M
ya dämmerte in einem abgedunkelten Raum vor sich hin. Kummer und Erschöpfung lähmten ihren Körper. Sie wusste nicht, wo sie war und es war ihr auch egal. In weiter Ferne hörte sie die Stimmen von Lewis und seinem Freund.
»Erklär mir, was da oben passiert ist, Lew!« Nathan war außer sich.
»Das kann ich nicht. Ich verstehe es ja selbst kaum.«
»Red keinen Scheiß, Buddy! Irgendwer hat Daniel eiskalt abgeknallt. War das dieser Kerl, den wir dort oben zurückgelassen haben?«
»Nein! Das waren die anderen Typen.«
»Wer waren die? Und was hat diese kleine Schlampe damit zu tun?«
Mya öffnete die Augen und kam langsam wieder zu sich. Durch einen Spalt in der Tür erkannte sie, dass Nathan mit dem Finger in ihre Richtung deutete. Sein Gesicht war wutverzerrt.
»Sie ist keine ...«
»Halt’s Maul!« Nathan sah aus, als wollte er Lewis am liebsten eine reinhauen. »Du warst drei Tage verschwunden. Die Polizei sucht nach dir und Daniel ist tot. Wir wurden angegriffen
und das bei einer Aktion, die gar nicht hätte stattfinden dürfen! Das Kokain der Rizzutos liegt noch immer in den Bergen. Ebenso wie Daniels Leiche. Wie erklären wir das, Lew?«
»Ich weiß es nicht!« Lewis lief im Kreis herum wie ein Tiger mit Hospitalismus-Syndrom. »Ich muss nachdenken.«
»Hättest du das eher getan, wären wir jetzt nicht in dieser Situation! Fuck!« Nathan sah auf sein blinkendes Handy. »Die haben noch nichts von uns gehört und wollen wissen, ob mit der Übergabe alles glatt läuft.«
»Sag ihnen, wir hatten Probleme mit dem Wetter.«
»Die Wetterverhältnisse waren in Ordnung.«
»Dann sag ihnen, dass der Hubschrauber nicht einsatzfähig war. Wir müssen noch einmal los.«
Nathan warf ihm das Handy zu. »Tu es doch selbst, verdammt! Ich tauche unter.«
»Was?« Lewis starrte seinen Kumpel ungläubig an. »Du haust ab?«
»Ich werde ganz bestimmt nicht warten, bis die Rizzutos hier auftauchen und mich in die Mangel nehmen. Oder bis die Polizei an die Tür klopft oder Daniels Frau, die wissen will, wo ihr Mann steckt. Du hast uns diese ganze Scheiße eingebrockt, Buddy, und nun sieh zu, wie du da wieder rauskommst.« Er zögerte und Mya spürte seinen Blick auf sich gerichtet, obwohl er sie im Dunklen gar nicht ausmachen konnte. »Und dieses Miststück wirst du am besten schnell los. Wenn ich das richtig sehe, war sie es, die dich in Schwierigkeiten gebracht hat.«
»Es war eure Idee, dass ich mich an sie ranmache«, murrte Lewis. »Du hast immer gewusst, dass die Rizzuto-Sache gefährlich ist.«
»Es war ein Risiko, aber ein berechenbares. Seit Phils Tod wussten wir, was uns blüht, wenn wir Scheiße bauen. Doch nun haben wir es komplett verkackt, Buddy. Wir sind am Arsch!
Wenn uns die Italiener nicht kriegen, dann tut es die Polizei oder diese Irren, die Daniel umgelegt haben.«
»Die Nuestra Familia.«
»Wer ist das?«
»Eine Gang.«
Nathan lachte hysterisch auf. »Im Ernst jetzt? Eine Gang? Das wird ja immer besser.«
»Lass mich nicht im Stich, Nathan. Ich weiß echt nicht, was ich tun soll!«
»Sorry, Lew.« Nathan öffnete einen der Schränke und holte eine gepackte Tasche heraus.
Lewis beobachtete ihn dabei. »Du hast vorgesorgt, hm? Du hättest Daniel und mich zurückgelassen, wenn es dir zu heiß geworden wäre, habe ich recht?«
Nathan wandte ihm den Rücken zu. »Daniel hatte auch so eine«, bemerkte er schulterzuckend. »Du warst schon immer der Gutgläubige von uns. Tut mir leid.« Er schulterte die Tasche und ging zur Tür.
Lewis verharrte mit hängenden Armen mitten im Raum. Kurz bevor er hinaustrat, drehte sich Nathan noch einmal zu ihm um. »In dem Schrank liegt meine Ersatzwaffe. Nimm sie dir ruhig. Und bedien dich an den Konserven. Alles Gute, Buddy.«
Lewis schien in sich zusammenzusacken, kaum dass sich die Tür hinter Nathan schloss. Mya erhob sich, griff nach ihrem Rucksack und ging zu ihm. Sie fühlte sich ausgelaugt und wünschte sich, in einem Traum gefangen zu sein, aus dem sie jederzeit aufwachen konnte, doch das Licht aus der Küche blendete sie und sie kniff die Augen zusammen. Sie befand sich in der Realität.
Lewis rieb sich das Gesicht, wieder und wieder, so als könnte er dadurch das Erlebte fortwischen. Mya griff nach seinen Händen, um ihn zu stoppen. Er sah sie an, doch schien sie nicht wahrzunehmen.
