Der Beschluss kam im August. Anfang September hab ich Laurent geschrieben, ob ich Paul treffen könne. Mein Anspruch auf eine Stunde Besuchszeit alle zwei Wochen, im Begegnungsraum mit amtlich zugelassenen Pädagogen, galt, wie es hieß, sofern nichts anderes vereinbart wird. Der Verein hatte ohnehin keinen freien Termin. Sie waren völlig überlastet mit Familien, in die sich der Staat einmischte. Ich rief einmal die Woche an und bekam einmal die Woche zur Antwort, dass es auf Monate keinen Termin gebe. Ich hab Laurent vorgeschlagen, Paul an einem öffentlichen Ort oder in Anwesenheit sogenannter vertrauenswürdiger Dritter zu treffen. Ich hab Cafés, Restaurants, den Jardin du Luxembourg, Pauls Schulweg, McDonald’s und den kleinen Chinesen in der Rue de Buci vorgeschlagen, den Japaner in der Rue Mazet, La Palette, das Café de la Mairie und das Flore, den Place Saint-Sulpice, eine halb adelige Tante aus der Rue Bonaparte, meinen Vater auf dem Land, Freunde aus dem Neunten, dem Sechsten, Vierzehnten und Zwanzigsten. Ich wollte Paul sehen, einfach um ihn zu sehen, um ihm zu sagen, dass es nicht so schlimm ist, dass alles gut wird, dass ich ihm nicht böse bin und wir darüber hinwegkommen werden. Laurent hat alles abgelehnt. Meistens hat er mir nicht einmal geantwortet. Ich hatte keinerlei Neuigkeiten von Paul, weder aus erster noch aus zweiter Hand. Ich hab mir gesagt, dass es ihm gut gehen muss, sonst hätte ich doch sicherlich etwas gehört. So ging das neun Monate, wie eine Schwangerschaft, aber eine umgekehrte, wie eine Entbärung.