Twenty-four
T ravis knurrte der Magen. Er befand sich auf einer Anhöhe in der Nähe des Tunnel Mountain Campground und er hatte Hunger wie ein Wolf. Achtsam ging er hinter einigen Bäumen in Deckung und beobachtete die Stadt in der Sicherheit der Abenddämmerung. Seit dem Überfall in den Bergen war er angespannt wie die Schließfeder der Ruger. Es war nicht so einfach gewesen, seine drei Verfolger auszuschalten. Doch wie sich herausstellte, war das Exekutionskommando der Nuestra Familia in den Bergen ebenso verloren wie er selbst. Sie mochten in den Wüsten von Kalifornien wissen, was zu tun war, aber Kälte und Schnee waren nicht ihr Element. Da halfen ihnen auch die halbautomatischen Waffen nicht weiter. Es grenzte ohnehin an ein Wunder, dass sie Lewis, Mya und ihm so dicht auf den Fersen gewesen waren. Die Toten wiesen alle Erfrierungen an den Ohren und Teilen der Finger auf. Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, hätte Travis darüber gelacht. Selbst die Akkus ihrer Handys waren größtenteils komplett entladen. Lediglich eines war noch funktionsfähig. Mit ihm rief Travis die Polizei, bevor er es in den Abgrund schleuderte. Er beschrieb ihnen den Standort der Leiche von Lewis’ Kumpel. Er wollte, dass Banff in Aufruhr geriet. Presse, Staatspolizei und trauernde Angehörige waren genau das, was die Nuestra Familia nicht gebrauchen konnte. Wenn herauskam, dass eine amerikanische Gang sich im Nachbarstaat Kanada herumtrieb, würden die Behörden auf beiden Seiten alles in Bewegung setzen, um diese Übergriffe zu stoppen. USA und Kanada unterhielten nicht nur die weltweit größte Handelsbeziehung zueinander, sondern teilten sich auch die längste demilitarisierte Grenze der Welt. Keines der beiden Länder würde es darauf anlegen, das zu gefährden. Aus diesem Grund arbeiteten ihre Bundesbehörden immer Hand in Hand, wenn es um übergreifende Bandenkriminalität ging. Die Nuestra Familia hatte ein Geschäft zu verlieren. Die Mesa würde ihre Blutrache niemals über ihre eigene Existenz stellen. Deshalb mussten ihre Schergen untertauchen, bis die Luft rein war. Dessen war sich Travis sicher.
Er blies sich in die Hände, um sie zu wärmen. Die Tatsache, dass er endlich wieder die Lichter einer Stadt vor sich sah, machte ihn glücklicher, als er es sich jemals vorgestellt hatte. Diese Scheiß-Wildnis steckte ihm in den Knochen. Der Marsch zurück nach Banff war trotz Karte kein problemloses Unterfangen gewesen und hatte ihn an den Rand seiner Kräfte gebracht. Er sollte aufhören zu rauchen, verdammt. Teilweise hatte seine Lunge derart gepfiffen, dass er gedacht hatte, sie würde jeden Moment bersten. Obwohl er es sich zunächst nicht hatte eingestehen wollen, war ihm nun endgültig klar, dass Mya und er ohne Lewis’ Hilfe niemals dort oben überlebt hätten. Es war ihm nicht leicht gefallen, sie bei diesem Biberfresser zu lassen, aber wenn er eines während ihrer Flucht bemerkt hatte, dann, wie verrückt der Typ nach ihr war. Lewis mochte ein Großmaul, ein Poser und ein Weiberheld sein, doch Mya war für ihn gleichbedeutend mit einem Adrenalinrausch. Das zumindest konnte Travis verstehen.
Er stand auf und sah an sich herunter. Sein Rucksack war voll mit Waffen und Munition, die er seinen Verfolgern abgenommen hatte. Damit in der Stadt aufzutauchen, war ein Risiko. Andererseits brachte sein Gesicht niemand mit Lewis oder Mya in Verbindung. Er war höchstens der Fremde, der auf seiner Harley in Banff aufgetaucht war. Auch das konnte für Misstrauen sorgen, das war ihm klar. Besonders da er nun zu Fuß unterwegs war.
Dennoch musste er weiter. Er wollte in die Stadt, um Mya zu finden. Doch zuerst brauchte er etwas zu essen. Er war so ausgehungert und fertig, dass er inzwischen sogar bereit war, Rinde von den Bäumen zu nagen. Dieses Gefühl überlagerte selbst die Furcht, dass der Biberfresser es womöglich verkackt hatte und Mya etwas zugestoßen war. Obwohl er wusste, dass es vernünftiger gewesen war, sie fortzuschicken, damit er sich ausschließlich auf seine Verfolger und nicht um sie kümmern musste, blieb ein bitterer Nachgeschmack, den er nicht loswurde.
