge miteinander.
»Gab’s Probleme mit Ihrer Geburtsurkunde und der Social Security Card?«
»Nein.« Travis schnippte die Asche weg. »Billy war glücklich, mich in seiner Schrauberwerkstatt begrüßen zu dürfen. Wir tätscheln die Harleys hier ebenso liebevoll wie die Ärsche der zahlenden Kunden.«
»Alles ehrbare Familienväter.«
»Ist wie in diesem schrecklichen Film.«
»Sie meinen Wild Hogs ? Der mit Tim Allen? Der ist wirklich lustig!« Whitman grinste.
»Hätte mir vor zwei Jahren jemand gesagt, dass ich mal die Zeit haben würde, mir solche Filme anzusehen, hätte ich mich erschossen.«
»Hätten Sie tun sollen, denn nun gehört Ihr Arsch uns.« Whitman rückte seinen Hut zurecht. Er war der für Travis’ Fall zuständige U.S. Marshall und ein netter Kerl. Seine Stimme klang wie ein Reibeisen und ihm wuchsen büschelweise Haare aus den Ohren. Sam Whitman stand kurz vor der Pensionierung, weshalb er seinen Job locker sah. Ebenso wie die unregelmäßigen Besuche bei seinem Schützling.
»Warum sind Sie schlecht gelaunt? Gibt’s hier nichts zu ficken?«
Travis verzog den Mund. »In dieser Hinsicht ist Storm Lake der ausgehungertste Ort, den Sie sich nur vorstellen können, Marshall. Die Weiber hier werden schon feucht, wenn man ihnen nur die Tattoos zeigt.«
Whitman lachte anzüglich, dann wurde er ernst. Travis runzelte die Stirn. »Was ist los?«
»Michael ›Marrow‹ Raft wurde im San Quentin ermordet.«
»Einer der Anführer der Aryan Brotherhood?« Travis zuckte mit den Schultern. »Sie erwarten jetzt nicht, dass ich weine, oder? Der Typ hat Schwarze kaltgemacht und ihr Knochenmark gelutscht.«
»Es hieß, die Tat wurde von einem Mitglied der Green Army verübt.«
Travis warf die Zigarette in den Sand und zermalmte sie unter seinem Stiefelabsatz. »Die Aryan Brotherhood und die Green Army sind Verbündete in den Gefängnissen. Das war schon immer so. Außerdem gibt es ein Bündnis zwischen den Aryans und der La Eme.«
»Der mexikanischen Mafia, ganz recht.« Whitman sah ihn an und Travis verengte die Augen.
»Weshalb sollte die Green Army zwei solche Verbündete aufgeben? Das ist Selbstmord.« Er dachte kurz nach und murmelte: »Es sei denn, sie haben eine weitaus bessere Allianz gefunden.«
»Ich habe diesem dämlichen Staatsanwalt Marella schon immer gesagt, dass er Sie unterschätzt hat. Sie sind clever, Jones.« Whitman nickte zustimmend.
»Aber mit wem sollte sich die Green Army verbünden?« Travis beobachtete den U.S. Marshall, der die Stirn in Falten zog. Plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen. »Mit der Nuestra Familia!«
»Hm.« Whitman warf die Zigarette fort. »Unsere Informanten vermuten, sie wollen sich gemeinsam in das Loch setzen, das die Triaden in Salinas hinterlassen haben. Und sie wollen Rache nehmen.«
»An mir?« Travis lachte auf.
»Ich bin erfreut, dass Sie Ihr Todesurteil mit Humor nehmen.«
»Wenn die mich in diesem Kaff finden, dann hat die WITSEC versagt, Marshall.« Er klopfte Whitman auf die Schulter.
»Wir denken nicht, dass die vorhaben, Sie zu finden.«
»Ach nein?«
Whitman schüttelte den Kopf. »Die machen es sich einfach.«
»Reden Sie Klartext, Mann«, brummte Travis, doch der Marshall starrte zu Boden.
»Sie wissen, dass Sie freiwillig in diesem Programm sind, Jones. Niemand wird Sie halten, Sie können jederzeit aussteigen, doch die Rückkehr in das frühere Leben hat bisher noch keiner unserer Zeugen überlebt.«
»Danke für die Belehrung«, erwiderte Travis mit ironischem Unterton. »Sie haben mir diese Rede schon einmal gehalten. Ich weiß Bescheid.«
»Dann wissen Sie auch, dass ich Ihnen nichts sagen kann.«
»Und warum werde ich dann das Gefühl nicht los, dass Sie mir etwas sagen wollen
»Das weiß ich nicht.« Sam Whitman drehte sich um und schlenderte zu seinem Auto, das er hinter der Werkstatt geparkt hatte. Travis folgte ihm. Der Marshall öffnete die Tür seines beigefarbenen Ford Crown und verharrte. Dann drehte er sich zu Travis um.
»Haben Sie noch Fragen an mich, Mr. Jones?«
»Ich hasse diesen Nachnamen.«
»Gefällt Ihnen wenigstens Ihr Vorname?«
Travis schnaubte. »Was zum Teufel führen wir hier gerade für ein Gespräch?«
»Ehrlich gesagt hätte ich Ihnen nicht einmal die Informationen geben dürfen, die ich Ihnen anvertraut habe. Für mich sind Sie Travis Jones, ein Bankangestellter aus Michigan.«
»Ist meine Tarnung in Gefahr?«
»Nein, seien Sie unbesorgt.« Whitman griff sich an den Hut und stieg ein. »Wir sehen uns, Jones.«
Travis vergrub die Hände in den Hosentaschen und beobachtete, wie der Marshall sein Auto startete, das mindestens so hässlich war wie sein neuer Nachname. In diesem Moment machte es Klick in seinem Kopf. Er sprang vor und schlug mit voller Wucht auf die Kühlerhaube des anfahrenden Wagens. So fest, dass Sam Whitman hart auf die Bremse trat. Er ließ das Seitenfenster herunter.
