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ie Zeit bis zum Feierabend verstrich quälend langsam. Ich betete, dass niemand auf die Idee kam, mir eine Zusatzaufgabe aufs Auge zu drücken. Glücklicherweise hielt sich Cameron nicht in der Kanzlei auf, was meine Chancen auf ein pünktliches Verschwinden enorm erhöhte.
Leider erreichte ich Pearl nicht, wahrscheinlich besuchte sie eine der zahlreichen Einführungsveranstaltungen. Niemals hatte ich vermutet, sie so zu vermissen. Welche Rolle jemand für einen spielt, realisierte man erst, wenn der- oder diejenige sich nicht mehr im direkten Umfeld aufhielt.
Die spontanen Treffen in der Lea Wine Bar
, der Plausch in der Mittagspause, die gemeinsamen Abende in unserer Wohnung. Obwohl sie mit Cameron zusammen war, hatte sich daran nichts geändert. Beide räumten sich die Freiheiten ein, die sie für eine funktionierende Beziehung benötigten, denn sie vertrauten einander.
Meine Gedanken drehten sich auf dem Heimweg, beim Duschen und als ich mich mit bequemen Klamotten auf die Couch fläzte ausschließlich um Blake. Inzwischen hatte
sich Pearl per Textnachricht gemeldet, dass sie erst gegen einundzwanzig Uhr Zeit hätte.
Trotz der warmen Temperaturen fröstelte ich und kuschelte mich in eine Wolldecke ein. Wie ein Igel zusammengerollt, schloss ich die Augen und seufzte leise. Das Zusammentreffen mit Blake katapultierte mich in einen längst vergangenen Lebensabschnitt, an den ich seit Ewigkeiten nicht mehr gedacht hatte …
Im Mittleren Westen der USA, in der Nähe von Detroit, seine Kindheit zu verbringen, ist definitiv nicht der Jackpot. Der Niedergang der Automobilindustrie ging an meiner Familie nicht spurlos vorbei, was schlicht und einfach bedeutete, mit wenig Geld aufzuwachsen. Als ich ungefähr zehn Jahre alt war, verließ uns mein Erzeuger und der Kontakt brach ab. Von da an musste Mum jeden Cent zigmal umdrehen, obwohl sie drei Jobs nachging. Schon früh stand fest, dass die finanziellen Mittel nicht ausreichten, um mich auf ein College zu schicken. Eine herbe Enttäuschung und eingeschränkte Karrierechancen noch dazu, denn ich wünschte mir eine bessere Zukunft.
Meine Freundinnen Liz und Caroline lebten in ähnlichen Verhältnissen, was uns zusammenschweißte. Unsere Lebensträume ähnelten sich: einen vermögenden Mann heiraten oder zumindest in einer Lotterie gewinnen, um ein finanziell sorgenfreies Leben führen zu können.
Durch das ständige Durchstöbern von High-Society-Magazinen und dank der einschlägigen TV-Formate schlitterte ich in eine Traumwelt.
Wie so oft hingen wir in meinem Zimmer ab und ich entdeckte in einer Zeitschrift einen Bericht über ein neu eröffnetes Luxusresort in Palm Beach. »Ach, einmal dort Urlaub machen.« Sehnsüchtig versank ich in dem Anblick der luxuriösen Suiten, des Swimmingpools, des Palmenstrands und
der eleganten Frauen, die ihren Cocktail in einer der Bars genossen.
»Die ist auch nicht viel hübscher als wir«, stellte Liz verächtlich fest. »Außerdem sind die Fotos bearbeitet, die hat bestimmt Cellulite, Pickel und die Beine sind per Mausklick verlängert worden.«
»Ich nicht!« Stolz drückte ich die Haut am Oberschenkel zusammen und streckte meine schlanken Beine in die Luft. »Boah, schau mal die Herrenuhr … fünfzigtausend Dollar, das ist der pure Wahnsinn«, mischte sich Caroline in unsere Debatte ein.
»Für ein paar Sandalen von Hermès über zweitausend Mäuse«, ergänzte ich den unerreichbaren Traum. »Für das, was meine gekostet haben, kriegst du nicht mal den Absatz des Schuhs.«
»Der Lippenstift … ein einfacher roter, verdammter Lippenstift kostet sechzig Dollar.« Caroline tippte sich gegen die Stirn.
