14
Hannah
N och im Laufen öffnete ich den Reisverschluss des taillenhohen Bleistiftrocks und zog ihn mir über den Hintern und die Beine. Es war ein mieser Tag gewesen. Ein richtig, richtig mieser Tag.
Nachdem ich wieder nüchtern gewesen war, hatte ich lange über die Worte meiner Schwester nachgedacht. Ich war zu dem Entschluss gekommen, dass ich ihn ziehen lassen musste. Dringend. Da meine Gefühle für ihn niemals erwidert werden würden, wäre alles andere aussichtslos und verschwendete Zeit. Im Grunde durchlebte ich die normalen Phasen und Zweifel die eine Frau am Anfang einer Beziehung beschlichen. ›Welcher Anfang?‹, murmelte der Teufel höhnisch.
Ich atmete auf, als sich die Bluse, welche ich in Rot passend zum Rock, getragen hatte, locker um meinen Körper schmiegte. Sie war lang und luftig, dass sie gerade so meinen Po bedeckte. Als würde es zur Routine werden, griff ich nach einer Flasche Wein und goss ihn in ein Glas, ehe ich meine Schwester anrief.
»Melissa Stone.«
»Ich bin’s!«
»Hi. Alles klar?«, fragte sie.
»Geht so«, murmelte ich an meinem Wein nippend. »Du kannst stolz auf mich sein!«
»Ach?« Ich sah förmlich vor mir, wie ihre Braue in die Höhe schoss. »Weil?«
»Er schreibt mir. Ich reagiere nicht!«
Sie wusste sofort, worüber ich sprach. »Wie lange schon?«
»Seit wir uns an dem einen Nachmittag mit billigen Mojitos betrunken haben!«
»Das ist fünf Tage her!«, stellte sie fest.
»Ja.«
»Und seit dem Tag antwortest du ihm nicht?«
»Richtig. Und ich geh auch nicht ans Telefon!«
»Was? Warum?«
»Weil«, erklärte ich tief seufzend, »weil es nichts bringt!« Wollte ich hier meine Schwester überzeugen oder mich selbst?
»Moment mal Stone!«, rief sie und schien sich aufrecht hinzusetzen, weil ihre Stimme plötzlich klarer klang. »Der Mann sagt dir, er kann nur noch an dich denken. Er ruft dich an, schreibt dir Nachrichten und du antwortest nicht. Er bettelt um deine Aufmerksamkeit, und deshalb ignorierst du ihn jetzt?«
Gut, wenn sie das so formulierte, dann klang es ein wenig ... kindisch. »Zusammengefasst ...!«
Sie stöhnte in das Telefon. »Gott, du bist wirklich dumm!«
»Hey! Pass auf, was du sagst«, brummte ich mies gelaunt in den Hörer.
»Na ist doch so!« Melissa schnaubte laut. »Er sagt dir ... all diese schönen Dinge, und du bekommst Panik? Ernsthaft? Was kann denn jetzt noch schlimmer werden, als es eh schon ist?« Sie kaute auf irgendwas herum. »Ich meine, sein Schwanz war doch schon in dir.«
»MELISSA!«
»Also Frau Idiotin! WARUM frag ich mich?«
»Ja«, murmelte ich und seufzte tief. »Es ist falsch. Darum antworte ich ihm nicht.« Erzähl ihr doch einfach, dass du eifersüchtig bist.
»Was hat er denn geschrieben oder gesagt?«
Nun, ob ich das wirklich erzählen wollte, das wusste ich nicht. Ich hatte nicht so weit gedacht, dass Melissa – obwohl ich sie hätte besser kennen sollen – danach fragen würde.
Ich war hin und her gerissen, ob ich diese kleine Information teilen wollte, denn Adam hatte mir geschrieben.
Mehrmals.
Am Anfang hatte er nur wissen wollen, ob es mir gut ging und was ich so tat. Dann schickte er mir eines dieser witzigen Bildchen, von denen er sich sicher war, dass es mich zum Lachen bringen würde. Damit hatte er zwar Erfolg, aber ich blieb weiterhin still. Als ich darauf nicht reagierte – auch nicht, nachdem ein bisschen Zeit vergangen war -, rief er mich an. Natürlich nahm ich nicht ab, denn ich hatte ja nur wenige Stunden vorher beschlossen, dass es keine gute Idee war, sich weiter in die Sache mit Adam zu verrennen. Daraufhin bekam ich Nachrichten, in denen er mich fragte ›Was zur Hölle ist los?!‹.
