Ich stürme aus dem Haus, ohne mich noch einmal zu Pfarrer Michael umzudrehen, und bin immer noch unsicher, welche Rolle er bei den Morden spielt, da er den größten Teil seiner Zeit an Hannah Webers Bett verbringt. Aber ich ignoriere meine Verwirrung, rufe Eddie an und sage ihm, dass er mich an der Watermill Cove treffen soll.
Der Regen hat nachgelassen, als ich durch Trenoweth fahre. Es ist inzwischen achtzehn Uhr dreißig, und der Himmel verdunkelt sich. Ich fahre an Long Rock vorbei. Der Hinkelstein am Horizont sieht aus wie eine Nadel, die ihre Spitze anklagend auf die Wolken richtet. Die Todesumstände von Leah Rawle beschäftigen mich, ich kann allerdings nicht beweisen, dass sie Einfluss auf die jüngsten Morde hatten. Eddie ist vor mir eingetroffen; der Polizeitransporter steht neben einer Gruppe baufälliger Fischerhütten oberhalb der Watermill Cove. Eddie ist an meiner Seite, als ich die Tür der ersten Hütte aufreiße. Sie ist leer, nur der Gestank von verwesenden Fischkadavern, Köderboxen und Angelschnur schlägt uns entgegen. Das Innere der Hütte wurde gereinigt; es steht ein Tisch darin mit einem Spiegel daneben, und auf dem Fußboden liegen achtlos hingeworfene Stricke. Ich sehe braune Flecken daran; hier hat jemand bis aufs Blut gegen seine Fesseln angekämpft. Der Mörder muss eines seiner Opfer hier festgehalten haben.
Mit Eddies Enthusiasmus ist es auf einen Schlag vorbei, als er die Hinterlassenschaften des Mörders erblickt. Er tritt wütend gegen den Tisch. Ich denke darüber nach, welche Bedeutung die Requisiten um uns herum haben.
»Was für eine seltsame Art von Folter«, sage ich. »Der Mörder will, dass die Frauen sich in Bräute verwandeln, bevor sie sterben.«
»Tom Polkerris ist verkorkst genug, um so was zu tun, finden Sie nicht? Der Typ hat sich darüber aufgeregt, dass Rhianna unbedingt eine perfekte Hochzeit wollte und ihre Ersparnisse dafür ausgegeben hat, obwohl es mit ihrer Beziehung ohnehin schon bergab ging.«
»Das sind bloße Vermutungen, Eddie. Lassen Sie uns noch mal rekapitulieren, was wir bislang über den Mörder wissen.«
Mein Deputy setzt sich auf eine Kiste, der Regen trommelt einen hektischen Rhythmus auf das Dach über uns. »Er hat Zugang zu einem Fahrzeug und verschrobene Vorstellungen über Bräute. Er liebt es, Frauen mit seinen eigenen Händen zu erwürgen.«
»Und er ist ein Kontrollfreak. Ich wette, es hat ihm Spaß gemacht, die Fotos unter der Tür des Reviers und der von Harry Jago durchzuschieben, um zu demonstrieren, dass er die Kontrolle hat.« Ich massiere meinen Nacken. »Aber schauen Sie sich das hier an. Er hat den Boden gesäubert und eine saubere Plastikfolie auf den Tisch gelegt, und auch der Spiegel ist geputzt worden. Das erinnert an eine religiöse Zeremonie, aber Pfarrer Michael hat für den Großteil der Zeit, in der der Mörder aktiv war, ein Alibi.«
Mein Deputy greift in einen Pappkarton und zieht eine Handvoll welker Blumen heraus. »Wer die gepflückt hat, wollte sie ihr ins Haar flechten.«
»Ich bin nach wie vor der Meinung, dass hier zwei verschiedene Personen zusammenarbeiten.«
»Wir wissen, dass Paul Keast und Rhianna Polkerris sehr verschwiegen sind. Sie haben sich ineinander verliebt, ohne dass es jemand mitbekommen hat.«
»Aber wir haben keinerlei belastbare Beweise gegen sie. Außerdem gibt es immer noch ein Dutzend männliche Inselbewohner ohne Alibis.«
Es ist Eddie anzusehen, dass er eine schnelle Lösung herbeisehnt, aber wir stehen noch vor denselben Hürden wie am ersten Tag.