Schweigend betrachtete ich die Hochglanzbilder des Hotels. Paradies Spa Resort Palm Beach
…
Wie vom Blitz getroffen schoss ich aus der Bauchlage in die Höhe. »Mädels, ich habe eine Erleuchtung.« Mit dem Finger zeigte ich auf die Fotos. »Da fahren wir hin! Für eine Nacht!«
»Spinnst du?«
»HÄ?«
Gleichzeitig brachen wir in Gelächter aus.
»Nicht morgen oder nächsten Monat …« Bei der Idee wurde mir im Wechsel heiß und kalt. »In einem Jahr oder vielleicht zwei?«, versuchte ich die Mädels auf die Fährte zu locken.
»Hm, klar.« Caroline verzog den Mund.
»Sie meint, wir sparen für den Traum.«
»Ja, Liz, genau!« Aufgeregt klappte ich den Laptop auf und gab über die Suchfunktion den Namen des Resorts ein. Weil das
Internet so langsam war, dauerte es eine Weile. »Preischeck.« Lieber Gott, lass es bezahlbar sein.
Gebannt starrten wir auf die Seite mit den unterschiedlichen Unterkünften.
»Zum Beispiel Juni, Zimmer für drei, Preis aufsteigend«, kommentierte ich meine Eingaben.
»Mir wird schlecht.«
»Mir auch.«
»Tausendeinhundert Dollar pro Nacht«, las ich den Horrorpreis laut vor. »Den Blick auf das Meer gibt’s zumindest gratis.«
»Und wenn wir Summer verstecken, dann brauchen wir nur ein Doppelzimmer.« Liz’ Bemerkung kommentierte ich lediglich mit einer Grimasse.
»Wie hoch sind die Flugkosten?«
Rasch tippte ich auf der Seite einer Billigairline ein fiktives Abreisedatum für den Samstag und für den Rückflug den Sonntag ein.
»Für drei circa neunhundert.«
Caroline, die flinkste im Kopfrechnen, brachte uns auf den Boden der Tatsachen zurück. »Bei zweitausend Dollar müssen wir ein Jahr lang monatlich mindestens fünfundfünfzig Dollar sparen.«
»Plus passender Garderobe und Nebenkosten«, warf Liz naserümpfend ein.
»Wir suchen uns Jobs«, schlug ich euphorisch vor. »Außerdem bin ich nach der Highschool eh planlos.« Ein horrender Betrag, aber ich war fest entschlossen, jegliche Energie zur Realisierung des Vorhabens aufzubringen. Im Notfall ohne die beiden.
Doch echte Freundinnen wie wir hielten zusammen. Noch am selben Abend besiegelten wir den Plan. Das Motto Normal kann jeder
brachte unsere Einstellung auf den Punkt. Palm Beach, wir kommen.
Tatsächlich dauerte es über anderthalb Jahre, bis wir das Geld zusammengekratzt hatten. Familie und Freunde ordneten uns in die Kategorie Spinnerinnen ein.
Nachdem wir den Reisepreis aufgebracht hatten, stand der Kauf eines Outfits irgendeines Luxuslabels an, um in das elitäre Umfeld zu passen. Dem Budget angepasst durchstöberten wir die unzähligen Thriftshops.
Endlich wurden wir fündig.
Verliebt betrachtete ich das Kleid aus Seidengemisch von Christian Dior mit einem floralen Muster und dezenten Farben, die perfekt zu meinem hellen Teint passten. Der asymmetrische Ausschnitt, das ärmellose Design und ein V-förmiger Rückenausschnitt brachten meine schlanke Figur optimal zur Geltung.
»Oh heilige Scheiße«, entfuhr es mir beim Blick auf das Preisschild. »450 Dollar, ich bin einer Ohnmacht nahe.« Obwohl es laut der Verkäuferin ein echtes Schnäppchen sein sollte.
»Das ist ein Batzen Geld, aber es steht dir fantastisch.« Die Mädels kamen aus dem Schwärmen nicht mehr heraus.
»Das frisst ein großes Loch in die Reisekasse.« Unschlüssig drehte ich mich vor dem Spiegel, um das Traumkleid von allen Seiten zu betrachten.