»Gibt es ein Problem?«
Travis sah sich um. »Es ist Mya, habe ich recht? Die Arschlöcher haben es auf Mya abgesehen.«
Der Marshall sah ihn an, ohne etwas zu erwidern. Sein Schweigen war Antwort genug.
»Wo ist sie? Sie wissen es, nicht wahr?« Travis umklammerte das heruntergelassene Fenster.
»Hören Sie, Jones, wir sollten hier nicht auffallen.«
»Sagen Sie mir, wo sie ist«, zischte Travis und spürte, wie sich seine Eingeweide vor Sorge zusammenzogen. Der Staatsanwalt und die Leute der WITSEC hatten ihm versichert, dass Mya außer Gefahr war, solange sie nichts mit ihm zu tun hatte und Salinas für immer verließ. Doch wenn sich zwei seit Generationen verfeindete Gangs zusammenschlossen, dann ging es entweder um ein fettes Geschäft oder um Rache. In diesem Fall sollte Blut fließen, da war sich Travis sicher.
»Die werden sie finden, Marshall, das wissen Sie ebenso gut wie ich.«
Whitman winkte ihn mit zwei Fingern zu sich heran. »Ich bin seit über fünfundzwanzig Jahren beim U.S. Marshall Service tätig, davon war ich zehn Jahre lang Betreuer im Zeugenschutzprogramm. Meine Rente steht kurz bevor. Ich habe Ihnen nichts gesagt. Verstehen wir uns richtig?«, sagte er gefährlich leise.
Travis nickte. »Wo ist sie?«
»Darüber darf ich nicht reden, Jones.«
»Herrgott, Whitman!« Travis stand kurz davor, den Marshall am Hemdkragen zu packen. Dieser zuckte jedoch nicht mit der Wimper. Er ließ den Wagen anrollen.
»Wir werden beobachtet«, sagte er und winkte Billy, dem Inhaber der Werkstatt, zu.
Travis trat einen Schritt zurück und versuchte sich zu entspannen, doch seine Muskeln blieben verkrampft.
»Mach’s gut, Travis.« Whitman fuhr los.
»Alles Gute, Sam.« Er hob die Hand und sah Billy entgegen.
»Dein Cousin war zu Besuch?«, fragte dieser und Travis bemühte sich um Haltung. »Warum ist er nicht auf einen Kaffee geblieben?«
»Er hat zu tun, wollte nur kurz Hallo sagen und sich erkundigen, ob ich in meinem neuen Job klarkomme.«
»Familie ist was tolles, oder?« Billy wischte sich die Hände an einem Halstuch ab, das stets aus seiner Hosentasche hing. »Ohne meine Familie wäre ich gar nichts.«
»Hm.« Travis ging in die Werkstatt zurück und schnappte sich den Drehmomentschlüssel. »Ich mache die Fatboy noch fertig, bevor ich heimgehe.«
»Lass es ruhig angehen, mein Freund. Du leistest gute Arbeit, beinahe so, als hättest du es gelernt und nicht nur hobbymäßig geschraubt.«
»Danke«, presste Travis hervor und bemühte sich, das beunruhigende Gefühl zu unterdrücken, das sich in ihm festsetzte. Er hatte es gewusst! Er hatte von Anfang an gewusst, dass es ein Fehler gewesen war, Mya gehen zu lassen. Rory hatte es ihm vor seinem Tod gesagt, doch er wollte nicht auf ihn hören. Er hielt es für absurd, dass drei Menschen miteinander glücklich werden konnten. Noch absurder war die Vorstellung, dass er und Mya es alleine schaffen könnten. Rory war ihre Verbindung gewesen, der Kleber, der sie zusammenhielt. Ohne ihn schien das Kleeblatt dem Untergang geweiht zu sein.
Travis setzte den Drehmomentschlüssel an und legte all die Enttäuschung über die falschen Entscheidungen in seinem Leben in die Zugbewegung. Die Schraubenmutter krachte, zersplitterte und fraß sich endgültig in ihrer Verankerung.
»Alter!« Billy trat neben ihn und kratzte sich am Kopf. »Das hab ich ja noch nie gesehen. Wie hast du das denn angestellt?«
»Sorry, Mann, ich hab’s dir ja gesagt. Ich bin nur ein einfacher Hobbyschrauber.«
Billy klopfte ihm fürsorglich auf die Schulter. »Mach dir keine Sorgen, Travis, das krieg ich schon wieder hin. Am besten, du gehst jetzt nach Hause.«
»Es tut mir leid«, murmelte Travis und war sich bewusst, dass er nicht die zersplitterte Schraube meinte.
Billy wedelte mit den Händen. »Alles gut, Mann, Mr. Wells wird den zusätzlichen Posten auf seiner Rechnung gar nicht bemerken. Der liebt dieses Baby viel zu sehr, da spielt Geld keine Rolle.«
»Alles klar, dann geh ich mal.« Travis schnappte sich seine Lederjacke und verließ die Werkstatt. Vorne neben dem Eingang parkte die Harley Davidson Panhead, die er momentan fuhr. Sie war Baujahr 1948 und die Rostflecken auf dem schwarzen Lack gaben ihr ein verwegenes Aussehen. Er hatte Billy versprochen, sie nach und nach herzurichten, als eine Art Aushängeschild für den Shop. Dafür durfte er sie fahren, auch wenn das nicht unbedingt ein bequemes Vergnügen war. Der originale Ledersattel war so hart, dass man Eiterbeulen am Hintern bekam, doch das Blubbern des Motors war jede Qual wert. Nach Travis’ Ansicht war der Panhead der schönste Motor, den Harley je gebaut hatte. Leider gab es kaum noch Originale. Die meisten waren durch Umbauversuche schwer verbastelt, doch Billys Modell war eine echte Rarität. Zu schade, um den Rest ihres Lebens als Ausstellungsstück im Shop zu verbringen. Aus diesem Grund hatte es Travis nicht eilig mit der Restaurierung. Gedankenversunken schwang er sich auf die Maschine, ließ sie erzittern und brauste davon.