Ich ignorierte sie.
Fairnesshalber sollte man dazu sagen, das Mr. Moore nicht wusste, was ich gesehen hatte. Und dass er nicht wusste, was ich fühlte.
Als ich nach der nachmittäglichen Mojito Session mit Melissa nach Hause gekommen war, hatte ich ihn gegoogelt. Ihn und das Surfen. Zwar war ich betrunken gewesen, aber mein Kopf war dennoch klar genug, um aufzunehmen, was sich vor mir erstreckte .
Als eines der sieben Milliarden Ergebnisse war ein Video aufgetaucht. Ein Film, der ihn beim Surfen zeigte. Erst als ich ihn fast komplett durchgesehen hatte, verstand ich, dass es eine Aufnahme von dem Unfall war. Adam stand am Anfang sicher und gut trainiert auf dem Board. Er lachte sein strahlendes Zahnpastalächeln, er war dunkelbraun gebrannt und seine Haare standen in allen Richtungen, in sämtlichen Farbtönen von blond bis dunkel zerzaust ab. Schemenhaft konnte ich erkennen, dass einzelne Tropfen des Wassers auf seiner Brust schimmerten, als er aufs Brett stieg.
Und dann wurde es schrecklich. Es war entsetzlich mit anzusehen, wie die Menge jubelte und dann auf einmal verstummte. Nur noch das Rauschen der Wellen, und die schwache Stimme des Kommentators waren zu hören. Es war in schlechter Qualität, da es vermutlich mit einer Handykamera gedreht wurde. Aber es zeigte alles Relevante.
Das war der erste lähmende Schock, den ich erlitten hatte und der mich einige Tränen gekostet hatte.
Der zweite Clip stammte aus der Zeit, in der er die Klinik verlassen hatte. Ebenfalls von einem seiner Fans aufgenommen. Offensichtlich Wochen nach dem Unfall. Seine Haut war blass, das Gesicht eingefallen. Eine schwach lächelnde Kelly stand hinter ihm und schob den Rollstuhl. Ihre Augen waren so voller offensichtlicher Zuneigung für diesen Mann, dass es mir die Luft abschnürte. Es stand deutlich in ihrem Gesicht, dass sie zu jenem Zeitpunkt schon miteinander im Bett gewesen waren. Nicht nur die ehrlichen Gefühle, sondern auch jener spezielle Glanz, den ein Mensch empfand, wenn er sich verliebt hatte und befriedigt war, zog sich über ihr Gesicht. Eifersucht durchströmte mich. Sie ergriff von mir Besitz und streute ihr Gift wie verheerende Krebszellen in meine Adern. Bis jetzt. Sie ging nicht mehr, wurde zu meinem Schatten und pikte mich, wann immer sich die Gelegenheit bot, schmerzhaft in mein Herz. Natürlich war es nicht rational, denn ich hatte kein Recht sie zu empfinden, aber davon wollte mein Herz nichts wissen. Als mir klar wurde, dass meine Gefühle schon so fortgeschritten waren, dass ich an dieser Empfindung der Missgunst zugrunde gehen würde, war ich gelähmt.
Ich schaltete von der lebhaften Hannah Stone in den Autopilotenmodus.
In jenem Moment beschloss ich, dass ich mich von ihm fernhalten würde, denn wenn jemand diese schwere Zeit, all diese Wochen und für die Dauer des Genesungsprozesses an seiner Seite gewesen war, dann hatte er ihn verdient. Kelly war ein fabelhafter Mensch. Ich erkannte, dass meine Mutter sich andernfalls für mich schämen würde. Wenn ich seiner Physiotherapeutin ihr Glück nicht gönnen würde.
Mühsam unterdrückte ich die fast überkochende Eifersucht erneut und zwang mich in den Autopilotenmodus zurück.
»Erde an Hannah. Erde an Hannah!«, hörte ich die Stimme meiner Schwester aus der Ferne zu mir hindurchdringen.
»Ich ... Sorry. Was?«
Sie schmunzelte. »Wohin bist du jetzt abgetaucht?«
»Entschuldige. Nicht wichtig. Also was?«, fragte ich abermals und lenkte von der schmerzhaften Erinnerung ab.
Es funktionierte.
Fast.
»Du gefällst mir gar nicht. Ist alles in Ordnung?«
»Aber sicher!«, antwortete ich betont fröhlich. Wieso hatte ich sie gleich noch mal angerufen ?