»Damit lernst du zu einhundert Prozent einen Mann kennen, der dir den Abend finanziert.«
»Und was, wenn nicht?« Die beiden brachen in lautes Gekicher aus. »Okay, ich kaufe es.« Bei der Vorstellung kribbelte es überall. »Das ist die Entschädigung für die stundenlangen
Extraschichten im Diner.« So, wie ich es mir geschworen hatte, rackerte ich mich bis zur Erschöpfung ab.
»So will ich dich hören!« Liz hielt mir ihre flache Hand hin und wir klatschten uns ab.
»Außerdem schmeißen wir die Kohle für den direkten Aufenthalt eh in einen Topf. Sofern dich die Männerwelt ignoriert, ist für einen Notgroschen gesorgt.« Caroline grinste breit und ich streckte ihr die Zunge heraus.
Es dauerte trotz des Zuspruchs eine Weile, bis ich mich endgültig durchrang und mir schwor, niemals mehr zuzunehmen, um das Kleid ewig tragen zu können.
Die Vorfreude und die Erwartungen auf unseren langersehnten Trip steigerten sich Tag für Tag, und endlich kam der Morgen, an dem wir in den Flieger stiegen. Fasziniert schaute ich beim Starten auf die immer kleiner werdenden Menschen, Autos und Gebäude, die ab einer gewissen Flughöhe nur noch aussahen wie Stecknadelköpfe, bis wir die weiße Wolkendecke durchbrachen. Seufzend lehnte ich mich zurück und ahnte nicht, dass sich mit dieser Reise mein gesamtes Leben umkrempeln würde.
Wir tauchten für zwei Tage in eine für uns fremde Welt ein, denn das Spa übertraf jegliche Vorstellung. Die Bilder spiegelten nicht im Ansatz die Realität wider. Unser Budget sah einen Cocktail für jede von uns vor. Was für ein Erlebnis, am Pool zu sitzen und einen fünfzehn Dollar teuren Drink zu schlürfen. Der Plan bestand zwingend daraus, spendierfreudige Jungs zu finden, um nicht die gesamte Nacht an einem Getränk zu nuckeln.
Seltsamerweise überkam mich eine schwermütige Stimmung. Anstatt den Augenblick zu genießen, zog es mir bei dem Gedanken den Magen zusammen, morgen Abend wieder in unsere triste Welt zurückzukehren. Liz und Caroline merkten von all dem nichts. Fast beneidete ich sie dafür, dass sie sich mit nur einer Nacht im Luxus zufriedengaben.
Im Laufe des Abends verspürte ich den Drang, allein den fantastischen Sonnenuntergang zu erleben. Ein glutroter Himmel, der sich mit Orangetönen und pinken Akzenten vermischte, spannte sich über mir auf. Wie auf einer Postkarte zierten einige Palmen das Panorama. Ein Ort zum Schwelgen, der Sehnsüchte weckte.
In den einmaligen Anblick versunken, riss mich unvermittelt eine Männerstimme aus meinen Träumen. Erschrocken zuckte ich zusammen und wandte den Kopf nach links. Für einen Augenblick stand die Welt still. Niemals zuvor war ich einem Mann begegnet, der innerhalb eines Bruchteils einer Sekunde eine ähnliche Faszination in mir auslöste. Unheimlich!
Vom Glamour der Promis und des Showbiz begeistert, hatte ich einen Favoriten, den ich zum Niederknien fand, der jedoch die attraktivste Frau des gesamten Universums heiratete. Aber jeder von uns trug so einen Traum mit sich: die eine welche zu sein, die das Herz des Hotshots eroberte. Seit jeher schwärmte ich von Gentlemen
à la George Clooney oder Richard Gere im Alter von ungefähr vierzig Jahren. In meiner Fantasie existierte ein exaktes Bild von Mr Right, und urplötzlich, hier in Palm Beach, Florida, stand er neben mir. Das ist unmöglich.
Eine Fata Morgana, die sich in das Postkartenidyll eingeschlichen hatte.
»Ein Geschenk, das genießen zu dürfen.« Dabei schaute er nicht mich an, sondern hielt den Blick aufs Meer gerichtet.
»Äh, ja, egal wie oft ich es sehe, ich liebe es stets aufs Neue.« Oh Herr im Himmel, der Jackpot!
»Wir steigen regelmäßig hier ab«, fügte ich unnötigerweise hinzu. Ungläubig beäugte ich ihn
so unauffällig wie möglich. Allein seine Armbanduhr kostete ein Vermögen. Die lässige Leinenhose und das locker sitzende, kurzärmlige Hemd vermittelten dezente Eleganz. Der gebräunte Teint stellte einen Kontrast zu seiner hellen Kleidung dar.
