Epilog
»Du bist verrückt!«, lache ich, als ich Logans Geschenk aufmache. Wie schon die letzten Wochen, bekomme ich jeden Sonntag eines von ihm. Und obwohl es immer dasselbe ist, ist es doch jedes Mal außergewöhnlich. Ein von ihm gemaltes Bild von mir. Dieses Mal ist es ein Acrylbild, auf dem die Landschaft hinter mir auf dem Kopf steht und meine Haare sich in alle Himmelsrichtungen verteilen. Mein Gesicht nimmt den Hauptteil des Bildes ein.
Und es strahlt.
Logan geht vollkommen in seiner neuen Aufgabe und dem Studium auf. Er sagt, dass ich seine Muse bin und er jede Erinnerung an mich festhalten will. Ich hatte ja keine Ahnung, wie sehr man einem Menschen das Glück ansehen kann, doch diese Bild von unserem Bungee-Sprung beweist das Gegenteil.
»Verrückt nach dir«, sagt er und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. Ich bin inzwischen davon überzeugt, dass ich davon niemals genug bekommen werde .
»Danke!«, sage ich und hauche ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich mich in unserem riesigen Wohnzimmer umsehe, wo ich es aufhängen soll. In ein paar Wochen werden wir schon keinen Platz mehr haben. Aber ich warte ohnehin auf die Bilder, die ich unter keinen Umständen in dem Wohnzimmer ausstellen will. Die gehören in das Schlafzimmer. Unser Schlafzimmer. Ich kann immer noch nicht glauben, dass Logan und ich zusammenwohnen. Und vor allem, dass es so gut funktioniert.
Unsere Studien verlangen viel von uns ab, doch sie ergänzen sich ganz fantastisch. Wie konnte ich jemals glauben, mit einem so unkreativen Menschen wie Mike glücklich zu werden?
Mein Handy vibriert. Ich reiche Logan das Bild und deute mit einer Kopfbewegung an die Stelle, die ich für dieses Meisterwerk auserkoren habe. »Hey Dad! Wie geht’s Jocelyn und meinem kleinen Schwesterchen?«
Dad lacht und ich sehe regelrecht, wie er die Augen verdreht. Unsere Eltern hatten nicht geplant, schwanger zu werden, doch als sie es vor zwei Wochen bei dem monatlichen Familienessen bekanntgegeben haben, waren wir alle gleich ganz Feuer und Flamme. Jocelyn hatte Angst davor, was die Nachbarn wohl reden, aber mal ehrlich: Wir sind ohnehin die seltsamste Familie in der ganzen Umgebung .
Nach dem ersten Schock, haben Dad und Jocelyn Logan und meine Beziehung schnell akzeptiert. Neal und Maggie wussten ja ohnehin davon und waren einfach nur dankbar, dass wir endlich eingesehen haben, dass wir zusammengehören. Naja, dass Logan es endlich eingesehen hat.
»Ihnen geht’s gut, Bärchen. Jocelyn steht neben mir, willst du mit ihr reden?«
»Ich würde lieber mit meiner kleinen Schwester reden.« Ich höre ein Rascheln und weiß, dass Dad das Telefon auf Jocelyns – noch immer sehr dünnen – Bauch legt.
»Du weißt, dass die Chance fifty-fifty ist, oder?«, neckt Logan mich und legt die Arme um meine Hüfte.
»Denk nicht einmal daran, dass wir euch Männern die Oberhand lassen!« Ich schupse ihn sanft weg und verziehe mich in die Küche.
»Hallo, Krümel, hier spricht deine Schwester. Ich kenne dich noch nicht, aber weißt du was? Ich liebe dich schon so sehr! Deshalb gebe ich dir einen Ratschlag: Träume! Träume groß und wundervoll. Lebe diese Träume, denn es geht nicht darum, dass man seine Lieben verlassen muss, um diese zu verwirklichen. Wenn man seiner Familie genug vertraut, werden sie einen immer unterstützen. Und deine Familie, kleines Krümelchen ist so groß, dass mindestens die Hälfte von uns dich in allem unterstützen wird. Sogar, wenn du dir irgendwann die Haare abrasieren und eine Punkband gründen willst. Bis bald. Wir erwarten dich schon.«
Ich rede noch eine Weile mit meinem Vater und kann ihm nie genug danken, dass er diese Familie in unser Leben gebracht hat.
Denn erst durch sie habe ich richtig gelernt zu leben.
Ende.