»Nathan ist weg«, sagte er. Sie wusste, wie er sich fühlte. Sie spürte selbst jenes schwarze Loch in sich, das sich aufgetan hatte, als Exx gegangen war. Dabei hatten sie sich erst vor einigen Tagen geschworen, gemeinsam unterzugehen. Die Vorstellung, dass er nicht in ihrer Nähe war, wenn die Familia sie fand, ließ sie erschaudern. Noch mehr belastete sie der Gedanke, dass er womöglich längst tot war. Wer konnte schon sagen, ob seine Theorie stimmte? Vielleicht waren ihre Verfolger nicht so berechnend, wie er dachte. Vielleicht hatten sie nur den Auftrag erhalten, sie und Exx umzulegen, egal wie. Unter ihre Trauer mischte sich die Enttäuschung, dass er sein eigenes Ding durchziehen wollte und sie deshalb abgeschoben hatte. Sie atmete tief ein und aus, um sich zu sammeln, und konzentrierte sich auf dieses Gefühl. Exx war gegangen. Wieder einmal.
»Verdammte Scheiße«, murmelte sie und Lewis nickte. Vermutlich weil er dachte, sie meinte die Sache mit Nathan. Mya spürte Wut und mit ihr aufkeimende Entschlossenheit. Exx war nicht mehr da, sie musste selbst sehen, wie sie zurechtkam. Alles lag nun an ihr.
»Gibt es einen Ort in Banff, an dem wir sicher sind?«, fragte sie. »Einen Ort, den man weder mit Nathan, Daniel oder dir in Verbindung bringt?«
Lewis schüttelte den Kopf und begann erneut, sich das Gesicht zu reiben. Mya umschloss es mit ihren Händen und erschrak über den verzweifelten Ausdruck in seinen Augen.
»Reiß dich zusammen, Lewis«, sagte sie energisch, obwohl sie selbst am Rand der Verzweiflung war. Aber es half ihnen nicht, wenn sie gemeinsam durchdrehten. Aus Erfahrung wusste sie, dass Schlaf das Beste war, um die Dinge wieder etwas klarer zu sehen. Dafür brauchten sie ein sicheres Versteck. »Du bist hier aufgewachsen. Es muss einen Ort geben, der uns Schutz bietet.«
Lewis schüttelte weiterhin den Kopf, dann hielt er inne. »Das Kino«, flüsterte er, bevor sein Kopfschütteln in heftiges Nicken überging. »Das Kino!«
»Okay.« Mya strich ihm sanft einige Haare aus der Stirn. »Du willst ins Kino? Wie stellst du dir das vor?«
Lewis’ Blick wurde klarer. »Das Lux Kino gibt es schon seit dem Ersten Weltkrieg. Es wurde modernisiert, aber ich habe dort als Schüler gejobbt und weiß, dass es einen Dachboden hat, wo alte Filmrollen, Kinoplakate und ausrangierte Möbelstücke aufbewahrt werden. Das ist ein perfektes Versteck.«
Mya sah auf die Uhr. »Es ist beinahe vier Uhr früh, Lewis. Wie kommen wir um diese Zeit da rein?«
»Der alte Mr. Wright wohnt nebenan. Er sperrt jeden Morgen um sieben Uhr den Hintereingang auf, damit die Lieferdienste ihre Waren verstauen können. Man kennt sich hier. Die Trucks laden ab und klingeln dann bei Mr. Wright, um sich seine Unterschrift zu holen. Es ist einfach, ins Gebäude zu kommen.«
»Ist es auch einfach, auf den Dachboden zu gelangen?«
Lewis wiegte den Kopf hin und her. »Zu meiner Zeit musste man durch einen der Vorführräume.«
»Sind die verschlossen?«
»Ich weiß es nicht.«
»Es ist unsere einzige Chance, oder?« Mya ließ Lewis los und öffnete die Schränke. Sie fand Nathans Ersatzwaffe, eine Smith & Wesson, und packte sie mitsamt der Munition in ihren Rucksack. Anschließend durchwühlte sie die Konserven. Thunfisch, Mais, Pasta, Bohnen. Sie stopfte alles in den Rucksack, bis er sich kaum noch schließen ließ.
»Los, hilf mir!« Auffordernd nickte sie Lewis zu. »Du willst in unserem Versteck doch nicht verhungern, oder?«
»Nein.« Er löste sich aus seiner Starre und ließ den Rucksack vom Rücken rutschen. Mya ergriff ihn und öffnete den Reißverschluss.
»Was ist das? Noch ein Rucksack?«
»Mein Fallschirm.«
»Du schleppst einen Fallschirm mit dir rum?«
»Man weiß nie, wozu man ihn brauchen kann.«
Sie zuckte mit den Schultern und stopfte weitere Dinge dazu. Eine Decke, Gabeln, Kerzen, ein Feuerzeug und zwei Wasserflaschen. Dann gab sie Lewis den Rucksack zurück. »Lass uns gehen!«
»Jetzt?«
»Wir können nicht hierbleiben. Das ist Nathans Wohnung. Ich weiß nicht, wie viel Zeit wir noch haben.«
»Alles klar.« Lewis sah sie unschlüssig an und Mya entsicherte ihre Waffe.