Langsam wandte er den Kopf zu mir, um seine Mundwinkel zuckte es. »Sie sind mir bislang nie aufgefallen, was bei Ihrer Attraktivität ungewöhnlich ist.«
Auch darauf hielt ich die passende Antwort parat. »Nun haben Sie mich doch entdeckt. Besser spät als nie.« Innerlich tobte ein Wirbelsturm, und ich flehte den Kosmos an, dass dieser Traummann mir ein Weilchen Gesellschaft leistete.
»Da kann ich Ihnen nicht widersprechen.« Mit den Händen stützte er sich auf der Balustrade ab. Sofort zeichnete sich die definierte Armmuskulatur ab.
»In der Regel verbringen wir die Abende nicht im Hotel.«
»Natürlich.« Die Stimmfarbe gefiel mir. Leise, dennoch klar akzentuiert. »Auch wenn es ein Kleid aus dem vorherigen Jahr ist, steht es Ihnen hervorragend.«
»Da irren Sie sich.« Gespielt pikiert verzog ich den Mund. Dass ein Mann Modewissen vorweisen konnte, damit hatte ich nicht gerechnet. Glücklicherweise fiel mir spontan eine geeignete Antwort ein. »Es gab ein ähnliches Modell, daran erinnere ich mich. Unabhängig davon: Darf eine Frau ihr Lieblingskleid nur eine Saison lang tragen?«
»Da wir so unverfänglich plaudern …«, er ignorierte die geniale Erklärung. »Mein Name ist Blake Carter.«
»Summer Baker.« Wir reichten uns die Hand. Die Berührung verursachte ein Prickeln, das sich bis zum Unterleib ausbreitete. Was zum Teufel ist das denn?
»Darf ich Sie zu einem Drink an der Poolbar einladen?«
Innerlich jubilierte ich, blieb allerdings äußerlich gelassen. »Da sage ich nicht Nein, obwohl Ihre Bemerkung bezüglich des Kleides wenig charmant ankam.«
»Dann bin ich erleichtert, dass Sie mir dies verziehen haben.« Der ironische Unterton kam bei mir an. »Bitte.« Mit einer einladenden Handbewegung machten wir uns auf den Weg zur Poolbar.
Suchend schaute ich mich nach den Mädels um, entdeckte sie allerdings nicht. Sofern es planmäßig verlief, befanden sie sich inzwischen in einer ähnlichen Phase unserer Operation.
Um uns nicht gegenseitig einzuschränken, gab es keinen Gruppenzwang. Im Vorfeld hatten wir das Thema One-Night-Stand diskutiert und demokratisch abgestimmt. Wenig verwunderlich entschieden wir uns für alles, was Spaß versprach.
Das Ambiente überwältigte mich erneut, nicht zu vergleichen mit unserem Poolbesuch am Nachmittag. Farbliche Lichtspiele unter Wasser, die ausgeleuchteten exotischen Pflanzen warfen skurrile Schatten. Die chillige Loungemusik im Hintergrund erzeugte die perfekte Stimmung.
Überraschenderweise hielten sich hier nur wenige Gäste auf, was mir gelegen kam. Die potenziellen Konkurrentinnen trugen vermutlich keine Kleider aus der letzten Saison.
Ich nahm auf einem Barhocker Platz und versuchte, die No-Name-Handtasche dezent zu verbergen. Blake blieb stehen und lehnte sich lässig an den Tresen.
Sofort stand der smarte Barkeeper bei uns. »Guten Abend, Mr Carter.«
»Tom, bring meiner reizenden Begleiterin bitte den Spezialcocktail unseres Hauses.« Unseres Hauses?
Ich schluckte. »Aber da Sie regelmäßig hier logieren, ist er Ihnen sicherlich bekannt.«
»Ja, gern.« Da er ständig auf dem Thema herumritt, war klar, dass er mich durchschaut hatte. Unsicherheit, gepaart mit einer seltsamen Anziehungskraft, erfasste mich.
»Für mich den üblichen Single Malt.«
»Kommt sofort, Mr Carter.«
Für einen Moment widmete ich meine Aufmerksamkeit dem Barkeeper, der professionell hochprozentige Spirituosen in einem Shaker mischte. Mein Auserwählter wollte mir mit einem Glas die nötige Leichtigkeit für was auch immer verpassen.
