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Ich bin keine Mutter. Ganz sicher nicht. Wer möchte schon Mutter sein? Außer Leute, die alles falsch gemacht haben im Leben. Die in allen Angelegenheiten dermaßen gescheitert sind, dass sie sich nur so, durch ihre Mutterschaft, an der Welt rächen können. Manche Leute gehen so an die Sache heran. Frauen, die sich sagen, sie seien Mütter, weil sie Kinder haben. Männer mit demselben Frauenbild, all die netten Papas. Und dann gibt es natürlich noch Väter, die Mütter sein wollen, wie Laurent, um sich an den Frauen zu rächen, die gar keine sind, so wie ich. Mutter sein ist schlimmer als Frau sein. Es ist ein bisschen wie Haushälterin. Oder Hündin. Nur schlimmer. Da ist Böswilligkeit im Spiel. Man muss nur auf Instagram gehen. Oder Zug fahren und sich die Mütter ansehen, wie sie ihre Kinder hätscheln, wegen jeder Kleinigkeit rumnerven, sich wichtigtun wegen des kleinen Anteils sadistischer Macht, den ihre Mutterschaft ihnen beschert. Die Gedemütigte wird zur Demütigerin, ein bisschen wie das Verhältnis von Proletariern zu Subproletariern, zumindest in der Theorie. Wenn Leute glauben wollen, Frauen hätten eine besondere Verbindung zum Mond, zur Natur, zum Instinkt und blieben deswegen an die Materie gebunden und müssten dem Sein entsagen, dann ist das ihre Sache. Mich interessiert das alles nicht. Es gibt keine Mutter. Die Mutter als Status, als Identität, als Macht oder Anti-Macht, als Herrschaftsposition, als Opfer und Henkerin. Diese Dinge gibt es nie. Es gibt Liebe, und Liebe ist etwas ganz anderes. Liebe braucht nicht mal Gegenliebe, verlangt nichts, Liebe weiß, was sie ist, und zweifelt nie, weiß, dass Strafen nichtig sind und sie nicht betreffen, unwirksam bleiben, weil die Gewalt nur den betrifft, der sie ausübt. Mein Sohn versteht das alles sehr gut. Er ist noch klein, aber ein guter Mensch, mein Sohn.