Vierzehn
Summer
» U nwetter führen manches Mal zu unerwarteten Ereignissen«, empfing Blake mich im Wohnzimmer. Relaxt lag er auf einer Designerliege, in der man es sich wie in einem Liegestuhl komfortabel machen konnte. Direkt gegenüber gab es ein zweites Modell.
»Die sind neu«, konstatierte ich. »Schick.«
»Extrem bequem. Nimm Platz.«
Neben meiner Sitzgelegenheit wartete ein passendes Tischchen, auf dem zwei Teller mit Sandwiches und einem Schokomuffin und eine Karaffe Eistee standen.
»Oh, du bist mein Held.« Bei dem Anblick merkte ich erstmals meinen Hunger und griff zu dem Sandwich.
»Das wird sich herausstellen«, nutzte er den Satz für eine Metapher. »Übrigens, dir steht das Shirt viel besser.«
»Schon klar …« Genussvoll futterte ich die Leckereien. Blake schwieg, hing seinen Gedanken nach.
»Ich möchte mich bei dir bedanken«, lenkte ich das Gespräch in die gewünschte Richtung und machte es mir auf dem Sitzmöbel bequem. Sofern wir den Kopf zueinander drehten, bestand die Option, uns direkt anzusehen. Eine angenehme Lösung, um bei unangenehmen Themen dem Blick ausweichen zu können.
»Wofür?«
»Dass du nicht länger sauer bist und uns die Chance einräumst, miteinander zu reden.«
»Wer sagt denn, dass ich nicht mehr sauer bin?« Kurz hob er beide Augenbrauen. »Fragt sich nur, auf wen.«
»Ach?!« Dabei dachte ich an Jackys Worte.
»Ich hasse es, wenn man mich in der Form angeht … und sogar recht hat.«
Schwungvoll setzte ich mich auf, weil ich das Bedürfnis hatte, ihn direkt anzusehen. »Eventuell habe ich überreagiert«, lenkte ich gleichfalls ein.
»Vielleicht doch keine so gute Idee mit den Liegen.« Blake setzte sich ebenfalls auf. Mit erröteten Wangen und einem aufregenden Kribbeln griff ich nach dem Glas mit dem Eistee.
»Es ist wahr und wir haben niemals über unsere Gefühle gesprochen?« Erstaunlich, es kostete mich keinerlei Mühe, den Satz auszusprechen.
»Ja.« Die Augen, sie bringen mich noch um den Verstand. »Es ist seit damals viel passiert, und ich habe mich oft gefragt, wie es mit uns gelaufen wäre, wenn der Stolz, die Borniertheit nicht im Vordergrund gestanden hätten.«
»Das ist alles unfassbar.« Kopfschüttelnd ließ ich mich wieder nach hinten fallen. »Ich bin verwirrt, denn ich bin niemals davon ausgegangen, dass du so empfindest.« Beim Aussprechen klopfte mir das Herz bis zum Hals.
»Erstens: Liebe war damals nicht geplant. Zweitens: Jeder von uns ist damit schlecht umgegangen.« Seine Stimme klang nachdenklich.
»Vermutlich.« Mit fahrigen Händen lockerte ich mir die feuchten Haare auf. »Wie ich sagte, in unserem eigenen Universum tickten die Uhren auf eine andere Art.«
»Ich sprach von einer einzigartigen Verbindung, und durch die Umstände besteht jetzt die einmalige Chance, herauszufinden, ob das Band zwischen uns in irgendeiner Form weiterhin existiert.«
»Und?«
»Sag du es mir.«
»Ich würde es mir wünschen.« Gerade war ich erleichtert, ihn nicht direkt ansehen zu müssen.
Einen Moment schwiegen wir und lauschten dem Pfeifen des Sturms, der in Blakes Gegenwart nicht länger in dem Ausmaß bedrohlich wirkte.
»Die unterschiedlichen Social-Media-Plattformen zeigten mir, dass du heute eine wundervolle und eigenständige Frau bist, die nichts mehr gemein hat mit dem naiven Fickmäuschen, das sich großzügig beschenken lassen wollte«, wechselte er das Thema.
»Kann sein, dass du damit nicht klarkamst?«, konfrontierte ich ihn mit einer seiner Schwächen.
Dynamisch sprang er auf und fuhr sich durch die Haare. Ich blieb sitzen und beobachtete ihn genau. Er rang mit sich.
»Ja, es stimmt.« Blake hatte sich mit dem Rücken zu mir gewandt. »Ein völlig befremdliches Gefühl, und urplötzlich verglich ich es mit damals …«
Seine ehrlichen Worte lösten eine spontane Reaktion aus. Berührt stand ich auf und stellte mich hinter ihn. Einen winzigen Moment zögerte ich, dann schlang ich meine Arme um seinen Oberkörper. Glücksgefühle durchströmten mich, da er meine Hände in seine legte.
Blake drehte sich zu mir. Uns trennte nicht einmal ein Blatt Papier. Zeitgleich umarmten wir uns. Von sämtlichen Gefühlen übermannt, die mich vermutlich jahrelang begleitet hatten, wurden meine Augen glasig.