»Gibt es draußen einen Lichtsensor?«
»Nein, man muss die Schalter betätigen.«
»Dann los!«
Er löschte das Licht in der Wohnung und zog ebenfalls seine Waffe. Vorsichtig traten sie auf den langgezogenen Flur, auf dem sich links und rechts die Haustüren der Appartements befanden. Alles war ruhig, bis auf das entfernte Schnarchen eines Hausbewohners. Durch das Fenster im hinteren Teil des Flurs leuchteten die Straßenlaternen einen schmalen Kegel des hinabführenden Treppenhauses aus.
»Bleib im Schatten«, zischte Mya. Sie schlichen durch den Gang und an dessen Ende die ersten Stufen hinab. Draußen fuhr ein Auto vorbei. Die Scheinwerfer erhellten für kurze Zeit das Innere, dann wurde es wieder dunkel. Mya warf einen Blick durchs Fenster. Die Ampeln an der Kreuzung blinkten gelb. Sie waren noch im Nachtbetrieb und beleuchteten den nassen
Asphalt in ihrem wiederkehrenden Rhythmus. Es war kein Mensch zu sehen.
»Gibt es einen Hinterausgang?«, wisperte sie und Lewis brummte zustimmend, bevor er die Führung übernahm. Wachsam ließen sie das Treppenhaus hinter sich und öffneten die Tür zum Hinterhof. Hier standen die Müllcontainer und der Auslass der Zentralheizung entsandte Dampf in die kalte Luft. Mya blickte sich aufmerksam um. Sie wusste, wenn die Nuestra Familia erst herausfand, wo sie war, dann halfen ihr weder Lewis noch ihre Waffen. Doch alles blieb ruhig. Sie pirschten eine Nebenstraße entlang und hielten sich dicht an den Hauswänden wie zwei streunende Katzen. Nach einigen Minuten bog Lewis scharf nach rechts ab und sprang ins Gebüsch.
»Wo willst du hin?« Mya stolperte hinter ihm her. Das Gewicht des Rucksacks lastete schwer auf ihren Schultern. Zweige zerkratzten ihr Gesicht.
»Wir gehen zum alten Friedhof. Dort warten wir, bis es sieben Uhr ist.«
»Wolverine Street.« Sie erhaschte einen Blick auf das Straßenschild, bevor die Bäume ihr die Sicht nahmen. »Der Friedhof liegt in der Wolverine Street?« Sie kicherte. Die Anspannung löste sich ein wenig.
»Wir Kanadier besitzen eben Sinn für Humor.« Lewis wurde langsamer, die Dunkelheit umschloss sie. »Okay.« Er blieb stehen. »Hier können wir erstmal bleiben.«
Mya befreite sich von ihrer Last, rutschte am Stamm eines Baumes zu Boden und kam auf ihrem Rucksack zum Sitzen. Lewis holte die Decke heraus und tat es ihr gleich. Fürsorglich breitete er die Wolldecke über sie beide.
»Es ist zum Glück nicht mehr zu eisig wie in den Nächten zuvor«, bemerkte er.
»Es ist kalt genug.« Mya sehnte sich nach einem heißen Kaffee, einer ordentlichen Mahlzeit und einem kuschligen Bett,
doch in Anbetracht ihrer Situation war sie einfach nur dankbar, am Leben zu sein. Lewis und sie drängten sich aneinander, um sich zu wärmen. Seine Nähe tat ihr gut.
»Eine Zeitlang habe ich mir gewünscht, dass du recht hast«, sagte Mya nach einer Weile in die Stille hinein. »Dass Exx das alles nur inszeniert hat ...« Sie brach ab. Der Gedanke an ihren Freund schmerzte. Sie wollte sich nicht vorstellen, wie es um ihn stand. Er hatte für kurze Zeit eine Lücke gefüllt, die nun wieder aufklaffte. Mya schluckte die Verzweiflung hinunter. Es war besser, sich in die Wut zu flüchten, die sie überkam, weil er sie alleine gelassen hatte. Diese Wut half ihr, das alles zu ertragen.
»Denkst du, er schafft es?«, bohrte sich Lewis’ Stimme in ihre Gedanken.
»Er hat schon ganz andere Dinge geschafft.«
»Welche denn?«
»Er hat mich aus den Händen der Nuestra Familia befreit. Ich war in einem Safe House und er ahnte wohl, dass ich dort nicht so sicher bin, wie ich es hätte sein sollen. Er und Rap kamen, um mich zu befreien.«
»War dieser Rap genauso wie Exx?«
»Nein, er war ...« Mya stockte. Sie dachte an den Teil ihres Kleeblatts zurück, den es nicht mehr gab. »... anders. Er war loyal und irgendetwas in ihm hatte immer die Hoffnung, eines Tages ein besseres Leben zu führen. Er war sogar verheiratet und hatte Kinder.«
»Ist seine Familie ebenfalls tot?«
»Nein, sie leben. Die Kinder sind bei seiner dämlichen Frau. Wie ich sie hasse!«
Lewis grinste. »Eifersüchtig?«
»Stinksauer! Sie hat ihn verraten und ihrem Cousin zum Fraß vorgeworfen, um ihre eigene Haut zu retten. Sie hat es nicht verdient, Raps Kinder großzuziehen! Die beiden sollten raus aus Salinas.«
»Es ist mir ein Rätsel, wie man in einer Stadt bleiben kann, die einen allmählich umbringt.«
»Es ist wie der Konsum einer Droge. Du weißt, dass es ohne sie besser ist, aber du kannst ihr nicht entkommen. Sie tut dir gut, auf vernichtende Art und Weise.«
»Klingt grausam.«
»Das ist es.« Mya lehnte ihren Kopf gegen Lewis’ Schulter. In der Ruhe des Friedhofs gelang es ihr, endlich durchzuatmen. »Rap hätte es hier gefallen. Er liebte Campen und die Natur. Ich denke, er wäre ein vorbildlicher Canuckleberry
geworden.«
»Dann war er tatsächlich besser als Exx.« Lewis legte sein Kinn auf ihrem Kopf ab.