Er straffte die Schultern und setzte den Weg fort. Seine Bekleidung ließ zwar nicht darauf schließen, aber er wollte wie ein unauffälliger Wanderer wirken. Ganz bewusst mied er die Hauptstraße und ging durch die Wohnsiedlungen in Richtung Innenstadt. An keiner Kreuzung zögerte er, sondern tat so, als wüsste er genau, wo er hin wollte. Er erinnerte sich an die Bäckerei, in der er sich etwas zu essen gekauft hatte, und peilte sie in Gedanken an. An diesem Abend war nicht viel Verkehr auf den Straßen. Fußgänger sah man so gut wie gar keine. Travis gab vor, sich im Vorübergehen die beleuchteten Auslagen der Geschäfte anzusehen, während er nach einem Laden Ausschau hielt, wo er endlich etwas zu Essen bekam.
»Irish Pub«, murmelte er, als er das Zeichen auf der anderen Straßenseite sah, und eilte darauf zu. Das war genau das Richtige! Dort fiel er in seinen Klamotten nicht auf und es war nur spärlich beleuchtet. Nicht so wie die modernen Fastfood-Ketten oder gehobeneren Restaurants, an denen er vorbeigelaufen war und deren grelles Licht ihn abgeschreckte.
Er zog die Tür auf und grüßte den Kerl hinter dem Tresen. Ein kurzer Blick in den Raum sagte ihm, dass an diesem Abend kaum Gäste da waren. Das war gut. Er suchte sich eine Ecke aus, die so versteckt lag, dass nicht jedem sofort auffiel, wer dort saß, und aus der man einen guten Überblick hatte. Sie war auf zwei Seiten von einer rustikalen Holzwand umgeben, an deren Rückseiten die nächsten Sitzecken anschlossen. Ächzend rutschte er auf die mit rotem Kunstleder bezogene Bank und legte seinen Rucksack neben sich. Der gesamte Raum roch nach gegrilltem Fleisch und Frittierfett. Travis’ Magen zog sich schmerzhaft zusammen. Er begann, die Karte zu studieren.
»Was darf’s denn sein?« Die Kellnerin trat an den Tisch. Sie trug eine runde Brille, die auf ihrer Nasenspitze thronte. Mit zusammengekniffenen Augen blickte sie auf ihren Zettel. »Heute gibt’s frischen Guinness Pie«, erklärte sie, während sie mit dem Ende ihres Kugelschreibers gegen ihre Schläfe hämmerte.
»Ich hätte lieber ein Guinness zum Trinken. Und ein Steak Sandwich, wenn’s keine Umstände macht.«
»Macht’s nicht.« Sie notierte die Bestellung, ohne ihn wirklich wahrzunehmen. Travis war zufrieden. Als die Kellnerin ging, legte er den Kopf in den Nacken und schloss die Augen. Die wohlige Wärme trieb ihm die Hitze auf die Wangen und seine Finger füllten sich seit Tagen wieder mit Blut. Ein angenehmes Gefühl.
»Ich kann nicht glauben, dass so etwas in unserer Stadt passiert«, hörte er eine Frauenstimme hinter seinem Rücken und drehte den Kopf, um sie besser verstehen zu können. Durch die Musik, die im Hintergrund lief, war ihre Stimme kaum hörbar. »Ab und zu mal ein Hauseinbruch, Drogenkonsum bei Jugendlichen oder Unfälle in den Bergen, all das sind wir gewohnt, aber Mord? Und dann auch noch Daniel Kenner!«
»Schade um den sexy Mann. Den hätte ich nicht von der Bettkante geschupst«, erwiderte eine zweite Frauenstimme und kicherte.