Ich hörte sein Herz schlagen und lehnte meinen Kopf an seine Brust. Liebevoll erwiderte er die Umarmung. Ungezählte Minuten standen wir dort, mir liefen die Tränen über die Wangen und ich hatte nur einen Wunsch.
»Wir müssen uns versprechen, miteinander zu sprechen«, murmelte ich. »Sonst werden wir uns erneut verlieren.«
Erleichtert, einen ersten entscheidenden Schritt gemeinsam gegangen zu sein, setzten wir uns auf die bequeme Sitzlandschaft. Eine knisternde Anspannung fing uns ein, die Lust aufeinander war deutlich spürbar. Statt wie in der Vergangenheit gaben wir diesem aufkeimenden Verlangen nicht nach, zu viel Unausgesprochenes stand weiterhin zwischen uns.
»Ich möchte mich auch bei dir entschuldigen, dass ich dich bei Cameron anschwärzen wollte«, räumte ich zerknirscht ein.
»Weißt du, warum ich in diese beschissene Lage kam?« Blakes Blick verdüsterte sich.
»Nein.« Sorgenvoll presste ich die Lippen aufeinander.
»Matthew …«
»D-d-i-e-s-e-r v-o-n da-mals?« Sofort tauchten die schrecklichen Bilder auf, und mein Herzschlag erhöhte sich. Blake nickte. »Wieso?«
»Ich schmiss ihn damals raus, was für ihn weitere gesellschaftliche Konsequenzen mit sich brachte, und er verwirklichte seine Drohung, versuchte mich überall zu diskreditieren.«
»Ach du scheiße.« Erschrocken nahm ich die Hand vor den Mund.
»Ich will nicht ins Detail gehen, aber ich tätigte einige grenzwertige Finanztransaktionen, von denen er, von wem auch immer, erfuhr und offen damit drohte, mich bei der Finanzbehörde anzuschwärzen.« Mit beiden Händen rieb er sich übers Gesicht. »Verrückterweise passierte dies erst vor Kurzem.«
»Was für ein Arschloch.« Mit Blakes Erklärung verstand ich Camerons Worte, dass das Rechtssystem stets eine Auslegungssache sei.
»Dank eurer Kanzlei bin ich mit einem blauen Auge davongekommen.«
»Wir sind eben die Besten.« Um ein wenig die Spannung herauszunehmen, zwinkerte ich ihm zu. Der Gedanke, dass Mathews Attacke dazu beitrug, dass wir beide aufeinandertrafen, bedurfte keiner Erwähnung.
In dieser Nacht schliefen wir nicht miteinander, aber zum ersten Mal übernachtete ich in seinem Schlafzimmer und in seinem Bett. Sich zu spüren, den Atem des anderen zu hören, Nähe und zärtliche Berührungen auszutauschen, all das erfüllte mich mit einem ungeahnten Glücksgefühl.
Ein seltsames Pfeifen weckte mich. Üblicherweise benötigte ich, sofern ich außerhalb meiner vier Wände übernachtete, einen Moment, um mich zu orientieren. Hier und jetzt erkannte ich sofort, in welchem Bett ich lag. Ein wohliges Gefühl durchflutete mich, wenngleich das Geräusch mich irritierte. Vorsichtig öffnete ich die Augen.
Eine Seite von Blakes Schlafzimmer bestand aus einer riesigen Fensterfront, mit Blick auf das mit Palmen bewachsene Grundstück. Ach du Scheiße! Erschrocken fuhr ich hoch. Die großen Palmenblätter flatterten fast waagerecht in der Luft. Der Regen peitschte an die Glasfront. Die Natur zeigte uns Menschen seit gestern überdeutlich, welche Macht sie besaß. In meinem Fall bedeuteten der gecancelte Flug und die unterspülte Straße, dass ich in Blakes Bett aufwachte. Ein klitzekleines bisschen freute ich mich über diese extreme Naturgewalt.
Zu meiner Beruhigung erblickte ich Blake, der mit dem Rücken zu mir stand und telefonierte. Mit einem leisen Seufzer des Glücks betrachtete ich ihn.
»Blake Carter, ich wollte mich erkundigen, ob bei euch alles in Ordnung ist.« Offenbar sprach er mit einem Mitarbeiter aus einem seiner Resorts. »Gut … Ja, da haben wir schon Schlimmeres erlebt … okay, wenn erforderlich, ich bin erreichbar.«
Mein Bedürfnis, ihn zu umarmen, hielt mich nicht länger im Bett, und ich schlich mich heran, während er die nächste Telefonnummer wählte. Als er mich bemerkte, unterbrach er und drehte sich zu mir um. Ein wichtiger Moment. Würde es genauso sein wie gestern Nacht?