»Zumindest hätte ihn das geregelte Leben nicht um den Verstand gebracht.«
»Angenommen wir überleben, wie geht es dann für dich weiter?«
»Ich mache keine Pläne für die Zukunft mehr, Lewis. All meine Zukunftspläne waren bisher nur eine Fata Morgana. Ich dachte, ich würde etwas Schönes finden, doch am Ende war da nur heißer Sand, der mich der Hölle noch ein Stückchen näher brachte. Zukunftspläne sind etwas für Träumer.«
»Ich verstehe.« Sein Kinn wurde immer schwerer und auch Mya spürte tumbe Müdigkeit. Sie sollte wach bleiben, aber ihre Augenlider zogen bleiern nach unten.
»Wir dürfen nicht einschlafen«, murmelte sie.
»Hm.« Lewis rutschte noch näher an sie heran.
Die Schatten der Grabsteine verschwammen vor Myas Augen. Dann kniff sie sich in den Arm. Exx war nicht mehr bei ihr. Sie durfte sich nicht gehenlassen, sondern musste stark sein. Für sich selbst und für Lewis. Dieses neue Gefühl in Verbindung mit der Kälte sorgte dafür, dass sie ihre Müdigkeit überwand. Mit leerem Blick starrte sie in die Nacht.
»Lewis!«
Nur langsam kam er zu Bewusstsein, bevor er hochschreckte. Mya wusste, was nun in seinem Kopf vorging, sie sah es an dem verwirrten Gesichtsausdruck. Wo bin ich? Was ist geschehen? Es war schrecklich, wenn sich die Bruchstücke der Ereignisse zurück in das schlaftrunkene Gehirn drängten. Sie kannte diesen Prozess zu Genüge. »Wir müssen los. Es ist kurz vor sieben.«
Sie rückte von Lewis ab und spürte die Kälte, die ihr in die Glieder kroch. Die Dämmerung hatte eingesetzt und hüllte die Umgebung in ein graublaues Licht.
Lewis blinzelte. Es schien, als ob er die Realität, in die er zurückkehrte, erst einmal verarbeitete. Doch plötzlich war er wieder voll da. »Wir sollten am Kino sein, bevor die Sonne endgültig aufgeht und uns jeder sehen kann«, sagte er und sprang auf. Dann schüttelte er Arme und Beine aus.
Mya legte die Decke zusammen, verstaute sie sorgfältig und schulterte ihren Rucksack. Auch Lewis machte sich abmarschbereit. Er sah sie entschuldigend an. »Ich wollte nicht einschlafen.«
»Schon okay, ich war ja da. Noch halte ich durch.« Mya bemühte sich um ein Lächeln, doch sie spürte, dass ihr Körper kurz davor war, auf Stand-by zu schalten. Der Marsch durch die Berge, die Anspannung, die Schießerei, ihre Wunde. All das ging nicht spurlos an ihr vorüber.
Im Schutz der Bäume überquerten sie den Friedhof, rannten über die Buffalo Street und folgten dem schmalen Pfad, der sich am Bow River entlang schlängelte. Sie passierten erste Spaziergänger mit ihren Hunden, hielten die Köpfe gesenkt und taten, als wenn sie sich angeregt unterhielten. Beim Krankenhaus bogen sie rechts ab und folgten der Wolf Street in die Stadt hinein.
»Warte!« Lewis hielt Mya zurück. »Was ist dort vorne los?« Zwei weiße Jeeps mit blau-gelb-roten Streifen auf der Seite
flankierten die Einfahrt zum Krankenhaus. »Das ist die RCMP.« Lewis krauste die Stirn. »Scheiße.«
»Ist das eure Polizei?« Mya schielte zu den Einsatzfahrzeugen hinüber.
»Unsere Bundespolizei. So was wie das FBI von Kanada.«
»Was tun die hier?«
»Gute Frage. Normalerweise sieht man die nicht in unserer Gegend.« Lewis zog den Kopf ein und zerrte Mya mit sich. »Fuck! Da ist Daniels Frau. Die müssen seine Leiche gefunden haben.«
»So schnell?« Mya hastete hinter ihm her, bevor sie ihre Schritte wieder verlangsamten, um nicht aufzufallen.
Lewis fluchte leise vor sich hin. »Die werden meine Eltern befragen und überall ihre Nase hineinstecken. Ich bin so gut wie geliefert!«
»Hey!« Mya bemühte sich, nicht in Panik zu geraten, während sie die Straße im Blick behielt. Sie wusste, wo das Kino lag, auch wenn sie es noch nie betreten hatte. Habe ich mich in diesem einen Jahr wirklich nur verkrochen, schoss es ihr durch den Kopf, bevor sie Lewis in einen Hauseingang drängte, um ihn zu küssen.
»Was zum Teufel ...« Er wehrte sich nur halbherzig.
»RCMP«, hauchte sie in seinen Mund. Ein weiterer Wagen fuhr an ihnen vorbei in Richtung Krankenhaus.