»Sadie!«, empörte sich die Erste. »Du bist unmöglich!«
»Ist doch ein offenes Geheimnis, dass ihm sein Schwanz ständig aus der Hose gehüpft ist. Seine Frau tat mir immer leid. Trotzdem muss sein Verlust für sie und die Kinder hart sein. Er schien bei der Bergrettung gut zu verdienen. Der Van, den sie fährt, ist brandneu.«
»Es geht doch hier nicht ums Geld, Sadie.«
»Ich weiß nicht. Kommt es dir nicht merkwürdig vor, dass erst Lewis Kenwood spurlos verschwindet, dann wird Daniels Leiche gefunden und jetzt ist auch Nathan Tremblay unauffindbar? Das stinkt doch zum Himmel!«
»Nathan und Lewis waren die besten Freunde. Meine Schwester war auf der Senior High mit ihnen im selben Jahrgang. Die haben nichts anbrennen lassen, sagt sie.«
»Vielleicht ging’s um Eifersucht?«
»Du meinst, sie waren alle scharf auf diese blöde kleine Schlampe? Wie hieß sie gleich wieder? Mya Munroe? Die hielt sich tatsächlich für was Besseres. Ihr Verschwinden bedauere ich nicht.«
»Emily! Jetzt bist du unmöglich.«
»Ist doch wahr! Ständig rannte sie mit dieser geheimnisvollen Aura durch die Stadt. «
»Bist du tatsächlich sauer, weil Lewis sie sich gekrallt hat?«
»Mrs. Kenwood hat meiner Mutter erzählt, dass Lewis diese Mya letzte Woche abgeholt hat, um sie zur Arbeit zu fahren. Seitdem sind die Beiden verschwunden. Ich schwöre dir, an Lewis liegt das nicht. Er war ein Banffi, mit Leib und Seele. Er hätte diesen Ort niemals verlassen. Die Schuld an seinem Verschwinden trägt allein das dürre Miststück! Das hab ich auch der RCMP erzählt.«
Die Frau, die Sadie genannt wurde lachte laut. »Ist das deine Rache wegen der Sache, die auf dem letzten Winter-Jahrmarkt gelaufen ist?«
»Hallo? Natürlich nicht! Wieso sollte ich ihm übel nehmen, dass er mich munter wie ein Schneehase direkt neben dem Kassenhäuschen gefickt hat und dann einfach verschwunden ist?«
»Weil es ganz danach klingt, meine Süße.«
»Lewis Kenwood ist ein Arschloch und ich habe ihm monatelang gewünscht, dass sein Schwanz abfällt, aber ich bin nicht mehr sauer. Trotzdem kenne ich ihn. Typen wie der sonnen sich in ihrem Image als Playboy der Kleinstadt. Der verschwindet nicht ohne Grund.«
»Ihr Bier!« Die Kellnerin trat an Travis’ Tisch und er riss die müden Augen auf. Sie betrachtete ihn und schien ihn zum ersten Mal wahrzunehmen. »Harter Tag?«, erkundigte sie sich.
»Harte Woche.« Er nahm das Glas und leerte es bis zur Hälfte. Die Kellnerin grinste.
»Das Essen kommt gleich«, erwiderte sie und entfernte sich wieder.
Travis nickte und registrierte, dass die Frauen am Nebentisch verstummt waren. Vermutlich war ihnen erst jetzt aufgefallen, dass er hier saß und ihr Gespräch hören konnte.
Es dauerte keine Minute, da erhob sich eine von ihnen, um auf die Toilette zu gehen. Auf dem Rückweg musterte sie Travis neugierig. Kaum saß sie wieder neben ihrer Freundin, vernahm er Flüstern und Gekicher. Er schüttelte den Kopf und leerte sein Glas vollständig. Frauen waren überall gleich. Sie wünschten sich treue Männer, die für sie sorgten, und verfielen doch jedes Mal denjenigen, die wie Scheiße aussahen und sie dementsprechend behandelten.
Als sein Steak Sandwich serviert wurde, konnte er es kaum abwarten, dass die Kellnerin wieder ging. Er sah sich kurz um, bevor er es in beide Hände nahm und es herunterschlang wie ein ausgehungerter Löwe.
»Heute noch nichts gegessen?« Die Frau, die zur Toilette gegangen war, lugte um die Ecke. Sie hielt ihr Bier in der einen Hand und drehte sich mit der anderen eine Haarsträhne um ihren Finger.
Nicht schon wieder! Travis schluckte den riesigen Bissen herunter, den er genommen hatte, und nickte.
»Sie sind nicht von hier«, bemerkte sie und er vermutete, dass es diejenige der beiden Frauen war, die Emily genannt wurde. Lewis’ kleiner Fick auf dem Jahrmarkt. Travis beachtete sie nicht und aß weiter. Nun allerdings etwas weniger animalisch.
»Sind Sie von der Presse? Oder von der RCMP?«
Er überlegte kurz. »Presse«, murmelte er und schob sich das letzte Viertel seines Sandwiches in den Mund.
»Geben die Ihnen nichts zu essen?«
»War eine lange Anreise.«
»Sie sind Amerikaner?« Sie lehnte sich mit der Hüfte gegen seinen Tisch und schien darauf zu warten, dass er sie aufforderte, sich zu setzen.
»Hm.« Er nahm sie in Augenschein. Sie war dunkelblond, hatte große, braune Augen und war kaum geschminkt. Nette Figur, etwas zu mollig für seinen Geschmack. Insgesamt wirkte sie bieder. Die Jeansbluse und die schwarzen Leggins machten den Eindruck nicht besser.
»Weshalb interessiert sich die amerikanische Presse für den Fall?«, bohrte sie weiter und Travis überlegte.
Er hatte kein Quartier für diese Nacht und kannte sich in Banff nicht aus. In ein Motel zu gehen, war zu auffällig. Man könnte sich an ihn erinnern und im Zweifel eine Personenbeschreibung von ihm abgeben. Eine weitere Nacht im Freien kam ebenfalls nicht in Frage. Eine befriedigte Frau dagegen würde ihn nicht verpfeifen. Er seufzte innerlich.
»Wollen Sie sich setzen?«, fragte er und zog seinen Rucksack beiseite.