»Hannah, hör auf mich zu verarschen. Was ist hier los?«
»Ich bin einfach nur eifersüchtig!«, gestand ich leise. »Außerdem weiß ich, dass ich ihn ziehen lassen sollte, aber ich kann es einfach nicht.« Das war die Wahrheit. Die dunkle, fiese Wahrheit. Es brächte nicht einmal etwas, wenn ich mir die Worte ›lass ihn in Ruhe‹ auf die Hand tätowieren würde. Ich spürte, wie die Tränen mir die Kehle zuschnürten. Ich hasste es zu weinen.
»Bist du?« In ihrer Stimme schwang Hoffnung mit. »Dann lass ihn nicht gehen!«
Ich beschloss, den ersten Teil des Satzes zu ignorieren. »Leider ja.«
»Das ist gut!«
»Nein, ist es nicht!«
»Spinnst du?«, rief sie aufgebracht in den Hörer. »Endlich lässt dich wieder jemand fühlen!«
Gut, damit hatte sie recht. Es war wahr. Endlich war da wieder jemand, der mich empfinden ließ. Ernste Gefühle. Nicht so ... halbherzige Angelegenheiten, wie sie die letzten Jahre stattgefunden hatten. Allerdings überwog momentan der Schmerz. Nur bevor ich das zugab, würde ich mir eher ein Bein amputieren.
»Wieso bist du eifersüchtig?«, stichelte sie weiter, ehe ich antworten konnte.
»Er hatte Sex mit ihr.«
Ihr leises Lachen prasselte wie Nadelstiche auf mich ein. »Natürlich. Die beiden sind zusammen, Hübsche!«
»Arschloch!«
»Woher weißt du eigentlich, dass sie vor Kurzem Sex hatten?«
»Vor Kurzem? Nein. Damals, als er aus der Reha entlassen wurde. Da hatten sie definitiv vorher Sex!«
Meine Schwester lachte schallend.
»Vielen Dank auch«, nuschelte ich in den Hörer. »Auf wessen Seite stehst du eigentlich?«
»Auf deiner«, antwortete sie, ohne zu zögern. »Aber sie sind eben ein Paar!«
»Ich weiß«, wisperte ich ergeben. Meine Stimme brach erneut. Plötzlich war ich am Ende meiner Kräfte. »Und ich plane ihre Hochzeit.«
»Oh Baby!«, flüsterte Melissa auf jene Art resignierend, wie nur ein Mensch, dessen Liebe du besitzt, empfinden konnte. »Scheiße!«
»Ein wenig«, schniefte ich und zwang mich die Tränen zu unterdrücken. »Also wunder dich nicht, wenn ich ein wenig die Autopiloten Hannah bin, okay?«
»Geht klar, Süße!«, antwortete sie traurig. »Verflucht, echt. Sollen wir am Wochenende mal einen Mädelsabend planen?«
Wieder schniefte ich. Als würde das irgendetwas helfen. »Das wäre glaube ich toll«, sagte ich tief durchatmend.
»Gott, dieser Wichser!«, rief sie plötzlich. »Morgen ist das Interview! Ich werd ihm seinen Scheißsurferarsch aufreißen«, schnaubte sie. »Der kann was erleben!«
»Hör auf, Melissa!«, flüsterte ich. »Das bringt nichts!« Ich fuhr mir mit der Hand undamenhaft über das Gesicht. »Und unprofessionell ist es auch!«
Sie schien kurz zu überlegen. »Okay, Baby. Pass auf! Ich muss jetzt zu einer Benefiz-Sportveranstaltung. Aber am Wochenende ziehen wir beide Mal wieder so richtig um die Häuser, okay? Wir brezeln uns auf, tragen Zehn-Zentimeter-Highheels und flirten, was das Zeug hält, ja? Und dann verdrängen wir diesen Scheißkerl aus deinen Gedanken!«
Schwerfällig schluckte ich den Kloß in meinem Hals. »Ich glaube, das wäre sehr gut!«
»Geh nicht unter, Baby, Wonder Woman rettet dich!« Damit entlockte sie mir ein Kichern, welches in Schluckauf endete. Wann war eigentlich alles so schwer geworden?
»Wir telefonieren morgen noch mal, ja?«
»Okay. Bis morgen und schönen Abend!«, antwortete ich.
Das ganze Ausmaß meiner Verzweiflung, meines ganzen Sehnens, war mir erst durch dieses kurze, eigentlich nichtssagende und dennoch unfassbar gewichtige Gespräch bewusst geworden. Die Eifersucht war ein rasendes, brechendes Gefühl, das mich fast in die Knie zwang. Melissa hatte recht, wenn sie mich darauf hinwies, dass, auch wenn es schreckliche, schlimme, ganz furchtbare Empfindungen waren, die positive Seite überwog.