Einige Stunden später saß er auf dem Bett in seiner Wohnung und starrte auf die erleuchteten Sportflächen, die sich um den Appartementkomplex am Flindt Drive erstreckten. Jugendliche spielten bei Flutlicht Baseball, warfen sich Footbälle zu oder lungerten am Spielfeldrand herum und unterhielten sich. Ein Stück entfernt auf der Wiese, die nicht mehr beleuchtet war, wurde gedealt. Es war nur eine kleine Szene in Storm Lake ansässig, aber Travis hatte ein Auge dafür. Außerhalb der Stadt gab es die typischen Wohnwagenparks, in denen einige Rednecks Meth-Küchen betrieben. Die wiederum handelten mit den El Forasteros, einem Motorradclub, der in Sioux City ansässig war. Ein paar Mitglieder trieben sich auch in Storm Lake herum und vertickten Meth, Kokain und Marihuana. Es war kein enormes Geschäft, doch es hatte Potential. In Kleinstädten wie dieser war die Langeweile groß und der Appetit nach Abenteuer geradezu ungezügelt. Besonders junge Menschen sehnten sich nach Abwechslung in ihrem geordneten Alltag.
Travis putzte seine Ruger und baute sie wieder zusammen. Mit dem Handballen ließ er das Magazin einrasten und fuhr ein letztes Mal mit dem Lappen über den Lauf. Als er in das Zeugenschutzprogramm aufgenommen wurde, hatte er seine Waffen abgeben müssen, doch bald fühlte er sich damit, als hätte man ihn kastriert. Der Schutz des U.S. Marshall Service erschien ihm nicht ausreichend und er fand schnell heraus, wo man Waffen herbekam, ohne dass seine Aufpasser es herausfanden.
Im schwachen Licht der Stehlampe hielt er die Pistole in die Höhe. Es war eine Ruger SR1911 mit einem Griffstück aus Holz. Sie war zuverlässig, präzise und lag gut in der Hand. Er legte sie neben seine beiden Kampfmesser aus Carbon-Stahl und schlug sie mitsamt den Magazinen in ein Tuch ein, das er unter seinem Bett platzierte. Dann atmete er tief durch. Er hatte die Informationen, die ihm Whitman gesteckt hatte, noch immer nicht verdaut.
Mya war wie ein Bumerang, der beständig zu ihm zurückkehrte. Schon als Junge war er von ihr fasziniert gewesen, obwohl er von Frauen keine allzu hohe Meinung hatte. Er verübelte seiner Mutter zutiefst, dass sie mit beiden Schwestern abgehauen war, und ihn bei dem gewalttätigen Vater zurückgelassen hatte. Diesen Hass projizierte er seitdem auf jede Frau, die seinen Weg kreuzte. Er fickte sie, als wollte er sie bestrafen. Das verschaffte ihm Genugtuung. Selbst nach dem Tod seiner Mutter. Doch dann traf er Mya. Sie übergab sich in die Büsche neben der High School und er ahnte, dass es nicht an einer Magersucht lag. Sie war neu an der Schule und es hieß, sie sei eins von Walt Chandlers Pflegekindern. Das Arschloch war in Salinas nicht gerade für seine Freundlichkeit bekannt. Ganz im Gegenteil. Walt Chandler war hitzköpfig, brutal und charakterlos. Man munkelte, er säße nur noch nicht im Gefängnis, weil sein Cousin Polizist war und ihn deckte. Das alles ging Travis durch den Kopf, als er Mya beobachtete. Sie war mager und dunkelhaarig und somit nicht der Typ Mädchen, dem er gerne an die Muschi wollte. Doch etwas geschah mit ihm, als sie ihn aus ihren blauen Augen ansah. Sie war kein weinendes, hilfloses Ding, das sich in sein auswegloses Schicksal fügte, nein, sie war wütend. Und Wut war in Salinas gleichbedeutend mit Stärke, denn sie brachte einen dazu, nicht unterzugehen. Und diese Stärke begann Travis zu begehren. Er wollte ihr helfen, so wie Rory ihm einst geholfen hatte. Deshalb nahm er sie mit zu der Hütte im Wald, in der Rory und er sich regelmäßig trafen. Dieser Ort war ihre Zuflucht und wurde es auch für Mya. Häuslicher Missbrauch und sexuelle Übergriffe waren in Salinas an der Tagesordnung. Trotzdem verpfiff man sich nicht gegenseitig bei den Bullen. Man regelte die Dinge selbst. Und wenn man das nicht konnte, dann hielt man sein Maul. Mya lernte schnell. Sie vertraute ihnen, und Travis und Rory vertrauten ihr. Es war selbstverständlich, dass sie Walt Chandler umlegten, nachdem er Mya wehgetan hatte. Das taten Freunde in Salinas füreinander. Rory und Travis waren wie Brüder und Mya schaffte es, ihre Einheit komplett zu machen, ohne dass sie es geplant hatten. Doch nach und nach drängte sie sich dazwischen wie flüssiger Stahl. Sie füllte ihre Hohlräume aus und sprengte ihre Nieten. Rory, Travis und Mya wurden zu einem Kleeblatt, das niemand mehr trennen konnte. Bis zu dem Tag, an dem sie ging. Travis fluchte.