Lewis saugte sich an ihr fest, als ginge es um sein Leben. In gewisser Weise tat es das auch und Mya war froh, kurzzeitig abgelenkt zu sein. Sie überließ sich Lewis’ Zärtlichkeit, selbst wenn sie wusste, dass es nur eine kurze Flucht war.
»Okay.« Er atmete schwer und küsste sie aufs Ohr, als sie den Kopf drehte, um die Lage zu checken. »Ist die Luft rein?«
Mya nickte und wollte gehen, doch Lewis ließ sie nicht los. »Mich kennt hier jeder, Mya. Wir schaffen es unmöglich bis zum Kino. Ich ...«
Sie küsste ihn erneut und biss ihn auffordernd in die Unterlippe. »Manchmal ist es besser, sich mitten in seinem vertrauten Umfeld zu verstecken«, sagte sie eindringlich. »Keiner wird dich in Banff vermuten. Sie werden Suchtrupps losschicken und die Leute vor Ort verhören. Es mag merkwürdig klingen, aber die Anwesenheit der RCMP verscheucht die Nuestra Familia. Die wollen nicht auffallen. All das verschafft uns Zeit. Und die brauche ich! Ich kann nicht mehr, Lewis.«
»Okay.« Er schien sich allmählich wieder zu fangen. »Ich bringe uns in Sicherheit.«
Sie lösten sich voneinander, traten zurück auf die Straße und gingen weiter, als wäre nichts geschehen. Nach zwei Querstraßen erreichten sie die Ecke, an der sich das Kino befand. Ein Truck parkte rückwärts vor dem Hinterausgang. Lewis sah sich um.
»Das sind Brian und Hicks. Sie liefern die Getränke.«
Sie beobachteten, wie die beiden Männer die Paletten ausluden. Sie scherzten miteinander und schienen es nicht eilig zu haben. Nach einiger Zeit holte der eine ein Klemmbrett aus dem Führerhaus des Lastwagens.
»Ich hol mir schnell Wrights Unterschrift. Bin gleich wieder da«, rief er und verschwand. Sein Kollege setzte sich auf den Beifahrersitz und qualmte eine E-Zigarette.
»Fahrt endlich!« Lewis wurde ungeduldig, denn der Verkehr um sie herum nahm stetig zu.
»Bleib ruhig.« Mya beobachtete durch ihre Locken hindurch die Umgebung. Eine bessere Zielscheibe als in diesem Moment hatten sie noch nie abgegeben. Doch in der Hauptstraße gab es keine Möglichkeit, geschickt unterzutauchen. Nervös trat sie von einem Bein aufs andere.
»Lewis?«
Mya sah, dass er den Kopf drehen wollte, und zog ihn reflexartig mit sich.
»Lewis, bist du das?« Es war eine Frauenstimme. Mya zwang sich, nicht hinzusehen.
»Reagier nicht!«, zischte sie und eilte mit Lewis über die Straße. Ungeachtet des parkenden Trucks, ging sie wie selbstverständlich durch den Hintereingang. Der Mann im Führerhaus reagierte nicht einmal und Mya atmete hörbar aus, kaum dass sie im Inneren angekommen waren. »Du bist dran!«, sagte sie an Lewis gewandt. Der stand vor ihr wie vom Donner gerührt.
»Ich glaube, das war die Nachbarin meiner Eltern. Ich wusste es doch! Ich werde dafür sorgen, dass wir beide draufgehen!«
»Hast du sie angesehen?« Energisch schob sie ihn weiter.
»Nein, ich denke nicht.«
»Du denkst
nicht?« Vorbei ging es an den Paletten und Plastiksäcken mit Popcorn-Mais.
»Nein ... nein! Sie hat mein Gesicht nicht gesehen.« Lewis lief jetzt selbstständig voran und schleuste sie durch den schmalen Gang, der die Anlieferzone mit dem Kino verband. Er riss eine Tür auf und Mya hörte ihn erleichtert aufatmen. Vermutlich hatte er geglaubt, sie sei verschlossen.
Sie befanden sich hinter den Kassen und der Geruch von süßem Popcorn, Gummibären und Cream Soda hing in der Luft. Myas Magen knurrte laut.
»Die Treppe rauf!« Lewis deutete nach links und sie stiegen die altmodische Wendeltreppe in den zweiten Stock hinauf. Von einem Gang mit knarzendem Holzfußboden zweigten vier Türen ab.
»Das sind die Vorführräume. Darin befinden sich die Filmteller und die Projektoren.« Es schien, als spräche Lewis mehr zu sich selbst, während er herauszufinden versuchte, welche die Richtige war.
Mya hielt den Atem an, als er den Knauf der hinteren Tür drehte. »Abgesperrt!«
Bei dem Wort presste Mya die Luft aus den Lungen. Blitzschnell erfasste sie den Typus des Knaufs. Es war einer der gängigen, der von außen mit einem Schlüssel auf- und zugesperrt werden konnten. Erfahrungsgemäß gab es auf der anderen Seite aus Sicherheitsgründen einen Knopf, den man drückte, um die Tür von innen zu entriegeln. So wurde verhindert, dass man jemanden unfreiwillig einsperrte.
»Augenblick!« Sie ließ ihren Rucksack zu Boden plumpsen, kniete sich hin und kramte darin herum. Mit fliegenden Fingern beförderte sie einen Kugelschreiber und eine Gabel zutage. Sie holte die Mine heraus und drückte die Gabel mit aller Kraft gegen den Türrahmen, um drei der vier Zinken umzubiegen.