»Sehr freundlich.« Sie nahm Platz und lächelte ihn an. »Ich bin Emily.«
»Rory.« Ein besserer Name fiel ihm spontan nicht ein und er hob die Hand, um der Kellnerin zu signalisieren, dass er noch ein zweites Guinness brauchte. In diesem Moment mehr als jemals zuvor.
»Rory.« Emily ließ den Namen über ihre Zunge rollen und beugte sich vor. »Bei welcher Zeitung bist du?«
»Ihr Kanadier seid ziemlich neugierig«, bemerkte er.
»Hier passiert nicht viel.« Sie wartete, bis er ein neues Glas Stout vor sich stehen hatte und prostete ihm zu. »Brauchst du vielleicht Informationen?«
»Welche hast du denn?«
»Ich kenne die vermissten Personen und auch Daniel Kenner.«
»Ich brauche Insider-Informationen. Welchen von denen kanntest du näher?«
»Lewis Kenwood.«
»Den Rammler?«
Sie lachte überrascht auf. »Du hast mich und meine Freundin belauscht!«
»Ihr wart nicht zu überhören.«
»Dann weißt du ja, welchen Verdacht ich habe. Es gab da diese Frau, Mya Munroe. Sie ist ebenfalls verschwunden.«
»Ich hörte davon.«
»Willst du dir keine Notizen machen?« Sie betrachtete den leeren Tisch.
Er schüttelte den Kopf. »Bis jetzt habe ich nichts gehört, was ich nicht schon wüsste.«
»Welcher Story jagst du hinterher, Rory?« Sie rutschte näher zu ihm heran. »Du siehst nicht aus wie ein typischer Reporter.«
»Vermutlich weil ich es nicht bin.« Es amüsierte ihn, mit ihr zu spielen. Nicht zu wissen, wer er war, machte sie heiß. Er sah es in ihren Augen. Sie brannte schon jetzt darauf, ihn mit zu sich nach Hause zu nehmen.
»Geht es um krumme Geschäfte?« Ihr Blick schweifte über die Tattoos auf seinen Unterarmen. »Bist du so eine Art Undercover-Reporter?«
»Wer weiß.« Er grinste und sie knabberte an ihrer Unterlippe.
»Hey, Emily!« Ihre Freundin Sadie stand vom Nachbartisch auf und kam um die Ecke. »War’s das jetzt mit unserem Mädelsabend?« Sie musterte Travis frostig. Offensichtlich war sie verheiratet und eifersüchtig, dass ihre Single-Freundin dabei war, sich einen Leckerbissen aufzureißen. Travis erwiderte Sadies Blick stoisch.
»Was machst du denn für ein Drama?« Emily verdrehte die Augen. »Das hier ist Rory. Er ist Reporter.«
»Welches Blatt?«
»Kann ich nicht sagen.« Travis gab sich desinteressiert.
Emily lächelte verzückt, während Sadie den Kopf schüttelte. »Haben Sie einen Presse-Ausweis, Rory?«, wollte sie wissen.
»Natürlich«, erwiderte er ungerührt. »Aber ich glaube nicht, dass ich verpflichtet bin, ihn einer misstrauischen Barmietze auszuhändigen.«
Sadie fiel die Kinnlade herunter, während Emily in schallendes Gelächter ausbrach.
»Schönen Abend euch beiden.« Sadie schnappte sich ihre Handtasche und rauschte aus dem Pub.
»Hey!« Die Kellnerin kam erbost an den Tisch. »Sie hat nicht bezahlt!«
»Schreib es an, Bertha, du weißt doch, wie sie ist.« Emily wandte sich wieder an Travis. »Tut mir leid. Normalerweise benimmt sie sich nicht so zickig.«
»Reden wir von dir.« Er lehnte sich zurück. »Wie lange lebst du schon in Banff und was ist deine Theorie zu diesem Mord?«
Als sie eine Stunde später angetrunken in Emilys Appartement stolperten, wusste Travis, dass es sich in der Stadt noch nicht herumgesprochen hatte, wie viele Leichen in den Bergen gefunden worden waren. Vermutlich hatte die RCMP Geheimhaltungspflicht angeordnet, bis die Herkunft der Männer abschließend geklärt war. Emily konnte sich an keine Fremden erinnern, die in der Gegend herumspioniert hatten. Travis wusste nun ebenfalls, dass Mya bei den Frauen im Ort nicht sonderlich beliebt gewesen war. Offenbar verübelte man ihr, dass sie sich so abgeschottet hatte und mit niemandem Kontakt haben wollte. Sie galt als Einzelgängerin. Eine Tatsache, die Männer neugierig und Frauen skeptisch werden ließ. Er stellte seinen Rucksack neben sich ab.
»Soll ich ...« Emily wollte ihn nehmen, um ihn zur Garderobe zu bringen, doch Travis hielt ihre Hand fest.
»Nicht nötig«, brummte er.