Und obwohl ich den Eindruck hatte, ich würde daran zerbrechen, stimmte das nicht.
Denn alles was uns beschäftigt, und sei es noch so negativ, hält uns am Leben.
D as schrille Klingeln an der Tür riss mich aus meinen Gedanken. Seit ich das Gespräch mit Melissa beendet hatte, stand ich in der Küche, bewegte mich nicht vom Fleck und starrte auf mein Glas. Während ich noch darüber nachdachte, ob ich den Eindringling in meine Ich-bemitleide-mich-selbst-Welt einfach ignorieren sollte, drückte derjenige, der auf der anderen Seite stand, erneut auf den Knopf. Und zwar konstant. Ohne Unterbrechung .
»Herrgott, kann man nicht ein Mal seine Ruhe haben?«, rief ich sauer und riss die Türe auf.
»Nein, kannst du nicht!«, knurrte Adam offenbar verstimmt und drängelte sich an mir vorbei. Perplex sah ich ihn an. Seine Augen funkelten genauso kampflustig wie meine. Seufzend ließ ich ihn das kurze Blickduell gewinnen und schloss die Türe.
»Was willst du hier?«, fragte ich und ging in Richtung Küche.
Wein. Wein würde mir helfen.
»Echt jetzt?«, murmelte er und ich hörte, wie er mir hinterherkam. »Du ignorierst mich seit Tagen. Mal wieder.« Er lehnte sich an die Küchentheke und verschränkte die Arme vor der Brust. So, dass sich das schwarze Shirt fast anmaßend sexy um seinen Bizeps spannte.
Ich hasste das Ziehen, das er trotz meiner Vorsätze in meinem Unterleib auslöste. Arschloch!
Natürlich ignorierte ich ihn.
»Ist dir aufgefallen, was?«, zickte ich ihn an und nahm einen großen Schluck aus meinem Glas. Himmel bist du erbärmlich.
»Verflucht Hannah, was ist hier los?«, fragte er mich nun etwas ruhiger. Jedoch verschwand die lässige Körperhaltung. »Ich fühle mich in der Zeit zurückversetzt, denn diese Scheiße hatten wir doch erst vor zwei Wochen!«
»Du wirst heiraten!«, keifte ich das Offensichtliche. Es tat gut, ihm diesen Mist an den Kopf zu knallen. Wenigstens besaß er den Anstand, schuldbewusst zusammenzuzucken.
»Das ist aber nicht neu«, sagte er leise, sich bewusst, dass er meine Wut damit nicht abkühlte. Gequält schloss er die Augen, kniff sich in den Nasenrücken und holte anschließend tief Luft. Mit seiner weichen Hand fuhr er sich in den Nacken und rieb darüber. Die Bewegung verströmte noch mehr vom Geruch seines Aftershaves. Der Gedanke, dass Kelly es jeden Tag riechen durfte, brachte mich fast zum Würgen. »Was ist hier los, Hannah?« Da ich wieder so in Gedanken gewesen war, hatte ich nicht kommen sehen, dass er sich auf mich zubewegte. Nun stand er direkt vor mir und ich ließ die Schultern hängen. Eigentlich sollte er doch gar nicht merken, was hier los war. Eigentlich ... sollte er sich einfach von mir fernhalten.
»Was ist los, Baby?«, stellte er die Frage erneut und hob mit seinen leicht rauen Fingerspitzen mein Kinn an. »Sag es mir, Hannah, ansonsten kann ich dir nicht helfen.«
Mein Blick heftete sich auf sein Gesicht. Er sah müde aus und das Blau seiner Augen wirkte leer.
»Du schläfst mit ihr«, wisperte ich gebrochen. »Und ich kann nichts dagegen tun.« Da sich meine Augen mit Tränen füllten und kurz davor waren, überzulaufen, wandte ich den Blick ab.
»Oh Baby!«, hauchte er, legte vorsichtig beide Hände an mein Gesicht und zog beschützend, mich an seinen Oberkörper. Als meine Wange seine vom Stoff überzogene Brust berührte, kullerten die Tränen.
Binnen Sekunden war sein Shirt durchnässt. »Scheiße!« Fest drückte er mich an sich und sein Duft umwebte mich. Wie weiche Federn lullte er mich ein.