»Das müsste klappen.« Trotz der angespannten Situation lachte sie über Lewis’ erstauntes Gesicht. Sie beugte sich über den Knauf. Das runde Fenster oberhalb ihrer Köpfe ließ kaum Tageslicht durch und erschwerte das Vorhaben.
»Salinas lehrt einen manchmal auch nützliche Dinge«, scherzte sie und führte konzentriert die Kugelschreibermine in den oberen Teil des Schlüssellochs ein. »Mein Pflegevater hat das Geld, das er für uns bekommen hat, immer in seinem Zimmer versteckt. Die Tür war stets verschlossen. Ich musste erfinderisch sein, um mir meinen Anteil zu holen.«
»Du hast deinen Pflegevater beklaut?«
»Glaub mir, das Arschloch hatte es verdient.« Mya erspürte den Widerstand des Schlosses. Mit dem Zinken der Gabel, den sie in den unteren Teil des Schlüsselloches schob, versuchte sie, es zu knacken.
»Ich entwendete immer nur so viel, dass er auf keinen Fall misstrauisch wurde. Ich wollte nicht, dass er seine Frau verdächtigte und sie deshalb schlug. Oder womöglich mich oder eins der anderen Kinder ins Visier nahm.«
Mit einem klickenden Laut sprang der Knopf aus seiner Verankerung und Mya grinste siegessicher. »Ich hab’s noch drauf, Baby.«
Lewis schüttelte amüsiert den Kopf und trat ein. »Das ist es!« Er deutete auf eine Klappe in der Decke. Sie war halb so groß wie der Raum und ein schwerer Eisenring zeigte ihnen die Seite, auf der die Klappe zu öffnen war.
»Wir haben keine Leiter.« Mya sah sich suchend um.
»Ich hebe dich hoch.« Lewis ging in die Hocke und Mya kletterte von seinem angewinkelten Knie auf die Schultern. Aus dieser Position konnte sie den Eisenring problemlos erreichen. Sie drehte ihn, hörte, wie die Verriegelung aufschnappte, und drückte die Klappe nach oben. Unter Quietschen und Knarren öffnete sie sich, bevor sie Mya aus der Hand glitt und mit dumpfem Poltern auf dem Boden des Speichers aufschlug.
»Nicht so laut!«, ermahnte sie Lewis. »Kannst du rauf klettern?«
Mya hustete gegen den Staub an und zog sich nach oben. Ein vergilbtes Buntglasfenster enthüllte die Details des Raums. Abgedeckte Möbel, Kartons, Filmrollen in Aluminiumhüllen, Schränke mit Figuren und Plakatständer, neben denen sich Pyramiden aus Filmplakaten stapelten, nahmen den Großteil der Fläche ein.
»Es ist perfekt.« Mya hob die Rucksäcke nach oben, die Lewis ihr reichte, und beobachtete, wie er sich mit einem gezielten Sprung an der Öffnung festkrallte und mit einem Klimmzug durch die Klappe kletterte.
»Wir haben’s geschafft.« Sie umarmte ihn spontan, bevor sie die Klappe gemeinsam mit Lewis hochwuchtete und schloss. Mit Genugtuung hörte sie, wie der Mechanismus einrastete. Sie waren in Sicherheit. Für eine Weile.
Neugierig sah Mya sich um und lugte unter die verhüllten Möbel. »Eine Chaiselongue«, rief sie und fühlte sich dabei, als
hätte sie gerade im Lotto gewonnen. »Das ist zu schön, um wahr zu sein.«
Sie zog das weiße Laken von dem Möbelstück und ließ sich mit einem Seufzen darauf fallen. »Komm her!«, forderte sie Lewis auf, der am Boden saß und seine Knie mit den Armen umschlang.
Er erhob sich wie ein Hundertjähriger, ging zu ihr und ließ sich neben sie fallen. Einige Minuten verharrten sie schweigend, bevor Mya den Kopf drehte, und bemerkte, dass Lewis völlig weggetreten war.
»Alles okay?« Sie berührte ihn an der Schulter. Offenbar erging es ihm wie ihr. Das Versteck ließ die Anspannung von ihm abfallen wie einen zentnerschweren Sack.
Er schüttelte kaum merklich den Kopf. »Mein Leben wurde innerhalb von wenigen Tagen komplett zerstört.« Er lachte heiser und voller Zynismus. »Ich meine, erst vor kurzem war ich noch beim Basejumping mit Nathan und heute sitze ich hier neben dir und verkrieche mich auf dem alten Dachboden unseres Kinos. Als Kinder haben wir uns über diesen Ort immer Schauergeschichten erzählt. Es soll hier oben Geister geben.«
Mya fühlte sich schuldig. Das war genau das Problem mit ihr und normalen Jungs. Irgendwann versaute sie ihnen ihr Leben. Doch so gründlich wie bei Lewis war es ihr zuvor noch nie gelungen.