Sie erstarrte und fing an zu kichern. Offensichtlich wurde sie gerade von ihrem eigenen Mut eingeholt. Travis sah sich kurz im Appartement um. Es war klein, die offene Küche ging in ein schmales Wohnzimmer über, an dessen Ende sich eine Tür befand. Vermutlich das Schlafzimmer. Er war so müde, dass er sich am liebsten sofort die Decke über den Kopf gezogen hätte, aber zuerst musste er seine Miete bezahlen.
Emily wartete darauf, dass er die Initiative ergriff. Normalerweise fiel ihm das nicht weiter schwer, doch seit er Mya wiederbegegnet war, schien sein Motor Startschwierigkeiten zu haben. Er rieb sich die Stirn.
»Ist alles in Ordnung?« Emily drängte sich gegen ihn. »Hast du zu viel getrunken?«
»Ein wenig.« Er zog seine Jacke aus und warf sie über den Rucksack.
Ihre Hand wanderte über seinen Hintern und zum ersten Mal in seinem Leben wollte er fliehen. Es war absurd. Fick die dumme Gans, hämmerte er sich ein, das ist doch die leichteste Übung! Das war es. All die Jahre war es das, verdammt! Er spürte Hass auf Mya, die seinen Schwanz verhext zu haben schien. Ihre erneute Nähe hatte ihn schmelzen lassen wie Eisenerz in einem Hochofen. Sie in dieser schäbigen Hütte zu ficken, war nötig gewesen. Sie sollte es wissen. Sie gehörte ihm. Noch immer. Er wollte, dass sie spürte, wie es ihm ohne sie ergangen war. Dass er jeden verdammten Tag in Storm Lake gehasst hatte. Dass sie ihm fehlte und dass er sich dafür verachtete. Sie war der Halt, den er mit Rory verloren zu haben schien und diese Schwäche setzte ihm zu. Gefühle machten ein verfluchtes Weichei aus ihm. Er spürte förmlich, wie sie ihn auffraßen. Und Mya hatte es erkannt. Sie hatte ihn einen Feigling genannt. Genau das war er. Er war zu feige zum Sterben und zum Leben. Und zum Lieben.
Reiß dich zusammen, ermahnte er sich. Behalt einen klaren Kopf! Wenn diese Nacht vorüber war und er sich etwas Schlaf gegönnt hatte, konnte er sich auf die Suche nach Mya machen und sich überlegen, wie es weiterging.
»Was ist denn jetzt?« Emily sah zu ihm auf.
Travis zögerte nicht länger und knöpfte ihr das Jeanshemd auf. Sie trug ein weißes Top darunter, durch das ein gelber BH schimmerte. Schlimmer konnte es nicht mehr werden. Emily giggelte. Als Travis nach dem Top griff und es mit einer Bewegung zerriss, verstummte ihr Lachen.
»Spinnst du?« Sie sah an sich herunter. »Das Top war teuer!«
»Sah nicht so aus.« Travis machte eine auffordernde Bewegung mit dem Kinn. »Zieh dich aus.«
»Zieh du mich aus.« Ihr Mundwinkel hob sich erneut. Sie dachte, sie könnte ihm Befehle erteilen. Travis grunzte. Seine Hand fuhr an ihren Rücken. Mit einer geübten Bewegung ließ er den BH aufschnappen und schob ihr das hässliche Ding von den Schultern. Ihre Brüste waren groß, mindestens Körbchengröße D, und er rollte eine ihrer Brustwarzen prüfend zwischen den Fingern. Emily beobachtete ihn dabei.
»Du bist nicht der Typ fürs Vorspiel, was?«, fragte sie und legte keck den Kopf zur Seite.
»Ich bin weder der Typ fürs Vorspiel, noch fürs Nachspiel oder den ganzen Fummel-Scheiß dazwischen.«
Bevor sie etwas erwidern konnte, zwang er ihr den Arm auf den Rücken, drehte sie um und drängte sie gegen die Küchentheke. »Ich bin auch nicht der Typ fürs Reden«, erklärte er und schob ihr Leggins und das gelbe Höschen über die Hüften. Ihr Hintern war prall und er kniff ihr in die Pobacke.
»Scheiße, Mann, was soll denn das?« Emily wollte den Kopf drehen, da fuhren seine Finger schon zwischen ihre Beine. Sie war feucht. Das hatte er sich gedacht. Er fingerte an ihrer Klitoris herum, rieb sie, drehte sie und erregte sich damit. Sein Schwanz war noch immer nicht so hart, wie er eigentlich sein sollte.
Nun gab Emily endlich den Widerstand auf. Sie hing über der Theke wie ein nasser Sack und stöhnte leise. Es sah nicht sexy aus. Travis zerriss auch ihre Leggins.
»Hey ...« Emily bäumte sich auf, doch er hielt ihren Arm auf dem Rücken fest. Entschlossen hob er ihr linkes Knie auf die Theke und betrachtete ihre weit geöffnete Muschi. Sein Schwanz zuckte. Das war ein gutes Zeichen. Seine Finger drangen in sie ein, krümmten sich und fanden ihr Ziel.