»Ich will nicht, dass du mit ihr schläfst«, sagte ich wenig damenhaft schniefend. »Ich will nicht, dass du sie berührst« Diese Worte auszusprechen presste mir die Lungen zusammen wie eine verdammte Luftpumpe.
Adam gab mir einen Kuss auf den Scheitel. Tief seufzte er.
»Ich schlafe nicht mit ihr«, gestand er schließlich kaum hörbar. Durch mein Geheule war ich mir nicht sicher, ob ich ihn richtig verstanden hatte. Ich drückte mich leicht von seiner Brust ab.
»Was?«, fragte ich nach und Adam ließ seinen Blick über mein verheultes, geschwollenes Gesicht gleiten.
»Ich schlafe nicht mehr mit ihr. Schon seit einigen Wochen nicht.«
Meine Augen weiteten sich, und meine Unterlippe bebte, als er fortfuhr: »Nicht mehr, seit das mit dir ...«
Diese wenigen Worte, die er ausgesprochen hatte, bewirkten, dass die beißende Eifersucht ganz plötzlich zurückwich, und das Elixier der warmen, einzigartigen Liebe durch mich hindurchfloss. Die Tränen versiegten und ich atmete tief durch. Erlaubte mir jetzt vollends zu genießen, dass sein Duft durch mich hindurchströmte und einen Punkt auf die Erinnerungsliste der wundervollsten Dinge hinzufügte, die ich je erlebt hatte.
»Ah, da ist sie ja wieder!«, murmelte er lächelnd und schob seine Hand durch mein Haar in meinen Nacken und drückte mich weiterhin an sich.
Nachdem ich es kurz genossen hatte, stemmte ich mich leicht gegen ihn. »Es tut mir leid«, sagte ich schließlich und das weiche Lächeln, das seinen Mund umspielte, brannte sich in mein Herz. »Aber?«
»Alles gut, Baby«, erwiderte er und griff mit seinem Zeigefinger unter mein Kinn und drückte mir einen leichten Kuss auf die Lippen. »Jetzt habe ich dich ja wieder. Mit dem bisschen Eifersucht komm ich klar.«
Müde lächelte ich. Würde ich damit klarkommen? Wäre es für mich in Ordnung ständig dieses miese Gefühl zu empfinden?
»Nicht wieder zurückziehen, Hannah!«, wies er mich sanft zurecht und ließ seine Finger über meine Wangen wandern. »Hast du Lust auf ein Date mit mir?«, fragte er mich jetzt und erstaunt sah ich ihn an.
»Date?«
»Ja, hier! Wir essen zusammen und dann sehen wir uns einen Film an?«
»Du willst mit mir kochen?«, vergewisserte ich mich und er nickte leicht.
»Aber klar, solange es mit Fleisch ist.«
Ich lachte auf. »Was?« Abwehrend hob er die Hände. »Stell nicht meine Männlichkeit infrage, in dem du mich zwingst Zucchini oder so was zu essen, Babe!«
Auf einmal war alles wieder so leicht zwischen uns, wie vor meinem Eifersuchtsanfall.
Nachdem wir uns Tagliatelle mit Pfifferlingen und Rinderfilet zubereitet hatten, saßen wir vor dem Fernseher und Adam hielt die Fernbedienung in der Hand. Er lag halb schräg auf meinem Sofa und ich vor ihn gekuschelt. Gerade schimpfte er vor sich hin, dass meine Blue-Ray-Auswahl für ›Mädchen‹ war und er unbedingt ein bisschen mehr männliches Flair in die Sammlung bringen musste. Ich lag einfach nur entspannt vor ihm, kuschelte mich an seinen warmen, weichen Körper und grinste. Er war so süß, wenn er sich gespielt verzweifelt darüber aufregte, dass es nichts Anständiges zu sehen gab, ehe er bei einem alten Western hängen blieb.
»Bud Spencer? Ernsthaft?«, fragte ich ihn und hob eine Braue.
»Baby, das ist ein Klassiker, mein Herz bricht, wenn du das so ... runtermachst!« Dramatisch griff er sich an seine Brust und legte dann die Hand auf die Wölbung meiner Hüfte. Er verschob den Stoff meiner roten Bluse ein wenig und tanzte mit seinen Fingern nun über meine nackte Haut. Ich genoss unser Geplänkel.
»Pretty Woman ist auch ein Klassiker, zwing ich dich deshalb, ihn mit mir anzusehen?«, setzte ich entgegen und das unwiderstehliche sexy Grinsen schlich sich auf seine Lippen.