»Daniel ist tot.« Der Satz hing in der Luft und es schien, als wenn Lewis erst jetzt wirklich begriff, was alles in den letzten Stunden geschehen war. »Es ging so schnell. Die haben einfach abgedrückt. Wer tut denn sowas?«
Sie nahm ihn in die Arme und er vergrub seinen Kopf an ihrer Schulter. »Daniel hat mir das Freeclimbing beigebracht. Er und Phil waren ebenso gute Kumpels wie Nathan und ich. Doch jetzt bin ich alleine und stecke bis zum Hals in der Scheiße. Die Rizzutos werden mich suchen, diese Gang weiß, wer ich
bin und sogar die RCMP ist hinter mir her. Meine Familie und jeder im Ort fragt sich bestimmt seit Tagen, was es mit meinem Verschwinden auf sich hat. Die Presse ist vermutlich voll mit Spekulationen und der Bürgermeister wird mich verfluchen, weil ich seinen Touristen-Vorzeigeort in den Schmutz gezogen habe. Egal, wie das Ganze ausgeht, meine Karriere bei Parks Canada ist ruiniert. Ich mag mich über Banff beschwert haben, aber es ist meine Heimat. Das war der Grund, warum ich nie von hier wegwollte. Doch jetzt gibt es kein Zurück mehr. Du wirst mit diesem Exx abhauen, wenn er es schafft, und ich habe keine Ahnung, wie es für mich weitergehen soll.«
»Ich wollte das nicht.« Sie strich ihm über die Haare, wohl wissend, dass sie ihn tatsächlich tiefer in die ganze Sache hineingezogen hatte, als ursprünglich geplant. Das schlechte Gewissen verursachte ihr Bauchschmerzen. »Ich werde dich nicht im Stich lassen, Lewis. Das hast du auch nicht getan. Wir finden einen Weg.«
Er hob den Kopf und sie sahen sich in die Augen. »Das sagst du, nur um mich zu beruhigen, aber ich kenne die Wahrheit, Mya. Spätestens seit der Schießerei auf dem Berg ist mir bewusst, dass du vielleicht nicht mehr in der Vergangenheit lebst, doch sie lebt in dir. Egal, wie tief du sie vergraben hast. Ich werde nie ein Teil davon sein.«
»Ich wünschte mir, es wäre anders«, flüsterte sie.
»Du hast mich gewarnt.«
»Ja, und ich bereue den Tag, an dem ich deine Einladung zum Essen angenommen habe.«
»Das ist der Teil, den ich nicht bereue.« Er lächelte und schien erst zu überlegen, bevor er es wagte, sie zu küssen. Sanft und vorsichtig. »Ich weiß, du gehörst einem anderen, aber dieser Dachboden ist mein Revier.«
»Was ist mit den Geistern?«
»Wir sind die einzigen Geister, Mya.«
Sie verstand, dass er sich an etwas klammerte. Er wollte spüren, dass er noch lebte, um der Einsamkeit und Trauer zu entkommen. Wenn auch nur für einen kurzen Moment. Sie kannte das Gefühl. Es ging ihr nicht anders. Exx war weg, ihre Zukunft ungewiss und alles, was sie in diesem Augenblick hatte, war Lewis. In dem winzigen Universum des Dachbodens gab es nur sie beide.
»Ich hätte dich fortschicken müssen«, murmelte Mya und spürte Lewis’ Lippen, die ihren Hals berührten. Unerwartete Erregung durchbrach ihre Müdigkeit. »Als du zu mir ins Büro kamst und mir diesen albernen Zettel überreicht hast, hätte ich dich zum Teufel jagen sollen.«
»Zu spät.« Er zog sie zu sich heran und sie schmiegte sich an ihn. Es tat gut, ihn zu spüren. Seine Küsse beruhigten sie. Langsam rutschten sie nach unten, zogen das Laken über sich. Mya fühlte sich wie in einem Kokon. Die Welt dort draußen war grausam und wollte sie zermalmen, doch hier drinnen schenkte Lewis ihr Wärme. Er war behutsam und verharrte immer wieder, bevor er sie erneut küsste. Mya kannte den Grund. Er war todmüde. Ebenso wie sie selbst. Trotz allem konnte sie nicht schlafen, denn ihr Kopf entzündete ein Feuerwerk an Gedanken. Sie dachte an die letzten Tage zurück und an die Tatsache, dass Lewis mit ihr hier war und nicht Exx. Ich will vergessen, was geschehen ist
.
Unendlich langsam knöpfte Mya Lewis’ Jeans auf und fuhr ihm in die Hose. Ihre Hand umschloss seinen pulsierenden Schwanz. Sie drückte so fest zu, bis sie Lewis ein Aufstöhnen entlockte.
»Nein«, sagte sie bestimmend, als er seine Hand ebenfalls nach unten wandern ließ. »Ich habe etwas gut zu machen.«
Lewis sah sie durch seine halbgeschlossenen Lider an. »Ich will hoffen, dass du es gut machst«, flüsterte er und küsste sie so intensiv, dass Mya die Nässe zwischen die Beine schoss.
Sie erwiderte das lustvolle Spiel seiner Zunge, während sie mit ihrer Hand sanft die empfindliche Haut seines Schwanzes dehnte. Dann fuhr sie den Schaft wieder hinauf, drehte die Hand über die Spitze und formte sie mit der Handfläche nach. So ging es weiter, langsam und ausdauernd. Ab und zu umschloss sie seine Eier und zog sie behutsam vom Körper weg, bevor ihre Finger ein U formten und seine Hoden mit einer Streichbewegung nach oben drückten. Lewis zog die Luft zwischen den Zähnen ein.