»Scheiße«, rief Emily überrascht und ihm war bewusst, dass sie sich ab jetzt nicht mehr beschweren würde. Er ließ ihren Arm los und knöpfte sich die Hose auf. Er spielte mit ihr und mit sich selbst. Ihre Nässe nahm zu. Sie war bereit für ihn, auch wenn er es nicht für sie war.
Heftig stießen seine Finger in sie und Emily umklammerte die Theke so fest, dass die Knöchel ihrer Hände weiß hervortraten. Ihr Mund war zu einem stummen Schrei geöffnet und sie hob ihm ihr Becken entgegen.
»Fuck.« Travis klopfte seinen Schwanz gegen ihren runden Hintern, rieb ihn zwischen ihren Pobacken. Was zum Teufel war los mit ihm?
»Ja, fick mich!« Emily wollte sich umdrehen, doch er packte ihre beiden Handgelenke und zog sie über ihren Rücken zu sich heran. Sie stöhnte auf. Sie schien nicht die sportlichste zu sein und die Position mit einem Knie auf dem Tresen und den Händen im Rücken war vermutlich schmerzhaft. Es kümmerte ihn nicht.
»Ich werde dich ficken«, feuerte er sich selbst an und trieb seinen Schwanz in sie. Emily keuchte auf und er dirigierte sie an den Handgelenken wie ein Pferd am Zügel. Sie sollte ihm nicht entkommen. Ihre Muschi saugte ihn förmlich auf. Es war ein geiles Gefühl, das er an diesem Tag jedoch kaum genießen konnte. Verärgert rammelte er sie und kam sich dabei vor wie Lewis. Der Gedanke störte ihn zusätzlich. Immer schneller stieß er in sie, beobachtete sich dabei selbst.
Emily blieb nicht länger stumm. Im Rhythmus seiner Stöße entwichen ihr kurze Schreie. Sie klang wie das quietschende Spielzeug eines Hundes. Travis hätte sich am liebsten die Ohren zugehalten.
Grob packte er Emily und zog sie nach oben. Dann schob er sie vorwärts, drehte sie zu sich um und setzte sie auf die Sofalehne. Emily legte die Arme um seinen Hals, doch Travis wehrte sie ab. Unmissverständlich zwang er sie dazu, sich zurückzulehnen. Emilys Oberkörper sank in die Tiefe, ihre Brüste wanderten in Richtung Hals. Travis drückte ihre Beine auseinander, massierte ihre Klitoris.
»Ich bin so geil«, stöhnte Emily. »Besorg’s mir, Rory.«
Er knetete seinen Schwanz, zwang den Gedanken, bei der Sache zu bleiben, und drang erneut in sie ein. Seine Hände drückten ihre Oberschenkel auseinander, während er endlich den bekannten Takt seiner Hüften fand. Es war wie ein Tanz, ein Winden und tiefes Versinken, Hämmern und Stoßen und animalisches Aufeinanderprallen. Er sah, dass Emily die Augen verdrehte. Sie wand sich unter ihm, als sei sie in völliger Ekstase und er spürte die Kontraktionen in ihrem Inneren. Ihre Brüste wogten schwer und sie hielt sie fest. Doch er kam nicht zum Abschluss. Wieder und wieder begann der Tanz von vorne. Seine Eier klatschten gegen Emilys Hinterteil, während er fortfuhr, ihre Muschi mit dem Schwanz zu bearbeiten. Eine ihrer Hände wanderten von ihren Brüsten zu ihren Klitoris, sie stimulierte sich selbst, kam ein weiteres Mal.
Travis zog sich zurück. Er nahm seinen Schwanz in die Hand, während er sich vorstellte, es sei Mya, die ihn hielt. Das Kribbeln nahm zu und kam einer Erlösung gleich. Mit einem leisen Stöhnen spritze er ab und verteilte seinen Samen auf Emilys Bauch. Sie erzitterte erneut und verharrte mit den Fingern zwischen ihren Beinen.
Travis stieß heftig die Luft aus. Er fühlte sich so erschöpft wie noch nie zuvor in seinem Leben. Rasch wandte er sich ab und knöpfte die Hose wieder zu. Dann schleppte er sich zum Waschbecken in die Küche und trank aus dem Wasserhahn. Emily rührte sich nicht. Als er getrunken hatte, ging er zu ihr zurück und tippte sie an.
»Alles okay?«
Sie murmelte unzusammenhängende Sätze. Travis war erleichtert. Hätte ihm gerade noch gefehlt, wenn er die Braut im wahrsten Sinne des Wortes zu Tode gefickt hätte.
Er nahm eine Decke vom Sofa, zerrte Emily in eine bequemere Position und breitete sie über ihr aus. Anschließend holte er seinen Rucksack, legte ihn in die andere Ecke des Sofas, bettete den Kopf darauf und schlief ein, bevor er einen weiteren Gedanken fassen konnte.
