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Mittwoch, 18 . April, 18 : 13 Uhr,

Pkw Dr. Sabine Yao

A uf der Rückfahrt in Richtung Treptowers war Yao auf der Bundesstraße von Großbeeren nach Schönefeld in einen Konvoi mehrerer Schwertransporter geraten, was sie eine zusätzliche gute Stunde Fahrzeit kostete, sodass sie sich entschied, nicht mehr zurück in die Treptowers, sondern direkt zu Mailin in die Klinik zu fahren, um ihr einen späten Besuch abzustatten.

Auch wenn sie es sich nicht eingestehen wollte, war sie froh, dass sie Herzfeld an diesem Tag nicht mehr über den Weg laufen und Monti erst am folgenden Tag wiedersehen würde, wenn die nächste große Lagebesprechung der Soko »Nikolassee« für Punkt 14 :00 Uhr in der Keithstraße anberaumt war. Sie war nach wie vor unschlüssig, ob sie ihnen von ihrem Treffen mit Kracht erzählen oder es doch besser für sich behalten sollte. Zumal sie zu allem Ärger ohne die erhoffte Info zu Collin Luckner aus der Begegnung mit Kracht mehr oder weniger geflohen war. Yao war sich dennoch darüber im Klaren, dass auch Herzfeld genauso wie ihr Vorgänger Fred Abel ebenfalls immer mal wieder unkonventionelle Wege beschritten hatten – und es vermutlich immer noch taten, wenn aus ihrer Sicht der Zweck die Mittel heiligte.

Vielleicht bin ich mir morgen früh etwas klarer darüber, wie ich weiter mit der Tatsache umgehe, dass ich mich mit einem mutmaßlichen Mörder getroffen habe, der, wie Monica mir gesagt hat, von seinem Aussageverweigerungsrecht Gebrauch macht und kein Wort mehr mit der Polizei spricht. Wenn sich das Ganze bloß nicht nachteilig auf die Ermittlungen auswirkt … Monti, Jörgensen, Seibel, der Oberstaatsanwalt … Alle werden mir die Hölle heißmachen, falls mein Alleingang in Heidering nach hinten losgeht … Ich mag gar nicht daran denken.

Sie stieß ein frustriertes »Láo tiăn ah!« aus und schlug mit der flachen Hand auf ihr Lenkrad. Jetzt »Oh, Gott!« zu rufen half ihr aber auch nicht weiter, das wusste sie selbst nur zu gut.