»Julia Roberts, richtig?«
»Jepp«, sagte ich nickend und beobachtete, wie Bud und Terence gerade irgendeinen Typen vermöbelten.
»Sie ist heiß. Ich mag ihren Mund«, antwortete er schulterzuckend. »Also, wenn du ihn sehen willst, Baby?«
Irrationalerweise durchzuckte mich erneut Eifersucht. Himmel, das war eine Schauspielerin. Niemals würden sich die beiden kennenlernen. Das war doch alles total irre. »Danke nein. Ich will ihn nicht sehen«
»Was, wegen des Mund Kommentars?«
»Ich kann nie wieder ihr Lächeln genießen, weil ich ab jetzt daran denken muss, wie du gerne deinen Schwanz in ihren Mund schieben willst!«, sagte ich und stöhnte verzweifelt auf. »Danke, Adam, danke, dass du mir einen meiner Lieblingsfilme zerstört hast.«
»Hey, das mit dem Schwanz und dem Mund, das kam von dir.« Heiser lachte er, und ich spürte seinen Kuss auf meinem Haar. »Ich meinte einfach nur, dass ich ihr Lächeln hübsch finde!«
»Aber sicher. Was ist denn dein Lieblingsfilm?«, fragte ich ihn, um diese Diskussion über Julia Roberts Mund zu beenden.
»Ganz klar. Keine Diskussion. Star Wars!«
»Echt jetzt? Das ist totaler Fake!«
»Das sind deine Liebesschnulzen auch!«
»Aber sie sind wenigstens schön. Und romantisch. Mit Happy End!«
»Gibt’s bei Star Wars doch auch, denn immerhin findet ja Luke seinen Vater!« Das brennende Gefühl seines Fingers, der weiterhin Kreise auf meiner Haut malte, lenkte mich ein wenig ab. Eine winzige, unschuldige Berührung, die mich in den Wahnsinn trieb. Das war nicht gut.
»Okay, vielleicht haben wir filmtechnisch einfach nicht den gleichen Geschmack«, nuschelte ich und rollte die Augen, als die beiden Fernsehriesen sich jetzt selbst beweihräucherten, wie gut sie die anderen Typen doch vermöbelt hätten.
»Glaub ich nicht.« Seine Stimme klang nachdenklich. »Wie stehst du zu James Bond?«
»Die Alten oder die Neuen?«
»Spielt das eine Rolle?«, fragte er.
»Selbstverständlich!«
»Dann die Neuen inbegriffen!«
»Okay«, sinnierte ich und drehte mich halb in seinen Armen. Adam legte sich auf den Rücken und ich kuschelte mich an seine Seite. Schob eines meiner Beine angewinkelt über seine, legte meinen Kopf in die Mulde zwischen seinem Arm und seiner Brust, und meine Hand ruhte über seinem Herzen. »Also, wenn Daniel Craig da mit reinfällt, dann find ich James Bond ziemlich toll!«
»Du stehst auf den Typ?«
»Ich steh auf Männer in Anzügen«, stellte ich klar. »Das ist ein Unterschied!«
»Also stehst du auch auf mich?«
Wusste er das etwa nicht? »Naja, du trägst gerade keinen Anzug, oder?« Gespielt nachdenklich runzelte ich die Stirn. Adam riss empört den Mund auf.
»Du ziehst diesen Craig-Typen mir vor?«, fragte er und das amüsierte Funkeln, das durch seine Augen zog, wärmte mich von innen.
»Na ja«, begann ich. Der Arm, den er über meinen Rücken zu meiner Taille geschlungen hielt, festigte sich. »Also ...«
»Also was?«
»Also, ich sag mal so, wenn ich ihn treffen würde und du im selben Raum wärst ...«
»Ja?«
»Moment, Zwischenfrage, hast du einen Anzug an?«, zog ich ihn grinsend auf.
»Wenn ich dann diesen Typen aussteche, ja!«
»Mh!«
»Hannah!«
»Okay, okay«, sagte ich laut lachend, als ich sein empörtes Gesicht sah. Leicht streckte ich mich und strich mit meinen Lippen über seine. »Ich würde dich nehmen!«
»Puh!« Seufzend stieß er die angestaute Luft aus. »Und ich dachte schon, ich kann nie wieder James Bond gucken!«
Sanft erwiderte er den Kuss, und als er mit seiner Zunge in meinen Mund glitt, wurde mir bewusst, dass es wirklich so war.
Egal welcher Mann mit im Raum war, egal wie er aussah, ich hätte Adam gewählt.