In diesem Moment klopfte es an der Tür und er war versucht, die Ruger wieder an sich zu nehmen. Vorsichtig schlich er in den Flur.
»Ich bin’s, Travis. Mona.«
Er blieb stehen. Die hatte ihm gerade noch gefehlt. Mona Atanasio jobbte in dem Pub an der Hauptstraße, in das er manchmal ging. Sie hatte an der University of Iowa studiert, bevor ihr Vater starb und sie in ihre Heimatstadt zurückkehrte, um ihre Mutter zu unterstützen. Gelangweilt von ihrem Leben hatte sie sich förmlich auf Travis gestürzt, kaum dass er den Pub zum ersten Mal betrat. Es war, als könnte sie riechen, was er einmal gewesen war.
»Ich weiß, dass du da bist, Travis. Dein Bike steht draußen.«
Er setzte sich in Bewegung und riss die Tür auf. Mona lächelte und drehte sich eine Haarsträhne um den Finger. »Was willst du?«, fragte er ruppig.
»Naja, heute ist nicht viel los in der Stadt. Ich dachte, wir könnten ...«
»... ficken?«, unterbrach er sie. Sie war nicht die Erste, die sich ihre Haare vor ihm um den Finger wickelte und ihm damit zu verstehen gab, dass sie geil war. Ebenso war es bei April Watson, der Bedienung des Diners, bei Mary-Ann Johnson, der Grundschullehrerin, und bei Joanne Peters, der Besitzerin des Blumenladens, gewesen. Er hatte sie alle gevögelt, so heftig, dass sie nach einigen Wochen von ihm abgelassen und sich wieder ihren Freunden und Ehemännern gewidmet hatten. Doch Mona hatte keinen Freund oder Ehemann und das könnte die Sache kompliziert werden lassen.
Er sah, dass Mona errötete und ihn sprachlos anstarrte. Sie war nicht so verrucht, wie er zunächst angenommen hatte. Er grinste. Obwohl seine Gedanken um weitaus verzwicktere Dinge kreisten, wusste er, wie befreiend Sex sein konnte. Vor allem, wenn er sagte, wo’s langging. Etwas anderes kam für ihn ohnehin nicht in Frage.
»Was ist?«, forderte er sie heraus. »Willst du reinkommen?«
Mona blinzelte. Sie hatte lange, rotbraune Haare, eine enorme Oberweite, die sie in ein enges weißes Top gepresst hatte, und schmale Hüften, deren Knochen verführerisch aus ihrer Jeans ragten. Sein Schwanz zuckte und plötzlich erschien sie ihm wie die willkommene Abwechslung. Ein leckerer Happen für zwischendurch, bevor er sich wieder den Dingen widmete, die ihn wirklich beschäftigten.
»Ich weiß nicht so recht«, murmelte sie. Er erkannte, dass sie schwankte. Zwischen Anstand und ihren Fantasien. Denn was sie sah, gefiel ihr. Der mysteriöse, muskulöse, bärtige und tätowierte Kerl im Unterhemd mit den dunklen Haaren, die ihm beinahe bis zur Schulter reichten, machte sie an. Ohne arrogant sein zu wollen wusste Travis, dass er den Typen, welche die Frauen in den sozialen Medien anhimmelten, verdammt nahe kam. Er hatte leichtes Spiel in einem Kaff wie Storm Lake.
»Dann solltest du wieder gehen«, sagte er betont gleichgültig und schloss langsam die Tür.
»Nein, warte!« Mona stoppte sie mit der Hand. »Ich würde gerne reinkommen.«
»Dachte ich mir.« Travis ließ sie unter seinem Arm hindurch und schloss die Tür endgültig hinter ihnen.
Mona blieb in seinem Wohnzimmer stehen und rieb sich die Oberarme. »Wollen wir etwas trinken?«, erkundigte sie sich.
Travis schüttelte den Kopf. »Ich bin keine Bar, Mona.« In aller Ruhe ging er auf sie zu. In ihrem verunsicherten Zustand begann sie ihn ziemlich anzutörnen.
»Okay.« Sie sah sich um, als suchte sie nach einer Fluchtmöglichkeit. Travis blieb stehen.
»Willst du doch lieber gehen?«, gab er ihr eine letzte Chance, aber Mona schüttelte den Kopf.
»Ich mochte dich vom ersten Moment, als ich dich gesehen habe«, sagte sie leise und Travis war mit einem Satz bei ihr.
»Mit mir gibt es keine Beziehung«, stellte er klar, ohne sie zu berühren. »Wir ficken. Mehr nicht.«
»Also, ich weiß nicht, ob ich das kann.«
Er verzog den Mund. »Weshalb bist du dann hergekommen?«
»Um dich kennenzulernen.«
»Du darfst meinen Schwanz kennenlernen.« Er war absichtlich ekelhaft, denn er wusste, wie schnell Frauen Gefühle entwickelten. Und so etwas konnte er nicht gebrauchen. Mya war die einzige Frau, die er je an sich herangelassen hatte. Das Ganze endete in einem Desaster, das seinen besten Kumpel das Leben gekostet hatte. Das würde ihm nie wieder passieren.
Mutig griff ihm Mona zwischen die Beine und massierte ihn. Er nahm ihre Hand weg. »Ich denke, das kannst du besser«, sagte er und führte sie zu einem der Sessel.
»Zieh dich aus«, befahl er, während er sich sein Unterhemd über den Kopf zog. Mona blieb wie angewurzelt stehen.