»Ich hasse mich dafür, dass ich dich will«, stieß er hervor. »Aber, fuck, hör bitte nicht auf.«
»Tue ich nicht.« Mya fuhr mit ihrer Massage fort, während sie sich mit ihrer Zunge nach unten vorarbeitete. Lewis entledigte sich seiner Jacke und sie öffnete sein Hemd. Zentimeter um Zentimeter, Kuss für Kuss. Er lieferte sich ihr aus und Mya empfand Rührung dabei. Sie hatte ihn nicht gewollt, doch nun lag er vor ihr und seine Hingabe schnürte ihr die Kehle zu. Sie hatte fast dafür gesorgt, dass Lewis draufging. Was für ein Mensch war sie eigentlich?
»Es tut mir so unendlich leid«, flüsterte sie an seinem Bauch, ihre Zunge umkreiste den Nabel.
Lewis krallte die Finger in ihre Locken. »Zeig es mir«, stöhnte er und drückte sie nach unten.
Mya gehorchte. Sie zog ihm die Jeans über die Knie und positionierte sich zwischen den Beinen. Dann nahm sie seine Eier in ihre Hand und leckte die Unterseite des voll erigierten Schwanzes. Gemächlich arbeitete sie sich bis nach oben zur Spitze. Sie ließ ihre Zunge mehrmals kreisen, bevor sie ihre Lippen darum schloss. Lewis ächzte. Der Griff in ihren Haaren verstärkte sich.
Myas Hand wanderte von seinen Eiern weiter nach oben, umschloss den Schaft und passte sich den Bewegungen ihres Mundes an. Ihre feuchte Zunge hüpfte wieder und wieder über
die Spitze, während ihre Hand sanft auf und ab glitt. Lewis hielt nicht länger still. Er stieß in ihren Mund, doch Mya entkam ihm.
»Geduld«, hauchte sie.
Das Spiel begann von neuem. Sie spürte seine Anspannung und quälte ihn bewusst mit langsamen Bewegungen. Sie wollte nicht, dass er schon kam. Als seine Eichel anschwoll, ließ sie von ihm ab. Lewis sah auf.
»Mach weiter, verdammt.« Seine Augen waren glasig und sie spürte den Zorn, den er auf einmal auf sie hatte.
Mya zog ihren Pullover aus und rieb ihre Brüste an seinem Schwanz. Er starrte sie an, als wollte er ihr ein Messer durch das Herz jagen.
»Du bist wütend«, wisperte sie und ihre Brustwarzen berührten zart die Eichel. Lewis stöhnte auf. Seine Arme lagen rechts und links von ihm auf dem Sofa. Er sah aus, als wartete er auf seine Kreuzigung.
»Du hast mein Leben komplett versaut, Mya.«
»Ich weiß.« Sie glitt zurück, nahm in erneut in den Mund, stimulierte ihn. Lewis wand sich unter ihrem Zungenspiel.
»Komm her!« Er griff nach ihrer Hand, doch Mya widersetzte sich. Ihre Blicke trafen sich und ließen sich nicht mehr los, während Mya ihn zum Höhepunkt brachte. Ihre Finger liebkosten seine Eier, ihre Zunge vollführte einen Tanz um die Eichel.
»Shit!« Lewis spannte die Pobacken an, als wehrte er sich gegen seinen Trieb, doch er hatte keine Chance. Mya spürte die Wärme in ihrem Mund, sah das Erzittern seiner Beine. Noch immer sah er sie an. Dann ließ er den Kopf zurückfallen und legte sich den Arm über die Augen.
»Mir ist noch nie aus Mitleid einer geblasen worden«, murmelte er.
Sie zog sich ihren Pullover wieder an und robbte zu ihm. Zuerst hatte sie geglaubt, dass Sex sie ablenken würde, doch
dann konnte sie sich nicht von ihm ficken lassen. Nun kam sie sich schäbig vor. Sie sah auf Lewis herab, dessen Arm immer noch über seinem Gesicht lag.
»Ich hab’s kapiert«, sagte er heiser. »Du gehörst ihm und nicht mir.«
»Ich wollte nicht ...«
»Schon klar, Mya, das willst du nie«, unterbrach er sie und drehte sich zur Seite. »Vielleicht möchtest du tatsächlich ein anderer Mensch sein, aber solange der Typ lebt, wirst du es nie sein.«
Mya legte sich neben Lewis und zog das Laken über sie beide. Ernüchterung überkam sie. Darüber, dass sie eine Gefangene ihrer Gefühle war. Dass sie Lewis so quälte und dass sie nicht aus ihrer Haut heraus konnte. Alle ihre Gefühle waren schon immer jenseits jeder Vernunft gewesen.
»Du verstehst das sicher nicht«, flüsterte sie und spürte die bleierne Müdigkeit, die sie mit sich riss und die nicht mehr aufzuhalten war. »Ich habe mir nicht ausgesucht, zu wem ich gehöre.«
Lewis knurrte abfällig. »Du brauchst mir nichts zu erklären. Aber du solltest dich allmählich fragen, ob er auch zu dir gehört.«
Mya schloss die Augen. Exx. Sie sah ihn vor sich, als stünde er ihr direkt gegenüber. Ich liebe dich nicht
. Die Tränen brannten hinter ihren Lidern. Was durfte sie von einem Mann erwarten, der ihr bereits einmal gesagt hatte, was er für sie empfand? Exx war ein Einzelgänger, gefangen in einer gefühllosen Welt, die er sich selbst geschaffen hatte. Wo war ihr Platz? Mya drängte sich gegen Lewis, um sich zu wärmen, und entfloh in den tröstenden Schlaf.