Als Travis wieder aufwachte, dämmerte es draußen. Er setzte sich auf und merkte, dass die Erschöpfung noch immer nicht aus seinem Körper gewichen war. Emily lag in derselben Position auf dem Sofa, in die er sie gezerrt hatte. Sie sah grotesk aus. Ihre zerrissene Leggins hing an dem Bein, das unter der Decke hervorlugte. Die Arme waren über ihren Kopf gestreckt und sie schnarchte. Vermutlich würde ihr alles weh tun, wenn sie aufwachte, doch dann wollte Travis auf keinen Fall mehr da sein. Er rieb sich die Schläfen. Dieser Fick war ein verdammt hoher Preis für eine Nacht auf einem unbequemen Sofa gewesen, fand er und stand auf. Der Geruch nach Sex hing in der Luft und alles, was er wollte, war, endlich dieses Appartement zu verlassen. Vorsichtig nahm er seinen Rucksack, griff nach der Jacke, die am Boden lag und schlich zur Tür. Unendlich langsam drehte er den Knauf, bemüht, kein Geräusch zu machen. Als er schließlich auf dem Flur des Appartementkomplexes stand, fühlte er die Erleichterung. Er atmete auf, sah sich um und verließ das Gebäude. Draußen sog er die frische Luft ein und lief los. Aus den Augenwinkeln beobachtete er die Umgebung. Emily lebte nicht weit entfernt von der Innenstadt und er nahm denselben Weg, den sie gestern Nacht genommen hatten. Es war Sonntag und die Straßen wirkten ausgestorben. Er war noch nie in einem derart verschlafenen Nest wie Banff gewesen. Dagegen mutete selbst Storm Lake wie der Times Square in New York an. Vielleicht brachten die Touristen in der Hauptsaison im Winter und Hochsommer mehr Leben in die Stadt, aber der Herbst musste die Bewohner vor Langeweile um den Verstand bringen. Kein Wunder, dass Emily sich auf ihn gestürzt hatte. Er schüttelte den Kopf, weil er die unangenehme Erinnerung in den Tiefen des Vergessens begraben wollte. Er hatte schon viele Frauen gevögelt, aber dieses Erlebnis kam einem Trauma gleich.
An der nächsten Kreuzung blieb er stehen. Er musste sich eingestehen, dass er keinen blassen Schimmer hatte, wo er mit der Suche nach Mya beginnen sollte, und hoffte, dass Lewis sie nicht wieder in die Wälder geschleppt hatte. Er schloss kurz die Augen und dachte an sie. Mya war clever. Sie würde sich ein Versteck suchen. Da war sie wie er selbst. Sie brauchte Ruhe und Sicherheit, um ihre nächsten Schritte zu planen. Allerdings hatte er keine Ahnung, wo man in Banff untertauchen konnte.
»Wo soll’s denn hingehen?« Er riss die Augen auf, weil er nicht bemerkt hatte, dass er verfolgt wurde. Der Lauf einer Waffe bohrte sich in seine Rippen. Fuck! Wie hatte ihm das passieren können? Dieses beschissene Kanada mit seiner klaren Luft, diesem nervigen Grün und der lästigen Kälte bekam ihm ganz und gar nicht. In Salinas wäre er niemals von hinten überrascht worden.
Mit einem ungeduldigen Seufzer hob er die Arme. »Was wird das?«, murrte er. »Behandelt ihr so eure Touristen?«
»Nein, nur Hoser aus Kalifornien.«
Jetzt erkannte er die Stimme und drehte den Kopf. »Biberfesser.«
»Ganz genau.« Lewis starrte ihn herausfordernd an.
»Netter Versuch.« Travis erwiderte seinen Blick. »Kannst du überhaupt schießen oder hältst du das Ding nur gerne in der Hand?«
»Wenn ich auf dich schießen darf, kannst du deinen Schwanz drauf verwetten, dass ich treffe.« Lewis sah sich um und steckte die Waffe in seinen Hosenbund. »Du hast Nerven hier durch die Stadt zu schlendern. Was ist mit diesen Mexikanern?«
»Ich hoffe, das RCMP-Aufgebot hält sie für ’ne Weile in Schach.«
»Dann hast du ihnen den Hinweis auf Daniels Leiche gegeben, ey?«
»Hm.« Travis beobachtete die Umgebung. »Wo ist Mya?«
»In unserem Versteck. Sie hat geglaubt, dich gestern Abend gesehen zu haben.«
»Ist dein Kumpel bei ihr?«
»Nein, der hat sich aus dem Staub gemacht. Sie ist allein, aber sie ist in Sicherheit. Sie hat mich losgeschickt, um dich zu suchen. Allerdings kann ich nur auf die Straße, wenn niemand unterwegs ist.«
»Wo versteckt ihr euch?«
»Komm mit!« Lewis zog die Kapuze seines Pullovers tiefer ins Gesicht und ging voran. Travis folgte ihm. Sie passierten den Pub, in dem er gestern Abend war, und pirschten sich zum Hintereingang des Kinos, das sich auf der anderen Straßenseite befand.