Travis hob eine Augenbraue. »Du hast es schonmal getan, oder?«
»Natürlich. Aber nicht so.«
Er knöpfte die Hose auf und sah, dass sich ihr Blick an seinem halb erigierten Schwanz festsaugte. Er nahm ihn in die Hand. »Du könntest damit anfangen, mir einen zu blasen.«
»Einfach so?«
Beinahe musste Travis über ihre Naivität lachen. »Ich würde wirklich gerne aufhören zu reden«, bemerkte er und gab ihr mit einem Kopfnicken zu verstehen, dass sie nun entweder anfangen oder gehen sollte.
Mona strich sich die Haare aus dem Gesicht und knöpfte ihr Top auf. Sie hatte schöne Brüste, voll und prall. Die würden bestimmt wunderbar wippen, wenn er sie nahm. Travis rieb sich den Schwanz, während Mona sich den BH öffnete. Dann streifte sie sich ihre Jeans über die Hüften. Sie trug einen durchsichtigen roten Tanga und war rasiert. Er hatte es gewusst! Siegessicher beobachtete er, wie sie vor ihm auf die Knie sank. Zuerst war sie vorsichtig, doch Travis half nach und nahm ihren Kopf in die Hände. Tief führte er seinen Schwanz in die warme Feuchte ihres Mundes ein. Verdammt, das fühlte sich geil an!
Mona würgte, wich zurück, doch er ließ nicht locker. Sie fügte sich, lutschte und saugte und brachte ihn beinahe dazu, zu kommen. Er hielt ihren Kopf fest und sie sah zu ihm auf.
»Ich wusste doch, dass du es besser kannst«, sagte er und zog sie nach oben. Ihre Augen tränten, die Wimperntusche war verwischt. »Willst du weitermachen?«
Ihm lag nicht daran, eine Frau zu vergewaltigen, aber mit ihm würde es ganz sicher keinen romantischen Blümchensex geben.
Mona presste sich gegen ihn und er umfasste ihre Pobacken. Mit seinem Mittelfinger schob er ihr Höschen zur Seite, streichelte ihren Anus und tauchte tiefer zwischen ihren Beinen ein. Sie war so nass wie ein frischgeborenes Kälbchen. Er glitt an ihrem Kitzler entlang, brachte sie zum Stöhnen. Nun war er sich sicher, dass Mona auch für alles andere bereit war. Er rieb sie für einige Zeit, bis ihre Klitoris hart und angeschwollen war und seine Finger wie von selbst in sie hineinglitten.
Monas Stöhnen ging in ein heftiges Quietschen über. Ekstatisch klammerte sie sich an ihn. Travis konnte das Geräusch nicht ertragen. Er drehte sie herum, so dass sie über der Sessellehne zum Liegen kam. Ihre Brüste baumelten rechts und links herab wie die Satteltaschen einer Harley. Das würde ein Ritt werden! Er zerrte ihr den Tanga über die Knie und begutachtete ihre gerötete und feuchte Ritze. Mit einer Hand drückte er ihren Oberkörper herunter, während er mit der anderen wieder und wieder über ihre nasse Öffnung fuhr. Es war dieses Gefühl der Überlegenheit, das ihn antörnte. Mona keuchte erstickt und jammerte wie eine Verletzte, als er seinen Schwanz in sie hineinstieß. Er penetrierte sie tief, genoss die Wärme und die plötzliche Gier, mit der sie ihre Beine noch weiter für ihn spreizte. So sollte das sein. Sein Rhythmus beschleunigte sich. Aus dem langsamen Vor und Zurück wurde ein Stoßen, so hart, dass er jedes Mal klatschend gegen ihr Hinterteil stieß. Mona wimmerte, schnaufte, biss in den Stoff des Sessels und schrie auf. Travis packte sie, zog sie nach oben und bugsierte sie um den Sessel herum. Er setzte sich hinein und zog sie an den Oberschenkeln zu sich heran, sodass sie ihm den Rücken zudrehte.
»Setz dich auf mich«, wies er sie an und spürte, dass ihre Muskeln zitterten. Sie gehorchte, seufzte und versenkte seinen Schwanz in ihrer Nässe.
»Massier mir die Eier.« Er bewegte sich in ihr. Tief, heftig und so geladen wie eine Waffe vor dem Abfeuern. Ihr Hintern ritt ihn und er umfasste ihre langen Haare, um die Geschwindigkeit zu steuern. Als sie begann, seine Hoden zu massieren, stand Travis kurz vor der Explosion. Er umklammerte ihre Hüfte, rutschte nach unten, balancierte ihr Gewicht auf seinen Oberschenkeln, damit sie ganz auf ihm saß, und stieß so hitzig in sie, dass Mona mit dem Schreien gar nicht mehr aufhörte. Kurz bevor er kam, hob er sie von sich herunter, drückte ihren Oberkörper nach vorne und entlud sich auf ihrem runden Hintern. Die Zuckungen seines Schwanzes in der Hand waren so heftig wie schon lange nicht mehr. Dieses Miststück hatte es mit ihrer Zurückhaltung geschafft, ihn derart zu erregen wie es keiner anderen seit seiner Ankunft in Storm Lake gelungen war.
»Fuck«, murmelte er, nachdem die Lust ein wenig abgeebbt war, und gab Mona einen Klaps auf den Hintern. »Du warst echt heiß.«
Sie stand auf, unsicher, so als ob sie gerade erst Laufen lernte. Ihr Gesicht war gerötet, ebenso wie ihre Brüste und ihr Bauch. Beinahe schamhaft suchte sie nach ihren Klamotten, während Travis breitbeinig sitzenblieb und die Erregung nachhallen ließ.
»Willst du schon gehen?«, fragte er.
»Ich ... ich weiß nicht.« Ihr Blick war wieder so verunsichert wie bei ihrer Ankunft. Travis merkte, dass seine Eier schmerzhaft zu ziehen begannen.