»He.« Ein Lächeln zeigte sich auf seinem Gesicht. Pure Erleichterung. »Hat der Hurrikan dich geweckt?«
»Guten Morgen … Ja, es ist unheimlich.« Ich stellte mich mit einem mulmigen Gefühl neben ihn und starrte auf die Naturgewalten, gegen die wir wenig entgegenzusetzen hatten. Der Sturm bestimmte über unser Leben, unser Hab und Gut. Wie viel Verwüstung würde er wohl anrichten?
Blakes Blick wanderte an meinem Körper entlang. »Unheimlich ist deine nackte Schönheit.«
»Danke.« Ein bisschen verschämt, lehnte ich den Kopf an seine Schulter. »Ist bei deinen Hotels alles in Ordnung?«
»Ja, das Lüftchen ist harmlos, da haben wir schlimmere Hurrikans erlebt«, witzelte er.
»Oh je, also mir reicht das. Für mich ist das schon beängstigend.«
»In New York wird man eher überfahren oder erschossen …«
»Das ist nicht bewiesen«, stieg ich auf das Geplänkel ein. »Aber du wirst mich in beiden Fällen beschützen, oder?«
Ein Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Summer Baker braucht Schutz?«
»Reine Prophylaxe.« Dabei spiegelte ich sein Grinsen.
Einen Moment schwiegen wir, und völlig unerwartet überrollte mich Sentimentalität. »Niemals hätte ich nur im Traum daran gedacht, dass ich heute Morgen in deinem Bett aufwache.« Mir kamen fast die Tränen. Eine seltsame Mischung aus Lust, Leidenschaft und Rührung erfasste mich.
Anstatt zu antworten, sah er mich an. Unfassbar, wie die abweisend funkelnden Augen sich verwandelt hatten. Er erriet meine Gedanken. »Nun, es hat ein paar Jahre gebraucht.«
»Es waren wertvolle Jahre.« Um nicht tiefer ins Philosophieren zu verfallen, hauchte ich ihm einen Kuss auf die Wange und wuschelte mir durch die Haare.
»Übrigens ein perfekter Tag, um im Bett zu bleiben.« Ohne einen weiteren Kommentar hob er mich hoch.
»Was wird das? Ich hoffe, wir haben dieselbe Idee.« Keck sah ich ihn an.
»So? Was denkst du denn?« Bevor ich antwortete, lag ich bereits mit dem Rücken auf dem Kingsize-Bett. Er beugte sich über mich.
»Scheinbar dasselbe.« Innerhalb von Sekunden kribbelte und pochte es im gesamten Unterleib.
Niemals zuvor hatte ich einen zärtlichen Blake Carter erlebt. Seine Lippen benetzten meinen von einer Gänsehaut überzogenen Körper. Minimal hob und senkte ich das Becken, um die Stimulation zu intensivieren. Beim Saugen an meinen steifen Nippeln zuckte ich zusammen. Der süße Lustschmerz ist so lange her.
Sein durchtrainierter Adoniskörper straffte sich, und er schob sein erigiertes Glied zwischen meine gespreizten Schenkel.
In höchste Erregung versetzt legte ich die Beine auf seine Schultern und spannte dabei Becken und Po an, um noch intensiver jede Bewegung mitzunehmen. Mit geschlossenen Augen genoss ich, wie er langsam eindrang.
»Ist es kitschig, wenn ich jetzt Ich liebe dich sage?«, kam es mir unkontrolliert über die Lippen. Endlich hatte ich die Worte ausgesprochen.
Unsere Blicke trafen sich. »Summer, manchmal ist ein wenig Rosarot ein gelungener Zeitvertreib.« Typisch Blake. »An den ich mich durchaus gewöhnen könnte.«
»Ich bin gespannt.« Ob dem so kam, darüber wollte ich mir gerade keine Gedanken machen. Kuschelsex mit Blake Carter lautete die Prämisse. Wahnsinn!
Unsere Körper bewegten sich in einem einheitlichen Rhythmus. Genussvoll beobachtete ich, wie seine Muskeln arbeiteten. Mindestens ebenso genießerisch verfolgte er, wie sein Schwanz meine Pussy fickte.
Das Feuer brannte lichterloh, und jede Minute, in der wir uns liebten, verschmolzen wir mehr miteinander. Leidenschaftlich krallte ich meine Fingernägel in seine Haut. Ein bisschen wie Fliegen …
Voller Begierde setzte ich mich auf ihn. »Eine meiner Lieblingsstellungen.«
»Du bist so herrlich eng …« Mit festem Griff knetete er meine Pobacken.
Die Stimulation meiner Lustperle, die fließenden, immer schneller werdenden Bewegungen heizten uns an. Langsam steigerte sich die Lust ins Unermessliche, sein Schwanz zuckte, er stand kurz davor, abzuspritzen.
»Lass uns gemeinsam den Höhepunkt genießen.« Mit Herzrasen beugte ich mich vor, umarmte ihn, unsere Blicke hafteten aufeinander.
Parallel erlebten wir einen heftigen Orgasmus … alles neu und gigantisch! Manchmal muss man lange warten und sich fast verlieren, um zu begreifen, dass auch die Liebe einem roten Faden folgt.
ENDE