Epilog
E
s wurde schließlich Nachmittag, bis Benno und Dennis endlich dazu kamen, sich auf den Weg in Richtung Lübeck zu machen. Vorher hatten sie Leon Zöllner noch zu dritt zurück zu seiner Wohnung eskortiert, wo der junge Mann umgehend damit begann, ein paar Sachen zusammenzupacken.
Goldstein hatte ihn dann in der Obhut von Benno zurückgelassen und war selbst von Dennis zu seinem Termin bei der Staatsanwaltschaft kutschiert worden. Knappe eineinhalb Stunden war er jedoch mitsamt seinem Motorrad wiedergekommen und schon kurz darauf, Leon hinter sich auf dem Sozius, in Richtung Hamburg aufgebrochen.
Den merkwürdigen Typen hatten sie, seit sie den Backshop verlassen hatten, nicht mehr gesehen, aber Benno war sich ziemlich sicher, dass er irgendwo herumlungerte und die Abreise des jungen Mannes ebenfalls beobachtet hatte. Er mochte ja offiziell kein Polizist mehr sein, aber sein Bauchgefühl hatte sich in dieser Hinsicht noch selten getäuscht.
Die sofortige Bereitschaft von Leon Zöllner, mit einem ihm doch eigentlich wildfremden Kerl in eine ebenso fremde Stadt zu gehen, hatte ihn allerdings schon überrascht. Er hätte damit gerechnet, dass der Kleine, nach allem, was er erlebt hatte, vorsichtiger sein würde.
Andererseits war er es ja selbst gewesen, der Goldstein bei ihm angeschleppt hatte und vielleicht war das in Zöllners Augen ja so was Ähnliches, wie ein Gütesiegel?
Die zweite Überraschung hatte darin bestanden, dass der Geisterjäger offenbar nicht so ganz unvermögend war. Er hatte zumindest von einem eigenen Haus gesprochen, in dem „ein paar Zimmer“ leer stünden und wo Leon mietfrei wohnen könnte, solange er wollte. Selbstverständlich konnte es sich dabei auch um irgendeine alte Bruchbude handeln, aber irgendwie glaubte Benno das nicht.
Ob sein Angebot wirklich ganz ohne jeden Hintergedanken ausgesprochen worden war, konnte und wollte Benno natürlich nicht beurteilen. Ihm war durchaus aufgefallen, wie der große Kerl in schwarz auf den verschreckten jungen Mann reagiert hatte. Benno war sich ziemlich sicher, dass ihm der Kleine gefiel. Blieb also nur zu hoffen, dass sich daraus keine neuen Schwierigkeiten ergaben.
Zwar nahm er nicht an, dass Goldstein den Kleinen gegen dessen Willen bedrängen würde, aber auch der Geisterjäger war schließlich nur ein Mann und Leon Zöllner noch immer traumatisiert.
Benno hoffte jedenfalls von ganzem Herzen, dass alles gut ging und nahm sich fest vor, bei Goldstein gelegentlich nachzuhaken, wie sich alles entwickelte.
„Denkst du, die beiden kommen miteinander klar?“, sprach Dennis in diesem Moment das aus, worüber Benno grübelte.
Den Blick für einen Moment von der Fahrbahn nehmend, wandte Benno sich Dennis zu und zuckte die Achseln.
„Ich hoffe es.“
Dennis schwieg einen Augenblick, dann hörte Benno ihn seufzen.
„Ich auch“, sagte er. „Ich auch.“
Wieder herrschte für einen Moment Schweigen im Wageninneren.
„Wie weit ist es eigentlich von Lübeck nach Hamburg?“, fragte Benno dann. „Irgendwie werde ich nämlich das Gefühl nicht los, dass wir schon bald wieder von den beiden hören werden.“
ENDE