»Ihr seid im Kino untergetaucht?« Travis kratzte sich den Bart. Wer hätte gedacht, dass ihn sein Instinkt genau in Myas Nähe geführt hatte?
Lewis öffnete eine Tür, die er mit einem Stück Pappe zwischen Schloss und Türrahmen davon abgehalten hatte zuzufallen. »Der Inhaber kommt um sieben, um aufzusperren. Wir sollten uns beeilen.« Sachte verschloss er die Tür von innen und zeigte Travis den Weg. Wachsam schlichen sie an den Kassen vorbei, stiegen die Wendeltreppe empor und betraten einen der Vorführräume.
»Der Dachboden, was?« Travis war beeindruckt. »Clever.«
»Nicht übel für einen Biberfesser, willst du sagen.« Lewis klopfte gegen die Wand und von oben wurde eine Klappe geöffnet. Mya steckte ihren Kopf hindurch. Travis starrte sie an und spürte das erlösende Gefühl, dass es ihr gutging. Er reichte ihr den Rucksack, sprang in die Höhe, um sich am Rand der Öffnung festzukrallen und zog sich ächzend hinauf.
»Das sah nicht besonders elegant aus«, bemerkte Lewis und folgte ihm. Dann verschloss er die Klappe sorgfältig.
Travis knurrte. »Darf ich dich daran erinnern, dass du in einen Hubschrauber gestiegen bist? Ich habe drei Mexikaner erledigt und musste zu Fuß zurück in diese beschissene Stadt laufen!«
»Sie sind tot?« Mya wog seinen Rucksack in ihrer Hand. »Und du hast ihre Waffen?«
»Babe.« Sie wusste, was er mit dieser Antwort sagen wollte. Es war wie ein Spiel zwischen ihnen. Eine besondere Vertrautheit, die er mit niemand anderem teilte, außer mit ihr.
Lewis stellte sich neben Mya und zu seiner Verärgerung spürte Travis, dass etwas zwischen ihnen in der Luft lag. Diese Ahnung bohrte sich in sein Innerstes wie ein bösartiger Stachel. Er sah von einem zum anderen.
»Wie lange seid ihr schon hier?«, erkundigte er sich und sein Blick verharrte auf Mya. Sie konnte ihm nicht in die Augen sehen.
»Seit zwei Tagen«, antwortete sie und deutete auf ein Sofa ohne Rückenlehne und einem erhöhten Kopfende. »Ruh dich aus. Du bist bestimmt müde.«
»Wo kommst du überhaupt her?« Lewis zog zwei Schokoriegel aus der Tasche und reichte sie Mya. »Hab ich aus dem Lager stibitzt.« Sie lächelte ihn dankbar an. Travis verengte die Augen.
»Emily«, sagte er und registrierte mit Genugtuung, dass sowohl Mya als auch Lewis ihm endlich Aufmerksamkeit schenkten.
»Emily Wilson?« Lewis runzelte die Stirn und Travis zuckte mit den Schultern.
»Keine Ahnung, wie sie sonst noch hieß. Gelber BH, Leggins, ziemlich große Titten und, ach ja, sie meinte, du hättest sie auf dem Jahrmarkt so flink wie ein Schneehase gefickt.«
Lewis rieb sich das Kinn. »Dann war es Emily Wilson.« Er grunzte amüsiert. »Hast du’s ihr besorgt? Ziemlich notgeil die Kleine, ey?«
»Ist nicht mehr aufgewacht seitdem.«
Lewis lachte, bis er Myas Blick bemerkte. Sie fixierte erst ihn, dann Travis, bevor sie sich umdrehte und sich ans Fenster stellte.
»Ihr seid solche Arschlöcher«, murmelte sie.
»Ich brauchte ein Bett für die Nacht.« Travis ging zu dem Liegesofa und ließ sich darauf fallen. »Was dagegen, wenn ich ’ne Runde penne? Bin ziemlich erschöpft.«
»Kein Ding.« Lewis stellte sich neben Mya, die boshaft schnaubte.
»Schlaf für immer«, grollte sie.
Travis drehte ihr den Rücken zu. Sie war wütend auf ihn und das war gut. Denn er war ebenso wütend auf sie. Es störte ihn gewaltig, dass Lewis und Mya offenbar erneut gefickt hatten. Sie hatte ein zu gutes Herz. Vermutlich hatte sie ein schlechtes Gewissen, Lewis derart in die Scheiße geritten zu haben. Sex half da immer. Vor allem bei Männern.
Travis schloss die Augen. Er spürte die Ruhe, die er in Emilys Appartement nicht hatte. Für kurze Zeit wollte er nicht mehr nachdenken, sondern nur noch abschalten. Er wollte vergessen, dass er keine Ahnung hatte, wie es weitergehen sollte. Zum ersten Mal in seinem Leben hatte er keinen Plan und das setzte ein Gefühl in ihm frei, das er schon sehr lange nicht mehr hatte. Angst.