Bis der Cocktail mit Ananas und dem klassischen Schirmchen garniert vor mir stand, schwiegen wir.
»Cheers.« Blake nahm sein Glas in die Hand und prostete mir zu.
»Danke für die Einladung.« Bereits beim ersten Schluck bestätigte sich mein Verdacht. Zwei von denen, und ich würde unter dem Tisch liegen.
»Summer, das ist ein passender Name für Sie.« Sein Blick durchbohrte mich förmlich.
Ein belangloses Kompliment, jedoch idealer Small Talk zum Einstieg.
»Danke.« Nicht erröten, bitte nicht.
Aber es war zu spät. Zur Ablenkung saugte ich einen größeren Schluck aus dem Trinkhalm.
»Was machen Sie beruflich?«, kam die erwartete Frage.
Darauf hatten wir uns natürlich vorbereitet. »Ich beginne demnächst ein Jurastudium in Stanford.« Gelogen!
Da wir die Kerle niemals wieder trafen, war es scheißegal. »Deshalb gönnen meine Freundinnen und ich uns eine kleine Auszeit, bevor der Stress losgeht.«
Langsam zog er seine Augenbrauen hoch. »Nachvollziehbar.« Kurz schenkte ich ihm ein verlegenes Lächeln.
»Wir duzen uns, okay?« Obwohl nichts Besonderes zwischen uns passierte, pochte es in meiner Körpermitte und der Pulsschlag erhöhte sich immens.
»Ja, einverstanden.« Um das angestrebte Thema einzuläuten, überschlug ich meine langen, schlanken Beine, von deren sexy Wirkung ich zu gut wusste. Ich grinste in mich hinein, als ich an das Foto mit dem Model dachte.
»Warum erzählst du mir nicht die Wahrheit?« Er schwenkte sein Glas, um das Aroma zu intensivieren.
Wieso hackte er darauf herum? War es nicht völlig bedeutungslos? Bevor mir eine passende Antwort einfiel, begründete er bereits seinen Verdacht. »Die Handtasche ist fake, Schuhe und Schmuck passen ebenso nicht zu deiner Story.«
Perplex starrte ich ihn an. Wie peinlich!
Es hörte sich so sachlich und emotionslos an, als würde mein Wert an einem Preisschild festgemacht werden. Und dazu bereitete es ihm Freude, mir zu verdeutlichen, dass ich nicht in ein Luxushotel gehörte. Es pikte und es war gemein. Sexy Kerl hin oder her, auf eine solche Unterhaltung verzichtete ich gern. Enttäuscht ging ich auf Konfrontation, auch, um dem Schamgefühl entgegenzuwirken.
»Es macht dir augenscheinlich Spaß, mich derart vorzuführen.« Fest entschlossen, den Reinfall schnellstmöglich zu beenden, rutschte ich vom Barhocker.
»Nein, ich führe dich nicht vor.«
»Ach? Mr Carter, ich wünsche Ihnen weiterhin einen unterhaltsamen Abend.« Abrupt drehte ich mich um.
»Summer, eine Unterhaltung, die auf einer Lüge basiert, ist nicht mein Stil.«
Mit beiden Händen umklammerte ich den Griff meiner Handtasche. »Ist es denn wichtig, wer oder was ich im realen Leben bin, ob ich mir diesen verdammten eintägigen
Aufenthalt zusammengespart habe? Was ändert das?« Am liebsten hätte ich das Weite gesucht. »Warum seid ihr Reichen so überheblich?« Langsam kam ich in Fahrt. Klasse, diskutieren statt vögeln. Herzlichen Glückwunsch.
Der Jackpot verwandelte sich in eine Niete.
»Auf den Mund gefallen bist du jedenfalls nicht.«
Ich presste die Lippen aufeinander.
»Es ist interessant, wie du den Verlauf interpretierst.« Mit dem Ellenbogen stützte er sich ab und rieb sein Kinn. »Eine kleine Mimose?«, setzte er eine weitere Unverschämtheit nach.
Bei jedem anderen dieser reichen Schnösel hätte ich die Farce längst beendet. Blake hingegen fesselte mich sprichwörtlich mit seinen Worten, und alles in mir schrie: Ich will bleiben!