»Wir könnten weiterficken.«
Sie umklammerte ihre Kleidungsstücke und er winkte sie zu sich heran. Sie kam näher, blieb neben ihm stehen und sah auf seinen Schwanz. Wie selbstverständlich fuhr Travis Daumen über die Wölbung ihres Schamhügels und teilte ihre Schamlippen. Ihre Klitoris war noch immer angeschwollen und ihre Nässe zu schade, um sie zu vergeuden. Mona biss sich auf die Lippen.
»Gefällt dir das?« Travis machte weiter und sie schob wortlos ihr Becken nach vorne.
»Es gefällt dir«, bemerkte er selbstgefällig und beobachtete, wie ihre Augenlider zu flattern begannen. Es war ihm ein Rätsel, warum in diesem Ort so viele unbefriedigte Frauen lebten. Gab es denn hier keine Typen, die wussten, wie man Muschis behandelte?
»Setz dich auf den Tisch«, forderte er sie auf.
Mona ließ ihre Klamotten zu Boden gleiten und ging zu dem Esstisch, der direkt gegenüber des Sessels stand. Sie stützte die Arme darauf und setzte sich mit ihrem nackten Hintern auf die Glasplatte. Irritiert sah sie ihn an.
»Was soll ich hier?«
»Spreiz deine Beine.« Travis lehnte sich entspannt im Sessel zurück. Sie hatte wirklich keine Ahnung. »Und dann fass dich an. Zeig mir, wie du’s gerne hast.«
Sie wurde tatsächlich rot und Travis merkte, dass seine Erregung zurückkehrte. Dieses Mädchen forderte ihn mit ihrer vermeintlichen Unschuld heraus. Ungeduldig klopfte er mit seinen Fingern auf die Lehne. »Fang an!«
Mona zog ihre Knie an und ihre Hand glitt über ihren Bauch zu ihren Schamlippen. Unbeholfen massierte sie sich, stöhnte gekünstelt und vermied es, ihn anzusehen. Travis sah ihr eine Weile dabei zu, bevor er kopfschüttelnd aufstand und zu ihr ging. Bestimmend stellte er sich zwischen ihre Beine und Mona blickte zu ihm auf.
»Das kann ja keiner mitansehen«, murmelte er, zog sie zu sich heran und drang in sie ein. Obwohl er noch nicht ganz steif war, wusste er, dass er es gleich wieder sein würde. Er drückte ihre Beine nach oben und hielt sich an ihren Kniekehlen fest. Mona verdrehte vor Lust die Augen und ließ ihren Oberkörper nach hinten sinken. Ihre großen Brüste bewegten sich mit jedem seiner Stöße. Es war ein heißer Anblick. Er bearbeitete ihre Pussy mit dem Schwanz, um sich in Fahrt zu bringen. Mona quietschte bereits wieder und er spürte die Kontraktionen ihrer inneren Muskulatur, die ihn rieb und ihn endgültig auf Touren brachte. Der Schwall ihrer Nässe heizte ihn weiter an.
»Oh mein Gott!«, entfuhr es ihr, sichtlich erstaunt über den heftigen Orgasmus, der sie so unerwartet erfasst hatte.
Travis ließ ihr keine Ruhe. Er beobachtete sich selbst, wie er sein bestes Stück in sie trieb.
Mona richtete den Oberkörper auf und griff mit einer Hand nach seinen angespannten Brustmuskeln.
»Du bist so unglaublich«, stöhnte sie. »Genauso hab ich es mir immer vorgestellt.«
Trotz der Anstrengung musste er grinsen und brachte sie mit zwei tiefen Stößen zum weiteren Erbeben. Sie fuhr über die Tattoos auf seiner Brust und hielt inne.
»Ich liebe Kleeblätter«, ächzte sie im schnellen Rhythmus ihres Liebesspiels. »Ich wusste, dass wir etwas gemeinsam haben.«
Travis spürte, wie seine Erregung augenblicklich abflaute. Es war, als würde man einen Stöpsel ziehen und das Wasser ablassen. Mit einem Schlag fühlte er sich leer, die hitzige Anspannung war wie weggeblasen, sein Schwanz wurde schlaff.
»Was ist los?«, fragte Mona, als er sich abrupt aus ihr zurückzog.
Travis wandte sich ab und strich sich mit beiden Händen die Haare aus dem Gesicht. Warum zum Teufel hatte er sie nicht noch einmal von hinten genommen? »Geh jetzt!«, brummte er und bückte sich, um ihre Klamotten aufzuheben.
»Hab ich was falschgemacht?« Sie sprang vom Tisch herunter, blieb abwartend stehen.
Travis warf ihr die Kleidungsstücke zu. »Hau ab!« Seine Stimme wurde lauter.
Sie griff nach seinem Arm. »Es tut mir leid«, jammerte sie. »Sag mir doch, was ich getan habe.«
Travis schluckte hart. »Du gehst jetzt«, wiederholte er, bemüht, sie nicht anzuschreien. »Und komm nicht wieder.«
»Aber warum?« Sie begann zu weinen und brachte ihn dazu, die Hände zu Fäusten zu ballen.
Mona zögerte, doch dann zog sie sich an, wischte sich die Tränen fort und ließ ihn nicht aus den Augen. »Ich mag dich wirklich, Travis, und ich möchte dich wiedersehen.«
»Raus!« Er schlug mit der Faust auf den Tisch. »Hau ab. Sofort!«
Verstört huschte sie an ihm vorbei, öffnete die Haustür und eilte davon. Er schloss die Tür hinter ihr und fluchte so laut, dass es Mona draußen vermutlich hörte. Er war ein solcher Vollpfosten! Was dachte er sich nur dabei, so zu tun, als gehörte er hierher?
