Als Lily das nächste Mal zu sich kommt, hat ihr jemand die Augenbinde abgenommen, und ihre Umgebung hat sich verändert. Sie befindet sich in einer Fischerhütte, es riecht nach Salz, verrottendem Fisch und Seetang. Draußen wird es dunkel, denn durch die Ritzen in den Holzwänden dringt nur wenig Licht. Irgendwer hat sie auf die Seite gelegt, ihre Rippen schmerzen bei jedem Atemzug. Hand- und Fußfesseln sorgen dafür, dass sie sich nicht bewegen kann. Sie ist so durstig, dass ihre Zunge am Gaumen festklebt, aber ihre Sinne arbeiten auf Hochtouren. Das Meer muss ganz nahe sein, denn durch die Wände ist zu hören, wie die Wellen Kieselsteine den Strand hochrollen.
Die Gegenstände im Raum sind in der Dämmerung nur noch als Umrisse zu erkennen. Sie sieht ein Netz, das an der Wand hängt, und einen Stapel Hummerkörbe. Als sie sich bewegt, fühlt ihre Kleidung sich anders an. Seide liebkost ihre Beine, der Stoff ist sehr viel glatter, als der raue Stoff ihrer Jeans es war.
In der Dunkelheit rührt sich etwas, und sofort setzt wieder die Panik ein. War der Mörder die ganze Zeit hier und hat ihr beim Schlafen zugesehen? Erst als Lily noch einmal hinschaut, begreift sie, dass da niemand ist. Sie hat sich selbst gesehen, denn ein Spiegel reflektiert ihre Versuche, sich von den Fesseln zu befreien. Sie ist von Kopf bis Fuß in Weiß gehüllt, sogar im Dunkeln sieht ihr Kleid noch makellos aus. Der Mörder hat sie bereits in einen Geist verwandelt, obwohl ihr Herz noch schlägt.