Lily kehrt, froh der Gesellschaft ihres Bruders entkommen zu können, rechtzeitig für die Nachmittagsschicht zurück ins Hotel. Sie fürchtet, dass er das Gesetz in die eigene Hand nehmen wird, weiß aber, dass es keinen Sinn hat, ihn aufhalten zu wollen. Jetzt steht sie vor dem Spiegel und versucht, Rhianna Polkerris’ Rat zu befolgen, bevor sie um vierzehn Uhr ihren Dienst in der Küche antritt.

Die junge Frau hat die Schminktasche ihrer Mutter von zu Hause mitgebracht, und als sie den Reißverschluss aufmacht, werden Erinnerungen in ihr wach. Maiglöckchenduft beschwört das Bild ihrer Mutter herauf, wie sie im Flur steht, sich Parfüm hinters Ohr tupft und dann violetten Lippenstift aufträgt. Als Lily genau das auch macht, sieht sie aus wie ein Clown. Die kräftige Farbe betont ihre Blässe und lässt sie noch braver aussehen.

Lily betrachtet das Beauty-Kit, das ihre Mutter täglich benutzt hat. Sie öffnet die altmodische Puderdose, der Inhalt ist längst bröselig geworden. Sie schließt die Augen, atmet tief ein und hofft, dass sie ihre Mutter erneut vor sich sieht, aber stattdessen erscheint Sabine vor ihrem inneren Auge. Ihre Freundin sucht sie heim und fordert die Gerechtigkeit ein, die sie verdient.