Obwohl man ihm eine neue Identität gegeben hatte, lebte seine alte in ihm weiter. Es war, als ob man einem Löwen Kaninchenohren aufsetzte, um zu verharmlosen, was er war. Das war nichts als Augenwischerei. Er blieb ein Killer, ein Mann, der seinen Lebensunterhalt außerhalb des Gesetzes verdient hatte. Niemals würde er es schaffen, sich in der Welt der normalen Menschen zurechtzufinden. Nicht solange seine Vergangenheit ihn ständig verfolgte. Und solange es Mya gab. Nach Rorys Tod hatten sie nur noch einander. Warum hatte er das so lange verdrängt? Er drosch gegen die Wand neben der Haustür, bis seine Knöchel bluteten. Der Schmerz lenkte ihn ab. Von der Lüge, mit der er lebte, und der verdammten Sorge in seinem Inneren, die er nicht länger ignorieren konnte. Aufgebracht zog er sich an, bevor er nach seiner Jacke und dem Motorradhelm griff. Vielleicht war es das Letzte, was er tat, aber er würde nicht zulassen, dass die Nuestra Familia Mya am Ende doch in ihre ekelhaften Finger bekam!
Sam Whitman lebte in einer Neubausiedlung am Kingswood Court etwas außerhalb von Sioux City. Travis hatte die Adresse aus Whitmans Führerschein, als er dessen Portemonnaie bei ihrem ersten Treffen kurzzeitig entwendet hatte. Er war misstrauisch gewesen und wollte sich vergewissern, ob Sam Whitman tatsächlich der war, für den er sich ausgab. Nun half ihm diese Information weiter. Er parkte seine Harley außerhalb, um mit dem Motorengeräusch kein Aufsehen zu erregen, und ging zu Fuß durch die gehobene Vorzeigesiedlung, die aussah, als hätte man sie nur gebaut, um eine der beliebten Vorstadtserien in ihr zu drehen. Es war kurz vor Mitternacht und in den wenigsten Häusern brannte noch Licht. Allerdings waren die Straßen hell erleuchtet und Travis entschied sich, seinen Weg durch die Gärten fortzusetzen. Da kaum eines der Häuser von einem Zaun umgeben war, spazierte er entspannt über die gemähten Rasenflächen. Das Anwesen des Marshalls war im Neuengland-Stil gehalten, mit einer weißlackierten Veranda, auf der zwei Adirondack-Stühle standen. Travis pfiff durch die Zähne und bemerkte das Glühen einer Zigarette in der Dunkelheit.
»Ich dachte mir, dass Sie kommen würden.« Sam Whitman schlenderte ihm entgegen. Im Schein der Straßenlaterne, deren Licht durch die gepflegten Büsche leuchtete, erkannte Travis, dass er den Verschluss des Waffenholsters an seiner Hüfte aufschnappen ließen. Travis hob beruhigend die Hände.
»Ich bin zum Reden hier«, stellte er klar.
»In Ordnung.« Der Marshall hielt ihm eine Schachtel Zigaretten hin und Travis bediente sich. Im Schein des aufflammenden Feuerzeugs starrte Sam Whitman ihn an. »Was genau haben Sie an meiner Aussage von heute Nachmittag nicht verstanden?«
»Die Tatsache, dass Sie mich gewarnt haben, obwohl Sie das gar nicht dürften. Sie haben für meinen Schutz zu sorgen und doch informieren Sie mich über Dinge, die mich dazu bringen könnten das WITSEC Programm zu verlassen.«
»Das ist Ihre Entscheidung.«
»Auch das sagen Sie mir heute nicht zum ersten Mal. Kann es sein, dass Sie wollen , dass ich gehe?«
Der Marshall grunzte. »Während meiner Karriere im Zeugenschutzprogramm habe ich die unterschiedlichsten Menschen kennengelernt, Mr. Jones. Aber kein Einziger hat seine neue Identität je alleine angetreten. Alle waren egoistisch und haben ihre Familie mithineingezogen. Das ist übrigens auch der häufigste Grund, warum unsere Identitäten auffliegen. Entweder verquatschen sich die Kinder oder der Ehepartner. Sie dagegen kamen alleine und das, obwohl vor dem Krankenhaus eine junge Frau stand, die hysterisch geworden ist, als man ihr mitteilte, Sie seien tot.«
Travis entzog der Zigarette sämtlichen Rauch, den sie zu bieten hatte und quälte damit seine Lungen.
»Es war besser so«, erwiderte er heiser, während er ausatmete.
»Natürlich war es das.« Der Marshall nickte. »Doch hätte ich damals gewusst, was ich heute weiß, hätte ich Ihnen geraten die junge Frau mitzunehmen.«
»Wir sind nicht verheiratet. WITSEC gilt nur für die nächsten Verwandten oder für Ehepartner.«
»Zumindest der eine Umstand lässt sich für gewöhnlich mühelos ändern.«
»Ist das Ihr Rat für mich?« Travis war amüsiert und entsetzt zugleich. Er taugte nicht zum Ehemann. Das war etwas, das einfach nicht in seiner Natur lag.
