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Dass ich blank bin, verleiht allem klare Konturen. Neun Quadratmeter, zwei Jeans, drei T-Shirts, die alte Jacke und meine alte Rolex, nur aus Jux, ein Kaffee am Tresen, ein Baguette, eine Schachtel Zigaretten, meine Schwimmbadkarte. Die Welt wird zu einem Körper ohne Fett. Ich ziehe mich zusammen, verdichte mich. Grenzen sind wichtig, um sich nicht im Chaos zu verlieren. Ich klaue bei Franprix und im Bioladen, fahre schwarz, springe übers Drehkreuz, lerne, Freunde um hundert Euro zu bitten, sie meine Drinks bezahlen zu lassen, danke, liebe Freunde, ich verzichte auf tausend Dinge, auf den Arztbesuch, aber nicht auf die Kippen, ich lebe von Luft, lerne kleine Tricks, überstehe die Tage. Manchmal klaue ich, um zu essen, manchmal nur als Statement, um der Schönheit der Geste willen. Ich trainiere, um unzerstörbar zu werden, ich muss mich vergewissern, dass ich es bin.

Es wäre nicht dasselbe, wenn es ein Sicherheitsnetz gäbe, eine Familie, auf die Verlass ist, irgendein Erbe, einen Besitzanteil oder einen anderen Menschen. Aber da ist nichts. Und da sind nicht viele Leute. Außer mit meinem Vater, der kein Geld hat, und mit ein paar Freunden rede ich mit niemandem. Die Bedingungen sind klar. Ich mache ernst. Nur darauf kommt es an, dass es echt ist. Dass es ein Risiko gibt. Nur das zählt. Ich habe meine Eltern gesehen, und all die Typen, die ich verteidigt habe, ich weiß, wie schnell man den Boden unter den Füßen verlieren kann. Ich war nicht in Watte gepackt, wie die Leute immer glauben, wegen meines Namens oder ihrer faulen Unfähigkeit, sich in jemand anderen hineinzuversetzen, diese Idioten. Als seien die Grenzen so klar definiert, als gäbe es bei den Spießern keine Gewalt, keine Armut und keinen Tod. Also ja, einfach so ohne Netz über die Dächer springen, das gefällt mir. Ich glaube, es ist das, was ich immer wollte. Als Kind habe ich mir so ein Leben vorgestellt, als ich auf Bäume geklettert bin, um über meine Zukunft nachzudenken. Kann sein, dass meine billige Romantik nicht viel wert ist. Aber so ist es halt. Ein komfortables Leben mit vollem Kühlschrank, lieber sterbe ich.

Es hat seine Vorteile, habe ich mir nach dem Tod meiner Mutter gesagt. Für die Abwesenheit eines Kindes gilt dasselbe. Weil Familie die Hölle ist. Weil sie einen verrückt macht. Weil es letztlich Hass erzeugt, wenn man sich zu nah ist. Ich bin nicht für das häusliche Leben gemacht. Das ist oft der Grund, warum es mit den Frauen schiefgeht. Nach ein paar Wochen oder Monaten, nachdem aus der Liebe ein Leben zu zweit geworden ist, ein praktisches Leben, nach den ersten hundert Tagen. Manchmal sagen sie, das sei nicht normal. Ich solle zu einem Therapeuten gehen, um herauszufinden, warum ich so bin. Um geheilt zu werden. Um mich nach einem Zuhause zu sehnen. Um nachts zu schlafen. Um mich nicht mehr aus dem Staub machen zu wollen.

Es hilft mir auch, mich zu trennen. Ich sage zu ihnen: Ja, das ist es, genau, es ist wegen Paul, wegen meiner Traurigkeit, ich bin nicht liebesfähig, es hat nichts mit dir zu tun. Ich mache ihnen auch Angst damit, weil ich nicht weine, weil ich weiter schwimmen gehe und ihnen sage, dass es mich nie interessiert hat, für jemanden zu sorgen, dass ich nicht weiß, ob ich ihn vermisse, da ich ja nie jemanden vermisse.