Lilys Fingerspitzen sind wund, als draußen Schritte zu hören sind. Sie hat versucht, ihre Ketten zu lösen, bis ihre Haut blutig war, doch sie sitzt noch immer in der Falle. Als die Tür quietschend aufgeht, setzt ihr Herzschlag aus. Sie hört, wie der Mörder näher kommt, aber sie kann sich nicht umdrehen, um ihm in die Augen zu schauen.

»Ich habe Durst«, sagt sie. »Bitte, ich brauche Wasser.«

Er ist schwarz gekleidet und hat eine Haube auf dem Kopf; die Augen, die sie durch die schmalen Schlitze sehen kann, erkennt sie nicht. Lily murmelt ein leises Dankeschön, als er eine Flasche Wasser auf den Schminktisch stellt, und trinkt gierig. Er ist ein Stück zurückgewichen, aber sie spürt, dass er sie prüfend betrachtet.

»Du hast meine Anweisungen nicht befolgt.« Seine Stimme klingt rau, so als hätte er gerade ein ganzes Päckchen Zigaretten geraucht. Aber vielleicht verstellt er sie auch.

»Das hat keinen Sinn. Ich kann nicht durch ein bisschen Schminke zu einem anderen Menschen werden.« Der Mann schweigt, als hätte ihr Trotz ihm die Sprache verschlagen. »Wer ist die Frau auf dem Foto überhaupt?«

Der Mörder hebt mit trauriger Stimme zu singen an:

Auf ewig schön in ihrem Kleide,

So weiß, so zart und ganz aus Seide,

Für alle eine Augenweide.«

Lily zwingt sich zu einem Lächeln. »Haben Sie dieses Lied für sie geschrieben? Sie bedeutet Ihnen sehr viel, oder?«

Lilys Plan scheint aufzugehen. Der Mann hat ihr noch nichts getan, und sie spürt, dass er ihr zuhört, auch wenn er sich im Dunkeln verbirgt.