»Wäre ich im Krankenhaus gewesen und hätte gewusst, wer Mya Munroe ist, dann hätte ich persönlich dafür gesorgt, dass Sie beide vor den Traualtar treten, bevor ich Sie unter meine Fittiche nehme.«
Travis schnaubte. »Dafür ist es zu spät.«
»In jeder Hinsicht.« Sam Whitman nickte bestätigend. »Sie haben mit Ihrer Aussage nicht nur das Geschäft der Green Army geschwächt, sondern auch ein internes Erdbeben ausgelöst. Sie haben das ungeschriebene Gesetz, seine Brüder innerhalb eines Motorradclubs nicht zu verraten, mit Füßen getreten. Seitdem wurden zahlreiche Mitglieder durch Misstrauensvoten ausgeschlossen oder per Mayhem-Urteil hingerichtet. Es freut uns natürlich, wenn sich die bösen Buben gegenseitig auslöschen, aber an den Wänden sämtlicher Green Army Chapter klebt Ihr Foto verziert mit einem Totenkopf. Sie sind für die wie der Staatsfeind Nummer eins. Und das gilt ebenso für die Nuestra Familia. Einen vergleichbaren Schaden innerhalb der Organisation richtete seinerzeit nur der FBI-Informant Rene Carnero an.«
»Myas Vater?«
»Ganz recht. Ich wäre für Rene Carnero verantwortlich gewesen, wenn er den Schutz der WITSEC in Anspruch genommen hätte. Doch dazu kam es nicht mehr.«
»Er wurde von der Nuestra Familia zu Tode gefoltert.« Allmählich verstand Travis, warum Whitman ihm die Geschichte anvertraute.
»Man hat ihn in handlichen Stücken auf den Gemüsefeldern entsorgt. Die Polizei suchte mehrere Tage, um alle Teile zusammenzubekommen.« Der Marshall brummte besorgt. »Sehen Sie das Problem, Mr. Jones? Sie und Mya sind wie Bonnie und Clyde für diese zwei Gangs aus Nordkalifornien. Die werden erst ruhen, wenn Sie beide unter der Erde liegen.«
»Deshalb bin ich hier. Mya ist schutzlos. Die Green Army und die Nuestra Familia haben Spitzel bei der Polizei und den Behörden. Die finden Mya schneller als ein Hai seine Beute. Wenn die sich zusammengeschlossen haben, dann nur weil sie nicht mehr länger warten wollen.« Travis spuckte aus. Die Nervosität kroch ihm den Nacken empor und kribbelte dermaßen unter seiner Kopfhaut, dass er kaum noch stillhalten konnte.
»Die Behörden in Kalifornien observieren zur Zeit das Haus von Frances Munroe.«
»Myas Mutter?«
»Genau. Sie hat sich bei der Polizei gemeldet, weil bei ihr eingebrochen wurde. Und ich denke, ich muss nicht erwähnen, dass dieses Haus eine Bruchbude ist. Dort bricht niemand ein, um Wertsachen zu stehlen.«
»Das heißt, die haben nach Hinweisen auf Myas Verbleib gesucht. Die sind ihr bereits auf den Fersen!« Travis warf die Zigarette von sich und wollte am liebsten davonstürmen, aber er wusste nicht, wohin.
»Myas Glück ist, dass sie sich nie bei ihrer Mutter gemeldet hat.«
»Sie hat sich immer einen Feigling genannt. Sie wollte niemals herausfinden, warum ihre Eltern nicht kamen, um sie aus dem Kinderheim abzuholen.« Der Gedanke an die Gespräche mit Mya brachte ihn vollends aus dem Konzept. Er hatte es gehasst, mit ihr über Gefühle zu reden, doch nun wünschte er sich, er könnte ihr einfach nur gegenübersitzen und ihr zuhören.
»Ihr Vater hatte ein schlechtes Gewissen ihr gegenüber. Er dachte darüber nach, sie zu sich zu holen, doch wir rieten ihm davon ab. Kindern fällt es oft schwer, ihre neue WITSEC-Identität anzunehmen.«
»Mya wäre erleichtert gewesen eine neue Identität anzunehmen.«
»Sie ist in Kanada.« Die Stimme des Marshalls war beinahe tonlos. Stille umgab sie, die nur durch das entfernte Grollen eines herannahenden Gewitters durchbrochen wurde. Travis schluckte hart. Sie hatte es also wirklich getan. Sie war Rorys Traum gefolgt, hielt auf ihre Weise das Kleeblatt in Ehren. Die Erkenntnis bewegte etwas in ihm, ganz tief drinnen, wo in seinem gesamten Leben nur Hoffnungslosigkeit geherrscht hatte.
»Wo in Kanada?«, wollte er wissen.
»Banff. Sie arbeitet dort bei der Nationalpark-Verwaltung.«
»Scheiße, dann sitzt sie ja in einem ebensolchen Drecksloch fest wie ich.«
Sam Whitman schmunzelte, bevor er wieder ernst wurde. »Das kann mich meinen Job kosten.«
»Ich war nie hier.«
»Schon klar, Jones, aber ich werde die Behörde nicht allzu lange hinhalten können. Wenn die herausfinden, dass Sie weg sind, streicht die WITSEC Sie aus dem Programm. Das war’s dann für Sie. Einmal raus, immer raus. Ihre Entscheidung.«
»Ich könnte als verheirateter Mann zurückkehren«, scherzte Travis.
»Überraschen Sie mich.« Der Marshall zögerte. »Denken Sie gut über Ihre Entscheidung nach. Wenn Sie gehen, muss ich mich an die Vorschriften halten.«
»Wie viel Zeit habe ich?«
»Zwei Wochen, vielleicht drei. Länger nicht.«
»In Ordnung.« Travis hielt Whitman die Hand hin. »Sie sind ein guter Kerl«, sagte er. »Danke!«
»Und das aus dem Mund von einem bösen Kerl.« Der Marshall lachte auf und schüttelte Travis’ Hand. »Passen Sie auf sich auf, Jones.«
Travis nickte und ging davon.
Als er wieder in Storm Lake eintraf, war es drei Uhr morgens. Er packte seine wenigen Habseligkeiten zusammen, bestieg die Panhead und knatterte im Gewitter in Richtung Nordwesten.